Steinernes Meer

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Steinernes Meer
Blick vom Großen Hundstod über die Hochfläche des Steinernen Meeres
Blick vom Großen Hundstod über die Hochfläche des Steinernen Meeres

Blick vom Großen Hundstod über die Hochfläche des Steinernen Meeres

Höchster Gipfel Selbhorn (2655 m ü. A.)
Lage Bayern, Salzburg
Teil der Berchtesgadener Alpen
Koordinaten 47° 30′ N, 12° 55′ OKoordinaten: 47° 30′ N, 12° 55′ O
Typ Karststock
Gestein 230 Mio. Jahre, Dachsteinkalk über Ramsaudolomit aus der Trias
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Das Steinerne Meer ist ein Karsthochplateau der Nördlichen Kalkalpen. Als eines der neun Teilgebirge der Berchtesgadener Alpen gehört das Steinerne Meer teils zu Bayern, teils zu Salzburg.

Lage

Im Nordwesten grenzen der Hochkalterstock und der Watzmann, nordöstlich das Hagengebirge und südöstlich der Hochkönig an das Gebirge. Es ist mit einer Fläche von rund 160 km² der größte Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen. 55 Quadratkilometer befinden sich oberhalb 2000 Meter Meereshöhe. Gegen Süden fällt das Gebirge steil ins Saalfeldner Becken ab. Unmittelbar am Fuße seiner Nordabstürze befindet sich der Königssee.

Landschaftsbild

Dachsteinkalk und Karsterscheinungen prägen das Landschaftsbild. Etwa 800 Karsthöhlen wurden bisher im Steinernen Meer erfasst. Typisch ist auch der ausgeprägte Hochflächencharakter des Steinernen Meers oberhalb einer Höhe von 2000 Metern, der sich anhand zweier Parameter gut mit Zahlen belegen lässt: Erstens weisen 50 – also fast alle – Gipfel eine Höhe von 2000 bis 2600 m auf, nur rund zehn Gipfel sind niedriger; zweitens ist die durchschnittliche Prominenz und Dominanz der Gipfel niedrig; nur wenige Berge heben sich markant von der Hochfläche ab.

Die bayrischen Teile des Steinernen Meers gehören zum Nationalpark Berchtesgaden, auf österreichischer Seite zum Naturschutzgebiet Kalkhochalpen.

Südkamm des Steinernen Meers über dem Zeller See, Westabschnitt
Südkamm des Steinernen Meers über Saalfelden, Ostabschnitt, im Alpenglühen

Gipfel

Der markanteste und zugleich bekannteste und wohl auch formschönste Gipfel des Steinernen Meers ist die am Südrand auf der Pinzgauer Seite gelegene Schönfeldspitze (2.653 m), deren Gipfelpyramide auch von Berchtesgaden aus sichtbar ist und zu den Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes zählt. Das weitaus weniger bekannte Selbhorn (2.655 m) überragt die Schönfeldspitze jedoch geringfügig und ist damit der höchste Gipfel des Steinernen Meeres. Weitere hohe und bekannte Gipfel sind das Brandhorn (2.610 m), welches den „Knotenpunkt“ des Berchtesgadener Lands mit dem Pinzgau und Pongau bildet; der Große Hundstod (2.593 m), der Funtenseetauern (2.578 m) und das Breithorn (2.504 m).

Wenn man eine Schartenhöhe von 30 Metern als Kriterium bei der Zählung der Gipfel anlegt, gibt es im Steinernen Meer mindestens 63 Gipfel. 47 Gipfel haben eine Schartenhöhe von mindestens 50 Metern, 22 Gipfel haben eine Schartenhöhe von über 100 Metern, nur fünf Gipfel haben eine Schartenhöhe von über 200 Metern.

Nur gut 20 Gipfel sind mit einem markierten Wanderweg oder -steig erschlossen. Dies zeigt, dass sich der touristische Ansturm im Großen und Ganzen auf einige wenige Ziele konzentriert. Große Teile der Hochfläche sind nach wie vor Orte absoluter Einsamkeit; manche Gipfel werden nur selten oder so gut wie nie bestiegen.

