„Jânio Quadros“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K -friedjof
Markierung: Zurücksetzung
ausgebaut und überarbeitet, Belege
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Janio1.jpg |mini|hochkant|Jânio Quadros (1961)]]
[[Datei:Janio Quadros.png|mini|hochkant|Jânio da Silva Quadros (1961) während seiner Amtszeit als Präsident Brasiliens]]
'''Jânio da Silva Quadros''' (* [[25. Januar]] [[1917]] in [[Campo Grande]], [[Mato Grosso do Sul|MS]]; † [[16. Februar]] [[1992]] in [[São Paulo]], [[São Paulo (Bundesstaat)|SP]]) war ein [[Brasilien|brasilianischer]] [[Politiker]] und im Jahr 1961 [[Präsident Brasiliens|Präsident seines Landes]].
'''Jânio da Silva Quadros''' (* [[25. Januar]] [[1917]] in [[Campo Grande]], [[Mato Grosso do Sul|MS]]; † [[16. Februar]] [[1992]] in [[São Paulo]], [[São Paulo (Bundesstaat)|SP]]) war ein [[Brasilien|brasilianischer]] [[Rechtsanwalt]] und [[Politiker]] und im Jahr 1961 [[Präsident Brasiliens|22. Präsident seines Landes]].<ref name="culturatura">{{Internetquelle|url=http://www.culturatura.com.br/presidentes/30janio.htm|titel=Presidentes da República. Jânio da Silva Quadros|hrsg=Culturatura|abruf=2024-02-20}}</ref> Er war außerdem zweimalig Bürgermeister von São Paulo und [[Gouverneur]]s des Bundesstaates São Paulo. Quadros war für seinen [[Populismus|populistischen]] Regierungsstil, seine Ehrlichkeit und sein exzentrisches Verhalten bekannt.


Als Präsident konzentrierte da Silva Quadros sich auf Wirtschaftsreformen und versuchte, die [[Korruption]] zu bekämpfen. Er verfolgte auch eine unabhängige Außenpolitik und versuchte, die Beziehungen zwischen den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und dem [[Ostblock]] auszugleichen. Obwohl er mit großer Mehrheit gewählt wurde, war seine Amtszeit von Unsicherheit und politischer Instabilität geprägt, die ihm zum Rücktritt bewogen haben. Dieser unerwartete Schritt verursachte landesweites Chaos, und [[João Goulart]] übernahm die Präsidentschaft.
Da Silva Quadros war von 1948 bis 1953 Stadtrat und von 1953 bis 1954 und 1955 Stadtpräfekt (Bürgermeister) der Stadt São Paulo. Er wechselte in die Landespolitik und war von 1955 bis 1959 [[Gouverneur]] des gleichnamigen Bundesstaates. 1960 trat er zur Präsidentenwahl an. Gewonnen hatte er die Wahl vor allem als Antipolitiker – sein Wahlsieg gegen Politiker der alten Garde, vor allem mit Versprechen der weiteren Demokratisierung und des Kampfes gegen die [[Korruption]], sorgte weithin für Aufsehen.


== Frühe politische Karriere ==
{{Quellen}}
Im Jahre 1947 wurde da Silva Quadros in den Stadtrat von [[São Paulo]] gewählt und war dort bis 1950 Mitglied. Er war in dieser Funktion sehr aktiv und brachte mehr Gesetze ein als jedes andere Mitglied.<ref name="skidmore07">{{Literatur|Autor=[[Thomas Skidmore (Historiker)|Thomas E. Skidmore]]|Titel=Politics in Brazil. 1930–1964. An Experiment in Democracy|Verlag=Oxford|Ort=New York|Datum=2007|ISBN=978-0-19-533269-8|DOI=10.1093/acprof:oso/9780195332698.001.0001}}</ref> Da Silva Quadros kandidierte 1953 für das Amt des [[Bürgermeister|Stadtpräfekts]] (Bürgermeister) von São Paulo, besiegte den Kandidaten Francisco Cardoso, und war bis 1955 Stadtpräfekt.<ref name="skidmore99">{{Literatur|Autor=[[Thomas Skidmore (Historiker)|Thomas E. Skidmore]]|Titel=Brazil. Five Centuries Of Change|Verlag=Oxford|Ort=New York|Datum=1999|ISBN=0-19-505810-0}}</ref> Während seiner Amtszeit erlangte er den Ruf, ehrlich und innovativ zu regieren. Häufig besuchte er die [[Armenviertel]] von São Paulo und hörte sich die Beschwerden der Bewohner an, was ihn bei der [[Arbeiterklasse]] beliebt machte.<ref name="fontes">{{Literatur|Autor=Paulo Fontes|Titel=Trabalhadores e associativismo urbano no governo Jânio Quadros em São Paulo (1953–1954)|Sammelwerk=RBH|Band=Jg. 33|Nummer=66|Ort=São Paulo|Jahr=2013|Seiten=71–94|DOI=10.1590/S0102-01882013000200005}}</ref> Es gelang ihm auch, den Haushalt der Stadt in weniger als einem Jahr auszugleichen, was zu seinem guten Ruf beitrug.<ref name="barron">{{Literatur|Autor=James Barron|Titel=Janio Quadros, 75, Dies; Leader Of Brazil Yielded Office in 60's|Sammelwerk=The New York Times|Datum=1992-02-18|Seiten=12|Online=[https://www.nytimes.com/1992/02/18/world/janio-quadros-75-dies-leader-of-brazil-yielded-office-in-60-s.html Online]}}</ref>
Er übernahm das Präsidentenamt 1961 von [[Juscelino Kubitschek]]. Quadros versuchte mit radikalen Mitteln, den Staatshaushalt zu sanieren, machte sich damit, vor allem aber mit seiner exzentrischen Art, unbeliebt.


