Arkade

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Arkaden am Palacio de Navarra in Pamplona, Spanien, 19. Jahrhundert
Arkadenhof der Universität Wien

Eine Arkade (von lateinisch arcus ‚Bogen‘) ist im engeren Sinn ein von Pfeilern oder Säulen getragener Bogen. Der Bogen lässt wesentlich größere Spannweiten zu als ein Architrav.

Im weiteren Sinn bezeichnet Arkade auch eine Bogenreihe, eine Abfolge mehrerer Arkaden. Dafür ist jedoch der Plural Arkaden besser geeignet oder auch der Begriff Arkatur, der allerdings auch die Gesamtheit aller Arkaden eines Gebäudes bezeichnen kann.

Der Gang, dessen Seite von einer Bogenreihe begrenzt wird, wird wiederum oft einfach als Arkade bezeichnet; genauer ist der Begriff Bogengang oder Arkadengang.

Umgangssprachlich werden häufig auch Kolonnaden als Arkaden bezeichnet.

Entwicklung

Abfolge von Bögen als konstruktive Lösung: römisches Aquädukt in Segovia
Şadırvan im Innenhof der Beyazıt-Moschee, 1501–6, Istanbul

Arkaden sind bereits aus der Frühzeit der Architektur in Mesopotamien und Ägypten bekannt. In der antiken abendländischen Architektur wurden in der griechischen Baukunst zunächst Kolonnaden verwendet, also Stützenfolgen mit geradem Gebälk (siehe Architrav).

Die römische Architektur verwendete dann vermehrt auch Arkaden, sowohl bei repräsentativen Bauten wie Stadttoren als auch bei Ingenieurbauten wie Aquädukten.

Im frühchristlichen Kirchenbau und in der Romanik kamen die Arkaden auch im Innenraum vermehrt zum Einsatz, in Zentralbauten zwischen Hauptraum und Umgang, bei Basiliken zwischen Mittelschiff und Seitenschiff. Die Innenräume wurden auf diese Weise untergliedert und blieben gleichzeitig akustisch und optisch miteinander verbunden.

Arkaden (arabisch Riwaq) stellen ein wesentliches Gestaltungsmerkmal der islamischen Architektur dar, wo sie den Innenhof (arabisch Sahn) von Moscheebauten säumen; in den Innenhöfen finden sich meist auch Brunnenhäuser (türkisch Şadırvan), die der rituellen Reinigung vor dem Gebet dienen.

Begriffskombinationen

  • Arkadenbogen: umgangssprachliche, falsche Bezeichnung für Arkade (Begriffsverdoppelung)
  • Arkadenfenster: mittels Arkaden gegliederte Fensteröffnung
  • Arkadengesims: Gesims über einer Arkadenreihe
  • Arkadenhof: Innenhof, von oft mehrgeschossigen Arkaturen umgeben
  • Arkadenmauer: Mauer mit Blendarkaden
  • Blendarkade: ornamentale Arkade ohne Maueröffnung
  • Klangarkade: auch Schallluke, Arkadenöffnung im Glockenturm, häufig mit Klanglamellen

Bildbeispiele

Einkaufszentren

Eingang zur Burlington Arcade in London, 19. Jahrhundert

Im englischen Sprachraum und in Anlehnung daran bisweilen auch im deutschsprachigen Raum, wird der Begriff Arkade (englisch arcade) auch als Bezeichnung für Ladenpassagen gebraucht. Frühe Vorläufer der heutigen Einkaufszentren, wie beispielsweise die Burlington Arcade in London (1819) oder die Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand (1867), besaßen tatsächlich noch eine durch Arkaden im eigentlichen Sinne geprägte Architektur. Indem Pars pro toto die Bezeichnung arcade auf den ganzen Gebäudekomplex übertragen wurde, kam es im Englischen hier zu einer Bedeutungsverschiebung. Die Bezeichnungen penny arcade (USA) oder amusement arcade (Großbritannien) für große Spielhallen leiten sich davon ab.

Beispiele für die Bezeichnung eines Einkaufszentrums als Arkaden sind die „Münster-Arkaden“ in Münster, die „Potsdamer Platz Arkaden“ in Berlin oder die „Arcade Meidling“ in Wien. Wenige dieser kommerziellen Gebäude haben Arkaden im architektonischen Sinn; der Name wird in der Regel aus Marketing-Gründen gewählt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Arkade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Arkade – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen