Melanie Brinkmann

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Melanie Brinkmann (2020)

Melanie Margarete Brinkmann (* 6. Januar 1974 in Neustadt am Rübenberge) ist eine deutsche Virologin und Hochschullehrerin. Sie ist Professorin an der Technischen Universität Braunschweig und Beiratsmitglied der Gesellschaft für Virologie. Von 2020 bis Ende 2021 gehörte sie zum Beraterstab, der die deutsche Bundesregierung (Kabinett Merkel IV) während der Corona-Krise fachwissenschaftlich unterstützte. Seit Dezember 2021 war sie stellvertretende Vorsitzende des im April 2023 aufgelösten Corona-Expertenrats der Bundesregierung.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Melanie Brinkmann legte ihr Abitur 1993 am Geschwister-Scholl-Gymnasium im Garbsener Stadtteil Berenbostel ab.[1] Im Anschluss studierte sie zunächst Anglistik und Soziologie an der Universität Hannover.[2] Nach einem Jahr wechselte sie zur Biologie. Dieses Fach studierte sie an der Universität Göttingen und der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Jahr 2004 wurde sie an der Universität Hannover promoviert.[3] In ihrer mit einem Preis ausgezeichneten Doktorarbeit beschäftigte sich Brinkmann mit dem Kaposi-Sarkom.[4]

Unterstützt von einem Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) arbeitete Brinkmann von 2006 bis 2010 als Postdoktorandin im Labor von Hidde L. Ploegh am Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung in Cambridge, Massachusetts. Dort forschte sie über Toll-like-Rezeptoren.[5][4]

Im Juli 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Sie war und ist beteiligt an mehreren Forschungsprojekten der DFG auf den Gebieten der Virologie und Immunologie;[6] so erhielt sie beispielsweise von 2005 bis 2008 ein Forschungsstipendium der DFG für ihre Untersuchungen zum Thema Toll-like Rezeptoren: Ziele der herpesviralen Immun-Evasion?[7] und ist seit 2010 Teilprojektleiterin des DFG-Projektes Modulation der Immunantwort durch die Gammaherpesviren Kaposi Sarkom-assoziiertes Herpesvirus und Murines Herpesvirus 68 (B03).[8] Von 2012 bis 2018 war Brinkmann Juniorprofessorin am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover.[9]

Seit 2018 hat Brinkmann eine W2-Professur für „Genetik der Viren“ am Institut für Genetik im Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ der Technischen Universität Braunschweig.[4]

Funktion und Position in der COVID-19-Pandemie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der COVID-19-Pandemie trat Brinkmann zunehmend öffentlich in Erscheinung und war Mitunterzeichnerin eines Briefes von 100 Ärzten, die im Mai 2020 ein entschiedenes Vorgehen gegen Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie forderten, damit „die Menschen nicht aufgrund von Falschinformationen Entscheidungen treffen, die das eigene Leben oder das Leben von anderen gefährden können“.[10]

Als Mitglied des Beraterstabs der Bundesregierung und der Regierungen der Bundesländer[11] wies sie in der Bundespressekonferenz am 2. November 2020 fachfremde Kritik an der Arbeit von Epidemiologen und Virologen zurück. Die Welt zitiert sie mit dem Vergleich: „Ich erzähl doch auch dem Automechaniker nicht, wo der Motor am Auto ist.“[12] Sie befürwortete eine konsequente räumliche Distanzierung bis zum Senken des Infektionsgeschehens deutlich unter einen Inzidenzwert von 50 und warnte vor frühen Lockerungen der Corona-Beschränkungen.[13]

Um das Infektionsgeschehen dauerhaft eindämmen zu können, sprach sie sich für die Umsetzung der Green-Zone-Strategie Yaneer Bar-Yams und des New England Complex Systems Institute (NECSI) aus.[14] Mit der Veröffentlichung eines „No Covid“-Strategiepapiers stellte Brinkmann im Januar 2021 gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen Maßnahmen zur konsequenten Eindämmung der Corona-Pandemie vor. Das langfristige Ziel müsse sein, die Infektionszahlen auf Null zu senken. Lockerungen sollten erst ab einem Inzidenzwert von zehn anhand eines Stufenplans und mithilfe der Einrichtung grüner, virusfreier Zonen erfolgen.[15][16][17]

Brinkmann warnte Anfang Februar 2021 angesichts sich ausbreitender Coronavirus-Mutanten deutlich vor Lockerungen. In einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel sagte sie: „Die Mutante aus Großbritannien und andere werden uns überrennen, das Virus hat einen Raketenantrieb bekommen“. Dem Focus sagte sie Anfang März, es gelte jetzt, „den Raketenantrieb zu zünden“.[18] Den politisch festgelegten Grenzinzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bezeichnete sie als „fatal“, denn die „Zahlen würden sofort wieder steigen. So eine Mittelinzidenz bedeutet letztlich eine Art Dauer-Lockdown, aus dem man nur zwischendurch mal kurz auftauchen und nach Luft schnappen kann“. Als Alternative forderte sie konsequente Eindämmungsmaßnahmen, wie sie die Initiative „No Covid“ empfiehlt.[19][20] Anfang März 2021 nannte sie die Corona-Politik der Regierung, die angesichts steigender Inzidenzwerte ohne eine konkrete Strategie zur Verhinderung der dritten Welle auf Lockerungen setzte, eine „intellektuelle Beleidigung und keine Perspektive“.[21]

