Karl Thoma (Architekt)

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Karl Thoma (eigentlich Johann Nikolaus Carl Thoma[1]; * 1857 in Aachen; † 17. Juli 1923[2][3]) war ein deutscher Architekt und Regierungsbaumeister, der vor allem in seiner Heimatstadt Bonn wirkte.

Leben und Wirken

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Thoma besuchte die Volksschule und das Gymnasium in seiner Geburtsstadt Aachen. Anschließend begann er dort an der Technischen Hochschule (bis 1880 Polytechnische Schule) ein Studium der Architektur und Technik. Ab Ostern 1883 war er als Regierungsbauführer bei der Kreisbauinspektion Bonn tätig und in dieser Eigenschaft mit der Erweiterung des Akademischen Kunstmuseums (1883–1884), mit dem Umbau des Physikalischen Instituts und mit einem Entwurf für das Pathologische Institut beschäftigt. Für die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz in Düsseldorf übernahm er die Entwurfsausarbeitung und die Bauleitung des Provinzialmuseums in Trier. 1888 bestand Thoma die Baumeisterprüfung in Berlin und erhielt anschließend seine Ernennung zum Königlich Preußischen Regierungsbaumeister.[2] Nachfolgende Stationen Thomas waren das Auswärtige Amt in Berlin, für das er Entwürfe zu Kolonialbauten ausarbeitete, die Stadt Berlin unter dem Stadtbaurat James Hobrecht sowie die Vertretung der Kreisbauinspektion Marienwerder. Von 1889 bis 1892 war Thoma – wiederum für die Provinzialverwaltung in Düsseldorf – als Bauleiter des Neubaus des Provinzialmuseums in Bonn (1944 kriegszerstört) tätig.[4] Mit Abschluss dieses Projekts beendete Thoma seine Beamtenlaufbahn und gründete in Köln gemeinsam mit Ferdinand Schmitz ein Architekturbüro, 1899 ließ er sich in Bonn mit einem eigenen Büro nieder.[2]

Thomas Werk aus seiner Zeit als freischaffender Architekt bis zum Ersten Weltkrieg umfasst sowohl private Wohnhäuser, Industrie- und Geschäftsbauten als auch öffentliche und sakrale Gebäude. Zu seinen bedeutendsten Projekten können die Instandsetzung des Kreuzgangs und der Osttürme des Bonner Münsters (ab 1897[5]), das Bonner Bürgervereinshaus (1909), das Münsterhaus (1912), die Münsterkaplanei (heute nicht mehr existent[6]), das Warenhaus Tietz am Münsterplatz sowie der Anschluss des Pfarrhauses an das Gangolfshaus gelten.[4]

„Thoma gehörte einer Architektengeneration an, die versuchte, den damals vorherrschenden Historismus in der Architektur zu überwinden. Er verzichtete weitgehend auf historisierende Schmuckelemente und versah seine Gebäude mit einer bewegten und reich gegliederten, geradezu malerischen Fassade.“

Franz Josef Talbot (2018)[7]

Thoma war langjähriges Mitglied des Bundes Deutscher Architekten. Um 1903 wurde er zum Vorsitzenden des „Architekten- und Ingenieur-Vereins“ in Bonn gewählt, dieser ernannte ihn nach Aufgabe des Vorsitzes 1920 zu seinem Ehrenmitglied. Kommunalpolitisch engagierte sich Thoma für die Zentrumspartei als Mitglied im Bonner Stadtrat.[2] Zeitweilig war er zudem Vorsitzender der „A.G. für Thonindustrie zu Niederpleis“.[8] Er gehörte auch einer von der Stadt Bonn für die Beurteilung besonderer Bauprojekte eingerichteten Gestaltungskommission zur Überwachung des 1909 veröffentlichten „Ortsstatuts zum Schutz der Stadt Bonn gegen Verunstaltung“ an.[9]

Bauzeit Ortsteil Adresse[10] Bild Objekt Maßnahme Anmerkungen
1900 Gronau Coblenzerstraße 99[11] Villa (erbaut 1853)[12] Erweiterung (Bauherr: Jean Balthazar)[12] um 1952 für Auswärtiges Amt abgebrochen[12]
1901/1902 Bonn-Zentrum Friedensplatz 12
Lage
Wohn- und Geschäftshaus Neubau Denkmalschutz
1902/1903 Südstadt Kaiserstraße 69
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1902/1903 Südstadt Kaiserstraße 71
Lage
Wohnhaus Neubau (Bauherr: Karl Thoma[13]) Denkmalschutz
1903 Südstadt Goebenstraße 35
Lage
  Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1903 Südstadt Goebenstraße 37
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1903 Südstadt Goebenstraße 41
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1903 Südstadt Goebenstraße 43
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1903 Südstadt Goebenstraße 45
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1904 Weststadt Kaufmannstraße 45
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1905/1906 Südstadt Bonner Talweg 60
Lage
Verbindungshaus Neubau (Bauherr: AMV Makaria Bonn)[14] Denkmalschutz
1906 Bonn-Zentrum Remigiusstraße 1
Lage

