Insizwait

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Insizwait
Mikroeinschlüsse von Insizwait (zinnweis) und Sobolevskit (grau) in einer Cubanit-Pentlandit-Chalkopyrit-Matrix (goldfarbig) aus der Lagerstätte Oktyabr'skoye nahe Norilsk, Putorana-Gebirge, Ostsibirien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1971-031[1]

IMA-Symbol

Isw[2]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.17-150

2.EB.05a
02.12.01.15
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol disdodekaedrisch; 2/m3
Raumgruppe Pa3 (Nr. 205)Vorlage:Raumgruppe/205
Gitterparameter a = 6,625 (natürlich); 6,7014(8) (synthetisch) Å[6][7]
Formeleinheiten Z = 4[6][7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 5,5[4] (VHN25 = 488–540, durchschnittlich 519 kg/mm2[6])
Dichte (g/cm3) berechnet: 12,8[6]
Spaltbarkeit nicht definiert
Farbe zinnweiß[4]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz

Insizwait ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung PtBi2[1] und damit chemisch gesehen Platindibismutid. Als enge Verwandte der Sulfide werden die Bismutide in dieselbe Klasse eingeordnet.

Insizwait kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form von winzigen, gerundeten Körnern bis etwa 120 μm gefunden werden. Das in jeder Form undurchsichtige (opake) Mineral ist von zinnweißer Farbe und zeigt auf den Oberflächen einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Darstellung der synthetischen Verbindung PtBi2 sowie die Entschlüsselung der Kristallstruktur gelang H. J. Wallbaum bereits 1943.[8]

Als natürliche Mineralbildung wurde Insizwait erstmals in einer Probe aus massivem Pyrrhotinerz entdeckt, die aus der Kupfer-Nickel-PGE-Lagerstätte Insizwa nahe dem „Waterfall-Gorge“ in der Lokalgemeinde Umzimvubu der südafrikanischen Provinz Ostkap stammte. Die Probe wurde von Professor D. L. Scholtz zur Verfügung gestellt, der 1936 auch die Geologie und Mineralogie der Lagerstätte beschrieben hatte.[6]

Die Erstbeschreibung von Insizwait erfolgte 1972 durch Louis J. Cabri und D. C. Harris, die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten.[6]

Das Typmaterial des Minerals wird im Geological Survey of Canada unter der Katalog-Nr. 10400 (CT) und in der Mineralogischen Sammlung des Canadian Museum of Nature in Ottawa (Kanada) aufbewahrt.[3]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist Insizwait noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.17-150. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Insizwait zusammen mit Aurostibit, Cattierit, Changchengit, Dzharkenit, Erlichmanit, Fukuchilit, Geversit, Hauerit, Kruťait (hier: Krutait), Laurit, Maslovit, Mayingit, Michenerit, Padmait, Penroseit, Pyrit, Sperrylith, Testibiopalladit, Trogtalit, Vaesit und Villamanínit die „Pyrit-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[4]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Insizwait in die allgemeinere Abteilung der „Metallsulfide mit M : S ≤ 1 : 2“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2, mit Fe, Co, Ni, PGE usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aurostibit, Cattierit, Dzharkenit, Erlichmanit, Fukuchilit, Gaotaiit, Geversit, Hauerit, Iridisit, Kruťait, Laurit, Penroseit, Pyrit, Sperrylith, Trogtalit, Vaesit und Villamanínit die „Pyritgruppe“ mit der System-Nr. 2.EB.05a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hauerit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Pyritgruppe (Isometrisch: Pa3Vorlage:Raumgruppe/205)“ mit der System-Nr. 02.12.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 2“ zu finden.

Der idealisierten (theoretischen) Zusammensetzung von Insizwait (PtBi2) zufolge besteht die Verbindung aus 31,82 Gew.-% Platin und 68,18 Gew.-% Bismut.

