Pleuroceras

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pleuroceras

Pleuroceras sp.

Zeitliches Auftreten
Oberes Pliensbachium
Fundorte
Systematik
Kopffüßer (Cephalopoda)
Ammoniten (Ammonoidea)
Ammonitida
Eoderoceratoidea
Amaltheidae
Pleuroceras
Wissenschaftlicher Name
Pleuroceras
Hyatt, 1868

Pleuroceras ist eine Gattung mäßig evoluter Ammoniten (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Gattung aus der Ordnung Diaporthales der Schlauchpilze). Sie ist Leitfossil im Oberen Pliensbachium (Domerium) in der nach Pleuroceras spinatum benannten Spinatum-Zone.[1]

Erstbeschreibung und Benennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Pleuroceras wurde im Jahr 1868 von Alpheus Hyatt erstbeschrieben. Ihre Bezeichnung ist eine Wortschöpfung zusammengesetzt aus den beiden griechischen Wörtern πλευρά pleurá (Rippe, Flanke) und κέρας kéras (Horn), somit als „Rippenhorn“ zu übersetzen. Der Name verweist auf die markante Berippung des Ammoniten.

Charakterisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit N = 0,42 bis 0,46 handelt es sich bei Pleuroceras um eine mäßig evolute (weitnabelige) Ammonitengattung. Der Windungsquerschnitt des Phragmokons ist elliptisch bis rechteckig mit abgerundeten ventro-lateralen Ecken. Mittig über den Venter läuft ein deutlicher, seilförmiger Kiel – eine Synapomorphie der Amaltheidae. Dieser wird von Rillen (Sulci) begleitet, die seicht, gelegentlich auch tiefer eingelassen sein können. Oft fehlen aber auch Sulci vollständig und der Kiel wird dann nur noch von einer flachen Ventralebene umgeben. Im Verlauf der Ontogenese verliert der Kiel bei einigen Taxa seine Einschnürungen und wirkt dann glatt. Die Ornamentik auf den Flanken des Phragmokons besteht aus sehr starken, geradlinig radialen Rippen, daher auch die Bezeichnung der Gattung. Auf ihnen können sich am ventro-lateralen Rand Tuberkel ausbilden. Die Rippen sind manchmal am Umbilikalrand leicht angehoben.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pleuroceras hawskerense aus der Schweiz

Die Gattung Pleuroceras gehört zur Familie der Amaltheidae Hyatt, 1867 innerhalb der Überfamilie der Eoderoceratoidea Spath, 1929, die seit dem Beginn des Pliensbachiums die Psiloceratoidea verdrängt hatte.

Von der Gattung Pleuroceras sind folgende Taxa bekannt:

Ein Synonym von Pleuroceras ist Paltopleuroceras Buckman, 1898.

Als Schwestertaxa fungieren Amaltheus und Amauroceras.

Phylogenese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phylogenetische Entwicklung der Gattung Pleuroceras

Es wird generell angenommen, dass die Gattung Pleuroceras aus der Schwestergattung Amaltheus hervorgegangen ist. Christian Meister (1988) sieht die phylogenetische Entwicklung ausgehend von Amaltheus margaritatus über Pleuroceras transiens hin zu Pleuroceras solare.[2]

Ammonitenzone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pleuroceras salebrosum

Die Gattung Pleuroceras ist ein Leitfossil und definiert die fünfte und letzte Ammonitenzone des Pliensbachiums, die Spinatum-Zone. Die Spinatum-Zone folgt auf die Margaritatus-Zone und wird ihrerseits von der Tenuicostatum-Zone des Unteren Toarciums überlagert.

Die Spinatum-Zone wird ihrerseits in zwei Subzonen unterteilt (vom Hangenden zum Liegenden):

  • Hawskerense-Subzone nach Pleuroceras hawskerense
  • Apyrenum-Subzone nach Pleuroceras apyrenum

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pleuroceras solare aus der Fränkischen Schweiz

Die Individuen der Gattung Pleuroceras waren vermutlich recht schnell schwimmende marine Karnivoren, die fernab der Küste das flache, aber auch das tiefere kalkabscheidende Subtidal bevölkerten und driftendem Plankton folgten. Sie hielten sich ferner auf dem weiter außen liegenden Schelfbereich und auch noch über der Schelframpe auf.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorkommen der Gattung Pleuroceras in Deutschland sind Reichenbach an der Fils in Baden-Württemberg, Altdorf bei Nürnberg, Kalchreuth und Wassertrüdingen in Mittelfranken, Buttenheim und Eggolsheim bei Forchheim (Unterstürmig) in Oberfranken sowie Sulzkirchen bei Berching in der Oberpfalz (alle Bayern), Cremlingen in Niedersachsen sowie Velpe in Nordrhein-Westfalen. In Österreich erscheint die Gattung im Lias der Lienzer Dolomiten.[3] In Ungarn ist der Bakonywald anzuführen.

