„Engerth-Lokomotive“ – Versionsunterschied

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K Kategorie:Dampflokomotive Bauart Engerth|
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[[Datei:SB 901.jpg|mini|Da sich die Engerth-Lokomotiven der [[k.k. Südliche Staatsbahn|Südlichen Staatsbahn]] am Sem­mering bewährten, beschafften 1854 die [[k.k. Östliche Staatsbahn|Östliche Staatsbahn]] (ÖStB) und ein Jahr später die [[Lombardisch-venetianische Eisenbahnen|Lombardisch-venetia­nischen Eisenbahnen]] und die [[Buschtěhrader Eisenbahn|Buschtě­hrader Eisenbahn]] Engerth-Maschinen mit der gleichen Achsfolge C2'. [[ÖStB – Poprad|Loko­motive Nr. 901]] „Grünbach“ der ÖStB,]]
[[Datei:SB 610.jpg|miniatur|[[SStB – Grünschacher bis Sonnwendstein|SB 610]]]]
Die '''Engerth-Lokomotiven''' waren [[Stütztenderlokomotive]]n, die im Anschluss an den Wettbewerb um die für den Betrieb auf der [[Semmeringbahn]] günstigste Bauform an [[Dampflokomotive]]n unter Leitung von [[Wilhelm von Engerth]] entworfen wurden.
'''Engerth-Lokomotiven''' waren [[Stütztenderlokomotive]]n, die im Anschluss an den Wettbewerb um die für den Betrieb auf der [[Semmeringbahn]] günstigste Bauform an [[Dampflokomotive]]n unter Leitung von [[Wilhelm von Engerth]] entworfen wurden.


== Ursprungsform mit angetriebenem Tender ==
Da keine der vier Sieger-Lokomotiven des Semmeringwettbewerbs für den praktischen Betrieb auf der [[Semmeringbahn]] geeignet war, wurde der Entwurf der [[SStB – Bavaria|„BAVARIA“]] modifiziert. Der neue Entwurf sah drei gekuppelte Achsen vor, die unter dem [[Langkessel]] des [[Fahrzeug]]s gelagert waren. Der zweirädrige [[Schlepptender|Tender]] war links und rechts neben der [[Feuerbüchse]] mit dem Haupt[[Fahrgestell|rahmen]] gelenkig verbunden, wodurch ein Teil des Kesselgewichts auf den Tender übertragen wurde („Stütztenderlokomotive“). Der Kohlenvorrat befand sich im Tender, der Wasservorrat auf neben dem Langkessel angebrachten Behältern.
[[Datei:SB 610.jpg|mini|links|Bei der [[SStB – Grünschacher bis Sonnwendstein|Lok Nr. 610]] der [[k.k. Südliche Staatsbahn|Südlichen Staatsbahn]] in der Ursprungsaus­führunng aus dem Jahr 1853 ist die zweite [[Kuppelstange]] für den Antrieb des Tenders deutlich zu erkennen.]]
Um auch das Adhäsionsgewicht des Tenders nutzbar zu machen, war an vier der erstgelieferten [[Maschine]]n eine Zahnradkupplung zwischen den Achsen des Hauptrahmens und des Tenders angebracht. Für diesen Zweck wurden später auch Ketten- oder Riemenkupplungen getestet. Keine dieser Kupplungen bewährte sich jedoch im praktischen Betrieb, sodass sie alle wieder entfernt wurden.
[[Datei:SB 3 218.jpg|mini|Zusätzlich zu den Engerth-Lokomo­tiven mit der Achsfolge C2' bestellte die Südliche Staatsbahn ab 1855 B3'-Ma­schinen mit größeren Treibrädern, die für [[Zug (Eisenbahn)|Personenzüge]] auf der Semmering­strecke und [[Güterzug|Güterzüge]] im Flachland eingesetzt wurden.]]
Da keine der vier Sieger-Lokomotiven des Semmeringwettbewerbs für den praktischen Betrieb auf der [[Semmeringbahn]] geeignet war, wurden unter Leitung von [[Wilhelm von Engerth]] die Vorteile der [[SStB – Bavaria|„Bavaria“]] zu einer neuen Bauart weiterentwickelt, die später den Namen ''Engerth-Lokomotive'' bekam. Die drei fest im [[Lokomotivrahmen|Rahmen]] gelagerten [[Kuppelachse]]n befanden sich unter dem [[Langkessel]]. Der weit nach hinten überhängende [[Dampflokomotivkessel|Kessel]] stütze sich auf den zweiachsigen [[Schlepptender|Tender]] ab, dessen Vorderachse noch vor der [[Stehkessel]]&shy;vorderwand lag. Weil ein Teil des Kesselgewichts auf den Tender übertragen wurde, wird diese Bauart als ''Stütztenderlokomotive'' bezeichnet. Die Rahmen des Stütztenders reichten bis vor die [[Feuerbüchse]], wo sie mit einem Kugelgelenk mit Lokomotive verbunden waren. Eine entsprechende Ausbildung des Tenderrahmens erlaubte eine angemessene Breite des [[Feuerrost]]es. Der Kohlenvorrat befand sich auf dem Stütztender, der Wasservorrat wie bei einer [[Tenderlokomotive]] in den beidseits des Langkessels angebrachten Wasserkästen. Bei späteren Lieferungen wurde der Wasserkasten nicht mehr neben dem Kessel, sondern auf dem Stütztender angebracht.<ref name="Hilscher1">Hilscher: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=lok&datum=1922&size=47&page=104 ''Die Lokomotiven der ehemaligen österreichischen Staatsbahnen in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. I'']. In: ''[[Die Lokomotive]]''. Illustrierte Monats-Fachzeitung für Eisenbahn-Techniker. Jahr 1922, Heft 8, Seite 104. ([[ANNO – AustriaN Newspapers Online|ANNO]] Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften)</ref>


