Manfred Ewald

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Manfred Ewald (rechts) und Waldemar Cierpinski (links) bei der Auszeichnung zum „Sportler des Jahres“ der DDR 1980

Manfred Ewald (* 17. Mai 1926 in Podejuch, Landkreis Randow, Pommern (heute Stettin/Polen); † 21. Oktober 2002 in Damsdorf) war Präsident des DTSB und der einflussreichste Sportfunktionär der DDR.

Leben

Manfred Ewald war Zögling einer NAPOLA und wurde von 1940 bis 1943 in der Stadtverwaltung Stettin zum Verwaltungsangestellten ausgebildet, anschließend erhielt er eine Ausbildung zum Panzergrenadier in Kalisch. Ewald war Leiter des HJ-Streifendienstes für vier Ortschaften im Umfeld von Stettin. Gleichzeitig war er Mitglied des Widerstandskreises um Walter Empacher und Werner Krause,[1] in deren Auftrag wurde Ewald am 20. April 1944 Mitglied der NSDAP.[2] Ewalds Teilnahme am Widerstand wird von Giselher Spitzer bezweifelt.[3] Am 2. Dezember 1944 erlitt er eine Verwundung mit der Folge des Verlusts von zwei Fingern der rechten Hand und er geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 gehörte Ewald zu den Mitbegründern der KPD in Podejuch, Stettin und in Löcknitz. Nach der Aussiedlung nach Greifswald wurde er dort Leiter des antifaschistischen Jugendausschusses. 1946 wurde er als KPD-Mitglied durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED und als Mitglied eines antifaschistischen Jugendausschusses auch automatisch Mitglied der FDJ. Von 1946 bis 1948 war er FDJ-Kreis-Sekretär in Greifswald und ab 1947 auch Mitglied des Zentralrats der FDJ.

Von 1952 bis 1960 war er Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport (Stako). 1961 wurde Ewald Präsident der wenige Jahre zuvor gegründeten zentralen Sportorganisation der DDR, des Deutschen Turn- und Sportbunds (DTSB). 1973 übernahm er außerdem die Präsidentschaft des Nationalen Olympischen Komitees der DDR. Ab 1963 war Ewald Mitglied des Zentralkomitees der SED.

Dieser zentralen Stellung innerhalb des Sportsystems der DDR folgend wird Ewald bis heute als entscheidender Organisator des „DDR-Sportwunders“ angesehen. Ewald selbst wurde unterstellt, diese Interpretation nach der Wende etwa in seiner Biografie mit dem symptomatischen Titel „Ich war der Sport“ gestützt zu haben. Tatsächlich lehnte Ewald den Titel des Buches ab, was mit einem Verweis, dass der Titel nicht den Intentionen Ewalds entspreche, im Buch kenntlich gemacht wurde. Tatsächlich unterstand aber auch Ewald stets dem für die Abteilung Sport zuständigen Sekretär des ZK der SED: Erich Honecker bis 1971, Paul Verner 1971–1984 und Egon Krenz 1984–1989.

1988 wurde Ewald durch eine Aktion der Staatssicherheit entmachtet und musste sein Amt als Präsident des DTSB abgeben. Nach der Wende wurde Ewald wegen „Beihilfe zur Körperverletzung zum Nachteil von 20 Hochleistungssportlerinnen, denen ohne ihre Kenntnis mit der Folge von Gesundheitsschäden und -gefährdungen Anabolika verabreicht worden waren“ (BGH-Urteil Nr. 66/2001), zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten verurteilt.[4] Damit wurde die entscheidende Mitschuld Ewalds am Dopingsystem der DDR juristisch festgestellt, das unter der Bezeichnung Staatsplanthema 14.25 organisiert und systematisch auch den Sportlern größtenteils verheimlicht worden war.

Werke

Literatur

Commons: Manfred Ewald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Welt vom 13. Juli 2000: Manfred Ewald habe „den richtigen hitlerischen Führungstyp verkörpert“
  2. Die Welt vom 12.Juli 2000: Vom Alt-Nazi zum führenden SED-Funktionär.
  3. Manfred Ewald im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  4. Eva A. Richter: Doping in der DDR: Nur die Medaillen zählten Deutsches Ärzteblatt 97, Ausgabe 30, 28. Juli 2000, S.A-2014 / B-1702 / C-1598