Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 20

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Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 20 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 304; auch Reichstagswahlkreis Sayda–Marienberg genannt) war der zwanzigste Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wahlkreis umfasste die Amtshauptmannschaft Marienberg ohne die Gemeinde Satzung; Amtsgerichtsbezirk Ehrenfriedersdorf ohne die Gemeinde Geyer und Gemeinde Neundorf mit Gutsbezirk der Amtshauptmannschaft Annaberg; Gemeinde Kemtau der Amtshauptmannschaft Chemnitz; Amtsgerichtsbezirk Zschopau der Amtshauptmannschaft Flöha; Amtsgerichtsbezirke Sayda und Olbernhau der Amtshauptmannschaft Freiberg.

Dies entsprach ursprünglich den Gerichtsamtsbezirken Ehrenfriedersdorf, Wolkenstein, Zschopau, Lengefeld, Sayda, Zöblitz und Marienberg.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 123.065
1895 123.961
1900 126.862
1905 131.091
1910 133.112
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 25,3 59,4 15,3
1907 18,3 66,5 15,2
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 98,8 0,9
1905 98,2 1,5
1910 98,3 1,3

Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis August 1867 Eli Evans DFP 0
Reichstagswahl August 1867 bis 1871 Georg Curt von Einsiedel FKV
Reichstagswahl 1871 bis 1878 Eduard Brockhaus NLP
Reichstagswahl 1878 bis 1881 Philipp Wiemer SAP 0
Reichstagswahl 1881 bis 1884 Albin Kutschbach LV
Reichstagswahl 1884 bis 1893 Arthur Gehlert DRP 0
Reichstagswahl 1893 bis 1898 Gottfried von Herder DKP 0
Reichstagswahl 1898 bis 1904 Emil Rosenow SPD
Ersatzwahl 1904 bis 1910 Oswald Zimmermann Antisemiten (Ref)
Ersatzwahl 1910 bis 1918 Paul Göhre SPD

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1867 (Februar)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 13.118.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eli Evans F 7788 0 0

1867 (August)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 7979, 53 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Georg Curt von Einsiedel Freikonservativ 3995 0 0
Eli Evans F 3983 0 0

1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 19.502 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 10.608, 67 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 54,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eduard Brockhaus NLP 4419 0 0
Georg Curt von Einsiedel K 4223 0 0
Walther Schneider S (Eis) 1959 0 Baurat
0 Sonstige 7 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 10.537, 63 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 54,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eduard Brockhaus NLP 7062 0 0
Georg Curt von Einsiedel K 3495 0 0

1874[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 21.328 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 7225, 57 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 34,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eduard Brockhaus NLP 5001 0 0
C.W.Tölcke S (Lass) 1561 0 0
Wilhelm Liebknecht S (Eis) 421 0 0
0 Sonstige 242 0 0

1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 22.526 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 10.697, 29 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 47,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Philipp Wiemer S 4928 0 0
Eduard Brockhaus NLP 3838 0 0
Höfer K 1991 0 Gerichtsamtmann, Zöblitz
0 Sonstige 30 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.503, 41 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 64,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Philipp Wiemer S 5886 0 0
Eduard Brockhaus NLP 8617 0 0

1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 23.096 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 11.465, 41 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 49,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Philipp Wiemer S 4725 0 0
von Mangold K 3650 0 0
0 NLP 3084 0 0
0 Sonstige 6 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 13.215, 67 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 57,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Philipp Wiemer S 7070 0 0
von Mangold K 6145 0 0

1881[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 23.513 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 8654, 41 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 37,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Schüller, jun. K 3754 0 0
Albin Kutschbach LibV 2729 0 0
Philipp Wiemer S 2149 0 0
0 Sonstige 22 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 12.045, 48 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 51,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Schüller, jun. K 4528 0 0
Albin Kutschbach LibV 7517 0 0

1884[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 24.072 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 12.384, 82 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 51,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Arthur Gehlert RP 8718 0 0
0 NLP 613 0 0
0 S 3029 0 0
0 Sonstige 6 0 0

1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 24.551 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 18.348, 70 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Arthur Gehlert RP 15.575 0 0
0 S 2768 0 0
0 Sonstige 5 0 0

1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kartellparteien NLP und Konservative hatten sich auf den konservativen Kandidaten geeinigt. Es fand ein Wahlgang statt. 25.236 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 18.329, 106 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 72,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Max Langhammer DF 2300 12,6 0
Arthur Gehlert RP 9723 53,4 0
Theodor Sust SPD 6181 33,9 Redakteur, Chemnitz
0 Sonstige 19 0,1 0

