Karen Duve
Karen Duve (* 16. November 1961 in Hamburg) ist eine deutsche Schriftstellerin.
Biografie
Karen Duve wuchs im Hamburger Stadtteil Lemsahl-Mellingstedt auf. Nach dem Abitur 1981 begann sie auf Wunsch ihrer Eltern eine Ausbildung zur Steuerinspektorin, die sie 1983 ohne Abschluss beendete. Sie arbeitete anschließend in verschiedenen Aushilfstätigkeiten und war 13 Jahre lang Taxifahrerin in Hamburg. Außerdem war sie als Korrektorin für eine Zeitschrift tätig. Seit 1996 ist sie freie Schriftstellerin. Sie lebt seit 2009 in der Märkischen Schweiz (Brandenburg).
Duve gehört dem wissenschaftlichen Beirat der humanistischen Giordano-Bruno-Stiftung an.[1]
Veröffentlichungen
Ihre erste Erzählung Im tiefen Schnee ein stilles Heim veröffentlichte sie 1995. Sie ist auch Teil ihres ersten Buches Keine Ahnung mit Erzählungen bei Suhrkamp. Es folgten zwei Unterhaltungs-Lexika, das der berühmten Tiere und das der berühmten Pflanzen, in Zusammenarbeit mit Thies Völker. Gleichzeitig wurde ihr erster Roman veröffentlicht. Ihr Regenroman erzählt von einer grandios scheiternden Hausrenovierung, unberechenbaren Frauen und einer zutiefst bedrohlichen Natur. Unter dem Namen Regenfälle wurde es am LOT-Theater in Braunschweig[2] und in Berlin im Theaterdiscounter aufgeführt.[3] Ihr nachfolgender Roman Dies ist kein Liebeslied handelt von einer unerwiderten Liebe, aus der ein Scheitern des bisherigen Lebens abgeleitet wird. Bearbeitet und inszeniert von Regisseurin Wenke Hardt wurde der Roman am Berliner Theater unterm Dach und im Societaetstheater Dresden[4] aufgeführt. Die entführte Prinzessin ist ein Fantasy- und Märchenroman. Die Geschichte von der bettelarmen Prinzessin, die von dem baskarischen Prinzen Diego gefreit wird, wurde von der Kritik überwiegend positiv aufgenommen. Die Welt schrieb in einer Kritik am 26. März 2005, dass Duve mit dieser Erzählung
„… wieder einmal ihr enormes Talent zum Perspektiv- und Stilwechsel vor[führt], [sie] zeigt ungeahnte Heiterkeit, Mut zu schlichter Herzenswärme und rekonstruiert so nebenbei ihr Image als Eis-Prinzessin unter den Fräuleinwundern.“[5]
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung urteilte dagegen, dass Duve mit dieser Erzählung zu „märchen- und mädchenhafter Harmlosigkeit“ neige, und kam zu dem Schluss, dass sie mit diesem Roman ihr Erzähltalent verschwende.[6]
Es folgte 2008 der Roman Taxi, in dem sie ihre Erfahrungen im Taxigewerbe verarbeitete. Er wurde 2015 unter dem Titel Taxi – nach dem Roman von Karen Duve von Kerstin Ahlrichs verfilmt.
In Anständig essen beschreibt Duve ihren Selbstversuch, verschiedene ethisch begründete Ernährungsformen wie biologisch, vegetarisch, vegan oder frutarisch auszuprobieren. Im Verlauf der Recherche für das Buch wurde Duve zu einer engagierten Tierschützerin und Vegetarierin.[7] Das Buch wurde überwiegend positiv rezensiert.[8] Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie durch vielfache Fernsehauftritte bekannt, in denen sie vehement für eine vegetarische Ernährung eintrat.[9] Mit dem US-amerikanischen Schriftsteller und Vegetarismus-Aktivisten Jonathan Safran Foer begab sie sich auf eine gemeinsame Lesereise.[10]
In ihrem Buch Grrrimm erzählt Duve fünf bekannte Märchen der Brüder Grimm nach. Neben Rotkäppchen unter dem Namen Grrrimm werden die Märchen Bruder Lustig, Dornröschen unter dem Titel Der geduldige Prinz, Schneewittchen als Zwergenidyll und Der Froschkönig unter dem Titel Die Froschbraut frei nacherzählt. Die vier letzten Kurzgeschichten sind bereits früher in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht worden.