weitere Bilder
Wohn- und Geschäftshaus Neubau (mit Josef Steinkrüger) Denkmalschutz
1906 Gronau Buschstraße 22
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1908 Südstadt Königstraße 17a
Lage
Wohnhaus Neubau Denkmalschutz
1909 Poppelsdorf Jagdweg 16
Lage
Remise der Schreibwaren-Fabrik Soennecken Neubau Denkmalschutz; 1986 umfassend renoviert[15]
1909 Südstadt Poppelsdorfer Allee/ Prinz-Albert-Straße[16]
Lage
Gesellschaftshaus des Bonner Bürgervereins Neubau um 1970 abgebrochen
1909–1910 Bonn-Zentrum Tempelstraße 10–12 Jüdisches Gemeindehaus[17] Neubau[17] 1938 zerstört[18][17]
1911–1912 Bonn-Zentrum In der Sürst 2–6
Lage

weitere Bilder
„Münsterhaus“ Neubau[19] Denkmalschutz; später Dresdner Bank[19][20]
1913/1914 Südstadt Poppelsdorfer Allee 45
Lage
Wohnhaus Um-/Ausbau, Vorblendung Fassade Denkmalschutz; früher dänische Botschaft, heute Hausdorff Center for Mathematics
1914/1915 Südstadt Venusbergweg 17/17a
Lage
Doppelvilla Neubau Denkmalschutz

Bauten außerhalb Bonns

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Bauzeit Ortsteil Adresse Bild Objekt Maßnahme Anmerkungen
1910–1911 Kesseling Steinerbergstraße 1
Lage
Wanderhütte („Steinerberghaus“)[21] Neubau (Bauherr: Eifelverein)[21] heute „Landgasthof Steinerberghaus“[22]
Commons: Karl Thoma – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. General-Anzeiger, 6. September 1901, S. 8
  2. a b c d Landeskonservator Rheinland (Hrsg.); Eberhard Grunsky, Volker Osteneck: Die Bonner Südstadt (= Arbeitsheft 6). Zweite, veränderte Auflage, Rheinland-Verlag, Köln 1976, ISBN 3-7927-0265-7, S. 21.
  3. General-Anzeiger, 19. Juli 1923, S. 2
  4. a b Deutsche Bauzeitung, 57. Jahrgang. No. 72/73, Berlin, 8. September 1923. (online)
  5. Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn. L. Schwann, Düsseldorf 1905, S. 181 (=Provinzialverband der Rheinprovinz: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5, Abt. 3, S. 477). (Unveränderter Nachdruck Verlag Schwann, Düsseldorf 1981, ISBN 3-590-32113-X) (Internet Archive)
  6. Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 148.
  7. Franz Josef Talbot (mit Fotografien von Achim Bednorz): Bonner Südstadt. Emons Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-7408-0468-8, S. 53.
  8. Tonindustrie-Zeitung, Band 26, A. Seydel, 1902, S. 1332.
  9. Franz Josef Talbot (mit Fotografien von Achim Bednorz): Bonner Südstadt. Emons Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-7408-0468-8, S. 158, 232.
  10. bei nicht mehr bestehenden Bauten – falls bekannt – die zuletzt gültige Adresse
  11. heute Adenauerallee
  12. a b c Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 2, Katalog (1), S. 173–199. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)
  13. Gerhard Kirchlinne: Die Bonner Südstadt: Eines der prächtigsten Gründerzeitviertel Deutschlands. Bonn 2015, ISBN 978-3-00-050248-4, S. 104.
  14. Franz Josef Talbot (mit Fotografien von Achim Bednorz): Bonner Südstadt. Emons Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-7408-0468-8, S. 161.
  15. Informationstafel am ehemaligen Hauptgebäude der Schreibwaren-Fabrik Friedrich Soennecken
  16. bis 1972 Kronprinzenstraße (Eintrag im Bonner Straßenkataster)
  17. a b c Elfi Pracht-Jörns: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil I: Regierungsbezirk Köln. (=Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Band 34.1) J.P. Bachem Verlag, Köln 1997, ISBN 3-7616-1322-9, S. 476/477.
  18. Nicole Bemmelen: Die Neue Judengasse in Bonn – Entstehung und Zerstörung. In: Bonner Heimat- und Geschichtsverein, Stadtarchiv Bonn (Hrsg.): Bonner Geschichtsblätter: Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins, ISSN 0068-0052, Band 51/52 (2001/2002), Bonn 2003, S. 197–284 (hier: S. 249).
  19. a b Paul Metzger: Bonn am Rhein in alten Ansichten, Band 2, Zaltbommel 1981, ISBN 978-90-288-1635-0, S. 18. (online)
  20. Walter Belz, Hans Kammerer: Kammerer + Belz: Werkbericht, J. Hoffmann, 1985, S. 128.
  21. a b Steinerberghaus beschert seit 100 Jahren Gipfelglück hoch über der Ahr, Rhein-Zeitung, 28. Februar 2011
  22. Landgasthof Steinerberghaus – steinerberghaus.de (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive)