Olympische Sommerspiele 1976/Leichtathletik – 200 m (Frauen)

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Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin 200-Meter-Lauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 36 Athletinnen aus 21 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Montreal
Wettkampfphase 26. Juli 1976 (Vorläufe/Viertelfinale)
28. Juli 1976 (Halbfinale/Finale)
Medaillengewinnerinnen
Bärbel Eckert (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Annegret Richter (Deutschland BR FRG)
Renate Stecher (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Das Olympiastadion in Montreal

Der 200-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde am 26. und 28. Juli 1976 im Olympiastadion Montreal ausgetragen. 36 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde Bärbel Eckert aus der DDR. Sie gewann vor Annegret Richter aus der Bundesrepublik Deutschland und Renate Stecher aus der DDR.

Neben den beiden Medaillengewinnerinnen nahm auch Carla Bodendorf, frühere Carla Rietig, für die DDR teil. Sie konnte sich ebenfalls für das Finale qualifizieren und wurde Vierte.
Für die Bundesrepublik Deutschland starteten zudem Inge Helten und Annegret Kroniger. Kroniger qualifizierte sich für das Viertelfinale, trat dort jedoch nicht an. Helten erreichte das Finale und wurde Fünfte.
Österreich wurde durch Silvia Schinzel vertreten, die im Viertelfinale ausschied.
Die Liechtensteinerin Helen Ritter, spätere Helen Bischofberger, schied in der Vorrunde aus.
Läuferinnen aus der Schweiz nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde

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In den Jahren damals gab es noch ein Nebeneinander zwischen handgestoppten und auf Zehntelsekunden gerundeten elektronisch genommenen Zeiten einerseits sowie rein elektronisch gestoppten auf Hundertstelsekunden gerundeten Zeiten andererseits. Die offiziellen Bestenlisten bestanden aus einer Mischung, in die beide Arten von Zeitmessung gemeinsam eingingen. Auch handgestoppte Zeiten waren damals noch Teil der offiziellen Besten- und Rekordlisten, was sich vor allem auf den kurzen Strecken auswirkte und zu voneinander abweichenden Rekorden führte. Da jedoch die handgestoppten Zeiten aufgrund der Reaktionsverzögerung der Zeitnehmer ca. ein bis zwei Zehntelsekunden besser waren als die elektronisch ermittelten Werte, gab es bald getrennte Auflistungen. Von 1977 an wurden auch offiziell nur noch die elektronischen Zeiten geführt.

Die beiden folgenden Übersichten stellen beide oben beschriebenen Rekordzeiten in getrennten Tabellen dar.

Rekorde mit elektronischer Zeitnahme
Weltrekord 22,21 s Irena Szewińska (Polen 1944 Polen) Potsdam, DDR (heute Deutschland) 13. Juni 1974[1]
Olympischer Rekord 22,40 s Renate Stecher (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) Finale OS München, BR Deutschland (heute Deutschland) 7. September 1972
Rekordübersicht mit gemischt ermittelten Zeiten
Weltrekord 22,1 s Renate Stecher (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) Dresden, DDR (heute Deutschland) 21. Juli 1973[1]
Olympischer Rekord 22,4 s Finale OS München, BR Deutschland (heute Deutschland) 7. September 1972

Rekordegalisierungen / -verbesserungen

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Bei Windstille egalisierte die Olympiasiegerin Bärbel Eckert aus der DDR im Finale am 28. Juli den bestehenden unabhängig von handgestoppter oder elektronisch genommener Zeitnahme auf Zehntelsekunden gerundeten olympischen Rekord von 22,4 s. Gleichzeitig verbesserte sie damit den per elektronisch genommener Zeitnahme auf Hundertstelsekunden gerundeten olympischen Rekord um drei Hundertstelsekunden auf 22,37 s.

Durchführung des Wettbewerbs

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Die Athletinnen traten am 26. Juli zu sechs Vorläufen an. Die jeweils fünf Laufbesten – hellblau unterlegt – und die nachfolgend zwei Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – kamen ins Viertelfinale am selben Tag. Hieraus erreichten die jeweils vier Laufbesten – wiederum hellblau unterlegt – das Halbfinale am 28. Juli. Aus den Vorentscheidungen qualifizierten sich die vier Laufbesten – hellblau unterlegt – für das Finale, das am selben Tag stattfand.

26. Juli, 11:45 Uhr: Vorläufe
26. Juli, 15:45 Uhr: Viertelfinale
28. Juli, 15:00 Uhr: Halbfinale
28. Juli, 18:10 Uhr: Finale[2]

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Montreal (UTC−5) angegeben.

