Bahnstrecke Medina–Mekka

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Medina–Mekka[1]
Haramain-Hochgeschwindigkeitsstrecke im Westen
Haramain-Hochgeschwindigkeitsstrecke im Westen
Streckenlänge:449,2 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0 Mekka
8,5
großes Bahnbetriebswerk
34,8 Betriebsbahnhof 2
78,3 Dschidda
92,8 / 100,9
96,1 King Abdulaziz International Airport
125,4 Betriebsbahnhof 3
190,3 King Abdullah Economic City
254,5 Betriebsbahnhof 4
312,2 Betriebsbahnhof 5
361,5 Betriebsbahnhof 6
420,7 Betriebsbahnhof 7
kleines Bahnbetriebswerk
427,5
449,2 Medina

Die Bahnstrecke Medina–Mekka (auch Haramain-Hochgeschwindigkeitsstrecke oder Westbahn genannt) ist eine im Bau befindliche Hochgeschwindigkeitsstrecke, die die Städte Mekka, Dschidda und Medina im Westen des Königreichs Saudi-Arabien verbinden soll. Der Termin für die Betriebsaufnahme musste mehrfach verschoben werden und ist nun (Stand: Juli 2016) für 2018 vorgesehen.

Planung

Programm

Die zweigleisige, elektrifizierte Strecke wird über 449,2 km (einschließlich des Abzweigs zum King Abdulaziz International Airport (KAIA): 453 km) in Normalspur von 1435 mm errichtet und elektrisch betrieben. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit soll 320 km/h betragen. Die Strecke wird mit ETCS Level 2 ausgerüstet. Sie dient in erster Linie einem schnellen und sicheren Transport der Pilger des Haddsch und der ʿUmra zwischen den Städten. Die Strecke soll etwa 6,7 Mrd. € kosten.[2][3] Bauherr und Betreiber ist die Saudi Railway Organisation. Die maximale Kapazität der Strecke liegt bei 160.000 Reisenden pro Tag und 50 Millionen pro Jahr.[4] Dafür wäre ein 23-Stunden-Betrieb im 10-Minuten-Takt erforderlich.[5] Tatsächlich werden etwa 3 Mio. Reisende pro Jahr, hauptsächlich während des Haddsch, erwartet.

Die Strecke wird fünf Bahnhöfe erhalten:[6]

  • Kopfbahnhof Mekka: 10 Bahnsteiggleise an 6 Bahnsteigen
  • Kopfbahnhof King Abdulaziz International Airport: 4 Bahnsteiggleise. Dieser Bahnhof liegt an einem Abzweig der Strecke.
  • Durchgangsbahnhof Dschidda: 6 Bahnsteiggleise an 4 Bahnsteigen, 2 Durchfahrgleise
  • Durchgangsbahnhof King Abdullah Economic City: 4 Bahnsteiggleise an 2 Bahnsteigen, 2 Durchfahrgleise
  • Kopfbahnhof Medina: 6 Bahnsteiggleise an 4 Bahnsteigen

Erschwernisse

Die klimatischen Bedingungen, unter denen der Bau und künftig der Betrieb stattfindet, sind extrem. Tägliche Temperaturschwankungen zwischen + 55 und – 5 C° sind üblich. Etwa die Hälfte der Strecke führt durch Sandwüste mit der Gefahr, dass Dünen auf die Strecke wandern, der Sand diese zuweht und Züge „sandgestrahlt“ werden. Weiter kommt Starkregen vor, der sonst ausgetrocknete Wadis innerhalb kurzer Zeit zu reißenden Gewässern anschwellen lassen kann.[5] So konnte der 2012 zunächst angestrebte Eröffnungstermin 2014 ebenso wie ein verschobener Eröffnungstermin 2017[7][5] nicht eingehalten werden. Zur Zeit (Juni 2016) ist eine Eröffnung im ersten Quartal[8] oder der zweiten Jahreshälfte 2018 geplant.[9]

Bau

Phase 1

Der Auftrag für Erdarbeiten und Unterbau wurde im März 2009 an ein internationales Konsortium vergeben, das unter dem Namen Al Rajhi Alliance firmiert. Es besteht aus einer Reihe von Unternehmen, darunter China Railway Construction Corporation (CRCC), Al Arrab Contracting Company Ltd, Al Suwailem Company und der französischen Alstom.[10] Der Auftrag umfasste 6,5 Mrd. Euro.

Der Auftrag für den Bau der Empfangsgebäude im Wert von mehr als 33 Mio. Euro ging an die Architekten Buro Happold und Foster + Partners.[11][12] Sie sollen traditionelle Islamische Architektur aufgreifen. Die Bahnhöfe sind mit Restaurants, Moscheen, Parkhäusern, Hubschrauberlandeplätzen und VIP-Lounges ausgestattet.

