The Tiger Lillies
The Tiger Lillies | ||
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The Tiger Lillies auf dem TFF Rudolstadt 2013 | ||
Allgemeine Informationen | ||
Genre(s) | Kabarett, Chanson, Theatermusik | |
Gründung | 1989 | |
Website | http://www.tigerlillies.com | |
Gründungsmitglieder | ||
Martyn Jacques | ||
Gesang, Bass |
Phil Butcher | |
Adrian Huge | ||
Aktuelle Besetzung | ||
Gesang, Akkordeon, Klavier, Ukulele |
Martyn Jacques | |
Bass, Singende Säge, Theremin, Hintergrundgesang |
Adrian Stout | |
Schlagzeug, Perkussion, Hintergrundgesang |
Jonas Golland | |
Schlagzeug |
Timothy Remfrey | |
Ehemalige Mitglieder | ||
Schlagzeug, Perkussion, Hintergrundgesang |
Mike Pickering |
The Tiger Lillies sind ein 1989 gegründetes britisches Trio um den Singer-Songwriter Martyn Jacques. Dieser prägt mit Clownsmaske und Falsettgesang, den er selbst mit Akkordeon, Klavier, Ukulele oder Banjo begleitet, den schräg-makabren, tragisch-komödiantischen Stil der Band. The Tiger Lillies verbinden dabei Britischen Humor, Punk-Attitüde und Kunstmusik in der Tradition von Brecht/Weill mit Zirkusklängen, Vaudeville und dem Kabarett der Weimarer Republik.[1][2]
Inhaltsverzeichnis
Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bandgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Band fand sich auf eine Anzeige von Martyn Jacques. Der Schlagzeuger Adrian Huge und der Bassist Phil Butcher waren die einzigen, die sich auf die Anzeige meldeten und formten das Konzept und den Stil der Gruppe bis 1995, als Adrian Stout Phil Butcher ersetzte. Im Frühjahr 2012 kam Mike Pickering für Adrian Huge und spielte mit der Band bis 2015.[3] Anfang 2015 wurde Pickering wiederum durch den aktuellen Schlagzeuger Jonas Golland ersetzt.
Häufig wird kolportiert, der Bandname entlehne sich bei einer ermordeten Prostituierten aus Soho mit einer Vorliebe für Tiger-Outfits. Doch Martyn Jacques widerspricht dem und erzählt, er sei einfach durch ein Bild an seiner Wand dazu inspiriert worden.[4]
Kurz vor seinem Tod im Jahre 2000 überließ Edward Gorey Martyn Jacques unveröffentlichte Schriften und Textfragmente mit einem persönlichen Brief, in dem er sich als großer Wertschätzer der Werke der Tiger Lillies bekannte und darin Martyn Jacques bat, seine Werke zu vertonen. Die Band zeigte sich geehrt und produzierte zusammen mit dem Kronos Quartet das Album The Gorey End, das 2003 für einen Grammy-Award nominiert wurde.[5]
2011 traten die Tiger Lillies im Rahmen der Proteste auf dem Syntagma-Platz in Athen auf.[6]
Anfang 2011 wurde die Band von den Direktoren des MuseumsQuartier in Wien kontaktiert und gefragt, ob sie Interesse an einer Mitarbeit an einer Musicalversion von Georg Büchners Woyzeck hätten. Die Band willigte ein und so wurde das Stück musikalisch bearbeitet. Die Band spielte vom 24. September bis 15. Oktober 2011 an der Seite von Ben Becker, Joachim Bißmeier und Ruth Brauer-Kvam. Sie illustrierten mit ihren 13 Songs die Qual und seelische Verwirrung Woyzecks. Der Soundtrack wurde ebenfalls 2011 veröffentlicht.
Ihr am 28. Juni 2014 – dem Jahrestag des Attentats von Sarajevo – veröffentlichtes Album A Dream Turns Sour widmet sich dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 100 Jahre zuvor. Es ist das erste Album der Tiger Lillies, zu dem nicht Martyn Jacques die Texte schrieb. Es enthält ausschließlich Texte britischer, kanadischer und australischer Poeten, die auf den Schlachtfeldern des Krieges den Tod fanden.[7]
2015 wurde im Rahmen der Berlinale die von Martin Jacques komponierte Filmmusik zu Ewald André Duponts Stummfilm Varieté aus dem Jahr 1925 uraufgeführt.[8]
Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
The Tiger Lillies veröffentlichen überwiegend Konzeptalben. Häufig beziehen sie sich dabei auf literarische Vorlagen wie beispielsweise den Struwwelpeter (Shockheaded Peter; 1998), Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern von Hans Christian Andersen (The Matchgirl; 2006) oder Theaterstücke wie Hamlet (Hamlet; 2012). Andere Alben behandeln Themen wie das Zirkusleben (Circus Songs; 2000), die Sieben Todsünden (Seven deadly Sins; 2008), oder Freakshows (Freakshow; 2009). Immer wieder thematisieren sie Prostitution, Perversionen, Blasphemie, Mord, Schmutz und Ähnliches. Auf distanziert ironische Art spielen die Texten häufig bewusst mit Provokationen.
