Jérémy Clapin

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Jérémy Clapin

Jérémy Clapin (* 13. Februar 1974 in Paris)[1] ist ein französischer Animator und Filmregisseur.

Clapin studierte bis 1999 Animation und Illustration an der École nationale supérieure des arts décoratifs (ENSAD) in Paris,[2] wobei er neben seinem Studium als Tennislehrer tätig war. Nach Ende seines Studiums, das er unüblich nicht mit einem Animationsfilm abschloss, war er zunächst als Illustrator und Animator tätig.[3]

Im Jahr 2004 erschien sein erster Kurzanimationsfilm Une histoire vertébrale, eine Liebesgeschichte ohne Worte, bei der ein Mann und eine Frau mit ungewöhnlich verkrümmten Oberkörpern über Umwege zusammenfinden. Erste Skizzen zum Film hatte Clapin bereits während seiner Studienzeit gezeichnet,[2] die eigentliche Arbeit am Film nahm rund zwei Jahre in Anspruch. Une histoire vertébrale, der in 3D animiert wurde,[4] war 2005 für einen Cristal d’Annecy des Festival d’Animation Annecy nominiert. Auf dem Filmfest Dresden gewann er den Hauptpreis im Internationalen Wettbewerb Animation[5] und wurde auf dem Hiroshima Kokusai Animation Festival mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

Clapins zweiter Kurzfilm Neben der Spur erschien 2008. Er behandelt das Thema Schizophrenie anhand eines Mannes, der glaubt von einem Meteoriten getroffen worden zu sein und nun stets 91 Zentimeter neben sich zu stehen. Der Film wurde mit 3ds Max und After Effects am Computer animiert,[3] wobei Clapin nicht nur als Regisseur und Drehbuchautor, sondern auch als Animator fungierte. Neben der Spur lief auf zahlreichen Festivals und wurde unter anderem für einen César als bester Kurzfilm nominiert. Im Jahr 2009 war Clapin Mitglied der Kurzfilmjury des Festival du Film Francophone de Namur[2] und gehörte 2010 der Jury des Festival d’Animation Annecy an.[6]

Es folgten verschiedene Werbeclips unter anderem für Citroën und Roger Dubuis, und ein Musikvideo zum Titel Innocent der Gruppe Hundred Waters, bevor Clapin 2012 mit Das Entenmonster seinen dritten Kurzanimationsfilm realisierte. Erstmals benutzte Clapin zur Animation die freie Software Blender.[3] In Das Entenmonster stand erneut eine ungewöhnliche Figur im Mittelpunkt der Geschichte, diesmal eine deformierte Ente, die von einem Jungen entdeckt wird, der mit seinem Vater auf Entenjagd geht. Der Junge freundet sich nach kurzer Zeit mit der Ente an. „Ich mag es, wenn das Sonderbare und Unheimliche plötzlich erträglich wird, und dann sogar im Mittelpunkt steht“, so Clapin in einem Interview 2018.[7]

Produzent Marc du Pontavice wurde über Clapins Kurzfilme auf den Regisseur und Animator aufmerksam und gewann ihn für das Filmprojekt Ich habe meinen Körper verloren, der auf einem Roman von Guillaume Laurant beruht. Clapin schrieb mit Laurant das Drehbuch, fungierte als Regisseur und war auch an der Animation beteiligt. Die Animation wurde erneut mit Blender umgesetzt, wobei neben 3D- auch 2D-Animation genutzt wurde. Ich habe meinen Körper verloren erschien 2019 und war Clapins Langfilmregiedebüt. Der Film gewann zahlreiche Preise, darunter den Grand Prix Nespresso der Sektion „Semaine de la critique“ der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2019, sowie den Cristal d’Annecy für den besten Langfilm und den Publikumspreis des Festival d’Animation Annecy 2019. Im Jahr 2020 erhielt Clapin für den Film eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Animationsfilm.

Auszeichnungen (Auswahl)

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Commons: Jérémy Clapin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kurzbiografie Jérémy Clapin auf www.semainedelacritique.com
  2. a b c Katia Bayer: Jérémy Clapin. Abstraction de l’acteur, contre-emploi, et personnages un peu cassés. formatcourt.com, 22. Oktober 2009.
  3. a b c Rob Munday: TheyAreAnimators #8: Jeremy Clapin. 4. März 2013.
  4. DEK: Une histoire vertebrale. shortoftheweek.com, 21. April 2008.
  5. Festival international de court-métrage de Dresde Edition 2005. unifrance.org.
  6. Volker Mazassek: Staunen mit offenem Mund. In: Frankfurter Rundschau, 14. Oktober 2010, S. D5.
  7. Das erste Mal – Jérémy Clapin auf arte.tv, 12. Oktober 2019.
  8. „Goldene Tauben“ fliegen wieder: 51. Dok-Filmfestival in Leipzig nach Preisvergabe beendet. In: Lausitzer Rundschau, 3. November 2008.
  9. Filme als Wundertüten: Das Filmfest Dresden zeigt die Welt. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 18. April 2009, S. 10.
  10. Bernd Haasis: Trickfilm-Festival: Das Finale. In: Stuttgarter Nachrichten, 11. Mai 2009, S. 13.