Karl von Müffling genannt Weiß

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Oktober 2021 um 11:40 Uhr durch Hopman44 (Diskussion | Beiträge) (→‎Militärkarriere). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karl von Müffling

Philipp Friedrich Carl Ferdinand Freiherr von Müffling genannt Weiß[1] (* 12. Juni 1775 in Halle (Saale); † 16. Januar 1851 in Erfurt) war ein preußischer Generalfeldmarschall, Militärschriftsteller und Geodät.

Leben

Herkunft

Karl entstammte dem Adelsgeschlecht Müffling und war das erste Kind des späteren preußischen Generalmajors Friedrich Wilhelm von Müffling (1742–1808) und dessen Ehefrau Charlotte, geborene von Borschitten (1743–1796).

Militärkarriere

Müffling trat 1787 als Junker in ein Füsilierbataillon ein, mit dem er 1790 nach Schlesien ging und 1792/94 den Feldzug gegen Frankreich mitmachte. Von 1797 bis 1802 wurde er bei der trigonometrischen Vermessung Westfalens für die Lecoqsche Karte, dann 1803 als Premierleutnant bei der Gradmessung in Thüringen beschäftigt. Gefördert durch den einflussreichen General Ernst von Rüchel, trat er 1805 als Kapitän in den Generalstab. Außerdem wurde er Mitglied der von Gerhard von Scharnhorst gegründeten Militärischen Gesellschaft.[2]

1806 stand er bei dem Korps des Herzogs von Weimar, schloss sich nach der Katastrophe von Jena Gebhard Leberecht von Blücher an und erhielt nach dem Treffen bei Lübeck den Auftrag, die Kapitulation von Ratekau abzuschließen. 1808 trat er als Mitglied des sogenannten „Geheimen Konseils“ in weimarische Dienste, 1813 aber wieder in die Preußische Armee und wurde als Oberstleutnant dem Generalstab Blüchers zugeteilt.

Müffling soll Namensgeber der „Völkerschlacht“ bei Leipzig sein, da er bereits am 19. Oktober 1813 darüber schrieb und diese Metapher verwendete. Mit „Völkerschlacht“ meinte er jedoch die schiere Masse an „Heervölkern“, welche beteiligt waren und nicht „die“ Völker in einem nationalen Sinne, wie das heute oft verstanden wird.[3]

Nach dem Gefecht bei Haynau in Schlesien, zu dem er die Disposition entworfen hatte, avancierte er zum Obersten. Nach dem Ende des Waffenstillstands wurde er Generalquartiermeister bei der Schlesischen Armee, nach der Schlacht bei Leipzig Generalmajor und nach Abschluss des ersten Pariser Friedens Chef des Generalstabs der am Rhein zurückgebliebenen Armee.

Im Feldzug gegen Napoleon fungierte Müffling 1815 als preußischer Verbindungsoffizier im Hauptquartier der britischen Armee und erledigte in dieser Funktion unter anderem in der Schlacht bei Ligny die Kommunikation zwischen Wellington und Blücher. Nach der zweiten Einnahme von Paris wurde er dann zum Militärgouverneur der Stadt ernannt. Er sorgte für die konsequente Rückführung der von Napoleon geraubten Kulturgüter, wie der Quadriga vom Brandenburger Tor und des Marcuslöwen aus Venedig. Bis 1816 blieb Müffling als Bevollmächtigter Preußens im Hauptquartier des Herzogs von Wellington. Hier verband er sich mit französischen Offizieren und Gelehrten zu einer Gradmessung zwischen Dünkirchen und dem Seeberg. Der preußische König schenkte ihm für seine Verdienste 1816 das Rittergut Ringofen bei Mühlberg in Thüringen, Mühlberg und das benachbarte Vorwerk Freudental. 1817 erwarb er zudem die Burg Gleichen für 800 Taler. Ringofen blieb bis 1926 in Familienbesitz.

Nach dem Wiener Kongress wurde unter der Leitung von Karl von Müffling ein einheitliches Kartenwerk des Staatsgebiets Königreich Preußen geschaffen. Bis dahin standen nur die Karten von Jean Joseph Tranchot aus den Zeiten Napoleons zur Verfügung. Die Aufnahme der Karten der Preußischen Uraufnahme wurden unter seiner Leitung von jungen Offizieren vorgenommen. Die Arbeiten begannen 1836 für die Provinz Westfalen und 1842 für die Provinz Rheinland. 1833 gehörte er als Vertreter von Fürst Emil Friedrich I. von Bentheim-Tecklenburg dem Provinziallandtag der Provinz Westfalen an.

