Westgreußen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Westgreußen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Westgreußen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 14′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 51° 14′ N, 10° 55′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Kyffhäuserkreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Greußen
Höhe: 175 m ü. NHN
Fläche: 8,46 km2
Einwohner: 363 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 43 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99718
Vorwahl: 03636
Kfz-Kennzeichen: KYF, ART, SDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 65 079
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstr. 13a
99718 Greußen
Website: www.vgem-greussen.de
Bürgermeisterin: Sandra Lange[2]
Lage der Gemeinde Westgreußen im Kyffhäuserkreis
KarteThüringenAbtsbessingenAn der SchmückeAn der SchmückeArternBad Frankenhausen/KyffhäuserBellstedtBorxlebenClingenEbelebenEbelebenEtzlebenFreienbessingenGehofenGreußenGreußenHelbedündorfHolzsußraKalbsriethKyffhäuserlandMönchpfiffel-NikolausriethNiederbösaOberbösaOberheldrungenReinsdorfRockstedtRoßleben-WieheKyffhäuserlandKyffhäuserlandSondershausenKyffhäuserlandTopfstedtTrebraWasserthalebenWestgreußen
Karte

Westgreußen ist eine Gemeinde im thüringischen Kyffhäuserkreis, zwei Kilometer nordwestlich von Greußen entfernt. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Greußen.

Kirche St. Martin in Westgreußen
Nachgebaute germanische Funkenburg nahe Westgreußen: Lageplan

Westgreußen wurde erstmals im Jahre 817 in einer Urkunde an das Kloster Fulda erwähnt. Als Lehen des Landgrafen und der Grafen von Hohnstein und Schwarzburg-Sondershausen gab es im Mittelalter neun adlige Rittergüter. Westgreußen gehörte bis 1918 zur Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen.

Am 10. April 1945 standen vier deutsche Selbstfahrlafetten mit darauf montierter Zwillingsflak getarnt vor der Gemeindeschenke. Sie wurden bei einem Angriff von amerikanischen Jagdbombern auf den Ort entdeckt und trotz Abwehrfeuer bombardiert. Drei deutsche Soldaten verbrannten und wurden auf dem Gemeindefriedhof beerdigt, zusammen mit einem am 9. April bei einem Luftkampf abgeschossenen deutschen Flugzeugpiloten.[3]

Westgreußen wurde, wie ganz Thüringen, Anfang Juli 1945 von den Amerikanern an die Rote Armee übergeben und damit Bestandteil der SBZ und ab 1949 der DDR.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994 – 476
  • 1995 – 481
  • 1996 – 488
  • 1997 – 483
  • 1998 – 476
  • 1999 – 463
  • 2000 – 456
  • 2001 – 454
  • 2002 – 445
  • 2003 – 447
  • 2004 – 438
  • 2005 – 433
  • 2006 – 424
  • 2007 – 418
  • 2008 – 413
  • 2009 – 408
  • 2010 – 393
  • 2011 – 385
  • 2012 – 387
  • 2013 – 374
  • 2014 – 367
  • 2015 – 371
  • 2016 – 373
  • 2017 – 368
  • 2018 – 362
  • 2019 – 363
  • 2020 – 369
  • 2021 – 375
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Blasonierung: „In Gold auf braunem Hügel drei stilisierte silberne Lilien mit grünen Stengeln und Blättern.“

Die Entstehung des Wappens ist nicht eindeutig geklärt. Es wird angenommen, dass das Familienwappen derer von Salfeld übernommen wurde. Diese Familie lebte um 1500 in Westgreußen und führte drei stilisierte Lilien im Wappen. Ältere Siegel, auch das bis zum Jahre 1950 gültige, zeigte die drei Lilien.[4]

Das Wappen wurde von dem Westgreußener Ulrich Müller gezeichnet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Stätten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Funkenburg