Duve hat drei Kinderbücher geschrieben, zwei Geschichten um den Teddybär „Thomas Müller“, die von Petra Kolitsch illustriert wurden, und das Bilderbuch Bruno Orso fliegt ins Weltall, das Judith Zaugg illustrierte.
Neben ihren Romanen veröffentlichte sie in Anthologien und schrieb Essays und Kurzgeschichten für Zeitungen und Zeitschriften. Ihr Buch Warum die Sache schiefgeht erfuhr teilweise harsche Kritik.[11]
In Macht berichte sie aus der Sicht eines Soziopathen. Der Ich-Erzähler hat in dem Roman seine Frau im Keller eingesperrt, um ihren Willen zu brechen. Die Hörbuch-Fassung dazu wird von Charly Hübner gelesen.[12]
Auszeichnungen
- 1991: Dr.-Hartwig-Kleinholz-Preis für junge Prosa der Stadt Arnsberg
- 1994: „Open Mike“-Literaturpreis der Literaturwerkstatt Berlin
- 1995: Bettina-von-Arnim-Preis
- 1996: Gratwanderpreis
- 1997: Stipendium des Heinrich-Heine-Hauses der Stadt Lüneburg
- 2001: Literatur-Förderpreis Hamburg
- 2004: Friedrich-Hebbel-Preis
- 2005: Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg (2008 Austritt)
- 2008: Longlist zum Deutschen Buchpreis mit Taxi
- 2008: Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg
- 2011: Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse mit Anständig essen
Werke
Bücher
- Im tiefen Schnee ein stilles Heim. Eine Erzählung. Achilla Presse, Hamburg / Bremen 1995, ISBN 3-928398-27-X
- Bruno Orso fliegt ins Weltall. Eine Bildergeschichte. Illustrationen von Judith Zaugg. Maro Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-87512-658-0
- (mit Thies Völker) Lexikon berühmter Tiere. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-8218-0505-6 (als Taschenbuch 1999 unter dem Titel Lexikon der berühmten Tiere. Von Alf und Donald Duck bis Pu der Bär und Ledas Schwan. ISBN 3-492-22684-1)
- Keine Ahnung. Erzählungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-39535-1
- (mit Thies Völker) Lexikon berühmter Pflanzen. Vom Adamsapfel zu den Peanuts. Sanssouci Verlag, Zürich 1999, ISBN 3-7254-1161-1 (als TB 2002, ISBN 3-548-60198-7)
- Regenroman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1999 (als TB 2005, ISBN 3-548-60603-2)
- Dies ist kein Liebeslied. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002 (als TB 2004, ISBN 3-442-45603-7)
- Weihnachten mit Thomas Müller. Illustrationen von Petra Kolitsch, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8218-0747-4
- Die entführte Prinzessin. Von Drachen, Liebe und anderen Ungeheuern. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2005 (als TB 2007, ISBN 978-3-442-46142-4)
- Thomas Müller und der Zirkusbär. Illustrationen von Petra Kolitsch. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-8218-0778-4
- Taxi. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8218-0953-3
- Anständig essen. Ein Selbstversuch. Galiani Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86971-028-0
- Grrrimm. Galiani Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86971-064-8
- Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen (Essay). Galiani Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86971-100-3
- Macht. Roman. Galiani Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86971-008-2.
Veröffentlichungen in Anthologien (Auswahl)
- in: Küßt mir aus der Brust das Leben! Edition Postskriptum zu Klampen Verlag, Lüneburg 1998, ISBN 3-933156-43-2
- Sklavenmarkt in Tanger. (Erotische Kurzgeschichte) In: Susann Rehlein (Hrsg.): Bitte streicheln Sie hier! Eichborn, Berlin / Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8218-0680-X
- in: Anne Enderlein, Cornelia Kister (Hrsg.): Eiszeit. Aufbau Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-7466-1631-X
- in: Anne Enderlein (Hrsg.): Weihnachten und andere Katastrophen. Ullstein Verlag, 2002, ISBN 3-548-25578-7
- in: Sabine Blau (Hrsg.): Geschichten zum Rotwerden. Piper Verlag, 2007, ISBN 978-3-492-26203-3
- in: Liane Dirks (Hrsg.): Das Buch vom besinnlichen November Sanssouci-Verlag im Carl Hanser Verlag, 2007, ISBN 978-3-8363-0043-8
Artikel (Auswahl)
- Romanfolge (Nr. 33). In: Die Zeit, Nr. 35/1999
- Amok (II). In: Die Zeit, Nr. 46/1999; Essay
- Ein Dummbatz? Selber doof! In: Der Spiegel. Nr. 17, 2000 (online – Essay).