Die [[k.k. Südliche Staatsbahn]] bestellte bei [[Cockerill-Sambre|Cockerill]] in [[Seraing]] und bei der [[Maschinenfabrik Esslingen]] 26 solche Maschinen [[SStB – Grünschacher bis Sonnwendstein|''Grünschacher'' bis ''Sonnwendstein'']]. Die Dimensionen der Gebirgslokomotiven übertrafen das damals übliche. Das [[Adhäsionsgewicht]], der Dampfdruck und ihre Kessel- und Zylinderabmessungen setzten neue Maßstäbe.<ref name="Hilscher1" /> Um auch das Adhäsionsgewicht des Stütztenders nutzbar zu machen, waren an drei<ref>Nach Hilscher, andere Quellen sprechen von einer oder vier Maschinen.</ref> der erstgelieferten Maschinen auch die Tenderachsen angetrieben. Die Kraftübertragung erfolgte durch Zahnräder, die sich zwischen den Achsen des Hauptrahmens und des Tenders befanden. Sie erwies sich als Schwachstelle, denn der Zahneingriff wurde durch die gegenseitige Drehbewegung und durch das [[Wanken]], speziell beim Durchfahren von Gleisabschnitten mit wechselnder [[Überhöhung]], gestört. Auch die zur Kraftübertragung getesteten [[Kettengetriebe|Ketten-]] und [[Riemenantrieb]]e bewährten sich nicht, so dass auf den Antrieb des Stütztenders verzichtet wurde.
Als Nachteil dieser Bauart wird angeführt<!-- von wem? -->, dass das Gewicht des Wassers in den neben dem Langkessel angebrachten Wasserbehältern während der Fahrt abnahm und damit nicht dauerhaft für das [[Lokreibungslast|Reibungsgewicht]] zur Verfügung stünde. Dem muss entgegengehalten werden, dass dies zum einen eine typbedingte Erscheinung aller [[Tenderlokomotive]]n ist und zum anderen durch die typische Engerth-Bauart das Gewicht der Wasserbehälter weit überwiegend auf der nicht angetriebenen ersten Stütztender-Achse lastet.


