Kongorot
Strukturformel | ||||||||||
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Disulfonsäure | ||||||||||
Allgemeines | ||||||||||
Name | Kongorot | |||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C32H22N6Na2O6S2 | |||||||||
Kurzbeschreibung |
rotbrauner geruchloser Feststoff[1] | |||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||
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Eigenschaften | ||||||||||
Molare Masse | 696,66 g·mol−1 | |||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | ||||||||||
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Zulassungsverfahren nach REACH |
besonders besorgniserregend[4]: krebserzeugend (CMR) | |||||||||
MAK |
Deutschland: 4 mg·m−3 (gemessen als einatembarer Staub) bzw. 0,3 mg·m−3 (gemessen als alveolengängiger Staub)[5] | |||||||||
Toxikologische Daten | ||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Kongorot gehört, wie auch Methylorange und Methylrot, zur Gruppe der Azofarbstoffe und wird unter anderem als pH-Indikator verwendet. Die Farbe von Kongorot schlägt bei pH 3,0 bis 5,2 von Blauviolett nach Rotorange um. Es eignet sich daher als Indikator für die Säure-Base-Titration.
Die Strukturformel zeigt ein undissoziiertes Kongorotmolekül. Vertrieben und eingesetzt wird Kongorot vorwiegend als Dinatriumsalz, bei dem beide Sulfonsäuregruppen (–SO3H) dissoziiert vorliegen. Die Werte der Tabelle beziehen sich ebenfalls auf das Salz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kongorot war der erste Direktfarbstoff und wurde 1883 von Paul Böttiger bei Bayer entwickelt. Er verkaufte das Patent später an Agfa, die später ein Kartell mit Bayer eingingen. Ein 1889 begonnener Patentprozess um Kongorot in Berlin führte das Patentmerkmal des technischen Effekts (in diesem Fall die Eigenschaft der Direktfärbung) ein.
Der Name Kongorot wurde 1885 durch die Agfa (damals in Berlin) aus Marketinggründen eingeführt. Der historische Hintergrund ist vermutlich, dass in Berlin gerade die Kongokonferenz zu Ende gegangen war und daher der Begriff Kongo in aller Munde war.[7]
Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Farbe von Kongorot schlägt bei einem pH-Wert von 3,0 bis 5,2 von Blauviolett nach Rot um. Im Fotometer zeigt sich ein Absorptionsmaximum bei ca. 500 nm (pH > 6) bzw. 647 nm und 590 nm (pH < 3).
Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Kongopapier bezeichnet man ein Indikatorpapier ähnlich dem Lackmuspapier. Es zeigt einen Farbumschlag von Rot nach Blau bei abnehmendem pH-Wert von 5,0 bis 3,0. Es dient speziell zum Nachweis von Milchsäure, z. B. in Bakterienkulturen (Kolibakterien), zur Neutralisationsanalyse sowie zum Nachweis von Säuren, etwa freier Salzsäure.[8]
In der Biologie wird Kongorot z. B. bei Fütterungsversuchen verwendet. Einzeller werden mit Hefen, die mit Kongorot gefärbt wurden, gefüttert, wobei man die Aufnahme der Nahrung und die enzymatische Verdauung beobachten kann.
In der Pathologie dient Kongorot zur Darstellung von Amyloidablagerungen, die auf eine Amyloidose hinweisen.[9]
Anfärbung von Amyloid in der Wand meningealer Blutgefäße bei der zerebralen Amyloidangiopathie
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b c d e Eintrag zu Dinatrium-3,3'-((1,1'-biphenyl)-4,4'-diylbis(azo))bis(4-aminonaphthalin-1-sulfonat) in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2018 (JavaScript erforderlich).
- ↑ Gefahrstoffdatenbank der Länder, 19. Juni 2007.
- ↑ Eintrag zu Disodium 3,3'-[[1,1'-biphenyl]-4,4'-diylbis(azo)]bis(4-aminonaphthalene-1-sulphonate) im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
- ↑ Eintrag zu CAS-Nr. 573-58-0 in der SVHC-Liste der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 18. Oktober 2015.
- ↑ Datenblatt Kongorot (C.I. 22120) (PDF) bei Carl Roth, abgerufen am 9. November 2015.
- ↑ Datenblatt Kongorot (C.I. 22120) (PDF) bei Merck, abgerufen am 4. Februar 2018.
- ↑ David P. Steensma: „Congo Red“, Out of Africa? In: Archives of pathology & laboratory medicine. Band 125, Nummer 2, Februar 2001, S. 250–252, doi:10.1043/0003-9985(2001)125<0250:CR>2.0.CO;2, PMID 11175644. PDF
- ↑ Kehrer, Erwin: Die physiologischen und pathologischen Beziehungen der weiblichen Sexualorgane zum Tractus intestinalis und besonders zum Magen (1905) (zum Salzsäurenachweis mit Kongopapier). (Digitalisat)
- ↑ wissenschaft-online.de: Hoffnungsvoller Kontrast, abgerufen am 25. Juni 2007.