Museum Liaunig
Das Museum Liaunig in Neuhaus (slow. Suha) ist ein privates Kunstmuseum in Kärnten. Es wurde 2008 eröffnet. Neben der Sammlung Essl in Klosterneuburg ist es das zweite österreichische Privatmuseum für zeitgenössische Kunst. Präsentiert wird die Privatsammlung des Industriellen und Kunstsammlers Herbert W. Liaunig, der im Schloss Neuhaus im Südosten Kärntens lebt. Seit 2018 wird das Museum von dessen Sohn, dem Architekten Peter Liaunig, geleitet.[1]
Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Etwa seit dem Jahr 2000 plante Liaunig den Bau eines Museums für seine Sammlung, die in seinem Wohnsitz auf Schloss Neuhaus nicht mehr genug Platz fand. Auch sollte sie der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Ein erster Wettbewerb für den Bau eines Museums fand 2004 statt, den die französische Architektin Odile Decq gewann.[2] Ursprüngliche Zusagen der Kärntner Landesregierung, sich an Bau und Betriebskosten des Museums finanziell zu beteiligen, kamen unter den Kulturreferenten Jörg Haider und Martin Strutz (beide BZÖ) nicht zum Tragen.[3][4] Die Verwirklichung der Pläne Decqs scheiterte unter anderem an der Kostenüberschreitung ihres Projektes. Es folgte ein zweiter, rein österreichischer Wettbewerb, den das Architektenteam querkraft gewann.[5]
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum wurde von dem Wiener Architektenteam querkraft konzipiert. Der Bau ist geprägt von Sichtbeton und Stahl, eine Reminiszenz an Liaunigs Industriekarriere, und umfasst eine Nutzfläche von 4.400 m². Das industrielle Erscheinungsbild war von Liaunig in der Ausschreibung gefordert worden. Vom tiefergelegenen Eingangsbereich führt ein Schaudepot mit etwa 600 m² Fläche zum querliegenden Trakt für Malerei und Plastik schräg nach oben. Dieser Gebäudeteil ist als White Cube mit einem röhrenartigen Hauptraum mit 160 Metern Länge, nur 13 Metern Breite und sieben Metern Höhe aufgebaut, die Größe der Ausstellungsfläche ist hier etwa 2000 m². Die Röhre besteht aus einer betonierten U-Form mit einer Hülle aus pulverbeschichtetem Stahlblech mit Glasstreifen. Der Bau ist großteils in eine Hügelkuppe eingelassen, erhält jedoch in den meisten Bereichen natürliches Oberlicht. An den beiden Enden ragt der Bau über die Böschung, auf einer Seite 30 m weit in Richtung Bundesstraße mit einer Aussichtsterrasse.
Drei weitere Baukörper sind diesem Hauptgebäude untergeordnet, in denen sich ein Bereich für Grafik mit etwa 500 m² und der schwarze Kubus für die Sammlung „Gold der Akan“ mit etwa 350 m² befinden. Die Kosten für das Museum beliefen sich auf rund 9,5 Mio. Euro.[6]
Aufgrund der auf 3000 Werke angewachsenen Sammlung wurde das Museum seit Frühjahr 2014 nach Plänen des Wiener Architekten-Team querkraft um rund 2.500 m² auf insgesamt 7.500 m² erweitert und am 25. April 2015 wieder eröffnet.[7][8][9][10][11]
Der neue dreieckige Raum, der neben dem Foyer abzweigt, ermöglicht nun erstmals auch Platz für Leihgaben und Wechselausstellungen, sowie eine Bühne für Lesungen, Konzerte und weitere Veranstaltungen. Durch einen 50 Meter langen Korridor gelangt man in die neue Glas- und Miniatursammlung. Daneben befindet sich ebenfalls im Souterrain eine Skulpturenhalle. Fünf Sekunden beträgt dort die Nachhallzeit. Zusätzlich wird noch an einem „in die Landschaft eingelassene Skulpturengarten“ gebaut.[12]
Das Museum wurde bereits vier Jahre nach Fertigstellung im Dezember 2012 seitens des Bundesdenkmalamtes unter Denkmalschutz gestellt.[13]
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Schaudepot
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Innenansicht
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Innenansicht
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Skulpturenhalle
Sammlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum präsentiert eine Auswahl von 300 Werken aus der Sammlung, die insgesamt etwa 2500 Kunstwerke umfasst. Nach Angaben des Museums handelt es sich um eine der größten Sammlungen österreichischer Kunst ab 1950, ergänzt durch markante Werke ausländischer Maler und Plastiker.[14] Rezensenten sprechen von der größten Schausammlung österreichischer Nachkriegskunst.[15] Zu den in der Sammlung vertretenen Österreichern gehören Arnulf Rainer, Maria Lassnig, Hans Bischoffshausen, Meina Schellander, Cornelius Kolig, Bruno Gironcoli, Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Hans Staudacher, Drago Prelog und Helga Philipp.[16]
Über eine Lichtinstallation von Brigitte Kowanz wird zudem eine Verbindung zur Sammlung von Goldobjekten aus Afrika hergestellt, die in einem eigenen, komplett unterirdisch gelegenen Trakt präsentiert werden. Die Ausstellung „Gold der Akan“ präsentiert 600 Schmuck- und Kultobjekte afrikanischer Königsstämme (Ashanti, Baule, Ebrie).[17] Die überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammenden Exponate stellen eine der vier größten Sammlungen der Welt[18] zu diesem Thema dar.