Die ersten Maschinen wurden rechtzeitig zur Betriebseröffnung der Semmeringbahn fertiggestellt und konnten allen gestellten Erwartungen genügen. Damit hatte sich der [[Adhäsionsbahn|Adhäsionsantrieb]] bei Gebirgsbahnen endgültig gegenüber dem Seilbahnprinzip durchgesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.cesa-project.eu/at/lexicon/authors/wilhelm-freiherr-von-engerth |titel=Engerth, Wilhelm Freiherr von |titelerg= |werk=Lexikon des Central European Science Andventure |hrsg=Programm „Kultur“ der Eruopäischen Kommission|zugriff=2016-05-01}}</ref>
Die ersten 26 Engerth-Lokomotiven wurden von [[Cockerill-Sambre|Cockerill]] in [[Seraing]] und von der [[Maschinenfabrik Esslingen]] 1853 an die [[k.k. Südliche Staatsbahn]] geliefert ([[SStB – Grünschacher bis Sonnwendstein|SB 610]]). Mit größeren Treibrädern 1854 nachgebaut, wurden sie auch für [[Zug (Eisenbahn)|Personenzüge]] auf der Semmeringstrecke und für [[Güterzug|Güterzüge]] im Flachland eingesetzt.


== Endgültige Bauform ==
Engerth-Lokomotiven wurden auch für Schweizer Bahnen gebaut ([[SCB Eb 2/4 (1857)|SCB Eb 2/4]] und [[SCB Ec 2/5|Ec 2/5]], [[VSB Ec 2/5]] und [[VSB Eb 2/5|Eb 2/5]]), deren Wasserbehälter jedoch fest auf dem Grundrahmen neben dem Kessel angebracht war. Ebenso beschafften die [[Compagnie des chemins de fer du Nord|Französische Nordbahn]] und die [[Chemin de Fer de l’Est|Französische Ostbahn]] Engerth-Lokomotiven, die aber vier unter dem Langkessel gelagerte Achsen besaßen. Die französischen [[Maschine]]n wurden bald in normale vierfach gekuppelte Lokomotiven mit Standard-Tendern umgebaut. Die [[Südbahn (Österreich)|Österreichische Südbahn]], in deren Besitz die Südliche Staatsbahn nach deren Privatisierung gekommen war, baute nach diesem Vorbild die meisten ihrer großrädrigen Engerth-Lokomotiven ebenfalls in vierfach gekuppelte Maschinen mit Standard-Tendern um. Einige dieser ehemaligen Engerth-Lokomotiven waren in [[Österreich]] bis in die 1930er-Jahre im Einsatz.
[[Datei:Engerth-Lok Speiser.png|mini|links|Engerth-Lokomotive [[SCB Eb 2/4 (1857)|Eb 2/4]] der [[Schweizerische Centralbahn|Schweizerischem Centralbahn]] aus dem Jahr 1857. Die eigentliche Lokomotive ist grün und der Stütztender orange dargestellt.]]
[[Datei:StEG I 483.jpg|mini|Die Güterzug-Stütztenderlokomoti&shy;ven der Staats-Eisenbahn-Gesellschaft mit der Achsfolge C2' wie die abgebil&shy;dete [[StEG I 448–465|Nr. 463]] „Menes“ wurden 1856 von verschiedenen Herstellern bezogen.]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:MÁV TIIA 1344.jpg|mini|ohne|Die großrädrigen B3'-Maschinen [[StEG I 146–157|Nr. 146–157]] aus den Jahren 1857/1858 und die im Bild gezeigte [[StEG I 170–177|Nr. 170–177]] von 1863 wurden von der [[Österreichisch-ungarische Staatseisenbahngesellschaft|Österrei&shy;chisch-ungarischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft]] im Schnellzugs&shy;dienst eingesetzt.]]</div>


Im&nbsp;Gegensatz zum Antrieb des Tenders bewährte sich das Prinzip der Stütztenderlokomotive. Durch die drehbare Verbindung des Stütztenders mit der Lokomotive wurde ein kurzer fester [[Radstand]] geschaffen, der die Maschine kurvengängig machte. Der große Kessel ermöglichte den Bau von leistungsfähigen Gebirgslokomotiven, die ab 1853 am Semmering und später bei weiteren steigungsreichen Bahnen in Österreich, der Schweiz und anderen Ländern ausgezeichnete Dienste leisteten. Mehrere hundert Engerth-Maschinen wurden mit zwei- und dreiachsigem Tender als Güter- und Schnellzugslokomotiven gebaut.<ref>[http://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1925:85:86::531 ''Zur Entwicklung der Dampflokomotive in der Schweiz''] In: ''[[Schweizerische Bauzeitung]].'' Band 86 (1925), Heft 13 (E-Periodica, PDF 8.3 MB).</ref>
In [[Deutschland]] waren die [[Bayerische C II (Bauart Stütztender)|Bayerische C&nbsp;II]] und die [[Sächsische III K|Sächsische III&nbsp;K]] Engerth-Lokomotiven.


