Bayerisches Oberstes Landesgericht
Das Bayerische Oberste Landesgericht (BayObLG) war ein Gericht des Freistaates Bayern auf dem Gebiet des Zivil- und Strafrechts. Es war nach dem Zweiten Weltkrieg als bundesweit einziges Gericht aufgrund der vorbehaltlichen Errichtungsvorschriften für die Länder in § 8 bis § 10 EGGVG vom Freistaat Bayern wiedererrichtet worden. Es hatte seinen Sitz in München. Das Gericht wurde zum 30. Juni 2006 aufgelöst.
Geschichte
Nachdem Kaiser Ferdinand II. 1620 dem Kurfürstentum Bayern das Privilegium de non appellando verliehen hatte, wurde am 17. April 1625 das Revisorium eingerichtet, das für Bayern an die Stelle des Reichskammergerichtes als letzte Instanz trat. Das Revisorium des Königreichs Bayern wurde 1809 durch das Oberappellationsgericht in München abgelöst.
Wenige Jahre nach Gründung des Deutschen Reiches wurde 1879 durch das Gerichtsverfassungsgesetz der oberste Gerichtshof aufgehoben. Die Revisionsangelegenheiten wurden an das neu errichtete Bayerische Oberste Landesgericht gegeben. Als das Bürgerliche Gesetzbuch im Jahr 1900 in Kraft trat, wurde jedoch die Revisionsinstanz in Zivilsachen dem Reichsgericht in Leipzig übertragen. Als Ausgleich wurden die Revisionen in Strafsachen an das BayObLG abgegeben.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde der seit 1929 an dem Gericht tätige Richter Alfred Neumeyer mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Dienst entfernt.
Am 1. April 1935 wurde das BayObLG durch die nationalsozialistischen Machthaber aufgelöst. Mit dem Kontrollratsgesetz 124 wurde es zum 1. Juli 1948 wiedererrichtet.
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber kündigte in seiner Regierungserklärung vom 6. November 2003 an, seine Regierung werde das Bayerische Oberste Landesgericht zur Kosteneinsparung abschaffen und dessen Aufgaben den drei in Bayern bestehenden Oberlandesgerichten übertragen. Daraufhin beschloss der bayerische Landtag am 20. Oktober 2004, das Gericht zum 30. Juni 2006 abzuschaffen. Die Verfahren, die bisher in die Zuständigkeit des Bayerischen Obersten Landesgerichts fielen, verteilen sich heute auf das Oberlandesgericht München (Zivil- und Strafsachen aus dem OLG-Bezirk München, Beschwerdeverfahren gegen Entscheidungen der Vergabekammern Nord- und Südbayern), das Oberlandesgericht Bamberg (Zivil- und Strafsachen aus dem OLG-Bezirk Bamberg und Rechtsbeschwerden nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten und dem Wirtschaftsstrafgesetz aus ganz Bayern) sowie auf das Oberlandesgericht Nürnberg (Zivil- und Strafsachen aus dem OLG-Bezirk Nürnberg).
Zuständigkeit
In den Zivilsachen entschied das BayObLG
- statt des Bundesgerichtshofs über das Rechtsmittel der Revision, der Nichtzulassungs- und Rechtsbeschwerden, wenn im Wesentlichen bayerische Landesnormen entscheidungserheblich waren.
- in schiedsrichterlichen Angelegenheiten
- bei der Bestimmung des zuständigen Gerichts
In den Straf- und Bußgeldsachen entschied das BayObLG
- in den Verfahren, die erstinstanzlich dem Oberlandesgericht obliegen.
- statt der Oberlandesgerichte in den Revisionen gegen Berufungsurteile des Landgerichts oder bei Sprungrevisionen gegen Urteile des Amtsgerichts.
- bei Beschwerden gegen Bußgeldentscheidungen des Amtsgerichts (insbesondere entschied es hier über die Rechtsbehelfe der Rechtsbeschwerde und des Antrages auf Zulassung der Rechtsbeschwerde)
- In der freiwilligen Gerichtsbarkeit als Rechtsmittelinstanz (Beschwerde) gegenüber den Entscheidungen der Landgerichte
Außerdem war das BayObLG zentrales Beschwerdegericht gegen die Entscheidungen der Vergabekammern Bayerns (Vergabekammer Nordbayern mit Sitz in Ansbach und Vergabekammer Südbayern mit Sitz in München) und bis zu ihrer Abschaffung Ende 2001 zuständig für mietrechtliche Rechtsentscheide[1].
Vgl. hierzu auch Art. 11 des Bayerischen Gesetzes zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes und von Verfahrensgesetzen des Bundes (AGGVG) vom 23. Juni 1981 (GVBl S. 188; BayRS 300-1-1-J).[2]
Die Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts wurden in den Sammlungen für Zivilsachen (BayObLGZ) und für Strafsachen (BayObLGSt) veröffentlicht.