Datum: 26. Juli 1976, ab 11:45 Uhr[3]

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Chandra Cheeseborough Vereinigte Staaten USA 23,17 s
2 Denise Robertson Vereinigtes Konigreich Großbritannien 52,60 s
3 Rosie Allwood Jamaika Jamaika 23,34 s
4 Marjorie Bailey Kanada Kanada 23,36 s
5 Annegret Kroniger Deutschland BR BR Deutschland 23,43 s
6 Beverley Goddard Vereinigtes Konigreich Großbritannien 23,64 s
DNS Isabel Taylor Kuba Kuba

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Bärbel Eckert Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 23,78 s
2 Susan Jowett Neuseeland Neuseeland 24,12 s
3 Joanne McTaggart Kanada Kanada 24,35 s
4 Freida Davy Barbados Barbados 24,45 s
DNS Linda Haglund Schweden Schweden
Brenda Morehead Vereinigte Staaten USA
Carmen Valdés Kuba Kuba

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Raelene Boyle Australien Australien 23,12 s
2 Nadeschda Besfamilnaja Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,39 s
3 Annegret Richter Deutschland BR BR Deutschland 23,47 s
4 Chantal Réga Frankreich Frankreich 23,54 s
5 Silvia Schinzel Osterreich Österreich 23,74 s
6 Silvina Pereira da Silva Brasilien 1968 Brasilien 24,00 s
7 Carolina Rieuwpassa Indonesien Indonesien 24,86 s
DNS Miriama Tuisorisori Fidschi Fidschi

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Debra Armstrong Vereinigte Staaten USA 23,18 s
2 Catherine Delachanal Frankreich Frankreich 23,38 s
3 Inge Helten Deutschland BR BR Deutschland 23,40 s
4 Ljudmila Maslakowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,51 s
5 Lea Alaerts Belgien Belgien 23,53 s
6 Helen Golden Vereinigtes Konigreich Großbritannien 23,77 s
7 Helen Ritter Liechtenstein 1937 Liechtenstein 26,15 s
8 Marie-Louise Pierre Haiti 1964 Haiti 28,19 s

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Carla Bodendorf Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,98 s
2 Jacqueline Pusey Jamaika Jamaika 23,56 s
3 Debbie Wells Australien Australien 23,78 s
4 Ildikó Erdélyi Ungarn 1957 Ungarn 24,35 s
5 Mona-Lisa Pursiainen Finnland Finnland 24,52 s
DNS Rita Bottiglieri Italien Italien
Sonia Lannaman Vereinigtes Konigreich Großbritannien

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Renate Stecher Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,75 s
2 Tetjana Prorotschenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,21 s
3 Patty Loverock Kanada Kanada 23,34 s
4 Lilijana Panajotowa Bulgarien 1971 Bulgarien 23,49 s
5 Carol Cummings Jamaika Jamaika 23,50 s
6 Divina Estrella Dominikanische Republik Dominikanische Republik 24,95 s
DNS Fulgencia Romay Kuba Kuba

Datum: 26. Juli 1976, ab 15:45 Uhr[3]

Wind: +0,71 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Carla Bodendorf Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 23,20 s
Debra Armstrong Vereinigte Staaten USA
3 Annegret Richter Deutschland BR BR Deutschland 23,35 s
4 Nadeschda Besfamilnaja Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,48 s
5 Debbie Wells Australien Australien 23,65 s
6 Lea Alaerts Belgien Belgien 23,80 s
7 Lilijana Panajotowa Bulgarien 1971 Bulgarien 23,87 s
8 Susan Jowett Neuseeland Neuseeland 24,23 s

Wind: +1,43 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Raelene Boyle Australien Australien 22,97 s
2 Inge Helten Deutschland BR BR Deutschland 23,09 s
3 Tetjana Prorotschenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,11 s
4 Chantal Réga Frankreich Frankreich 23,00 s
5 Rosie Allwood Jamaika Jamaika 23,40 s
6 Beverley Goddard Vereinigtes Konigreich Großbritannien 23,74 s
7 Mona-Lisa Pursiainen Finnland Finnland 24,10 s
8 Joanne McTaggart Kanada Kanada 24,47 s

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Renate Stecher Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 23,04 s
2 Chandra Cheeseborough Vereinigte Staaten USA 23,19 s
3 Marjorie Bailey Kanada Kanada 23,24 s
4 Jacqueline Pusey Jamaika Jamaika 23,42 s
5 Catherine Delachanal Frankreich Frankreich 23,65 s
6 Silvia Schinzel Osterreich Österreich 23,95 s
DNS Annegret Kroniger Deutschland BR BR Deutschland