[[Datei:VSB-Eb-2-5Nr25.jpg|mini|links|Die [[Vereinigte Schweizerbahnen|Vereinigten Schweizerbahnen]] bezogen 1857/58 von der [[Maschinenfabrik Esslingen|Maschinen&shy;fabrik Esslingen]] 20 Engerth-Personen&shy;zuglokomotiven [[VSB Eb 2/5|Eb 2/5]] mit der Achs&shy;folge B3'. Eb 2/5 Nr. 25 „Spluegen“ in Zürich.]]
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[[Datei:SB 594.jpg|mini|1856 von [[Krauss-Maffei|Maffei]] gelieferte C2'-Loko&shy;motive [[Tiroler Staatsbahn – Achensee bis Tirol|Nr. 594]] „Ambras“ der [[Tiroler Staatsbahn]]. 1858 gelangten die Ma&shy;schinen zur [[Südbahngesellschaft]]. Da die [[Brennerbahn]] erst 1867 eröffnet wurde, kamen die Lokomotiven nie ins Südtirol.]]
Datei:SB 209.jpg|[[SStB – Cittanova bis Pottenstein|SB 209 „Ternitz“]]
Engerth-Lokomotiven bewährten sich auch bei Schweizer Bahnen ([[SCB Eb 2/4 (1857)|SCB Eb 2/4]], [[SCB Ec 2/5|Ec 2/5]] und Ed 3/5, [[VSB Ec 2/5]] und [[VSB Eb 2/5|Eb 2/5]]. Bei der [[Compagnie du Jura industriel|Jura industriel]] im Neuenburger Jura bestand der ganze Fuhrpark aus Engerth-Maschinen. Ebenso beschafften die [[Compagnie des chemins de fer du Nord|Französische Nordbahn]] und die [[Chemin de Fer de l’Est|Französische Ostbahn]] Engerth-Lokomotiven, die aber vier unter dem Langkessel gelagerte Achsen besaßen. Diese Maschinen wurden bald in normale vierfach gekuppelte Lokomotiven mit Schlepptendern umgebaut. Auch bei der franzöischen [[Compagnie des chemins de fer du Midi|Chemins de fer du Midi]] kam die Bauart Engerth zum Einsatz. In Deutschland experimentierte die [[Königlich Bayerische Staatseisenbahnen|Bayerische Staatsbahn]] mit der Stütztender-Bauform. So entstanden die [[Bayerische C II (Bauart Stütztender)|Bayerische C&nbsp;II]] und die zweifach gekuppelte [[Bayerische B V|B V PHOENIX]] Engerth-Lokomotiven.<ref>{{Literatur | Autor=G. Scheingraber | Sammelwerk=Deutsche Eisenbahnen – Typenskizzen und Schnitte | Titel=Lokomotiven und Wagen der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen | Band=3 | Ort=Stuttgart | Jahr=1968 | Verlag=Franckh'sche Verlagshandlung | Seiten=2}}</ref>
Datei:SB 210.jpg|[[SStB – Franzdorf bis Wippach|SB 210 „Laas“]]