Berater Liaunigs bei Errichtung und Ausrichtung des Museums und Kurator der aktuellen Ausstellung ist Peter Baum, zuvor langjähriger Galerie- und Museumsleiter in Linz.[16] Teile der Schausammlung sollen jährlich ausgetauscht werden.[6]
2009 wurden 8.400 Besucher registriert.[16]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2008 Österreichischer Bau-Preis
- 2011 Österreichischer Museumspreis[19]
- Am 1. Mai 2011 gab die Österreichische Post AG im Rahmen der Dauermarkenserie Kunsthäuser eine Briefmarke zu dem Baukunstwerk heraus.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Matthias Boeckl: Ich bin ein geborener Sammler. Der Industrielle Herbert Liaunig über seine Sammlungen und sein neues Privatmuseum in Kärnten, in: Parnass, Nr. 4 / 2008, S. 116–125.
- Chris van Uffelen: Museumsarchitektur. Ullman, Potsdam 2010, ISBN 978-3-8331-6058-5. S. 154–157.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website des Museums
- Museum Liaunig. In: architektur im netz, nextroom.at.
- Besprechung mit einigen Fotos
- Fotos
- Patricia Grzonka: Fitzcarraldo an der Drau, Neue Zürcher Zeitung, 9. September 2008.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ diepresse.com: Peter Liaunig: „Wir arbeiten wie die Wilden“. Artikel vom 5. Juli 2018, abgerufen am 5. Juli 2018.
- ↑ Die Presse: Kärnten: Neues Museum für Liaunig-Sammlung, 13. März 2004.
- ↑ ORF online: Liaunig-Museum nimmt Gestalt an, 25. Oktober 2007.
- ↑ Der Standard: Eleganter Kunsttunnel mit Jugendschutzprogramm, 31. Juli 2008.
- ↑ Die Presse: Kunst in der Röhre, 22. August 2008.
- ↑ a b Kleine Zeitung: Ich würde es auch Casanova nennen, 29. Oktober 2008, S. 58 f.
- ↑ Eine Institution wächst: 2014 wird das Museum Liaunig erweitert - Wiedereröffnung im Mai 2015. Abgerufen am 3. März 2014.
- ↑ querkraft - MLE museumserweiterung. Abgerufen am 3. März 2014.
- ↑ orf.at - Liaunig-Museum vor Ausbau. Artikel vom 10. November 2012.
- ↑ Museum Liaunig: Besucherinfo ( des vom 13. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 13. Jänner 2015.
- ↑ orf.at - Museum Liaunig eröffnet nach Umbau. Abgerufen am 22. April 2015.
- ↑ Museum Liaunig: Kein Gramm Fett, Besprechung in Der Standard vom 14. Juni 2015.
- ↑ Privat-Museum schon nach vier Jahren unter Denkmalschutz. Artikel vom 3. Juni 2013.
- ↑ Sammlung Zeitgenössische Kunst auf der Website des Museums ( vom 29. September 2008 im Internet Archive)
- ↑ Die Presse: Liaunig-Museum: Goldies aus Österreich, 29. August 2008.
- ↑ a b c Michael Huber: Glamour für Helden und Nebendarsteller in: kurier.at, 26. April 2010, und in: Tageszeitung Kurier, Wien, 27. April 2010, S. 30.
- ↑ Gold der Akan auf der Website des Museums ( vom 18. Oktober 2008 im Internet Archive)
- ↑ Herbert Liaunig in: Matthias Boeckl: Ich bin ein geborener Sammler. Der Industrielle Herbert Liaunig über seine Sammlungen und sein neues Privatmuseum in Kärnten. Parnass, Nr. 4/2008, S. 122.
- ↑ Österreichischer Museumspreis : Bundeskanzleramt Kultur und Kunst ( des vom 16. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 14. April 2015.
Koordinaten: 46° 38′ 46,7″ N, 14° 53′ 31,1″ O