Wind: +1,11 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Bärbel Eckert Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,85 s
2 Patty Loverock Kanada Kanada 23,03 s
3 Denise Robertson Australien Australien 23,12 s
4 Carol Cummings Jamaika Jamaika 23,45 s
5 Ljudmila Maslakowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,63 s
6 Helen Golden Vereinigtes Konigreich Großbritannien 23,94 s
7 Freida Davy Barbados Barbados 24,27 s
DNS Ildikó Erdélyi Ungarn 1957 Ungarn

Datum: 28. Juli 1976, ab 15:00 Uhr[3]

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Renate Stecher Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,68 s
2 Carla Bodendorf Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,84 s
3 Inge Helten Deutschland BR BR Deutschland 22,97 s
4 Tetjana Prorotschenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,03 s
5 Marjorie Bailey Kanada Kanada 23,06 s
6 Debra Armstrong Vereinigte Staaten USA 23,16 s
7 Carol Cummings Jamaika Jamaika 23,41 s
DSQ Raelene Boyle Australien Australien 2 Fehlstarts

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit
1 Bärbel Eckert Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,71 s
2 Annegret Richter Deutschland BR BR Deutschland 22,90 s
3 Denise Richardson Australien Australien 22,91 s
4 Chantal Réga Frankreich Frankreich 23,00 s
5 Patty Loverock Kanada Kanada 23,09 s
6 Chandra Cheeseborough Vereinigte Staaten USA 23,20 s
7 Jacqueline Pusey Jamaika Jamaika 23,31 s
8 Nadeschda Besfamilnaja Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,38 s
Olympiasiegerin Bärbel Eckert,
spätere Bärbel Wöckel

Datum: 26. Juli 1976, 18:10 Uhr[3]

Wind: ±0,00 m/s

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Bärbel Eckert Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,37 s ORe / ORel
2 Annegret Richter Deutschland BR BR Deutschland 22,39 s
3 Renate Stecher Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,47 s
4 Carla Bodendorf Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 22,64 s
5 Inge Helten Deutschland BR BR Deutschland 22,68 s
6 Tetjana Prorotschenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 23,03 s
7 Denise Robertson Australien Australien 23,05 s
8 Chantal Réga Frankreich Frankreich 23,09 s

Für das Finale hatten sich gleich fünf Deutsche qualifiziert, drei Sprinterinnen aus der DDR sowie zwei aus der Bundesrepublik Deutschland. Komplettiert wurde das Finalfeld mit jeweils einer Athletin aus Australien, Frankreich und der Sowjetunion. Nach der Disqualifikation der Australierin Raelene Boyle im Halbfinale wegen Fehlstarts galt die DDR-Sprinterin Renate Stecher als Favoritin. Aber vor allem nach ihrem Olympiasieg über 100 Meter zählte auch Annegret Richter zu den Gold-Kandidatinnen. Stark eingeschätzt wurden darüber hinaus Stechers Teamkameradinnen Bärbel Eckert und Carla Bodendorf, früher auch bekannt unter ihrem Namen Carla Rietig.

Auf den ersten 100 Metern bahnte sich noch keine Entscheidung an. Vier Läuferinnen kamen nur durch minimale Abstände getrennt aus der Kurve. Richter und Eckert lagen hauchdünn vor Stecher und Helten. Auch auf der Zielgeraden blieb es zwischen Richter und Eckert eng. Bärbel Eckert setzte sich zum Schluss durch und gewann mit olympischem Rekord die Goldmedaille. Nur zwei Hundertstelsekunden hinter ihr kam Annegret Richter ins Ziel, die wiederum acht Hundertstelsekunden Vorsprung auf Renate Stecher hatte. Carla Bodendorf machte auf den letzten hundert Metern einigen Boden gut und wurde Vierte, Inge Helten erreichte Rang fünf.[4] Somit gingen erstmals in der olympischen Geschichte die ersten fünf Plätze einer Leichtathletikdisziplin ausschließlich an deutsche Teilnehmerinnen, die in der Zeit des geteilten Deutschlands hier allerdings als zwei unterschiedliche Nationen auftraten.

  • Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 238f

Einzelnachweise

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  1. a b Athletics - Progression of outdoor world records, 200 - Women, abgerufen am 18. Dezember 2017
  2. Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 23 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 21. Oktober 2021
  3. a b c d Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 32 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 21. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's 200 metres, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2021