Plessen (Adelsgeschlecht)
Plessen ist der Name eines ursprünglich edelfreien mecklenburg-holsteinischen Adelsgeschlechts, das ursprünglich aus dem Bereich nördlich von Göttingen im Stammesherzogtum Sachsen stammt.
Geschichte
Das Geschlecht erscheint mit Helmoldus de Huckelem (Höckelheim) 1097 erstmals urkundlich.[1] Stammväter der beiden Linien sind die Brüder Bernhard (1150–1190) und Gottschalk (1170–1190), die sich nach der Burg Plesse bei Göttingen de Plesse nennen.[2] Die jüngere Linie der Herren von Plesse, die sich auf Gottschalk von Plesse zurückführte, blieb im Besitz der Burg Plesse und erlosch 1571 mit dem Tod Dietrichs IV. von Plesse. Die gesicherte Stammreihe der älteren Linie begann im 13. Jahrhundert mit Helmold (IV.) von Plesse (1241–1283).[3] Dieser Helmold de Plesse wird zwischen 1263 und 1280 vielfach als erster oder zweiter Zeuge in Urkunden der Herren Johann und Heinrich zu Mecklenburg genannt. Er wird dabei jedoch nie entsprechend der Standesqualität der südhannoverschen Herren von Plesse als „Herr“ (dominus oder nobilis de Plesse) bezeichnet, sondern ist als Ritter und Lehnsmann der Herren zu Mecklenburg bezeugt. Die Mecklenburger von Plesse vollzogen einen Wappenwechsel vom vormaligen roten Maueranker zum schwarzen Stier im Schild. Dieser Wappenwechsel orientierte sich mutmaßlich am Lehnsverhältnis zum neuen Landesfürsten. Teilweise wird daher ein direkter Zusammenhang der beiden Linien bezweifelt.[4][5] Die Familie breitete sich nach Holstein und Mecklenburg aus und wurde vom 14. Jahrhundert bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts beispielsweise die beherrschende Familie des Klützer Winkels und - ausgehend von der Dorfkirche Gressow unter dem Patronat von Berend von Plesse - der Hauptförderer der Reformationsbewegung in Mecklenburg.[6]
Die Namensform Plesse wird im 17. und 18. Jahrhundert durch Plessen ersetzt.[3]
Standeserhöhungen
- Helmuth von Plessen (1699–1761) Reichsgraf am 1. Mai 1741
- Mogens Joachim von Scheel-Plessen (1782–1853) dänischer Lehnsgraf am 29. September 1829
- Carl von Scheel-Plessen (1811–1892) preußischer Graf 1888
- Ludwig Mogens Gabriel von Plessen-Cronstern (1848–1929) preußischer Graf am 17. August 1898
Wappen
- Das Wappen der Edelherren von und zu Plesse zeigt in Gold einen roten Maueranker. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken der rote Maueranker vor einer mit Pfauenfedern besteckten goldenen Säule.
- Das Stammwappen des mecklenburger Geschlechts zeigt in Gold einen schreitenden schwarzen Stier. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei halbe rote Räder, ringsum besteckt mit 21 Pfeilschäften, die auf ihrer Spitze Sterne tragen, woraus später natürliche Pfauenfedern geworden sind.