Da Silva Quadros trat 1955 zurück, um für das Amt des [[Gouverneur]]s des [[São Paulo (Bundesstaat)|Bundesstaates São Paulo]] zu kandidieren. Er besiegte den erfahrenen Politiker Adhemar de Barros, seinen langjährigen Rivalen, mit einem Vorsprung von 1 %. Er war bis 1959 Gouverneur und trat dann zurück, um für das [[Präsident Brasiliens|Präsidentenamt]] [[Brasilien]]s zu kandidieren.<ref name="skidmore99" /> Da Silva Quadros’ schneller Aufstieg kann auf seinen weit verbreiteten Einsatz [[Populismus|populistischer Rhetorik]] und sein extravagantes Verhalten zurückgeführt werden. Er appellierte an die Frustration der Bevölkerung über die Regierung, indem er sein Wahlkampfsymbol zu einem Besen machte, ein Symbol für sein Versprechen, „die [[Korruption]] wegzufegen“. Er war auch ein sehr charismatischer Anführer, der es verstand, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen.<ref name="barron" />
Außenpolitisch versuchte er die enge Bindung an die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], die seine Vorgänger betrieben hatten, im Sinne einer Neutralitätspolitik etwas zu lockern. Bei einem Staatsbesuch in [[Kuba]] zeigte er seine Unterstützung für [[Fidel Castro]] und zeichnete [[Ernesto Guevara]] mit dem [[Nationaler Orden vom Kreuz des Südens|Cruzeiro-do-Sul-Orden]] aus. Dies erregte Anstoß bei konservativ gesinnten Kongressmitgliedern, kostete ihn deren notwendige Unterstützung<ref name="Brown">{{Internetquelle |autor= |url=https://library.brown.edu/create/fivecenturiesofchange/chapters/chapter-6/presidents/janio-quadros/ |titel=Jânio Quadros |werk=Brazil – Five Centuries of Change |hrsg=[[Brown University]] |abruf=2021-03-07 |sprache=en |kommentar=Biografie}}</ref> und rief die Vereinigten Staaten auf den Plan.


== Präsidentschaftswahlen ==
Nach nur sieben Monaten im Amt kündigte er am 25. August 1961 seinen Rücktritt an. In seinem Rücktrittsschreiben gab er an, „schreckliche Kräfte“ (''forças terríveis'') hätten sich gegen ihn erhoben – wen oder was er damit meinte, ist bis heute nicht klar. Die übliche Interpretation seines Rücktritts lautet, dass er ein taktisches Manöver war: Quadros habe die Hoffnung gehabt, der Kongress würde seinen Rücktritt ablehnen<ref name="Brown" /> oder aber die Massen würden für ihn auf die Straße gehen. Der Kongress nahm sein Gesuch jedoch an und es gab auch keine Straßenproteste.
Vor den Präsidentschaftswahlen von 1960 wurde da Silva Quadros von mehreren Oppositionsparteien nominiert und bildete eine Koalition aus seinem Partido Trabalhista Nacional (PTN), dem Partido Democrata Cristão (PDC) und der größten Oppositionspartei, der [[União Democrática Nacional]] (UDN). Obwohl er kein begeisterter Befürworter der UDN war, unterstützte sie seine Kandidatur, weil es an einer brauchbaren Alternative mangelte. Während des gesamten [[Wahlkampf]]s kam es zu Auseinandersetzungen zwischen da Silva Quadros und der UDN. Seine Reise ins [[Kommunismus|kommunistische]] [[Kuba]] im März 1960 zeigte eine klare Missachtung der bevorzugten [[Außenpolitik]] der Partei. Allerdings erfreute er sich bei der brasilianischen Wählerschaft großer Beliebtheit.<ref name="skidmore07" /> Die Regierungskoalition, bestehend aus [[Partido Social Democrático (1945)|Partido Social Democrático]] (PSD) und [[Partido Trabalhista Brasileiro]] (PTB), nominierte [[Henrique Teixeira Lott]], den Marschall der brasilianischen Armee. Allerdings war Lott ein fehlerhafter Kandidat, dessen Sturheit und Offenheit ihn potenzielle Unterstützer kostete.<ref name="maram">{{Literatur|Autor=Sheldon Maram|Titel=Juscelino Kubitschek and the 1960 Presidential Election|Sammelwerk=Journal of Latin American Studies|Band=Jg. 24|Nummer=1|Ort=Cambridge|Datum=1992|Seiten=123–145|DOI=10.1017/S0022216X00022975}}</ref> Da Silva Quadros gewann problemlos, und sein Siegvorsprung von 15,6 % wäre der größte Vorsprung bei einer durch Volksabstimmung abgehaltenen Präsidentschaftswahl, bis [[Fernando Henrique Cardoso]] 1994 mit 27 % gewann. Da Silva Quadros’ Anteil an der Volksabstimmung betrug 48 %, mehr als das eines jeden früheren Präsidenten. Trotz dieses Erfolgs gewann [[João Goulart]], Lotts Vizepräsidentschaftskandidat, das separate Rennen um den Vizepräsidenten.<ref name="skidmore07" />