Datei:StEG IVe.jpg|[[StEG I 178–270|StEG IVe]]
Wegen des durch den Wasserverbrauch sinkenden Adhäsionsgewichts verringerte sich während der Fahrt die Zugkraft, obwohl ein Teil des Wasservorrats auf der nicht angetriebenen ersten Stütztenderachse lastete. Mit der Zunahme des Verkehrs machten sich die beengten Platzverhältnisse auf dem Stütztender für die Kohlevorräte und das eingeschränkte Fassungsvermögen der Wasserbehälter neben dem Kessel bemerkbar. Der mit der Lokomotive fest verbundene Stütztender erschwerte die Kesselinstandhaltung und führte zu hohen Unterhaltskosten.
Datei:StEG I 144.jpg|[[StEG I 133–145|StEG IVg]]
Die mit der weiteren technischen Entwicklung entstandenen Lokomotivkonstruktionen waren in ihrer Leistungsfähigkeit den Stütztendermaschinen ebenbürtig und so wurden im Laufe der Zeit viele Engerth-Lokomotiven umgebaut. Die [[Südbahn (Österreich)|Österreichische Südbahn]] beispielsweise, in deren Besitz die Südliche Staatsbahn nach deren Privatisierung gekommen war, ergänzte die meisten ihrer großrädrigen Engerth-Lokomotiven mit einer vierten seitlich verschiebbaren Kuppelachse und ersetzte den Stütztender durch einen [[Schlepptender]].<ref>Hilscher: [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plusaid=lok&datum=1922&page=115&size=45 ''Die Lokomotiven der ehemaligen österreichischen Staatsbahnen in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. II.''] Fortsetzung von Seite 104. In: ''[[Die Lokomotive]]''. Illustrierte Monats-Fachzeitung für Eisenbahn-Techniker. Jahr 1922, Heft 8, Seite 112. ([[ANNO – AustriaN Newspapers Online|ANNO]] Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften)</ref> Einige dieser ehemaligen Engerth-Lokomotiven waren in Österreich bis in die 1930er-Jahre im Einsatz.
Datei:VSB-Eb-2-5Nr25.jpg|[[VSB Eb 2/5]]

Datei:IIIK.jpg|[[Sächsische III K]]
Nachdem bei [[Normalspur]]bahnen Stütztenderlokomotiven ihre Bedeutung verloren hatten, wurden insbesondere für den Einsatz auf [[Schmalspurbahn|Schmalspurstrecken]] mit engen Kurvenradien Engerth-Stütztenderlokomotiven zu den [[Stütztenderlokomotive#Klose|Bauarten Klose]] und [[Stütztenderlokomotive#Krauss|Krauss]] weiterentwickelt.
Datei:Midi 312 l'adour 1.jpg|Compagnie des Chemins de fer du Midi No. 312 L'ADOUR

== Erhaltene Engerth-Lokomotiven ==
<gallery widths="200" heights="130">
Kladno NTM 2.jpg|Lokomotive [[BEB I|Reihe I]] „Kladno“ der [[Buschtěhrader Eisenbahn|Bu&shy;schtěhrader Eisenbahn]] von 1855, aus­gestellt im [[Technisches Nationalmuseum in Prag|Technischen National&shy;museum Prag]].
1856 032T-Engerth No312 Ladour photo 5.JPG|Lok Nr. 312 „l'adour“ aus dem Jahr 1856 der [[Compagnie des chemins de fer du Midi|Chemins de fer du Midi]] im [[Eisenbahnmuseum Mülhausen]].
SCB-Ec-2-5-002.JPG|Die 1858 von der [[Schweizerische Centralbahn|Schweizerischen Centralbahn]] beschaffte [[SCB Ec 2/5|Ec 2/5]] 28 „Genf“, hier bei einer Jubiläums&shy;veranstaltung, steht im [[Verkehrshaus der Schweiz]].
</gallery>
</gallery>


== Weblinks ==
== Varia ==
Der Engerth-Lokomotive „Karlštejn“ der Serie [[StEG I 178–270]] wurde 1966 eine Briefmarke der damaligen tschechoslowakischen Post gewidmet.<ref>Horst Brix: [http://www.uqp.de/kopka/europa/tschechien/karlstejn.htm#1604 ''k. k. priv. österreichische Staatseisenbahn-Gesellschaft Nummern 178 - 270.''] Abgerufen am 1. Mai 2016.</ref> Auf zwei österreichischen Briefmarken und einer Gedenkmünze sind Engerth-Lokomotiven der Semmeringbahn abgebildet:
* [http://www.dampflok.at/engerth.html Liste der erhaltenen Lokomotiven System-Engerth]
<gallery widths="170" heights="130">
K.k. Südl. Staatsbahn - Engerth-Lokomotive (Briefmarke).jpg|55-Cent-Briefmarke mit der [[SStB – Grünschacher bis Sonnwendstein|Lokomotive „Kapellen“]] der Semmeringbahn.
Wilhelm Engerth - 200. Geburtstag (Briefmarke).jpg|Die Gedenkbriefmarke zum 200-Jahr-Jubiläum der [[Semmeringbahn|Semmering&shy;bahn]] zeigt [[Wilhelm von Engerth]] mit der gleichen Lokomotive.
2004 Austria 25 Euro 150 Years Semmering Alpine Railway front.jpg|Jubiläumsmünze der Semmering&shy;bahn mit [[ÖBB 1016|Baureihe 1016 der ÖBB]] und der ersten Stütztenderloko&shy;motive [[SStB – Grünschacher bis Sonnwendstein|Nr. 610]].
</gallery>