- Essay. In: Emma, Januar 2004
- Die Froschbraut in der deutschen Vogue 12/2005 (wurde 2012 überarbeitet in Grrrimm veröffentlicht)
- Zwergenidyll. In: Süddeutsche Zeitung, Wochenende 3./4./5. Juni 2006; Kurzgeschichte (wurde 2012 überarbeitet in Grrrimm veröffentlicht)
- Der geduldige Prinz. In: Park Avenue, Nr. 7, Juli 2006 (wurde überarbeitet 2012 in Grrrimm veröffentlicht)
- Feminismus. In: Die Zeit, Nr. 35/2006; Essay zur Notwendigkeit des Feminismus
- Knut Knautschke und Co. In: Die Zeit, Nr. 18/2007; Berühmte Zootiere
- Umfrage-Tagebuch. In: Die Zeit, Nr. 12/2010
- Bruder Lustig im Süddeutsche Zeitung Magazin Nr.51, 23. Dezember 2010 (wurde überarbeitet 2012 in Grrrimm veröffentlicht)
- Das Leiden der Anderen. In: die tageszeitung, 24. Dezember 2010; Essay
Literatur
- Peter J. Graves: Karen Duve, Kathrin Schmidt, Judith Hermann: „Ein literarisches Fräuleinwunder“? In: German Life and Letters. 55 (2)/2002, S. 196–207
- Heike Bartel, Elizabeth Boa (Hrsg.): Pushing at Boundaries. Approaches to Contemporary German Women Writers from Karen Duve to Jenny Erpenbeck. Rodopi, Amsterdam / New York 2006, ISBN 90-420-2051-2
- Stuart Taberner (Hrsg.): The novel in German since 1990. Cambridge Univ. Press, Cambridge / New York u. a. 2011, ISBN 978-0-521-19237-8, S. 165–179
Weblinks
- Literatur von und über Karen Duve im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Karen Duve bei Literaturport
- Autorenporträt Karen Duve
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Karen Duve bei Perlentaucher
- Die Schablonenschreiberin. U_mag, Mai 2008; Interview mit Karen Duve
- Anständig essen. In: Neue Westfälische Zeitung, 30. Dezember 2010; Interview mit Karen Duve
- Peter Unfried: Porträt: „Nur im Verstehen liegt noch Hoffnung“. (die tageszeitung) abgerufen am 19. Oktober 2014
- Audiomitschnitt: Karen Duve liest auf Lesungen.net aus „Dies ist kein Liebeslied“
Einzelnachweise
- ↑ giordano-bruno-stiftung.de
- ↑ kultur-port.de
- ↑ theaterdiscounter.de
- ↑ societaetstheater.de
- ↑ Die Welt, 26. März 2005
- ↑ FAZ, 24. März 2005
- ↑ Duve: Anständig essen. Ein Selbstversuch. Galiani Verlag, Berlin 2011.
- ↑ So in der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Rundschau, der FAZ und der Zeit. Übersicht bei perlentaucher.de
- ↑ u. a. Sendung Anne Will vom 9. Januar 2011; Sendung Kölner Treff vom 14. Januar 2011; Sendung nachtstudio vom 23. Januar 2010
- ↑ Martin Kotynek, Marten Rolff: Interview: Karen Duve und Jonathan Safran Foer – Fleischlos glücklich. In: sueddeutsche.de. 28. Januar 2011, abgerufen am 2. Dezember 2014.
- ↑ Georg Diez: Der Kritiker: Bakterien, Gier und böse Männer. Spiegel online Kultur, 31. Oktober 2014, abgerufen am 25. November 2014.
- ↑ Kritik zum Hörbuch Macht. Popshot.over-blog.de, 24. Februar 2016, abgerufen am 7. April 2016.
Personendaten | |
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NAME | Duve, Karen |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 16. November 1961 |
GEBURTSORT | Hamburg |