Neustadt (Eichsfeld)

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Neustadt
Landgemeinde Am Ohmberg
Wappen von Neustadt
Koordinaten: 51° 28′ N, 10° 28′ OKoordinaten: 51° 28′ 3″ N, 10° 27′ 52″ O
Höhe: 314 (282–320) m ü. NN
Fläche: 3,59 km²
Einwohner: 722 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte: 201 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 2010
Postleitzahl: 37345
Vorwahl: 036077
Karte
Lage des Ortsteils in der Landgemeinde Am Ohmberg
Fachwerkhäuser Neustadt
Bürgermeisteramt und Kindergarten St. Martin
Dorfgemeinschaftshaus und Freiwillige Feuerwehr
Mariensäule auf dem Schulplatz
Angerlinde
St. Simon und Judas Thaddäus
Dreifaltigkeitsbildstock

Neustadt ist ein Ortsteil der Landgemeinde Am Ohmberg im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Die Landgemeinde gehörte der Verwaltungsgemeinschaft Eichsfeld-Südharz bis zu deren Auflösung am 30. November 2011 an. Der Ort wurde früher auf dem Eichsfeld zur Unterscheidung als das katholische Neustadt bezeichnet. Neustadt besteht aus den Orten Neustadt und Neubleicherode.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Neustadt befindet sich etwa 25 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Heiligenstadt östlich des Ohmgebirges. Der Ort liegt auf einer kleinen Landzunge zwischen den Bächen Knickbach im Norden und Hagebach im Osten und Süden. Der Hagebach (auch Kleine Bode genannt) mündet bei Großbodungen in die Bode. Nachbarorte sind Großbodungen im Nordosten, Wallrode im Osten und Buhla im Südwesten.

Der Ortsteil Neubleicherode befindet sich etwa zwei Kilometer westlich der Ortslage Neustadt. Die Kleinsiedlung geht auf einen ehemaligen Kalischacht zurück. Am Waldrand befindet sich das Forsthaus Marienthal.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die etwa drei Kilometer südlich von Neustadt befindliche Hasenburg war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und bildete bis in das Hochmittelalter eines der bedeutendsten Machtzentren des Eichsfeldes. Die Hasenburg diente zuletzt, in der Regentschaft Kaiser Heinrich IV. als Reichsburg und wurde 1074 im Verlauf des Sachsenkrieges zusammen mit der Siedlung („Civitas“) der Besatzungsmannen und deren Familien zerstört. Sie lag unmittelbar unter dem östlichen Abhang, zwischen dem Berge und dem heute von Wallrode nach Buhla führenden Wege und wurde an der heutigen Stelle neu aufgebaut.

Neustadt wird als „Nova Civitas“ in einer von Papst Urban IV. im Jahre 1262 ausgestellten Urkunde erstmals erwähnt. Carl Duval berichtet, dass der Ort 1662 infolge der Pest fast völlig entvölkert war, man zählte nur 122 überlebende Einwohner. Um 1845 betrug die Einwohnerzahl etwa 1000 Personen, der Ort hatte 120 Wohnhäuser und Höfe. Zu den Besonderheiten des Dorfes zählte Duval die Tanzlinde, welche unter ihren Zweigen ausreichend Platz für eine Kompanie Soldaten böte. Am 7. Mai 1843 wurde unweit des Dorfes eine Kapelle geweiht.

Neustadt wurde als planmäßige Siedlung um einen großen Anger angelegt und war durch einen Knick und Wall geschützt, der teilweise noch erkennbar ist. Die Namen der beide Bachläufe (Hagen und Knick) deuten auf diese Schutzfunktion hin.[1]

Der Ort gehörte bis zur Säkularisation zum Staatsgebiet des Mainzer Erzbistums, König Friedrich Wilhelm III. nahm 1802 das gesamte Eichsfeld für Preußen in Besitz, es entstand das Mediatfürstentum Eichsfeld. 1806 bis 1813 war das französisch besetzte Eichsfeld Teil des Königreichs Westphalen, nach dessen Auflösung es wieder an Preußen übergeben wurde. Auf dem Wiener Kongress wurde das Eichsfeld 1815 geteilt. Neustadt wurde dem Obereichsfeld zugeteilt, es wurde in den Worbis eingefügt, der nun zur preußischen Provinz Sachsen gehören. Entlang der nördlichen Gemarkungsgrenze verlief auch die Grenze zum Untereichsfeld, dies hatte aber bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges keine besondere Bedeutung für die Bewohner.