Liste der Präsidenten
Name (Lebenszeit) | Amtszeit |
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Präsidenten des Oberappellationsgerichts | |
Johann Kaspar Alois Graf von Larosée | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Heinrich Alois Graf von Reigersberg (1770–1865) | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Karl Maria Rupert Graf von Arco | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Konstantin Ludwig Freiherr von Welden (1771–1842) | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
August Graf von Rechberg und Rothenlöwen (1783–1846) | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Carl Anselm Freiherr von Gumppenberg (1791–1863) | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Friedrich Freiherr von Wulffen (1790–1858) | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Karl Bartholomäus Ritter von Lehner (1786–1877) | Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. – Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. |
Karl Joseph Freiherr von Kleinschrod (1797–1866) | 29. Juni 1866 – 24. September 1866 |
Karl Friedrich Ritter von Heintz (1802–1868) | 17. Oktober 1866 – 16. August 1868 |
Ludwig Ritter von Neumayer (1810–1895) | 16. Dezember 1868 – 30. September 1879 |
Präsidenten des Obersten Landesgerichts | |
Ludwig Ritter von Neumayer (1810–1895) | 1. Oktober 1879 – 30. September 1884 |
Karl Ritter von Schebler (1818–1891) | 1. Oktober 1884 – 29. Juli 1891 |
Gottfried Ritter von Schmitt (1827–1908) | 1. November 1891 – 16. Oktober 1899 |
Wilhelm Ritter von Heller (1838–1909) | 16. Oktober 1899 – 10. November 1909 |
Heinrich Ritter von Thelemann (1851–1923) | 1. Februar 1910 – 10. Februar 1912 |
Wilhelm Ritter von Haiß (1852–1927) | 1. April 1912 – 31. März 1919 |
Karl Ritter von Unzner (1865–1929) | 1. April 1919 – 1. Juni 1929 |
Gustav Müller (1871–1943) | 1. Juli 1929 – 31. März 1935 |
Präsidenten des Bayerischen Obersten Landesgerichts | |
Anton Konrad (1883–1955) | 1. Januar 1951 – 31. März 1954 |
Franz Gipser (1890–1955) | 1. April 1954 – 5. Oktober 1955 |
Adolf Keltsch (1897–1975) | 1. März 1956 – 31. März 1962 |
Walter Rösch (1903–1977) | 1. Juli 1962 – 31. August 1968 |
Ludwig Schäfer (1912–2003) | 1. September 1968 – 30. Juni 1977 |
Wolfgang Schier (* 1918) | 1. August 1977 – 28. Februar 1983 |
Walter Odersky (* 1931) | 1. Juli 1983 – 31. Dezember 1987 |
Gerhard Herbst (* 1928) | 1. Januar 1988 – 30. Juni 1995 |
Horst Tilch (1935–2004) | 1995 – 30. Juni 2000 |
Peter Gummer (* 1940) | 1. August 2000 – 31. Dezember 2004 |
Hartwig Sprau (Leiter als Vizepräsident) | 1. Januar 2005 – 30. Juni 2006 |
Siehe auch
Literatur
- Gerhard Herbst (Hrsg.): Das Bayerische Oberste Landesgericht – Geschichte und Gegenwart. München 1996. ISBN 3-406-37537-5.
- Johann Demharter: 375 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht. In: Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 2000, S. 1154.
- Konrad Kruis: Das Bayerische Oberste Landesgericht und die föderale Gliederung der Rechtspflege. In: NJW 2004, S. 640.
- Günter Hirsch: Die Auflösung des Bayerischen Obersten Landesgerichts, in: NJW 2006, S. 3255.
Weblinks
- BayObLG: Rechtsprechungsübersicht nach Verkündungsdatum
- Gerhard Herbst: Bayerisches Oberstes Landesgericht. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Regierungserklärung vom 6. November 2003 zur Abschaffung des BayObLG
- Peter Landau: Die Bedeutung des Bayerischen Obersten Landesgerichts in der Geschichte Bayerns Vortrag am 23. April 2004
- Ein neues Bayerisches Oberstes Landesgericht? Überlegungen und Thesen zur Eigenständigkeit der bayerischen Justiz Pro Justiz e.V., 4. Februar 2009
- Freunde des Bayerischen Obersten Landesgerichts e. V. – Verein für die Erhaltung/Wiedererrichtung des BayObLG
Einzelnachweise
- ↑ § 541 Abs. 2 ZPO a.F.
- ↑ Art. 11 AGGVG in den vom 1. August 1981 bis zum 30. Juni 2006 geltenden Fassungen
Koordinaten: 48° 9′ 50,4″ N, 11° 33′ 50,4″ O