Die Wahl markierte einen historischen Moment in der [[Geschichte Brasiliens|brasilianischen Geschichte]]. Als da Silva Quadros am 31. Januar 1961 sein Amt antrat, war es das erste Mal seit der Gründung Brasiliens im Jahr 1889, dass eine amtierende Regierung friedlich die Macht an ein gewähltes Mitglied der Opposition übertrug. Es war auch das erste Mal seit 31 Jahren, dass die Präsidentschaft nicht an einen Erben [[Getúlio Vargas]]’ fiel.
Sein Nachfolger wurde daher der sozialreformistische bisherige Vizepräsident [[João Goulart]]. Da Goulart sich jedoch zum Zeitpunkt des Rücktritts von da Silva Quadros zu einem Staatsbesuch in China aufhielt, übernahm Parlamentspräsident [[Pascoal Ranieri Mazzilli]] bis zur Rückkehr Goularts am 7. September 1961 die Amtsgeschäfte.


== Präsidentschaft ==
Vom 1. Januar 1986 bis zum 31. Dezember 1988 hatte er das Amt des Bürgermeisters von São Paulo zum dritten Mal inne.
[[Datei:Presidente Jânio da Silva Quadros durante a IV Reunião dos Governadores dos Estados de São Paulo.tif|mini|Präsident Jânio da Silva Quadro redet vor den Gouverneuren Brasiliens (1961)]]
Nach seinem Sieg bei den Wahlen 1960 verbrachte da Silva Quadros die drei Monate vor seiner Amtseinführung damit, durch Europa zu reisen und nicht darüber zu diskutieren, was er als Präsident tun würde. Seine Abwesenheit wurde von vielen seiner Verbündeten kritisiert, die wollten, dass er eine aktivere Rolle bei der Vorbereitung auf die Regierung übernimmt. Da Silva Quadros trat sein Amt am 31. Januar 1961 an. In seiner Antrittsrede betonte er die Probleme der Ineffizienz der Regierung, der [[Inflation]] und der [[Schulden|Verschuldung]]. Er machte seinen Vorgänger [[Juscelino Kubitschek]] für die hohe Inflationsrate des Landes verantwortlich, den er [[Vetternwirtschaft]] und [[Korruption]] vorwarf. Da Silva Quadros ersetzte schnell die meisten amtierenden Minister durch Mitglieder der [[União Democrática Nacional]] (UDN) und anderer Parteien, die ihn unterstützt hatten. Allerdings wurde dem Movimento Popular Jânio Quadros trotz seiner Unterstützung für da Silva Quadros und seiner herausragenden Rolle im Wahlkampf Einfluss auf die neue Regierung verweigert. Trotz seiner politischen Fähigkeiten wurde da Silva Quadros’ Fähigkeit, effektiv zu regieren, während seiner gesamten Präsidentschaft durch seine Unerfahrenheit in der [[Parteipolitik]] und sein kleines Personal beeinträchtigt.<ref name="skidmore07" />

=== [[Innenpolitik]] ===
Zu Beginn seiner Präsidentschaft war Brasilien mit einer hohen Inflation und hohen Schulden gegenüber dem Ausland konfrontiert. Die Regierung von da Silva Quadros kündigte im März ein Anti-Inflationsprogramm an, das die [[Wechselkurs]]e vereinfachte und die öffentlichen Ausgaben senkte. Die Reformen fanden die Zustimmung des [[Internationaler Währungsfonds|Internationalen Währungsfonds]] (IWF) und da Silva Quadros konnte seine Schulden mit den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und [[Europa]] neu verhandeln.<ref name="skidmore07" /> Brasilien erhielt insgesamt 1,64 Milliarden Dollar an neuen Krediten, was die [[Verschuldungskrise|Schuldenkrise]], mit der das Land konfrontiert war, erheblich milderte. Dies stellte einen großen Durchbruch für die Regierung da Silva Quadros dar, da es mehreren früheren [[Präsident Brasiliens|brasilianischen Präsidenten]] nicht gelungen war, die Schulden neu zu verhandeln.<ref name="loureiro">{{Literatur|Autor=Felipe Pereira Loureiro|Titel=The Alliance For or Against Progress? US–Brazilian Financial Relations in the Early 1960s|Sammelwerk=Journal of Latin American Studies|Band=Jg. 46|Nummer=2|Ort=Cambridge|Datum=2014|Seiten=323–351|DOI=10.1017/S0022216X14000029}}</ref> Zusätzlich zu seiner Kampagne gegen die Inflation versuchte da Silva Quadros, bürokratische Ineffizienz und Korruption zu reduzieren. Er startete eine Antikorruptionskampagne und umging die Bürokratie weitgehend, indem er Präsidialerlasse erließ. Allerdings untergrub die Politik die [[Moral]] innerhalb der Regierung und entfremdete viele Mitglieder des [[Nationalkongress (Brasilien)|Nationalkongresses]]. Dies wurde durch sein Versäumnis, mit seinen Verbündeten zusammenzuarbeiten, noch verschärft, da er die UDN selten zu wichtigen Entscheidungen konsultierte und er in seinem ersten Monat im Amt nur zwei Kabinettssitzungen abhielt. Als Präsident verschwendete da Silva Quadros seine Energie auch auf relativ unwichtige Themen und unternahm erhebliche Anstrengungen, um [[Glücksspiel]]e auf [[Hahnenkampf|Hahnenkämpfe]] zu untersagen und Frauen das Tragen von [[Bikini]]s am Strand zu verbieten.<ref name="skidmore07" />