Namensträger
- Helmold von Plesse ( - 1186), Militärführer Heinrichs des Löwen, mutmaßlicher Gründer bzw. Erbauer von sieben Kirchen in Mecklenburg
- Helmold III. von Plesse ( - 1236), Ritter des Ordens der livländischen Schwertbrüder, 1211 Befehlshaber des Kreuzheeres in Livland
- Helmold IV. von Plesse (1241–1283), Ritter, Regenschaftsrat für die Söhne Heinrichs des Pilgers
- Heinrich von Plesse (1318–1337), Ritter, Regentschaftsrat für die Söhne Fürst Heinrichs II., des Löwen, von Mecklenburg
- Konrad von Plesse (1318–1352), Rat Fürst Albrechts II. von Mecklenburg
- Johann Henning von Plesse (1318–1356), Ritter, Regentschaftsrat für die Söhne Fürst Heinrichs II., des Löwen, von Mecklenburg, Rat Fürst Albrechts von Mecklenburg (1343)
- Reimar von Plesse (1351–1375), Ritter, Erbauer der Burg Brüel, Patron der Kirche zu Hohen Viecheln, Pfandbesitzer von Marnitz
- Berend von Plesse ( - 1555), Hauptförderer der Mecklenburger Reformation, beginnend in Gressow
- Bernd von Plesse (1528–1604), herzoglicher Hofmeister, Kommandant der Festung Rostock
- Volrad von Plesse (1560–1631), Geheimer Rat und Staatsminister
- Volrad von Plessen (zu Bützow) (1581–1638), Geheimer Rat und Kanzleidirektor, bischöflicher Statthalter zu Bützow
- Diedrich Barthold von Plessen (1594–1652), Hofmarschall, Hessischer Geheimer Ratspräsident
- Daniel von Plessen (1606–1672), deutscher Verwaltungsbeamter und Landrat von Mecklenburg
- Helmuth von Plessen (Militär) (1612–1694), Oberst und Kommandeur eines Kaiserlichen Kürassier Regiments
- Christian Siegfried von Plessen (1646–1723), Geheimer Rat und Hofmarschall des Prinzen Joergen von Dänemark
- Diedrich Joachim von Plessen (1670–1733), Wirklicher Geheimer Rat und Kammerpräsident
- Karl Adolf von Plessen (1678–1758), dänischer Hofmarschall und Oberkämmerer
- Helmuth von Plessen (Politiker) (1699–1761), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister
- Jacob Levin von Plessen (1701–1761), Oberhofmarschall in Eutin, Dompropst im Hochstift Lübeck
- Bernd Hartwig von Plessen (1709–1767), dänischer Kammerherr, Erster Rat und Kanzler am Obergericht
- Louise von Plessen (1725–1799), Oberhofmeisterin am dänischen Hof von König Christian VII. und Caroline Mathilde
- Mathias von Plessen (1730–1794), Mecklenburgischer Generalmajor
- Hans Georg Gottfried von Plessen (1765–1837), Kanzleirat und Kammerherr, Braunschweiger Landschaftspräsident
- Leopold von Plessen (1769–1837), Diplomat, Kammerherr, Minister, Geheimeraths- und Regierungspräsident, Vertreter von Mecklenburg-Schwerin auf dem Wiener Kongress
- Wilhelm Friedrich Albrecht von Plessen (1778–1856), württembergischer Kammerherr und Landtagsabgeordneter
- Ludwig (Louis) von Plessen (1784–1828), Oberst und Kommandeur des Lanciers-Garde-Regiments in Paris
- Hans Adolf von Plessen (1790–1871), Kammerherr, Wirklicher Geheimer Rat und Oberkammerherr
- August Leopold von Plessen (1797–1862), Oberst und Kommandant von Ludwigslust
- Hermann Karl von Plessen (1803–1877), Generalleutnant
- Wilhelm August von Plessen (1808–1887), Württembergischer Staatsminister
- Hans Georg von Plessen (1841–1929), Generaloberst im Range eines Generalfeldmarschalls
- Victor Baron von Plessen (1900–1980), deutscher Forschungsreisender
- Elisabeth Plessen (1944–), deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin
- Gero von Plessen (1964–), Universitätsprofessor für Physik an der RWTH Aachen
Einzelnachweise
- ↑ Monumenta Gernaniae historica, Diplomata Henrici IV, Nr. 457
- ↑ vergl. Stammlinie von Plessen
- ↑ a b Familiengeschichte auf der Internetseite der Familie von Plessen
- ↑ vergl. M. Naumann: Die Plessen. Stammfolge vom XIII. bis XX. Jahrhundert. C.A. Starke Verlag
- ↑ Detlef Schwennicke: Zur Genealogie der Herren von Plesse. In: Peter Aufgebauer (Hrsg.): Burgenforschung in Südniedersachsen, Göttingen 2001, ISBN 3-924781-42-7. S. 113-125
- ↑ Georg Christian Friedrich Lisch: Thomas Aderpul oder die Reformation zu Gressow, Malchin und Bützow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Schwerin 16 (1851). S. 57-97. (Digitalisat).
Literatur
- Max Naumann: Die Plessen. Stammfolge vom XIII. bis XX. Jahrhundert. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1971
- Genealogisches Handbuch des Adels Band X. (Band 119 der Gesamtreihe), C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, ISSN 0435-2408