1893[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben NLP und Konservativen unterstützten auch BdL und DS den konservativen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 25.604 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 19.080, 102 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 74,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm von Löwenthal FVP 540 2,9 Dr. med., Professor, Marienberg
Gottfried von Herder K 10.291 54,2 0
August Friedrich Coldlitz SPD 8133 42,9 0
0 Sonstige 3 0,0 0

1898[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz vor der Wahl verließen die Antisemiten das bürgerliche Bündnis und stellten einen eigenen Kandidaten auf. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 26.411 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.492, 83 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 73,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Hartwig DSR 4336 22,3 0
Gottfried von Herder K 6066 31,2 0
Emil Rosenow SPD 8999 46,4 0
0 Sonstige 8 0,1 0

Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 20.638, 214 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 78,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gottfried von Herder K 10.162 49,8 0
Emil Rosenow SPD 10.262 50,2 0

1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß den landesweiten Kartellvertrag hatten die Konservativen das Vorschlagsrecht. Es fand ein Wahlgang statt. 27.674 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 23.647, 141 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 85,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Hanns Jencke RP 9876 42,0 Dr. Geheimer Finanzrat, Direktor der Krupp-Werke a. D., Dresden
Emil Rosenow SPD 13.616 57,9 0
0 Sonstige 14 0,1 0

Ersatzwahl 1904[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlzettel der SPD

Nach dem Tod von Emil Rosenow erfolgte eine Ersatzwahl. Die Kandidatenfindung im bürgerlichen Lager erwies sich als kompliziert. Zunächst schied die NLP aus dem Bündnis aus und nominierten einen eigenen Kandidaten. Wenige Wochen vor der Wahl zogen sie diesen wieder zurück und unterstützen den konservativen Kandidaten. Nun schied aber der DR aus und nominierte einen eigenen Kandidaten. Der BdL konnte sich zwischen den beiden Kandidaten nicht entscheiden und gab die Wahl frei. Auch die SPD tat sich mit der Kandidatenfindung schwer. Der lokale Wahlverein wollte Paul Göhre aufstellen. Da dieser wegen dessen Auseinandersetzung mit August Bebel aber in der Partei in Ungnade gefallen war, setzte die Reichsleitung der SPD durch Karl Pinkau als Kandidaten zu benennen. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug am 18. März 1904 im ersten Wahlgang 20.668, 60 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Oswald Zimmermann DR 5998 29,1 0
Oskar Schanz K 4325 21,20 0
Karl Pinkau SPD 10.277 49,9 0
0 Sonstige 8 0,0 0

Bereits im Wahlkampf der Hauptwahl hatten die bürgerlichen Parteien darauf geachtet, keine Schärfen aufkommen zu lassen. Dies ermöglichte es, das alle bürgerlichen Parteien in der Stichwahl hinter Zimmermann standen. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 23.021, 82 Stimmen waren ungültig.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Oswald Zimmermann DR 11.957 52,1 0
Karl Pinkau SPD 10.982 47,9 0

1907[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konservative und NLP riefen zur Wahl von Zimmermann auf. Es fand ein Wahlgang statt. 28.376 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 26.152, 119 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 92,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Oswald Zimmermann DR 14.732 56,6 0
Paul Göhre SPD 11.281 43,3 0
0 Sonstige 20 0,1 0

Ersatzwahl 1910[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod von Oswald Zimmermann wurde eine Ersatzwahl notwendig. Die NLP überließ der FVP die Kandidatur und erhielt im Gegenzug die Zusage bei den Wahlen 1912 im Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 21 die Unterstützung der FVP für den Kandidaten der NLP Stresemann zu erhalten. Die rechten Parteien unterstützen Fritzsche. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 24.323, 144 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Curt Fritzsche DR 4641 19,2 Obstgutbesitzer, Dresden
Alfred Brodauf FVP 4706 19,5 0
Paul Göhre SPD 14.831 61,3 0
0 Sonstige 1 0,0 0

1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß dem Wahlkreisabkommen der Ersatzwahl unterstützte die NLP erneut Brodauf als gesamtliberalen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 29.597 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 25.481, 152 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Alfred Brodauf FoVP 6396 25,3 0
Otto Mangler K 4710 18,6 Dr. Landgerichtsrat, Freiberg
Paul Göhre SPD 14.219 56,1 0
0 Sonstige 4 0,0 0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1183–1187.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 231–232.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 144, Digitalisat.