=== [[Außenpolitik]] ===
[[Datei:Janio Cuadros y Arturo Frondizi.jpg|mini|Jânio da Silva Quadros mit dem argentinischen Präsidenten [[Arturo Frondizi]] (April 1961)]]
Da Silva Quadros verfolgte eine unabhängige Außenpolitik und formulierte „Freiheit, Unabhängigkeit und Nichteinmischung“ als seine Leitprinzipien. Er versuchte auch, engere Beziehungen zu [[Afrika]] anzustreben, in der Hoffnung, Einfluss in der [[Bewegung der Blockfreien Staaten]] zu gewinnen. Er versuchte, [[Solidarität]] mit den neuen unabhängigen afrikanischen Ländern zu zeigen, indem er sich für die [[Dekolonisation]] einsetzte und [[Rassismus]] bekämpfte. Er versuchte auch, den Handel und den kulturellen Austausch mit diesen Ländern zu fördern. Allerdings unterstützte die Regierung von da Silva Quadros häufig Staaten, die von weißen [[Minderheitsregierung]]en regiert wurden, wie etwa [[Südafrika]], was seine Bemühungen untergrub.<ref name="aragon">{{Literatur|Autor=Daniel P. Aragon|Titel=Chancellery Sepulchers. Jânio Quadros, João Goulart and the Forging of Brazilian Foreign Policy in Angola, Mozambique, and South Africa, 1961–1964|Sammelwerk=Luso-Brazilian Review|Band=Jg. 47|Nummer=1|Ort=Madison|Datum=2010|Seiten=121–149|JSTOR=40985176}}</ref> Da Silva Quadros versuchte, anstelle der proamerikanischen Politik seiner Vorgänger eine neutrale Außenpolitik zu verfolgen, und hoffte, dass sich die Großmächte gegeneinander ausspielen. Seine Bereitschaft, sich den [[Kommunismus|kommunistischen]] Regierungen [[Kuba]]s, [[Volksrepublik China|China]]s und der [[Sowjetunion]] anzuschließen, verärgerte jedoch viele seiner Anhänger, insbesondere die UDN. Seine Entscheidung, [[Che Guevara]] den [[Nationaler Orden vom Kreuz des Südens|Cruzeiro do Sul]], Brasiliens höchste Medaille für Ausländer, zu verleihen, war besonders umstritten und ließ viele vermuten, dass er ein kommunistischer Sympathisant sei.<ref name="skidmore99" /> Da Silva Quadros’ Außenpolitik war einer der umstrittensten Aspekte seiner Präsidentschaft und war ein wesentlicher Faktor für den Rückgang seiner Unterstützung im Nationalkongress.

== Rücktritt ==
[[Datei:JanioQuadros.jpg|mini|da Silva Quadros Rücktrittsgesuch als Präsident]]
Im Sommer 1961 stieß da Silva Quadros auf zunehmenden Widerstand des [[Nationalkongress (Brasilien)|Nationalkongresses]] und hatte viele seiner Verbündeten verärgert. Am 25. August 1961 trat er unerwartet zurück und berief sich in seinem kryptischen Rücktrittsschreiben auf ausländische und „schreckliche okkulte Kräfte“. Es wird allgemein angenommen, dass sein Rücktritt ein Schritt zur Stärkung seiner Macht war und dass da Silva Quadros erwartete, dass er durch die [[Akklamation]] des Volkes oder auf Antrag des brasilianischen Nationalkongresses und des Militärs zum Präsidenten wiedergewählt würde. Aufgrund der Unbeliebtheit [[João Goulart]]s beim Militär und anderen konservativen Elementen erwartete er wahrscheinlich, dass sein Rücktritt nicht akzeptiert würde.<ref name="skidmore07" /> Dieses Manöver wurde jedoch sofort vom brasilianischen Nationalkongress abgelehnt, der den Rücktritt von da Silva Quadros akzeptierte und den Präsidenten der [[Abgeordnetenkammer (Brasilien)|brasilianischen Abgeordnetenkammer]], [[Pascoal Ranieri Mazzilli]], aufforderte, sein Amt zu vertreten, bis der Vizepräsident João Goulart nach Rückkehr von seiner Reise nach China das Amt antreten konnte. Der Rücktritt von da Silva Quadros löste eine schwere politische Krise aus und bereitete den Weg für den [[Putsch|Militärputsch]] am 31. März 1964. Das Militär, das Goularts linke Tendenzen fürchtete, schien bereit zu sein, sich seiner gewaltsamen Amtseinführung zu widersetzen. Die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] waren auch besorgt über die Aussicht auf eine Goulart-Präsidentschaft und erwogen, Anti-Goulart-Kräfte zu unterstützen.<ref name="loureiro" /> Am 7. September 1961 legte Goulart schließlich den [[Eid]] als Präsident ab, doch seine Macht wurde durch eine kurz zuvor, am 2. September, verabschiedete Änderung der 5. Brasilianischen Verfassung (1946) eingeschränkt, die ein [[parlamentarisches Regierungssystem]] einführte. Goulart gehörte nicht derselben Partei wie da Silva Quadros an, da die Brasilianer damals ihre Stimme für den Präsidenten und den Vizepräsidenten verschiedener Parteien aufteilen konnten.