Die bedeutendsten Erhebungen des Steinernen Meers, geordnet nach der Höhe (unvollständige Liste):

Die bedeutendsten Erhebungen des Steinernen Meers, geordnet nach der orographischen Prominenz oder Schartenhöhe:

  • Großer Hundstod, 475 m
  • Selbhorn, 408 m
  • Schönfeldspitze, 384 m
  • Breithorn, 327 m
  • Funtenseetauern, 212 m

Die bedeutendsten Erhebungen des Steinernen Meers, geordnet nach der orographischen Dominanz:

  • Selbhorn, 5,1 km
  • Großer Hundstod, 4,5 km
  • Funtenseetauern, 3,95 km
  • Breithorn, 2,45 km
  • Brandhorn, 2,4 km

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Große Hundstod, nur vierthöchster Gipfel des Steinernen Meers, hinsichtlich der Kriterien Schartenhöhe und Dominanz mindestens die „Nummer 2“ des Gebirges ist – noch vor der Schönfeldspitze, deren Bekanntheit in erster Linie aus der schlanken Form ihres Gipfelaufbaus resultiert.

Hütten

Der westliche Teil des Steinernen Meeres ist durch vier Alpenvereinshütten für Wanderer und Bergsteiger recht gut erschlossen. Dies sind auf deutscher Seite das Kärlingerhaus (1.630 m) am Funtensee und auf österreichischer Seite das Riemannhaus (2.177 m) an der Ramseider Scharte, das Ingolstädter Haus (2.119 m) an der Dießbachscharte unterhalb des Großen Hundstods sowie die Peter-Wiechenthaler-Hütte (1.752 m) auf dem Kienalkopf. Im weniger zugänglichen östlichen Teil des Gebirgsstocks steht den Alpinisten unterhalb des Wildalmkirchls eine unbewirtschaftete Biwakschachtel (2.457 m) als Stützpunkt und Notunterkunft offen; des Weiteren bietet auch die Wasseralm (1.416 m, offiziell eine Selbstversorgerhütte, in der Sommersaison jedoch bewirtet) in der Röth an der Grenze zum Hagengebirge eine Übernachtungsmöglichkeit.

Zum Kärlingerhaus am Funtensee kann von der Bootshaltestelle Salet am Königssee über den Sagerecksteig oder – etwas einfacher – von St. Bartholomä über die Saugasse aufgestiegen werden. Die Saugasse war in früheren Zeiten auch der Versorgungsweg für das Kärlingerhaus. Sogar ganze Holzöfen wurden von einer einzigen Person zur Hütte transportiert.

Auf österreichischer Seite kann man von Saalfelden über den Bürgerberg und den Ramseidersteig zum Riemannhaus gelangen. Auch von Maria Alm aus gelangt man über einen direkten Weg durch die Sandten zu dieser Schutzhütte. Hier entlang führt seit dem Mittelalter am Samstag nach dem Bartholomäustag, dem 24. August, die Almer Wallfahrt von Maria Alm zur Kirche St. Bartholomä zum Königsee herunter. Das Riemannhaus ist bei dieser Wallfahrt mit 2177 Metern der höchste Punkt. Das Ingolstädter Haus kann direkt von Weißbach aus erreicht werden. Von dort ist der Abstieg über das Wimbachgries vorbei am Watzmann-Massiv möglich. Zur Wiechenthaler Hütte wird in der Regel von Saalfelden aus aufgestiegen.

Skitouren

Unter Kennern gilt das Steinerne Meer als das schönste Skitourengebiet der Berchtesgadener Alpen. Der Funtenseetauern, der Hüttengipfel des Kärlingerhauses, bietet Abfahrten in alle vier Himmelsrichtungen. Die berühmten Routen der Großen Reibn und der Hundstod-Reibn führen über das Diesbacheck, den Hochwieskessel und den Loferer Seilergraben ins Wimbachgries. Die reizvollste Abfahrt im östlichen Steinernen Meer ist zweifellos der Weg vom Brandhorn oder vom Marterlkopf über das Tauchertal ins Blühnbachtal. Das Wimbachgries und in noch stärkerem Maße das Blühnbachtal sind sehr lange und äußerst flache Täler, die aufgrund der geringen Höhenlage vergleichsweise früh ausapern. Bei Firnverhältnissen sehr beliebt sind die Buchauer Scharte und die Torscharte, deren sonnseitige Hänge von den nahe bei Saalfelden gelegenen Ortschaften Maria Alm bzw. Hinterthal aus zu erreichen sind.