Um 1900 begann auch im Eichsfeld die Erkundung und Erschließung der untertägigen Kalisalzvorkommen. Der Bergbau ermöglichte die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze und den engmaschigen Ausbau des Schienennetzes. Von 1945 bis 1949 gehörte Neustadt zur Sowjetischen Besatzungszone und war ab dem 7. Oktober 1949 Teil der Deutschen Demokratischen Republik, er lag im Bezirk Erfurt, Kreis Worbis. Seit 1990 gehört der Ort zum neu geschaffenen Eichsfeldkreis in Thüringen. Am 1. Dezember 2010 wurde Neustadt mit den Gemeinden Großbodungen und Bischofferode zur Gemeinde Am Ohmberg zusammengeschlossen und verlor damit seine Eigenständigkeit.[2]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

Jahr Einwohner
1994 743
1995 760
1996 786
1997 780
Jahr Einwohner
1998 787
1999 768
2000 754
2001 746
Jahr Einwohner
2002 749
2003 723
2004 722
2005 708
Jahr Einwohner
2006 703
2007 688
2008 728
2009 722
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik [3]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Silber einen roten, mit einem silbernen, sechsspeichigen Rad belegten Dreiberg, darauf eine grüne Linde, von je zwei schwarzen, bis zum Schildhaupt reichenden Pfählen beseitet.“

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neustadt besitzt eine relativ große Angeranlage auf einem leicht erhöhten Rondell in der Mitte des Dorfes. Das Dorf gehört somit zu wenigen Angerdörfern im Eichsfeld. Unmittelbar benachbart befinden sich die Kirche und Häuser für die Dorfgemeinschaft, wie Pfarrhaus, Schänke und alte Schule, sowie der Dorfteich. Ob der Anger früher eine für das Eichsfeld typische Angermauer und einen Steintisch besaß, ist nicht bekannt.

Angerlinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die auch im Ortswappen dargestellte Tanzlinde ist das Wahrzeichen des Ortes. Der Standort des etwa 375 Jahre[4] alten Baumriesen befindet sich in der Ortsmitte und wurde als Tanzplatz hergerichtet. Mit einem Durchmesser von etwa 14 Metern überdeckt dieser Baum mit seinen Zweigen den einstigen Tanzboden. Diese Sommerlinde wurde unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg gepflanzt. Sie ist ein lebender Zeuge des Neubeginns nach diesem mörderischen Krieg, unter dem die Region besonders zu leiden hatte. Den Breitenwuchs der Krone „lenkte“ Menschenhand durch Beschnitt von Anfang an. Als Naturdenkmal ist der Baum historisch besonders interessant und einmalig im Eichsfeld.

St. Simon und Judas Thaddäus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort befindet sich auch die romanische Kirche St. Simon und Juda sowie denkmalgeschützte Fachwerkhäuser.

Kreuzweg und Waldkapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nähe des Ortsteils Neubleicherode befinden sich ein Stationsweg mit einer Mariengrotte und der Waldkapelle.

Dreifaltigkeitslinde und Bildstock[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Abzweig nach Neubleicherode befindet sich eine Linde mit einem Dreifaltigkeitsbildstock.

Klüschen mit Pietà[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am südlichen Ortsausgang in Richtung Wallrode befindet sich ein Klüschen (Aussprache: Klüs’chen) mit einer Pietà als Holzrelief. Darunter ist zu lesen: "Ihr alle die ihr des Weges kommt, merkt auf und schauet, ob je ein Schmerz gleicht meinem Schmerze."

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Duval: „Neustadt“. In: Das Eichsfeld. (Reprint). Harro von Hirschheydt Verlag, Hannover-Dören 1979, ISBN 3-7777-0002-9, S. 598–599.
  • Michael Köhler: «Hasenburg» – Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 128–129.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Neustadt (Eichsfeld) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. G.: Besonderheiten des Dorfes - die mächtige Angerlinde. (nach Johannes Müller) in Thüringer Tageblatt vom 27. Oktober 1984
  2. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
  3. Thüringer Landesamt für Statistik
  4. Ewald Heerda: «Tanzlinde Neustadt» – Entdeckungen im Eichsfeld. Wissenswertes aus Wald und Flur. Cordier Verlag, Heiligenstadt 1993, S. 46–47.