== Exil und Rückkehr in die Politik ==
Kurz nach seinem Rücktritt verließ da Silva Quadros die Hauptstadt [[Brasília]] und reiste nach [[Europa]] mit dem Versprechen, nach Brasilien zurückzukehren.<ref name="skidmore99" /> Die durch seinen Rücktritt ausgelöste politische Krise gipfelte am 31. März 1964 in einem [[Putsch|Militärputsch]]. Das Militär erlaubte ihm nicht, sich an der Politik zu beteiligen, doch in den 1980er-Jahren feierte da Silva Quadros ein Comeback. Er trat dem [[Partido Trabalhista Brasileiro]] (PTB) bei und kandidierte 1982 erneut für das Amt des [[Gouverneur]]s des [[São Paulo (Bundesstaat)|Bundesstaates São Paulo]], unterlag jedoch [[Franco Montoro|André Franco Montoro]]. Dennoch wurde er 1985 zum zweiten Mal zum Bürgermeister von São Paulo gewählt und besiegte den favorisierten Kandidaten [[Fernando Henrique Cardoso]], den späteren [[Präsident Brasiliens|Präsidenten Brasiliens]]. Da Silva Quadros war bis 1988 im Amt.

== Persönliches Leben ==
Da Silva Quadros heiratete am 26. September 1942 in São Paulo Eloá do Valle. Seine Tochter [[Dirce Tutu Quadros]] (1943–2014) war Mitglied des [[Nationalkongress (Brasilien)|brasilianischen Nationalkongresses]].<ref name="wp">{{Internetquelle|url=https://www.washingtonpost.com/archive/local/1992/02/18/janio-quadros-ex-president-of-brazil-dies/931ecdad-2634-4145-91ba-b534ccc687ef/|titel=Janio Quadros, Ex-President Of Brazil, Dies|hrsg=The Washington Post|datum=1992-02-17|abruf=2024-02-20}}</ref>

Jânio da Silva Quadros starb am 16. Februar 1992 im Alter von 75 Jahren nach zwölftägigem Aufenthalt im [[Hospital Israelita Albert Einstein]] in [[São Paulo]] an [[Nierenversagen|Nieren-]] und [[Akutes Lungenversagen|Lungenversagen]] sowie einer Blutung nach drei [[Schlaganfall|Schlaganfällen]].<ref name="lat">{{Internetquelle|url=https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1992-02-18-mn-2485-story.html|titel=Janio Quadros; Brazil Leader|hrsg=Los Angeles Times|datum=1992-02-18|abruf=2024-02-20}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
Zeile 22: Zeile 44:


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references responsive />


{{Folgenleiste|AMT=[[Liste der Staatsoberhäupter Brasiliens|Präsident von Brasilien]]
{{Folgenleiste|AMT=[[Liste der Staatsoberhäupter Brasiliens|Präsident von Brasilien]]

Version vom 20. Februar 2024, 20:30 Uhr

Jânio da Silva Quadros (1961) während seiner Amtszeit als Präsident Brasiliens

Jânio da Silva Quadros (* 25. Januar 1917 in Campo Grande, MS; † 16. Februar 1992 in São Paulo, SP) war ein brasilianischer Rechtsanwalt und Politiker und im Jahr 1961 22. Präsident seines Landes.[1] Er war außerdem zweimalig Bürgermeister von São Paulo und Gouverneurs des Bundesstaates São Paulo. Quadros war für seinen populistischen Regierungsstil, seine Ehrlichkeit und sein exzentrisches Verhalten bekannt.

Als Präsident konzentrierte da Silva Quadros sich auf Wirtschaftsreformen und versuchte, die Korruption zu bekämpfen. Er verfolgte auch eine unabhängige Außenpolitik und versuchte, die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Ostblock auszugleichen. Obwohl er mit großer Mehrheit gewählt wurde, war seine Amtszeit von Unsicherheit und politischer Instabilität geprägt, die ihm zum Rücktritt bewogen haben. Dieser unerwartete Schritt verursachte landesweites Chaos, und João Goulart übernahm die Präsidentschaft.