1818 nahm Müffling am Aachener Kongress teil. 1820 wurde er Chef des Generalstabs der Preußischen Armee. Als Generalleutnant erhielt er 1829 eine Mission nach Konstantinopel, um die Hohe Pforte für den Frieden mit Russland geneigt zu machen, und wurde im März 1832 General des VII. Armee-Korps und 1837 Gouverneur von Berlin. Von 1838 bis 1844 war er zudem Präsident des Preußischen Staatsrats. 1847 erhielt er die erbetene Entlassung mit dem Titel eines Generalfeldmarschalls und als Geschenk die Domäne Wandersleben. Er ließ sich hierauf in Erfurt nieder, wo er am 16. Januar 1851 starb.

Karl von Müffling wurde auf dem Brühler Friedhof (jetzt Brühler Garten) in Erfurt beigesetzt. Auf seinem Grab wurde 1853 von Friedrich August Stüler ein klassizistisches Denkmal mit einer Büste, die der Berliner Bildhauer Hermann Wittig (1819–1891) geschaffen hatte, errichtet.[4] Das zur DDR-Zeit heruntergekommene Denkmal, dem 1951 die Büste entfernt worden war, wurde im Jahre 2000 wiederhergestellt, ein Jahr später geschändet und erneut restauriert. Seitdem ist die Büste durch ein drei Meter hohes Stahlgitter gesichert.

Karl von Müffling war Ritter des Schwarzen Adlerordens mit Brillanten.

Grabmal im Brühler Garten in Erfurt

Familie

Karl von Müffling heiratete 1799 Wilhelmine von Schele-Scheelenburg (1775–1836). Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Eduard (1801–1887), Herr auf Ringhofen, Geheimer Regierungsrat und Ehrenritter des Johanniterordens
⚭ 18. Juli 1829 Emma von Müffling (1809–1830) Tochter von Wilhelm von Müffling
⚭ 3. August 1832 Luise von Schwartz (1805–1834)
⚭ 9. September 1838 Hedwig von Bernstorff (1805–1883)
  • Ottilie (1802–1862) ⚭ 23. Mai 1831 Hermann von Estorf (1806–1878), preußischer Hauptmann
  • Pauline (1803–1886) ⚭ 23. Juni 1822 Adolf Graf von Westarp (1796–1850), preußischer Oberstleutnant

Veröffentlichungen

Müffling veröffentlichte seine Werke unter dem Chiffre „C. von W.“.

  • Operationsplan der preußisch-sächsischen Armee 1806. Weimar 1806.
  • Marginalien zu den Grundsätzen der höhern Kriegskunst für die österreichischen Generäle. Weimar 1808, 2. Auflage, 1810.
  • Die preußisch-russische Kampagne im Jahr 1813. Breslau 1813, 2. Auflage, Leipzig 1815.
  • Geschichte des Feldzugs der englisch-hannöversch-niederländischen und braunschweigischen Armee unter dem Herzog von Wellington und der preußischen unter dem Fürsten Blücher im Jahr 1815. Stuttgart 1815.
  • Beiträge zur Kriegsgeschichte der Jahre 1813 und 1814; die Feldzüge der schlesischen Armee. Berlin 1824, 2 Bände.
  • Betrachtungen über die großen Operationen und Schlachten etc. Berlin 1825.
  • Napoleons Strategie im Jahr 1813. Berlin 1827.
  • Über die Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder-Rheins. Von dem Winterlager Vetera ausgehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi zu den Marsen und zu der niedern Weser. Mittler, Berlin 1834. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Google Digitalisat

Die nachgelassene Schrift Aus meinem Leben Berlin 1851, 2. Auflage 1855 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fbooks.google.de%2Fbooks%3Fid%3DriE6AAAAcAAJ~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)) gab sein Sohn heraus. Sie enthält Schilderungen über die Vorgänge im Blücherschen Hauptquartier 1813–14. Müfflings Memoiren wurden durch Theodor von Bernhardi (Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Generals von Toll. Band 4.) wegen Müfflings angeblicher Eitelkeit und Voreingenommenheit gegenüber Gneisenau stark kritisiert.

Literatur

Commons: Karl von Müffling genannt Weiß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Den Freiherren von Müffling wurde mit kgl. preuß. Erlaubnis vom 5. April 1878 die Fortführung des Freiherrentitels genehmigt.
  2. Karl Kiefer: Zur Geschichte der Freiherren von Müffling sonst Weiss genannt. Sonderdruck aus: Frankfurter Blätter für Familiengeschichte. Frankfurt am Main 1913.
  3. Hans-Ulrich Thamer: Die Völkerschlacht von Leipzig. Europas Kampf gegen Napoleon. München 2013, S. 9.
  4. Steffen Raßloff: Offizier und Kartograf. Zum Müffling Grabmal in Erfurt. In: Thüringer Allgemeine vom 14. Juli 2012.