Heinrich von Gagern

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Heinrich von Gagern, (Foto von Jacob Seib, 1848)

Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern (* 20. August 1799 in Bayreuth; † 22. Mai 1880 in Darmstadt) war ein liberaler deutscher Politiker zur Zeit der national-liberalen Märzrevolution und des Vormärz.

Familie

Heinrich von Gagern war einer von sechs Söhnen des Politikers, Staatsmanns und Kulturhistorikers Hans Christoph Ernst Freiherr von Gagern. Sein Bruder Friedrich von Gagern fiel als General des Deutschen Bundes 1848 beim Vorgehen auf den Heckerzug im Gefecht von Kandern. Sein Bruder Maximilian von Gagern war nassauischer Politiker und Diplomat. Er war im Rahmen der Märzrevolution unter anderem Mitglied des Siebzehnerausschusses.

Leben

Karikatur auf die Nationalversammlung. Von links: Gagern, von Soiron, Welcker und Bassermann.
Datei:DSCF1187.JPG
Gedenktafel an der Frankfurter Paulskirche

Er besuchte das Gymnasium Philippinum in Weilburg. Nach dem Abitur besuchte Gagern eine Kadettenanstalt in München und trat 1814 in den nassauischen Militärdienst ein, wo er an den Befreiungskämpfen teilnahm, unter anderem an der Schlacht bei Waterloo. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er ein Mitgründer der lokalen Burschenschaft war (1816-1817), sowie in Göttingen (1817-1818), an der Universität Jena (1818-1819) und in Genf (1819), trat Gagern 1821 als Hofgerichtsakzessorist in den Staatsdienst von Hessen-Darmstadt ein. 1824 wurde er Regierungsassessor, 1829 Regierungsrat.

1832 wurde er in die zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen gewählt. Aufgrund seiner politischen Haltung wurde er ein Jahr später aus dem Staatsdienst ausgeschlossen, lebte fortan als Grundbesitzer in Auerbach und betätigte sich als politischer Publizist. Ab 1846 gehörte Gagern dem Hallgartenkreis um Johann Adam von Itzstein an. 1847 war er neben Karl Mathy und Georg Gottfried Gervinus einer der Gründer und Herausgeber der Deutschen Zeitung.

1848 gehörte er dem Vorparlament an und wurde Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung für den Wahlkreis Zwingenberg. Er gehörte der Casino-Fraktion an. Am 19. Mai 1848 wurde er 1. Präsident der Frankfurter Nationalversammlung. Bereits seit dem 5. März 1848 war er Ministerpräsident von Hessen-Darmstadt. Von diesem Amt trat er mit der ersten Wiederwahl als Präsident der Nationalversammlung am 31. Mai 1848 zurück.

Gagern konzipierte wesentlich die Politik der Nationalversammlung, die eine konstitutionelle Monarchie unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. vorsah. Am 17. Dezember 1848 wurde er zum Reichsministerpräsidenten bestellt und amtierte sowohl als Reichsinnen- und Reichsaußenminister. Von diesem Amt trat er am 10. Mai 1849 zurück, als absehbar war dass die Politik der gemäßigten Liberalen endgültig gescheitert war, das Paulskirchenparlament unter monarchischem Druck Auflösungserscheinungen zeigte und eine Radikalisierung die Folge war. Am 24. Mai 1849 legte er auch sein Abgeordnetenmandat nieder. Nach der Auflösung der Nationalversammlung unterstützte er im Gothaer Nachparlament und im Erfurter Unionsparlament die preußische Unionspolitik.

1850 nahm er als Major am Schleswig-Holsteinischen Krieg teil. 1862 war Gagern Gesandter Hessen-Darmstadts in Wien, 1866-1872 gehörte er erneut der hessischen zweiten Kammer an.

Ehrungen

Heinrich von Gagern wurde als einflussreichster und einer der populärsten Paulskirchenpolitiker am 29. März 1849 zum Ehrenbürger von Berlin und am 12. April 1849 zum Ehrenbürger von Braunschweig ernannt. Noch heute tragen mehrere Straßen und Schulen in Deutschland seinen Namen.

Siehe auch

Literatur

  • G. Kaufmann: Gagern, Heinrich Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 654–676.
  • Frank Möller: Heinrich von Gagern. Eine Biographie. Habilitationsschrift, Universität Jena 2004
  • Frank Möller: Heinrich von Gagern. Charisma und Charakter, in: Ders (Hg.): Charismatische Führer der deutschen Nation. München 2004, S. 43-62
  • Paul Wentzcke: Gagern, Heinrich Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 32–36 (Digitalisat).
  • Paul Wentzcke: Heinrich von Gagern. Vorkämpfer für deutsche Einheit und Volksvertretung. Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1957