Frühe politische Karriere

Im Jahre 1947 wurde da Silva Quadros in den Stadtrat von São Paulo gewählt und war dort bis 1950 Mitglied. Er war in dieser Funktion sehr aktiv und brachte mehr Gesetze ein als jedes andere Mitglied.[2] Da Silva Quadros kandidierte 1953 für das Amt des Stadtpräfekts (Bürgermeister) von São Paulo, besiegte den Kandidaten Francisco Cardoso, und war bis 1955 Stadtpräfekt.[3] Während seiner Amtszeit erlangte er den Ruf, ehrlich und innovativ zu regieren. Häufig besuchte er die Armenviertel von São Paulo und hörte sich die Beschwerden der Bewohner an, was ihn bei der Arbeiterklasse beliebt machte.[4] Es gelang ihm auch, den Haushalt der Stadt in weniger als einem Jahr auszugleichen, was zu seinem guten Ruf beitrug.[5]

Da Silva Quadros trat 1955 zurück, um für das Amt des Gouverneurs des Bundesstaates São Paulo zu kandidieren. Er besiegte den erfahrenen Politiker Adhemar de Barros, seinen langjährigen Rivalen, mit einem Vorsprung von 1 %. Er war bis 1959 Gouverneur und trat dann zurück, um für das Präsidentenamt Brasiliens zu kandidieren.[3] Da Silva Quadros’ schneller Aufstieg kann auf seinen weit verbreiteten Einsatz populistischer Rhetorik und sein extravagantes Verhalten zurückgeführt werden. Er appellierte an die Frustration der Bevölkerung über die Regierung, indem er sein Wahlkampfsymbol zu einem Besen machte, ein Symbol für sein Versprechen, „die Korruption wegzufegen“. Er war auch ein sehr charismatischer Anführer, der es verstand, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen.[5]

Präsidentschaftswahlen

Vor den Präsidentschaftswahlen von 1960 wurde da Silva Quadros von mehreren Oppositionsparteien nominiert und bildete eine Koalition aus seinem Partido Trabalhista Nacional (PTN), dem Partido Democrata Cristão (PDC) und der größten Oppositionspartei, der União Democrática Nacional (UDN). Obwohl er kein begeisterter Befürworter der UDN war, unterstützte sie seine Kandidatur, weil es an einer brauchbaren Alternative mangelte. Während des gesamten Wahlkampfs kam es zu Auseinandersetzungen zwischen da Silva Quadros und der UDN. Seine Reise ins kommunistische Kuba im März 1960 zeigte eine klare Missachtung der bevorzugten Außenpolitik der Partei. Allerdings erfreute er sich bei der brasilianischen Wählerschaft großer Beliebtheit.[2] Die Regierungskoalition, bestehend aus Partido Social Democrático (PSD) und Partido Trabalhista Brasileiro (PTB), nominierte Henrique Teixeira Lott, den Marschall der brasilianischen Armee. Allerdings war Lott ein fehlerhafter Kandidat, dessen Sturheit und Offenheit ihn potenzielle Unterstützer kostete.[6] Da Silva Quadros gewann problemlos, und sein Siegvorsprung von 15,6 % wäre der größte Vorsprung bei einer durch Volksabstimmung abgehaltenen Präsidentschaftswahl, bis Fernando Henrique Cardoso 1994 mit 27 % gewann. Da Silva Quadros’ Anteil an der Volksabstimmung betrug 48 %, mehr als das eines jeden früheren Präsidenten. Trotz dieses Erfolgs gewann João Goulart, Lotts Vizepräsidentschaftskandidat, das separate Rennen um den Vizepräsidenten.[2]

Die Wahl markierte einen historischen Moment in der brasilianischen Geschichte. Als da Silva Quadros am 31. Januar 1961 sein Amt antrat, war es das erste Mal seit der Gründung Brasiliens im Jahr 1889, dass eine amtierende Regierung friedlich die Macht an ein gewähltes Mitglied der Opposition übertrug. Es war auch das erste Mal seit 31 Jahren, dass die Präsidentschaft nicht an einen Erben Getúlio Vargas’ fiel.

Präsidentschaft

Präsident Jânio da Silva Quadro redet vor den Gouverneuren Brasiliens (1961)

Nach seinem Sieg bei den Wahlen 1960 verbrachte da Silva Quadros die drei Monate vor seiner Amtseinführung damit, durch Europa zu reisen und nicht darüber zu diskutieren, was er als Präsident tun würde. Seine Abwesenheit wurde von vielen seiner Verbündeten kritisiert, die wollten, dass er eine aktivere Rolle bei der Vorbereitung auf die Regierung übernimmt. Da Silva Quadros trat sein Amt am 31. Januar 1961 an. In seiner Antrittsrede betonte er die Probleme der Ineffizienz der Regierung, der Inflation und der Verschuldung. Er machte seinen Vorgänger Juscelino Kubitschek für die hohe Inflationsrate des Landes verantwortlich, den er Vetternwirtschaft und Korruption vorwarf. Da Silva Quadros ersetzte schnell die meisten amtierenden Minister durch Mitglieder der União Democrática Nacional (UDN) und anderer Parteien, die ihn unterstützt hatten. Allerdings wurde dem Movimento Popular Jânio Quadros trotz seiner Unterstützung für da Silva Quadros und seiner herausragenden Rolle im Wahlkampf Einfluss auf die neue Regierung verweigert. Trotz seiner politischen Fähigkeiten wurde da Silva Quadros’ Fähigkeit, effektiv zu regieren, während seiner gesamten Präsidentschaft durch seine Unerfahrenheit in der Parteipolitik und sein kleines Personal beeinträchtigt.[2]