The Independent beschrieb die Tiger Lillies als „provokantes Avantgarde-Trio, das Kabarett, Vaudeville, Music-Hall und Straßentheater verbindet.“[9]
Der Kritiker Tim Arthur vom Time Out beschreibt sie folgendermaßen: „Stellen Sie sich Kurt Weill vor, der uns das Vorkriegsberlin ins Gedächtnis bringt, während ein Falsettsänger sich durch jedes Stück kreischt, quiekt und quäkt wie ein umherstreifender Irrer, dann haben Sie einen Begriff davon.“[10]
Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1994: Births, Marriages And Deaths
- 1995: Spit Bucket
- 1995: Ad Nauseam
- 1996: Goodbye Great Nation mit Contrastate
- 1996: The Brothel To The Cemetery
- 1997: Farmyard Filth (Zoophilie)
- 1998: Low Life Lullabies
- 1998: Shockheaded Peter (Struwwelpeter)
- 1999: Bad Blood and Blasphemy
- 2000: Circus Songs
- 2000: Bouquet of Vegetables: The Early Years
- 2001: Two Penny Opera (Die Dreigroschenoper)
- 2003: The Sea
- 2003: The Gorey End mit dem Kronos Quartet (Edward Gorey)
- 2003: Live In Russia 2000-2001
- 2004: Punch and Judy (Kaspertheater)
- 2004: Death and the Bible
- 2005: Huinya mit Leningrad
- 2006: The Little Matchgirl (Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern)
- 2006: Die Weberischen
- 2007: Urine Palace
- 2007: Love and War
- 2008: Seven deadly Sins (Die sieben Todsünden)
- 2008: Live in Soho (Doppel-CD)
- 2009: Sinderella (Doppel-CD) (Aschenputtel)
- 2009: Freakshow (Doppel-CD)
- 2009: Live at the New Players Theatre: London 2009
- 2010: Cockatoo Prison (Sträflingskolonie Cuckatoo Island)
- 2010: Here I'm human
- 2011: The Ballad of Sexual Dependency (Die Ballade von der sexuellen Abhängigkeit)
- 2011: Woyzeck (Woyzeck)
- 2012: The Rime of the Ancient Mariner (Doppel-CD) (The Rime of the Ancient Mariner)
- 2012: Hamlet (Doppel-CD) (Hamlet)
- 2013: Either Or
- 2014: Lulu – A Murder Ballad (nach Frank Wedekind)
- 2014: A Dream Turns Sour (Gedichte von Soldaten des Ersten Weltkriegs)
- 2015: The Story of Franz Biberkopf (Berlin Alexanderplatz)
- 2016: Goosebumps
- 2016: Love For Sale (Songs von Cole Porter auf das Thema Heroin umgetextet)
- 2016: Madame Piaf (Edith Piaf)
- 2017: Cold Night in Soho
- 2017: Haunted Palace (Edgar Allan Poe)
DVDs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 2000: Shockheaded Peter and Other Songs - Live in Concert in New York
- 2006: Mountains Of Madness mit Alexander Hacke und Zeichnungen von Danielle de Picciotto
- 2009: The Tiger Lillies - The Early Years
- 2011: The Tiger Lillies Live in Prague
- 2015: Variete
Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1998: The Ultimate Shockheaded Peter Book. ISBN 3-932909-99-2
- 2003: Farmyard Fantasy Book.
- 2007: The Tiger Lillies Book.[11]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- The Tiger Lillies - Offizielle Website
- Shockheaded Peter - Offizielle Website
- Videoaufzeichnung in Wien, Raimundhof, Februar 2009
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ whatsonstage.com (Aufgerufen am 29. Juli 2013)
- ↑ fasterlouder.com (Aufgerufen am 29. Juli 2013)
- ↑ Website der Band (Aufgerufen am 26. Januar 2015)
- ↑ Interview mit der Band (Aufgerufen am 29. Juli 2013)
- ↑ bloom.de (aufgerufen am 12. Juli 2013)
- ↑ occupiedlondon.org (Aufgerufen am 12. Juli 2013)
- ↑ Weird Album Review: The Tiger Lillies, „A Dream Turns Sour“
- ↑ berlinale.de (Aufgerufen am 4. Dezember 2015)
- ↑ Dark Tales of the Unexpected (Aufgerufen am 29. Juli 2013) „…a provocative and avant-garde three-piece band that combines cabaret, vaudeville, music-hall and street theatre.“
- ↑ www.tigerlillies.com (Aufgerufen am 27. Dezember 2015) „Imagine Kurt Weill conjuring up images of prewar Berlin while a falsetto vocalist screams, squeaks and squawks his way through every number like some rambling madman, and you've got the picture.“
- ↑ www.b7ue.com