Heinrichit

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Heinrichit
Heinrichit aus dem Schmiedestollen bei Wittichen, Baden-Württemberg (Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Hrc[1]

Andere Namen
  • Arsenouranocircit
  • Uranosandbergit
Chemische Formel Ba(UO2)2(AsO4)2·10H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.20a
VII/E.01-120

8.EB.05
40.02a.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe P2/c (Nr. 13)Vorlage:Raumgruppe/13[4]
Gitterparameter a = 7,1548 Å; b = 7,1340 Å; c = 21,290 Å
β = 104,171°[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Häufige Kristallflächen {001}, {100},{110}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen: nicht definiert; berechnet: 3,61[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, deutlich nach {100}[5]
Bruch; Tenazität spröde
Farbe gelb bis gelbgrün
Strichfarbe hellgelb, fast weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis Perlmuttglanz
Radioaktivität mittelstark alphastrahlend
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,605
nε = 1,573[6]
Doppelbrechung δ = 0,032[6]
Optischer Charakter einachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten giftig
Besondere Merkmale fluoreszierend

Heinrichit (auch Arsenouranocircit oder Uranosandbergit) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ba(UO2)2(AsO4)2·10H2O[2] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Barium-Uranyl-Arsenat.

Heinrichit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt durchsichtige bis durchscheinende Kristalle und blättrige Aggregate von gelber bis gelbgrüner Farbe und einem glas- bis perlmuttähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt Heinrichit einen hellgelben bis fast weißen Strich.

Mit einer Mohshärte von 2,5 gehört Heinrichit noch zu den weichen Mineralen und lässt sich etwas leichter als das Referenzmineral Calcit mit einer Kupfermünze ritzen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckt wurde Heinrichit 1958 in der „White King Mine“ in Lakeview (Lake County, Oregon, Vereinigte Staaten). Da zur Bestimmung des Minerals aber auch Proben aus der „Grube Anton“ im wittichener Heubachtal (Baden-Württemberg) herangezogen wurden, gilt auch dieser Ort als Typlokalität.

Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte noch im Fundjahr durch Eugene B. Gross, Alice S. Corey, Richard S. Mitchell und Kurt Walenta, die es zu Ehren des US-amerikanischen Mineralogen und Professors der University of Michigan, Eberhardt William Heinrich (1918–1991), nach diesem benannten.

Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA unter der Katalog-Nr. 121950 aufbewahrt.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz gehörte der Heinrichit zur Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“ (genauer zur Familie der Uranyl-Phosphate, -Arsenate und -Vanadate), wo er zusammen mit Autunit, Bassetit, Fritzscheit, Kahlerit, Kirchheimerit, Natrouranospinit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Uramphit, Uranocircit, Uranospathit, Uranospinit und Zeunerit die „Uranit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/D.20a bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/E.01-120. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Uranyl-Phosphate/Arsenate und Uranyl-Vanadate mit [UO2]2+-[PO4]/[AsO4]3- und [UO2]2+-[V2O8]6-, mit isotypen Vanadaten (Sincosit-R.)“, wo Heinrichit zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Kahlerit, Natrium-Autunit, Nováčekit, Rauchit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranocircit, Uranospinit, Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/E.01 bildet (Stand 2018).[8]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Heinrichit ebenfalls in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis vom Uranyl-Komplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Autunit, Kahlerit, Kirchheimerit, Metarauchit, Nováčekit-I, Nováčekit-II, Saléeit, Torbernit, Uranocircit-I, Uranocircit-II, Uranospinit, Xiangjiangit und Zeunerit die „Autunitgruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Heinrichit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort in die Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc.“. Hier ist er nur zusammen mit Metaheinrichit in der unbenannte Gruppe 40.02a.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit der allgemeinen Zusammensetzung A2+(B2+)2(XO4)·x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrichit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/c (Raumgruppen-Nr. 13)Vorlage:Raumgruppe/13 mit den Gitterparametern a = 7,1548 Å; b = 7,1340 Å; c = 21,290 Å und β = 104,171° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der in der Verbindung enthaltenen Elemente Barium, Arsen und Uran ist Heinrichit hochgiftig, radioaktiv und krebserregend. Die spezifische Aktivität beträgt etwa 73,88 kBq/g[3] (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Das Mineral fluoresziert unter langwelligem und kurzwelligem UV-Licht in einem kräftig grünen bis grünlichgelben Farbton.

An der Luft dehydratisiert Heinrichit sehr schnell zu Metaheinrichit.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paragenese von Heinrichit (grün) und Abernathyit (hellgelb) aus Riviéral, Lodève, Hérault, Languedoc-Roussillon, Frankreich (Sichtfeld: 3 mm)

Heinrichit bildet sich als Sekundärmineral in der Oxidationszone von Uran-Lagerstätten. Begleitminerale sind neben Metaheinrichite noch Arseniosiderit, Erythrin, Nováčekit, Pitticit, Uraninit und Zeunerit.

Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2010) an rund 20 Fundorten nachgewiesen werden: Bei Kruth, Ébreuil, Lodève und Guéret in Frankreich; Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen in Deutschland; im griechischen Attika; im spanischen Katalonien sowie neben seiner Typlokalität Oregon noch in Utah in den USA.[10]

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da das Mineral hochgiftig, radioaktiv und krebserregend ist, insbesondere die beiden Stoffe Arsen und Uran reichern sich im Falle einer Aufnahme im Körper an, ist ein direkter Kontakt mit dem Mineral unbedingt zu vermeiden und nach Berührung sind die betroffenen Hautstellen gründlich zu waschen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eugene B. Gross, Alice S. Corey, Richard S. Mitchell, Kurt Walenta: Heinrichite and metaheinrichite, hydrated barium uranyl arsenate minerals. In: American Mineralogist. Band 43, 1958, S. 1134–1143 (englisch, rruff.info [PDF; 588 kB; abgerufen am 13. Oktober 2019]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 655 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinrichite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2019. (PDF 2672 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2019, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  3. a b David Barthelmy: Heinrichite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  4. a b c Andrew J. Locock, Peter C. Burns, Theodore M. Flynn: Structures of strontium- and barium-dominant compounds that contain the autunite-type sheet. In: The Canadian Mineralogist. Band 43, 2005, S. 721–733 (englisch, rruff.info [PDF; 432 kB; abgerufen am 13. Oktober 2019]).
  5. a b c Heinrichite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 13. Oktober 2019]).
  6. a b Heinrichite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 81 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 29. August 2019.
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 13. Oktober 2019 (englisch).
  10. Fundortliste für Heinrichit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 13. Oktober 2019.