Zu Beginn seiner Präsidentschaft war Brasilien mit einer hohen Inflation und hohen Schulden gegenüber dem Ausland konfrontiert. Die Regierung von da Silva Quadros kündigte im März ein Anti-Inflationsprogramm an, das die Wechselkurse vereinfachte und die öffentlichen Ausgaben senkte. Die Reformen fanden die Zustimmung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und da Silva Quadros konnte seine Schulden mit den Vereinigten Staaten und Europa neu verhandeln.[2] Brasilien erhielt insgesamt 1,64 Milliarden Dollar an neuen Krediten, was die Schuldenkrise, mit der das Land konfrontiert war, erheblich milderte. Dies stellte einen großen Durchbruch für die Regierung da Silva Quadros dar, da es mehreren früheren brasilianischen Präsidenten nicht gelungen war, die Schulden neu zu verhandeln.[7] Zusätzlich zu seiner Kampagne gegen die Inflation versuchte da Silva Quadros, bürokratische Ineffizienz und Korruption zu reduzieren. Er startete eine Antikorruptionskampagne und umging die Bürokratie weitgehend, indem er Präsidialerlasse erließ. Allerdings untergrub die Politik die Moral innerhalb der Regierung und entfremdete viele Mitglieder des Nationalkongresses. Dies wurde durch sein Versäumnis, mit seinen Verbündeten zusammenzuarbeiten, noch verschärft, da er die UDN selten zu wichtigen Entscheidungen konsultierte und er in seinem ersten Monat im Amt nur zwei Kabinettssitzungen abhielt. Als Präsident verschwendete da Silva Quadros seine Energie auch auf relativ unwichtige Themen und unternahm erhebliche Anstrengungen, um Glücksspiele auf Hahnenkämpfe zu untersagen und Frauen das Tragen von Bikinis am Strand zu verbieten.[2]

Jânio da Silva Quadros mit dem argentinischen Präsidenten Arturo Frondizi (April 1961)

Da Silva Quadros verfolgte eine unabhängige Außenpolitik und formulierte „Freiheit, Unabhängigkeit und Nichteinmischung“ als seine Leitprinzipien. Er versuchte auch, engere Beziehungen zu Afrika anzustreben, in der Hoffnung, Einfluss in der Bewegung der Blockfreien Staaten zu gewinnen. Er versuchte, Solidarität mit den neuen unabhängigen afrikanischen Ländern zu zeigen, indem er sich für die Dekolonisation einsetzte und Rassismus bekämpfte. Er versuchte auch, den Handel und den kulturellen Austausch mit diesen Ländern zu fördern. Allerdings unterstützte die Regierung von da Silva Quadros häufig Staaten, die von weißen Minderheitsregierungen regiert wurden, wie etwa Südafrika, was seine Bemühungen untergrub.[8] Da Silva Quadros versuchte, anstelle der proamerikanischen Politik seiner Vorgänger eine neutrale Außenpolitik zu verfolgen, und hoffte, dass sich die Großmächte gegeneinander ausspielen. Seine Bereitschaft, sich den kommunistischen Regierungen Kubas, Chinas und der Sowjetunion anzuschließen, verärgerte jedoch viele seiner Anhänger, insbesondere die UDN. Seine Entscheidung, Che Guevara den Cruzeiro do Sul, Brasiliens höchste Medaille für Ausländer, zu verleihen, war besonders umstritten und ließ viele vermuten, dass er ein kommunistischer Sympathisant sei.[3] Da Silva Quadros’ Außenpolitik war einer der umstrittensten Aspekte seiner Präsidentschaft und war ein wesentlicher Faktor für den Rückgang seiner Unterstützung im Nationalkongress.

Rücktritt

da Silva Quadros Rücktrittsgesuch als Präsident

Im Sommer 1961 stieß da Silva Quadros auf zunehmenden Widerstand des Nationalkongresses und hatte viele seiner Verbündeten verärgert. Am 25. August 1961 trat er unerwartet zurück und berief sich in seinem kryptischen Rücktrittsschreiben auf ausländische und „schreckliche okkulte Kräfte“. Es wird allgemein angenommen, dass sein Rücktritt ein Schritt zur Stärkung seiner Macht war und dass da Silva Quadros erwartete, dass er durch die Akklamation des Volkes oder auf Antrag des brasilianischen Nationalkongresses und des Militärs zum Präsidenten wiedergewählt würde. Aufgrund der Unbeliebtheit João Goularts beim Militär und anderen konservativen Elementen erwartete er wahrscheinlich, dass sein Rücktritt nicht akzeptiert würde.[2] Dieses Manöver wurde jedoch sofort vom brasilianischen Nationalkongress abgelehnt, der den Rücktritt von da Silva Quadros akzeptierte und den Präsidenten der brasilianischen Abgeordnetenkammer, Pascoal Ranieri Mazzilli, aufforderte, sein Amt zu vertreten, bis der Vizepräsident João Goulart nach Rückkehr von seiner Reise nach China das Amt antreten konnte. Der Rücktritt von da Silva Quadros löste eine schwere politische Krise aus und bereitete den Weg für den Militärputsch am 31. März 1964. Das Militär, das Goularts linke Tendenzen fürchtete, schien bereit zu sein, sich seiner gewaltsamen Amtseinführung zu widersetzen. Die Vereinigten Staaten waren auch besorgt über die Aussicht auf eine Goulart-Präsidentschaft und erwogen, Anti-Goulart-Kräfte zu unterstützen.[7] Am 7. September 1961 legte Goulart schließlich den Eid als Präsident ab, doch seine Macht wurde durch eine kurz zuvor, am 2. September, verabschiedete Änderung der 5. Brasilianischen Verfassung (1946) eingeschränkt, die ein parlamentarisches Regierungssystem einführte. Goulart gehörte nicht derselben Partei wie da Silva Quadros an, da die Brasilianer damals ihre Stimme für den Präsidenten und den Vizepräsidenten verschiedener Parteien aufteilen konnten.