Phase 2

Die zweite Phase des Projekts umfasst den Oberbau, die Signaltechnik, Bahnstromanlagen und Elektrifizierung sowie die Telekommunikationseinrichtungen. Weiter zählen hierzu die Fahrzeuge einschließlich deren Unterhalt für 12 Jahre.[13][14]

Am 26. Oktober 2011 wurde bekanntgegeben, dass das saudisch-spanische Konsortium Al‑Shoula Group für die Umsetzung der Phase 2 ausgesucht wurde. Es setzte sich zusammen aus Talgo, Renfe, Adif, Copasa, Imathia, Consultrans, Ineco, Cobra, Indra, Dimetronic, Inabensa, OHL, AL-Shoula und Al-Rosan.[15][16] Die Auftragssumme für die Fahrzeuge und deren Unterhaltung beträgt 1,6 Mrd. €.[17]

An DB International wurden 2013 die Projektsteuerung und -Überwachung sowie eine Reihe von Ingenieurleistungen vergeben.[18]

Die Bauarbeiten wurden Anfang 2015 abgeschlossen und mit dem Testbetrieb begonnen.[19]

Kritik

In der Fachpresse werden Bedenken geäußert, ob in ausreichendem Umfang technische Vorkehrungen gegen die örtlich zu erwartenden witterungsbedingten Erschwernisse getroffen wurden. Insbesondere die Vorkehrungen gegen Sandverwehungen seien nicht ausreichend. Erwogen werden Schutzmauern, Gräben, die den Sand auffangen und dann ausgeschaufelt werden sollen, Gebläse an den Zügen und „Sandfeger-Lokomotiven“.[5] Der von chinesischen Unternehmen hergestellte Betonoberbau weise Qualitätsmängel auf.[5]

Verkehr

Fahrzeuge

Der Verkehr soll zunächst mit 35 adaptierten Talgo-Züge der Baureihe Talgo 350 durchgeführt werden. Jeder Zug verfügt über 13 Wagen mit je zwei voneinander unabhängigen Klimaanlagen, um deren Funktion auf jeden Fall sicherzustellen. Ein Zug bietet 417 Sitzplätze in zwei Wagenklassen.[5] Die Züge werden 1.257 Mio € kosten. Es besteht darüber hinaus eine Option für 23 weitere Züge zum Preis von 800 Mio. €.[20][21] Ein weiterer Zug wird als Hofzug für den saudischen König verwendet werden und eine besondere Ausstattung erhalten.[22] Der erste Zug wurde im Dezember 2014 von Barcelona aus nach Dschidda verschifft.[23] Die Lieferungen erfolgten monatlich über das ganze Jahr 2015 weiter.[24] Die Höchstgeschwindigkeit im fahrplanmäßigen Betrieb soll 300 km/h betragen.

Frequenz

Anfänglich ist ein Verkehr mit sieben Verbindungen pro Tag zwischen Mekka und Dschidda, zwei zwischen Mekka und Medina und vier zwischen Mekka und King Abdullah Economic City vorgesehen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Angaben nach: NN: Haramain High Speed Railway.
  2. NN: Spanish consortium wins Haramain High Speed Rail contract. In: Railway Gazette International vom 26. Oktober 2011.
  3. Europa Press: Un consorcio español logra el AVE La Meca-Medina por 6.736 millones vom 26. Oktober 2011.
  4. Barrow.
  5. a b c d e f wo: Bald mit 300 km/h durch die saudische Wüste. In: Eisenbahn-Revue International, 4/2015, S. 176.
  6. Angaben nach: NN: Haramain High Speed Railway.
  7. NN: Ein Geschenk des Königs an die Muslime. In: DB-Welt 7 (2013), S. 15; NN: The Haramain “TAV” (High Speed Train). In: HaRakevet 2015 / 111:09, C: Saudi Arabia (ii), S. 14.
  8. Haramain Opening Delayed. In HaRakevet 113, S. 21.
  9. mr: Verspätung in Saudi-Arabien. In: Eisenbahn-Revue International 7/2016, S. 358.
  10. NN: Al Rajhi wins Makkah – Madinah civils contract. In: Railway Gazette International vom 9. Februar 2009.
  11. Foster and Partners: Foster + Partners and Buro Happold joint venture to design four stations for Saudi Arabia’s new Haramain High-speed Railway.
  12. Buro Happold: Joint venture to design four stations for Saudi Arabia’s new high speed railway.
  13. NN: Spanish consortium wins Haramain High Speed Rail contract. In: Railway Gazette International vom 26. Oktober 2011.
  14. Saudi Railways Organization: Saudi Railways Expansion Programme.
  15. NN: ADIF participation in phase 2.
  16. NN: Adjudicado al consorcio español el contrato de alta velocidad en Arabia Saudí.
  17. NN: Talgo se adjudica el contrato de Arabia. Patentes Talgo.
  18. db: DB gewinnt in Saudi-Arabien. In: Eisenbahn-Revue International, 11/2013, S. 583; NN: Mit Tempo 320 durch die Wüste. In: DB Welt 3/2015, S. 10.
  19. NN: The Haramain “TAV” (High Speed Train). In: HaRakevet 2015 / 111:09, C: Saudi Arabia (ii), S. 13f.
  20. NN: Saudi bidding hots up. In: Railway Gazette International v. 10. März 2008.
  21. NN: Talgo se adjudica el contrato de Arabia. Patentes Talgo.
  22. Barrow.
  23. Pd: Talgo liefert ersten Pilgerzug. In: Eisenbahn-Revue International 2/2015, S. 89.
  24. NN: The Haramain “TAV” (High Speed Train). In: HaRakevet 2015 / 111:09, C: Saudi Arabia (ii), S. 14.