== Literatur ==
== Quellen ==
* {{Literatur | Autor= Raimar Lehmann | Titel= Dampflok-Sonderbauarten | Verlag= Springer | Ort= Basel | ISBN= 978-3-0348-6757-3}}
* [[Victor von Röll]]: [http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Lokomotive Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.] Lokomotive. Zweite, vollständig neu bearbeitete Auflage 1912–1923 in 10 Bänden, Urban & Schwarzenberg Verlag, Berlin/Wien. Digitalisierte Ausgabe bei Zeno.org
* Herbert Dietrich: ''Die Südbahn und ihre Vorläufer'', Bohmann Verlag, Wien, 1994, ISBN 3-7002-0871-5
* Herbert Dietrich: ''Die Südbahn und ihre Vorläufer'', Bohmann Verlag, Wien, 1994, ISBN 3-7002-0871-5
* Karl Gölsdorf: ''Lokomotivbau in Alt-Österreich 1837–1918'', Verlag Slezak, 1978, ISBN 3-900134-40-5
* Karl Gölsdorf: ''Lokomotivbau in Alt-Österreich 1837–1918'', Verlag Slezak, 1978, ISBN 3-900134-40-5
* Hans Peter Pawlik, Josef Otto Slezak, ''Südbahn-Lokomotiven'', Verlag Slezak, Wien, 1987, ISBN 3-85416-102-6
* Hans Peter Pawlik, Josef Otto Slezak, ''Südbahn-Lokomotiven'', Verlag Slezak, Wien, 1987, ISBN 3-85416-102-6

== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Triebfahrzeug (Österreich)]]
[[Kategorie:Triebfahrzeug (Österreich)]]

Version vom 3. Juni 2016, 11:28 Uhr

Da sich die Engerth-Lokomotiven der Südlichen Staatsbahn am Sem­mering bewährten, beschafften 1854 die Östliche Staatsbahn (ÖStB) und ein Jahr später die Lombardisch-venetia­nischen Eisenbahnen und die Buschtě­hrader Eisenbahn Engerth-Maschinen mit der gleichen Achsfolge C2'. Loko­motive Nr. 901 „Grünbach“ der ÖStB,

Engerth-Lokomotiven waren Stütztenderlokomotiven, die im Anschluss an den Wettbewerb um die für den Betrieb auf der Semmeringbahn günstigste Bauform an Dampflokomotiven unter Leitung von Wilhelm von Engerth entworfen wurden.

Ursprungsform mit angetriebenem Tender

Bei der Lok Nr. 610 der Südlichen Staatsbahn in der Ursprungsaus­führunng aus dem Jahr 1853 ist die zweite Kuppelstange für den Antrieb des Tenders deutlich zu erkennen.
Zusätzlich zu den Engerth-Lokomo­tiven mit der Achsfolge C2' bestellte die Südliche Staatsbahn ab 1855 B3'-Ma­schinen mit größeren Treibrädern, die für Personenzüge auf der Semmering­strecke und Güterzüge im Flachland eingesetzt wurden.

Da keine der vier Sieger-Lokomotiven des Semmeringwettbewerbs für den praktischen Betrieb auf der Semmeringbahn geeignet war, wurden unter Leitung von Wilhelm von Engerth die Vorteile der „Bavaria“ zu einer neuen Bauart weiterentwickelt, die später den Namen Engerth-Lokomotive bekam. Die drei fest im Rahmen gelagerten Kuppelachsen befanden sich unter dem Langkessel. Der weit nach hinten überhängende Kessel stütze sich auf den zweiachsigen Tender ab, dessen Vorderachse noch vor der Stehkessel­vorderwand lag. Weil ein Teil des Kesselgewichts auf den Tender übertragen wurde, wird diese Bauart als Stütztenderlokomotive bezeichnet. Die Rahmen des Stütztenders reichten bis vor die Feuerbüchse, wo sie mit einem Kugelgelenk mit Lokomotive verbunden waren. Eine entsprechende Ausbildung des Tenderrahmens erlaubte eine angemessene Breite des Feuerrostes. Der Kohlenvorrat befand sich auf dem Stütztender, der Wasservorrat wie bei einer Tenderlokomotive in den beidseits des Langkessels angebrachten Wasserkästen. Bei späteren Lieferungen wurde der Wasserkasten nicht mehr neben dem Kessel, sondern auf dem Stütztender angebracht.[1]