Pyritisierter Pleuroceras spinatum aus dem Département Gard in Frankreich

Zu den Fundstätten in Frankreich gehören Champfromier im Département Ain,[4] die Causses bei Millau im Département Aveyron,[5] Lixhausen im Département Bas-Rhin, Lanuéjols im Département Gard, der Lac de Charmes im Département Haute-Marne,[6] Charmoille im Département Haute-Saône[7] sowie Jard-sur-Mer und Péault im Département Vendée.

In Italien sind Echinodermenkalke und -mergel bei Varese zu erwähnen. Das Fundgebiet von Pleuroceras in Serbien liegt bei Pirot in der Stara Planina.[8] In Spanien führt die Barahona-Formation bei Almonacid de la Cuba (Zentraliberische Kette südlich von Saragossa) ebenfalls die Gattung Pleuroceras.[9]

Außerhalb von Europa erscheint die Gattung Pleuroceras in Nordafrika in der Bayada-Formation der Traras im Nordwesten Algeriens,[10] aber auch in Nordamerika, und zwar am Halfway River in Britisch-Kolumbien, in der Kingak-Formation im nördlichen Yukon[11] (beide Kanada) sowie in Alaska (Vereinigte Staaten).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • William Joscelyn Arkell u. a.: Mesozoic Ammonoidea. Treatise on Invertebrate Paleontology. Geological Society of America and University of Kansas Press, 1957.
  • Andrew H. Caruthers u. a.: Pliensbachian–Toarcian (Early Jurassic) Ammonoids from the Luning Embayment, West-Central Nevada, U.S.A. In: Bulletins of American Paleontology. Number 393, 2018, S. 1–84.[1]
  • Raymond Cecil Moore: Treatise on Invertesbrate Paleontology. Part L. Mollusca 4. Ammonoidea. Geological Society of America, 1957, S. 248.
  • Kevin N. Page: The Lower Jurassic of Europe: its subdivision and correlation. In: Geological Survey of Denmark and Greenland Bulletin. Band 1, 2003, S. 23–59.
  • Rudolf Schlegelmilch: Die Ammoniten des süddeutschen Lias: ein Bestimmungsbuch für Fossiliensammler und Geologen. – 2. Aufl. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York 1992, S. 241.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. J. Sepkoski: A compendium of fossil marine animal genera. In: Bulletins of American Paleontology. Band 363, 2002, S. 1–560.
  2. Christian Meister: Ontogenèse et évolution des Amaltheidae (Ammonoidea). In: Eclogae géol. helv. 81 Nr. 3, 1988, S. 763–841.
  3. J. Blau und C. Meister: Liassic (Pliensbachian) ammonites from the Lienz Dolomites (Eastern Tyrol, Austria). In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Band 134, 1991, S. 171–204.
  4. M. Meyer, M., C. Meister und R. Wernli: Stratigraphie du Lias de Champfromier (Ain). In: Géologie de la France. No 1. B.R.G.M. & S.G.F., 2000, S. 53.
  5. Christian Meister: Les ammonites du Domérien des Causses (France). In: Cahiers de Paléontologie. Centre National de la Recherche Scientifique, 1989, S. 60.
  6. J. Bardin, I. Rouget und F. Cecca: Late Pliensbachian (Early Jurassic) ammonites from Lac de Charmes (Haute-Marne, France): Systematic, biostratigraphy and palaeobiogeography. In: Geodiversitas. Band 35 (2). Muséum National d’Histoire Naturelle, Paris 2013, S. 328.
  7. A. M. Bourdenet: Les Pleuroceras du Domérien supérieur de Charmoille (Haute-Saône). In: Annales Scientifiques de l’Université de Besançon - 3e série, Géologie. fasc. 18. Université de Besançon, 1964.
  8. J. Jankicevic, D. Rabrenovic und V. Radulovic: Stratigrafske i paleontoloshke karakteristike Lijasa u Zabrdju (Stara Planina) [Stratigraphic and palaeontological characteristics of the Liassic of Zabrze (Stara Planina)]. In: Geoloski Anali Balkanskoga Poluostrva. Band 47, 1983, S. 161–182.
  9. M. J. Comas-Rengifo u. a.: El Jurasico Inferior en la seccion de Almonacid de la Cuba (sector central de la Cordillera Iberica, Zaragoza, Espana). In: Cuadernos de Geologia Iberica. Band 25, 1999, S. 27–57.
  10. S. Elmi, A. Marok, A. Sebane und Y. Alméras: Importance of the Mellala section (Traras Mountains, northwestern Algeria) for the correlation of the Pliensbachian-Toarcian boundary. In: Volumina Jurassica. Band 7, 2009, S. 37–45.
  11. T. P. Poulton: Hettangian through Aalenian (Jurassic) guide fossils and biostratigraphy, Northern Yukon and adjacent Northwest Territories. In: Geological Survey of Canada Bulletin. Band 410, 1991, S. 1–95.