Die Funkenburg war ein befestigter Siedlungsplatz in der Flur der Gemeinde Westgreußen und zwischen 200 v. Chr. und 50 n. Chr. besiedelt. Sie befand sich auf einem an drei Seiten steil abfallenden flachen Bergsporn. Der Ort war bereits durch Flurbegehungen als archäologischer Fundplatz bekannt, als in den 1970er Jahren großflächige Untersuchungen einsetzten, die bis 1980 in mehreren Etappen fortgesetzt wurden. In dem von Graben und Palisadenring mit Wachturm gesichertem Areal wurden Vorrats- und Wohngebäude um ein „Häuptlingshaus“ und mehrere Kultstätten im Zentrum der Siedlung bestimmt. Die in der kelto-germanischen Kontaktzone errichtete „Burg“ war bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. bewohnt.[5]
Die Konzeption für den „Wiederaufbau“ der Funkenburg wurde in den Folgejahren durch einen ortsansässigen Verein unter wissenschaftlicher Anleitung des Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens ausgearbeitet. Auf Grundlage der Grabungsergebnisse wurde schon 1977 über die Errichtung eines archäologischen Freigeländes nachgedacht.[6]
Das als Bodendenkmal ausgewiesene Gelände wurde nach der Wende neben der Töpferwerkstatt bei Haarhausen ein Zentrum für experimentelle Archäologie in Thüringen. Zu den Veranstaltungen in der Funkenburg werden Einblicke in das Leben vor 2000 Jahren geboten. Nahrungszubereitung, die Herstellung von Kleidung, Schmuck, Waffen und Gebrauchsgegenständen und die dazu erforderlichen Handwerkstechniken werden erläutert.

Zengenhöck

Das Zengenhöck ist eine prähistorische Grabanlage, ein Einzelgrabhügel[7] am Feldweg nach Rohnstedt. Die Flurbezeichnung (auch Zengenhög)[8] (Hög = kleiner Hügel/Erhebung)[9] geht auf die Familie Zenge zurück, die hier im Mittelalter ansässig war.

  • Kirche St. Martin, deren romanischer Turm aus der Zeit von 1250 bis 1300 stammt
  • Wehr der Helbe in Westgreußen

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Cäsar von Dachröden (* 1808 in Westgreußen; † 1882 in Rom), Offizier, Hofmarschall und führender Freimaurer
  • Edmund König (1858–1939), Pädagoge, Kommunalpolitiker und Philosoph
Commons: Westgreußen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahl 2022 in Thüringen, Westgreußen. Abgerufen am 13. September 2022.
  3. Jürgen Möller: Der Kampf um Nordthüringen im April 1945. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010. S. 132. ISBN 978-3-86777-212-9
  4. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 32; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X
  5. Historischer Führer. Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt, Gera, Suhl. Urania-Verlag, Leipzig-Jena-Berlin 1978, Westgreußen, S. 66.
  6. Verein Funkenburg Westgreußen e. V. Funkenburg-Verein, 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. November 2013; abgerufen am 30. Juli 2011: „Die damaligen Ortsgruppenmitglieder rekonstruierten mit einfachen Mitteln in Feierabendtätigkeit den in den Wall eingebundenen Wehrturm und deuteten mit Begrenzungspfosten die Höhe und Ausdehnung des Hauptgebäudes an. Es war lediglich der rekonstruierte Wallgraben zwischen Vor- und Hauptburg nach der Grabung erhalten geblieben. In den Jahren 1990 und 1991 regte die Ortsgruppe die vollständige Rekonstruktion der Anlage an. Nach umfangreichen Aussprachen zwischen dem Thüringischen Landesamt für Archäologische Denkmalpflege Weimar, dem Kulturamt des Landkreises Sondershausen (heute Kyffhäuserkreis), der Gemeinde Westgreußen, dem Verein Funkenburg Westgreußen e. V., der gemeinnützigen Fördergesellschaft Arbeit und Umwelt und anderen Institutionen konnte am 01.12.1992 die Rekonstruktion beginnen und wurde im Jahre 1999 abgeschlossen.“
  7. Michael Köhler: Grabmale und Ahnenlandschaften : Grabhügel und vorgeschichtliche Nekropolenareale in Thüringen. Jenzig Verlag im Verlag Beier & Beran, 2023, ISBN 978-3-941791-24-4.
  8. Thüringisches Flurnamenarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Westgreußen
  9. Gerhard Köbler, Althochdeutsches Wörterbuch, (6. Auflage) 2014