Zum Thema Impfung trug sie als Autorin gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern zum Paper Eine neue proaktive Zielsetzung für Deutschland zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 6. Teil: Impfungen bei.[22]

Brinkmann war von dessen Einberufung im Dezember 2021 bis zur Auflösung im April 2023 als stellvertretende Vorsitzende Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Melanie Brinkmann ist verheiratet und Mutter dreier Söhne.[23][24]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Melanie Brinkmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Virologin aus Berenbostel. Melanie Brinkmann im Interview. In: Hannoversche Allgemeine. 30. März 2020, abgerufen am 16. Januar 2021.
  2. Curriculum vitae Melanie M. Brinkmann. (PDF) In: robert-koch-stiftung.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. April 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.robert-koch-stiftung.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Melanie M. Brinkmann: Functional properties of proteins encoded by the K15 gene of the Kaposi's sarcoma-associated herpesvirus (KSHV). (dnb.de [abgerufen am 19. März 2020]).
  4. a b c Antrittsvorlesung „Die faszinierende Welt der Viren“. In: tu-braunschweig.de. Abgerufen am 7. April 2020.
  5. a b (Sofortdownload:) Laudationes anlässlich der Verleihung der Postdoktorandenpreise 2007 der Robert-Koch-Stiftung an Dr. Melanie Brinkmann … (PDF) Robert-Koch-Stiftung, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. April 2021; abgerufen am 18. Oktober 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.robert-koch-stiftung.de
  6. Detailseite Professorin Dr. Melanie Brinkmann. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 5. März 2020.
  7. Detailseite zum Projekt Nummer 21889724. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 5. März 2020.
  8. Detailseite zum Projekt Nummer 158989968. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 5. März 2020.
  9. Melanie Brinkmann. In: Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung. Abgerufen am 3. April 2021.
  10. Ärzte und Virologen: Gegen das Virus der Falschinformation. In: tagesschau.de. Abgerufen am 12. September 2020.
  11. Julia Merlot, Jörg Römer: Coronavirus: Diese acht Fachleute beraten Bundesregierung und Länderchefs. In: spiegel.de. Abgerufen am 5. Februar 2021.
  12. WELT: Corona-Pandemie: „Ich erzähl doch auch dem Automechaniker nicht, wo der Motor am Auto ist.“ In: DIE WELT. 3. November 2020 (welt.de [abgerufen am 7. Januar 2021]).
  13. Virologin Brinkmann zum Corona-Beschluss – „Konsequenter auf die Bremse drücken“. In: deutschlandfunk.de. 26. November 2020, abgerufen am 7. Januar 2021.
  14. tpo: Green-Zone-Strategie. Wissenschaftler erklärt, warum Deutschland umdenken muss, um Covid-19 zu besiegen. In: stern.de. 5. Januar 2021, abgerufen am 5. Januar 2021.
  15. Florian Schumann, Sven Stockrahm: Null-Fälle-Strategie soll Deutschland aus der Corona-Krise führen. In: zeit.de. 18. Januar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  16. Jakob Simmank, Corinna Schöps, Sven Stockrahm: Ohne das Virus leben ist das Ziel. In: zeit.de. 20. Januar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  17. Virologin Melanie Brinkmann über #NoCovid – Folge 497. In: jungundnaiv.de. 31. Januar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  18. Intellektuelle Beleidigung: Virologin Brinkmann schießt gegen Lockerungen – Video. In: focus.de. Abgerufen am 11. März 2021.
  19. Heike Le Ker, Katherine Rydlink und Nina Weber: Mit diesem Konzept will die »No Covid«-Initiative aus dem Lockdown raus. In: spiegel.de. 10. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021.
  20. Melanie Brinkmann, Devi Sridhar, Guntram Wolff: Wissenschaftler fordern neue Corona-Strategie. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Februar 2021, abgerufen am 11. März 2021.
  21. Braunschweiger Virologin rechnet mit Corona-Politik ab. In: Norddeutscher Rundfunk. 9. März 2021. Abgerufen am 6. April 2021.
  22. Eine neue proaktive Zielsetzung für Deutschland zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 6. Teil: Impfungen. (PDF) In: nocovid-europe.eu. 25. März 2021, abgerufen am 7. April 2021.
  23. Julia-Janine Schwark: Der Schreibtisch von … Melanie Brinkmann. In: standort38.de. 21. Mai 2020, abgerufen am 3. April 2021.
  24. "Nicht glücklich, wie es läuft": Virologin Brinkmann kritisiert Regierung. In: watson.de. 2. Mai 2020, abgerufen am 7. Januar 2021.
  25. Preis für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden. Robert-Koch-Stiftung, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  26. Vgl. Seite der Signal Transduction Society.
  27. STS – Liste der Science Awards. (PDF) Archiviert vom Original am 2. Juni 2021; abgerufen am 20. März 2020 (englisch).
  28. ScienceHero-Preis für Melanie Brinkmann. Abgerufen am 14. Juni 2022.