Die Ergebnisse der fünf Mikrosondenanalysen am Typmaterial von Insizwait aus Südafrika ergaben allerdings eine durchschnittliche Zusammensetzung von 36,06 Gew.-% Platin (Pt) und 52,02 Gew.-% Bismut sowie 12,88 Gew.-% Antimon, das einen Teil des Bismuts vertritt (Substitution, Diadochie).[6]

Bei der Analyse von Insizwaitproben aus dem Distrikt Sudbury, Kanada konnten zudem Fremdbeimengungen von 1,4 % Palladium (Pd), 0,17 % Nickel (Ni), 1,3 % Zinn (Sn) und 7,7 % Tellur (Te). Der Anteil von Antimon war dagegen mit 2,4 % eher gering (alle Angaben in Gew.-%).[3]

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insizwait kristallisiert kubisch in der Pyritstruktur in der Raumgruppe Pa3 (Raumgruppen-Nr. 205)Vorlage:Raumgruppe/205 mit dem Gitterparametern a = 6,625 Å (synthetisch 6,7014(8)) sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6][7]

Die Kristallstruktur von Insizwarit entspricht der Pyritstruktur, wobei Platin- anstelle der Eisenatome die Gitterplätze einer kubisch flächenzentrierten Elementarzelle besetzen und hantelförmige Bi2-Gruppen die Zwischengitterplätze. Die Hantelachsen sind jeweils in unterschiedlicher Orientierung parallel zu den 3-zähligen Drehachsen ausgerichtet, was der Grund für niedrigere Symmetrieklasse innerhalb des kubischen Systems ist.

Kristallstruktur von Insizwait
Farbtabelle: _ Pt 0 _ Bi

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insizwait bildet sich durch hydrothermale Vorgänge und findet sich in derben Pyrrhotinerzen. Als Begleitminerale treten neben dem Pyrrhotin noch weitere Sulfide wie Argentopentlandit, Chalkopyrit, Cubanit, Galenit, Mackinawit, Parkerit, Pentlandit und Sphalerit, Telluride wie Altait und Hessit, Bismutide wie Froodit sowie der zu den Oxiden zählende Magnetit und der als natürliche Legierung zu den Elementmineralen zählende Niggliit.[3]

Als seltene Mineralbildung konnte Insizwait nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 20 Fundorte dokumentiert sind.[10] Außer an seiner Typlokalität Insizwa nahe dem „Waterfall-Gorge“ am Ostkap fand sich das Mineral in Südafrika noch in der Platinmine Driekop im Distrikt Sekhukhuneland nahe Burgersfort sowie in der Lagerstätte Overysel und im Tagebau Sandsloot bei Mokopane in der Provinz Limpopo.

In Europa sind bisher keine Fundorte für Insizwait bekannt.

Weitere Fundorte liegen im Sudbury District und im Thunder Bay District in der kanadischen Provinz Ontario, den russischen Regionen Krasnojarsk (Sibirien), Chabarowsk und Transbaikalien (Ferner Osten) und der Republik Karelien (Nordwestrussland) sowie der Platinseife Fox Gulch am Salmon River (Bethel Census Area) in Alaska (USA).[11]

  • Louis J. Cabri, D. C. Harris: The new mineral insizwaite (PtBi2) and new data on niggliite (PtSn). In: Mineralogical Magazine. Band 38, 1972, S. 794–800 (englisch, rruff.info [PDF; 370 kB; abgerufen am 31. März 2020]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 58, 1973, S. 805–807 (englisch, rruff.info [PDF; 288 kB; abgerufen am 1. April 2020]).
Commons: Insizwaite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Insizwaite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 62 kB; abgerufen am 31. März 2020]).
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
  6. a b c d e f g Louis J. Cabri, D. C. Harris: The new mineral insizwaite (PtBi2) and new data on niggliite (PtSn). In: Mineralogical Magazine. Band 38, 1972, S. 794–800 (englisch, rruff.info [PDF; 370 kB; abgerufen am 31. März 2020]).
  7. a b Nathaniel E. Brese, Hans Georg von Schnering: Bonding trends in pyrites and a reinvestigation of the structures of PdAs2, PdSb2, PtSb2 and PtBi2. In: Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie. Band 620, Nr. 3, März 1994, S. 393–404, doi:10.1002/zaac.19946200302 (englisch).
  8. H. J. Wallbaum: Die Kristallstrukturen von Bi2Pt und Sn2Pt. In: Zeitschrift für Metallkunde. Band 35, 1943, S. 200–201.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Fundortliste für Insizwait. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 1. April 2020.
  11. Fundortliste für Insizwait beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 1. April 2020.