Höhlen

Karsterscheinungen prägen das Landschaftsbild im Steinernen Meer

Das bislang größte Höhlensystem im deutschen Teil des Steinernen Meer ist die Salzgrabenhöhle, von der bisher nur ein Eingang bekannt ist. Dieser liegt auf der Nordseite des Simetsbergs, ca. 350 Höhenmeter über dem Königssee, siehe Alpenvereinskarte. Diese Höhle dürfte noch einige interessante Dinge zum Entdecken bieten, ist jedoch kaum zugänglich, da sie von der Nationalparkverwaltung unter Verschluss gehalten wird. Sie ist mit einem Edelstahlgitter verschlossen. Selbst renommierte Forschergruppen können nicht frei arbeiten.

Ein interessantes, aber schwer begehbares Höhlensystem ist das Kolkbläser-Monsterhöhle-System, dessen erster Eingang in der Südwand des Schindlkopfes entdeckt wurde. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass es sich um ein Riesensystem handelt. Maßgeblich an der Erschließung beteiligt war eine Aachener Höhlenforschergruppe. Im Gebiet um den Leiterkopf, im Osten des Steinernen Meeres, waren unterschiedliche Gruppen unterwegs, unter anderem aus Frankfurt und Nürnberg. Viele von ihnen verdanken ihre Inspiration Toni Müller, der seit Jahrzehnten als Mentor der Höhlenforschung wirkt. Andere deutsche Höhlenforschergruppen arbeiten seit Jahren im Schneibergebiet. Im Gebiet des Rotwandls wurden vor drei Jahrzehnten einige Höhlen gefunden, darunter auch einige begehbare.

Eine nicht allzu schwierig erreichbare und leicht begehbare kurze Höhle ist die Schindlkopfhöhle, östlich des Schindlkopfes. Sie ist vom Ingolstädter Haus aus zugänglich, etwa anlässlich einer Tour zum Riemannhaus über den Eichstätter Weg: Nach einer Viertelstunde vom Ingolstädter Haus nach Süden, an der Weggabelung weiter in Richtung Riemannhaus, wendet sich der Weg von der ursprünglichen Südrichtung immer mehr nach Osten. Nachdem man am Ostpfeiler des Schindlkopfes vorbei ist, und der Weg sich endgültig nach Osten wendet, verlässt man den Weg nach Süden über flach ansteigendes Gelände. Man hält sich nahe unter den Felswänden, nach etwa 100 m wieder bergab. Etwa 120 m südlich des Weges liegt die Höhle, sie blickt allerdings nach Südosten, so dass sie erst sichtbar wird, wenn man vorbeigegangen ist. Es handelt sich um einen dreiecksförmigen Eingang am Fuß einer Schichtplatte. Von hier geht es in Schichtfallen in die Tiefe hinab über lehmige Blockhänge; am unteren Ende kommt man in eine verzweigte Halle; der rechte Ast mündet in eine größere Halle, welche meist von spiegelblankem Bodeneis bedeckt ist. In die Eishalle scheint Tageslicht; sie ist der Boden einer großen Doline, die Decke der Halle ist also eingestürzt. Es ist jedoch nicht leicht, dort auszusteigen, daher verläuft der Rückweg wie der Hinweg durch die Höhle.

Rezeption

  • Der Schriftsteller Clemens Eich ließ sich vom Steinernen Meer zu seinem gleichnamigen Roman 1995 inspirieren, der in einem fiktiven Ort in der Gegend von Bad Reichenhall spielt. Das Steinerne Meer selbst ist allerdings nicht unmittelbarer Bestandteil der Handlung.
  • Theodor Weißenborn veröffentlichte 1986 einen Band mit Erzählungen, der ebenfalls den Titel „Das Steinerne Meer“ trägt.

Weblinks