Die k.k. Südliche Staatsbahn bestellte bei Cockerill in Seraing und bei der Maschinenfabrik Esslingen 26 solche Maschinen Grünschacher bis Sonnwendstein. Die Dimensionen der Gebirgslokomotiven übertrafen das damals übliche. Das Adhäsionsgewicht, der Dampfdruck und ihre Kessel- und Zylinderabmessungen setzten neue Maßstäbe.[1] Um auch das Adhäsionsgewicht des Stütztenders nutzbar zu machen, waren an drei[2] der erstgelieferten Maschinen auch die Tenderachsen angetrieben. Die Kraftübertragung erfolgte durch Zahnräder, die sich zwischen den Achsen des Hauptrahmens und des Tenders befanden. Sie erwies sich als Schwachstelle, denn der Zahneingriff wurde durch die gegenseitige Drehbewegung und durch das Wanken, speziell beim Durchfahren von Gleisabschnitten mit wechselnder Überhöhung, gestört. Auch die zur Kraftübertragung getesteten Ketten- und Riemenantriebe bewährten sich nicht, so dass auf den Antrieb des Stütztenders verzichtet wurde.

Die ersten Maschinen wurden rechtzeitig zur Betriebseröffnung der Semmeringbahn fertiggestellt und konnten allen gestellten Erwartungen genügen. Damit hatte sich der Adhäsionsantrieb bei Gebirgsbahnen endgültig gegenüber dem Seilbahnprinzip durchgesetzt.[3]

Endgültige Bauform

Engerth-Lokomotive Eb 2/4 der Schweizerischem Centralbahn aus dem Jahr 1857. Die eigentliche Lokomotive ist grün und der Stütztender orange dargestellt.
Die Güterzug-Stütztenderlokomoti­ven der Staats-Eisenbahn-Gesellschaft mit der Achsfolge C2' wie die abgebil­dete Nr. 463 „Menes“ wurden 1856 von verschiedenen Herstellern bezogen.
Die großrädrigen B3'-Maschinen Nr. 146–157 aus den Jahren 1857/1858 und die im Bild gezeigte Nr. 170–177 von 1863 wurden von der Österrei­chisch-ungarischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft im Schnellzugs­dienst eingesetzt.

Im Gegensatz zum Antrieb des Tenders bewährte sich das Prinzip der Stütztenderlokomotive. Durch die drehbare Verbindung des Stütztenders mit der Lokomotive wurde ein kurzer fester Radstand geschaffen, der die Maschine kurvengängig machte. Der große Kessel ermöglichte den Bau von leistungsfähigen Gebirgslokomotiven, die ab 1853 am Semmering und später bei weiteren steigungsreichen Bahnen in Österreich, der Schweiz und anderen Ländern ausgezeichnete Dienste leisteten. Mehrere hundert Engerth-Maschinen wurden mit zwei- und dreiachsigem Tender als Güter- und Schnellzugslokomotiven gebaut.[4]

Die Vereinigten Schweizerbahnen bezogen 1857/58 von der Maschinen­fabrik Esslingen 20 Engerth-Personen­zuglokomotiven Eb 2/5 mit der Achs­folge B3'. Eb 2/5 Nr. 25 „Spluegen“ in Zürich.
1856 von Maffei gelieferte C2'-Loko­motive Nr. 594 „Ambras“ der Tiroler Staatsbahn. 1858 gelangten die Ma­schinen zur Südbahngesellschaft. Da die Brennerbahn erst 1867 eröffnet wurde, kamen die Lokomotiven nie ins Südtirol.