Exil und Rückkehr in die Politik

Kurz nach seinem Rücktritt verließ da Silva Quadros die Hauptstadt Brasília und reiste nach Europa mit dem Versprechen, nach Brasilien zurückzukehren.[3] Die durch seinen Rücktritt ausgelöste politische Krise gipfelte am 31. März 1964 in einem Militärputsch. Das Militär erlaubte ihm nicht, sich an der Politik zu beteiligen, doch in den 1980er-Jahren feierte da Silva Quadros ein Comeback. Er trat dem Partido Trabalhista Brasileiro (PTB) bei und kandidierte 1982 erneut für das Amt des Gouverneurs des Bundesstaates São Paulo, unterlag jedoch André Franco Montoro. Dennoch wurde er 1985 zum zweiten Mal zum Bürgermeister von São Paulo gewählt und besiegte den favorisierten Kandidaten Fernando Henrique Cardoso, den späteren Präsidenten Brasiliens. Da Silva Quadros war bis 1988 im Amt.

Persönliches Leben

Da Silva Quadros heiratete am 26. September 1942 in São Paulo Eloá do Valle. Seine Tochter Dirce Tutu Quadros (1943–2014) war Mitglied des brasilianischen Nationalkongresses.[9]

Jânio da Silva Quadros starb am 16. Februar 1992 im Alter von 75 Jahren nach zwölftägigem Aufenthalt im Hospital Israelita Albert Einstein in São Paulo an Nieren- und Lungenversagen sowie einer Blutung nach drei Schlaganfällen.[10]

Commons: Jânio Quadros – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Biographie auf der Website der Bibliothek des brasilianischen Staatspräsidenten (presidencia.gov.br) (portugiesisch)
  • Biographie auf der Website der Fundação Getúlio Vargas (fgv.br) nach Angaben des Dicionário Histórico Biográfico Brasileiro pós 1930. Ed. FGV, 2ª ed. Rio de Janeiro 2001 (portugiesisch)
  • Kurzbiographie auf rulers.org (englisch)

Einzelnachweise

  1. Presidentes da República. Jânio da Silva Quadros. Culturatura, abgerufen am 20. Februar 2024.
  2. a b c d e f g Thomas E. Skidmore: Politics in Brazil. 1930–1964. An Experiment in Democracy. Oxford, New York 2007, ISBN 978-0-19-533269-8, doi:10.1093/acprof:oso/9780195332698.001.0001.
  3. a b c d Thomas E. Skidmore: Brazil. Five Centuries Of Change. Oxford, New York 1999, ISBN 0-19-505810-0.
  4. Paulo Fontes: Trabalhadores e associativismo urbano no governo Jânio Quadros em São Paulo (1953–1954). In: RBH. Jg. 33, Nr. 66. São Paulo 2013, S. 71–94, doi:10.1590/S0102-01882013000200005.
  5. a b James Barron: Janio Quadros, 75, Dies; Leader Of Brazil Yielded Office in 60's. In: The New York Times. 18. Februar 1992, S. 12 (Online).
  6. Sheldon Maram: Juscelino Kubitschek and the 1960 Presidential Election. In: Journal of Latin American Studies. Jg. 24, Nr. 1. Cambridge 1992, S. 123–145, doi:10.1017/S0022216X00022975.
  7. a b Felipe Pereira Loureiro: The Alliance For or Against Progress? US–Brazilian Financial Relations in the Early 1960s. In: Journal of Latin American Studies. Jg. 46, Nr. 2. Cambridge 2014, S. 323–351, doi:10.1017/S0022216X14000029.
  8. Daniel P. Aragon: Chancellery Sepulchers. Jânio Quadros, João Goulart and the Forging of Brazilian Foreign Policy in Angola, Mozambique, and South Africa, 1961–1964. In: Luso-Brazilian Review. Jg. 47, Nr. 1. Madison 2010, S. 121–149, JSTOR:40985176.
  9. Janio Quadros, Ex-President Of Brazil, Dies. The Washington Post, 17. Februar 1992, abgerufen am 20. Februar 2024.
  10. Janio Quadros; Brazil Leader. Los Angeles Times, 18. Februar 1992, abgerufen am 20. Februar 2024.
VorgängerAmtNachfolger
Juscelino KubitschekPräsident von Brasilien
1961
Pascoal Ranieri Mazzilli