Sugilith

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Sugilith
Sugilith aus der „Woods Mine“, Tamworth, New South Wales, Australien
(Größe des Sugilithklumpens 1 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-060[1]

IMA-Symbol

Sug[2]

Andere Namen
  • Sugilit
Chemische Formel K[12]Na2[9](Fe3+,Mn3+,Al)2[6]Li3[4][Si12O30][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate (Cyclosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22
VIII/E.22-110

9.CM.05
63.02.01a.09
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[4]
Raumgruppe (Nr.) P6/mcc[3] (Nr. 192)
Gitterparameter a = 10,01 Å; c = 14,01 Å[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 6,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,74 bis 2,79; berechnet: 2,80[5]
Spaltbarkeit undeutlich nach {0001}[5]
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig[6]
Farbe violett, bräunlichgelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,610
nε = 1,607[7]
Doppelbrechung δ = 0,003[7]
Optischer Charakter einachsig negativ
Pleochroismus schwach: rosa/hellrosa[4]

Sugilith (auch Sugilit[6][8]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K[12]Na2[9](Fe3+,Mn3+,Al)2[6]Li3[4][Si12O30][3], ist also chemisch gesehen in der idealisierten Form ein Kalium-Natrium-Eisen-Lithium-Silikat. Strukturell gehört er zu den Ringsilikaten. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Eisen, Mangan und Aluminium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Die hochgestellten und von eckigen Klammern umgebenen Zahlen geben die Koordinationszahl für das jeweilige Element an.

Sugilith entwickelt nur selten größere Kristalle, die dann allerdings bis etwa zwei Zentimeter groß werden können[5] und deren Oberflächen einen glasähnlichen Glanz aufweisen. Meist findet sich Sugilith aber in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate von überwiegend kräftig violetter bis magentaähnlichen Farbe. Bekannt sind auch bräunlichgelbe Farbvarietäten. Auf der Strichtafel hinterlässt Sugilith jedoch einen weißen Strich.

Sugilith findet ausschließlich Verwendung als Schmuckstein.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sugilith wurde erstmals 1944 von Professor Ken-ichi Sugi auf der kleinen Insel Iwagi in der Seto-Inlandsee, die zur Präfektur Ehime Japans gehört, entdeckt. Analysiert und beschrieben wurde das Mineral 1976 durch Nobuhide Murakami, Toshio Kato, Yasunori Miúra, Fumitoshi Hirowatari, die es nach seinem Entdecker benannten.[7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Sugilith zur Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Poudretteit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sugilith ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12 – Sechser-Doppelringe“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Trattnerit und Yagiit die unbenannte Gruppe 9.CM.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sugilith in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwa 2 mm große, dunkelviolette Sugilithkristalle, eingewachsen in einer Matrix aus massigem Sugilith aus der „Wessels Mine“ (Größe: 6,5 × 3,7 × 2,9 cm)
Sugilith-Kristallrasen auf blättrigem Baryt aus dem gleichen Fundort (Größe: 2,4 × 2,1 × 1,2 cm)

Sugilith bildet sich hydrothermal als Bestandteil alkalischer, aegirinhaltiger Syenite. Als Begleitminerale (Paragenesen) können neben Aegirin unter anderem noch Albit, Allandit, Andradit, Apatit, Pektolith, Quarz, Titanit und Zirkon auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Sugilith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 10 Fundorte als bekannt gelten.[9] Neben seiner Typlokalität Iwagi ist das Mineral in Japan nur aus der Manganerzgrube „Furumiya“ auf der Insel Shikoku bekannt.

Bekannt aufgrund reichhaltiger, auch kristalliner, Sugilithfunde ist vor allem die „Wessels Mine“ nahe Hotazel in den Manganerzfeldern der Kalahari in Südafrika.[10]

Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die „Woods Mine“ bei Tamworth und die „Hoskins Mine“ bei Grenfell im australischen Bundesstaat New South Wales, die „Cerchiara Mine“ bei Borghetto di Vara (Ligurien) und Castagnola in der Gemeinde Vagli di Sotto (Toskana) in Italien, der Steinbruch „Poudrette“ am Mont Saint-Hilaire in Kanada, die „N’Chwaning Minen“ bei Kuruman und das Bohrloch „AKH49“ bei Sishen in Südafrika sowie der Gletscher Dara-i-Pioz (Darai-Pioz) im Alai-Gebirge in Tadschikistan.[11]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sugilith kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 10,01 Å und c = 14,01 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sugilith im Muttergestein als Trommelstein

Sugilith wird je nach Qualität und Farbenspiel zu verschiedenen Schmucksteinformen verschliffen und entweder im Tafelschliff, als Cabochon oder als Trommelstein angeboten.[12][13]

Qualitativ hochwertiger Sugilith hat leuchtende violette bis rötliche Farben und ist stets etwas transparent. Aufgrund der Knappheit der aktuellen Vorkommen wird oft das Nebengestein (grau, braun, rot, schwarz, …) ebenfalls als Sugilith verkauft. Gute Sugilithe erkennt man an ihren kräftigen, leuchtenden Farben. Bei Lampenlicht sind Sugilithe für gewöhnlich stark rötlich und leuchten weniger als bei Sonnenlicht. Bei Beleuchtung mit weißen LEDs „leuchten“ bzw. strahlen die Farben guter Sugilithe besonders intensiv.

Schlechtes Material ist leicht zu erkennen. Es zeigt oft nur wenig und schlecht gefärbte Anteile an Sugilith im Muttergestein, wobei diese Sugilithanteile vor allem eher rötlich sind. Das „Strahlen“ bzw. „Leuchten“ der Farben fehlt meist völlig oder ist nur äußerst schwach ausgeprägt. Bei einigen guten Sugilithen ist es allerdings oft auch nicht zu umgehen, dass viel Muttergestein erhalten bleibt.

Esoterik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Esoterikerkreisen ist Sugilith auch unter den Handelsnamen Luvulith und Royal Azel[14] bekannt und wird entweder als Siderisches Pendel oder als Amulett bzw. Heilstein mit angeblich harmonisierender Wirkung auf Nerven und Gehirn verwendet.[12] Letzteres ist wissenschaftlich jedoch nicht erwiesen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nobuhide Murakami, Toshio Kato, Yasunori Miúra, Fumitoshi Hirowatari: Sugilite, a new silicate mineral from Iwagi Islet, Southwest Japan. In: Mineralogical Journal. Band 8, 1976, S. 110–121 (rruff.info PDF; 757,5 kB).
  • T. Armbruster, R. Oberänsli: Crystal chemistry of double-ring silicates: Structures of sugilite and brannockite. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 595–600 (rruff.info PDF; 1,0 MB).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 231.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sugilith (Sugilite) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
  4. a b Webmineral – Sugilite.
  5. a b c d Sugilite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF; 74,2 kB).
  6. a b Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 231.
  7. a b c Mindat – Sugilite.
  8. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714 (Erstausgabe: 1891).
  9. Mindat – Anzahl der Fundorte für Sugilite.
  10. Mindat – Fundort Wessels Mine (Wessel’s Mine), Hotazel, Kalahari manganese fields, Northern Cape Province, South Africa und Bildbeispiele der Fundstücke.
  11. Fundortliste für Sugilith beim Mineralienatlas und bei Mindat.
  12. a b Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 266, 281, 283.
  13. realgems.org – Sugilith (mit Bildbeispielen geschliffener Steine)
  14. Institut für Edelsteinprüfung (EPI) – Handelsnamen und was sie bedeuten (Eingabe der Handelsnamen nötig)