Engerth-Lokomotiven bewährten sich auch bei Schweizer Bahnen (SCB Eb 2/4, Ec 2/5 und Ed 3/5, VSB Ec 2/5 und Eb 2/5. Bei der Jura industriel im Neuenburger Jura bestand der ganze Fuhrpark aus Engerth-Maschinen. Ebenso beschafften die Französische Nordbahn und die Französische Ostbahn Engerth-Lokomotiven, die aber vier unter dem Langkessel gelagerte Achsen besaßen. Diese Maschinen wurden bald in normale vierfach gekuppelte Lokomotiven mit Schlepptendern umgebaut. Auch bei der franzöischen Chemins de fer du Midi kam die Bauart Engerth zum Einsatz. In Deutschland experimentierte die Bayerische Staatsbahn mit der Stütztender-Bauform. So entstanden die Bayerische C II und die zweifach gekuppelte B V PHOENIX Engerth-Lokomotiven.[5]

Wegen des durch den Wasserverbrauch sinkenden Adhäsionsgewichts verringerte sich während der Fahrt die Zugkraft, obwohl ein Teil des Wasservorrats auf der nicht angetriebenen ersten Stütztenderachse lastete. Mit der Zunahme des Verkehrs machten sich die beengten Platzverhältnisse auf dem Stütztender für die Kohlevorräte und das eingeschränkte Fassungsvermögen der Wasserbehälter neben dem Kessel bemerkbar. Der mit der Lokomotive fest verbundene Stütztender erschwerte die Kesselinstandhaltung und führte zu hohen Unterhaltskosten. Die mit der weiteren technischen Entwicklung entstandenen Lokomotivkonstruktionen waren in ihrer Leistungsfähigkeit den Stütztendermaschinen ebenbürtig und so wurden im Laufe der Zeit viele Engerth-Lokomotiven umgebaut. Die Österreichische Südbahn beispielsweise, in deren Besitz die Südliche Staatsbahn nach deren Privatisierung gekommen war, ergänzte die meisten ihrer großrädrigen Engerth-Lokomotiven mit einer vierten seitlich verschiebbaren Kuppelachse und ersetzte den Stütztender durch einen Schlepptender.[6] Einige dieser ehemaligen Engerth-Lokomotiven waren in Österreich bis in die 1930er-Jahre im Einsatz.

Nachdem bei Normalspurbahnen Stütztenderlokomotiven ihre Bedeutung verloren hatten, wurden insbesondere für den Einsatz auf Schmalspurstrecken mit engen Kurvenradien Engerth-Stütztenderlokomotiven zu den Bauarten Klose und Krauss weiterentwickelt.

Erhaltene Engerth-Lokomotiven

Varia

Der Engerth-Lokomotive „Karlštejn“ der Serie StEG I 178–270 wurde 1966 eine Briefmarke der damaligen tschechoslowakischen Post gewidmet.[7] Auf zwei österreichischen Briefmarken und einer Gedenkmünze sind Engerth-Lokomotiven der Semmeringbahn abgebildet:

Quellen

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b Hilscher: Die Lokomotiven der ehemaligen österreichischen Staatsbahnen in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. I. In: Die Lokomotive. Illustrierte Monats-Fachzeitung für Eisenbahn-Techniker. Jahr 1922, Heft 8, Seite 104. (ANNO Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften)
  2. Nach Hilscher, andere Quellen sprechen von einer oder vier Maschinen.
  3. Engerth, Wilhelm Freiherr von. In: Lexikon des Central European Science Andventure. Programm „Kultur“ der Eruopäischen Kommission, abgerufen am 1. Mai 2016.
  4. Zur Entwicklung der Dampflokomotive in der Schweiz In: Schweizerische Bauzeitung. Band 86 (1925), Heft 13 (E-Periodica, PDF 8.3 MB).
  5. G. Scheingraber: Lokomotiven und Wagen der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen. In: Deutsche Eisenbahnen – Typenskizzen und Schnitte. Band 3. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1968, S. 2.
  6. Hilscher: Die Lokomotiven der ehemaligen österreichischen Staatsbahnen in den 40er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. II. Fortsetzung von Seite 104. In: Die Lokomotive. Illustrierte Monats-Fachzeitung für Eisenbahn-Techniker. Jahr 1922, Heft 8, Seite 112. (ANNO Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften)
  7. Horst Brix: k. k. priv. österreichische Staatseisenbahn-Gesellschaft Nummern 178 - 270. Abgerufen am 1. Mai 2016.