Benutzer:Tetris L/Kolubara

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Das Bergbau-Becken Kolubara (serbisch Рударски басен (РБ) Колубара Rudarski basen (RB) Kolubara), auch Kohlebecken Kolubara oder nur kurz Kolubara-Becken genannt, ist ein Braunkohle-Bergbaurevier in Serbien.[1][2]

Geographie des Gebietes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kolubara-Becken liegt im Nordwesten des serbischen Kernlandes etwa 50 km südlich von Belgrad. Das Bergbaurevier erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 600 km² und berührt das Gebiet der Gemeinden Lazarevac, Lajkovac, Ub und Koceljeva, sowie in den Randbereichen der Gemeinden Arandjelovac, Barajevo und Obrenovac.[3] Der größte Teil des Reviers gehört zum Bezirk (serb. Okrug) Belgrad. Im Westen wächst das Abbaugebiet in den Okrug Kolubara hinein, im äußersten Osten grenzt das Becken an den Okrug Šumadija.

Das Revier erstreckt sich, dem Einfallen der Kohleflöze folgend - grob in Südost-Nordwest-Richtung. Durch das Zentrum des Beckens verläuft in Nord-Süd-Richtung der namensgebende Fluss Kolubara. Im Osten wird das Gebiet durch die kleinen Flüsse Peštan im Süden und Turija im Norden begrenzt. Im Westen durchziehen die kleineren Flüsse Kladnica, Stublenica und Pljoštanica das Becken; hier befindet sich auch der See Paljuvi.[3]

Bei Lazarevac wird das Becken von der Bahnstrecke Belgrad–Bar durchschnitten; über diese Trasse wird auch die Kohle zu den Kraftwerken im Norden abtransportiert.

Geologie der Kohlelagerstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geologische Karte von Serbien. Das Kolubara-Becken liegt in der östlichen Hälfte des hellgrauen Bereiches (Beschriftung: JB = Jadarski blok)

Die Kohleflöze des heutigen Kolubara-Beckens entstanden in der Zeit des Neogen, vor etwa 10 bis 5 Millionen Jahren. Zu dieser Zeit befand sich hier eine Bucht des heute vollständig verschwundenen Pannonischen Meeres. Als diese Bucht im späten Miozän und im Pliozän zunehmend verlandete, wuchsen im flachen Wasser üppige Sümpfe, aus deren abgestorbener Vegetation sich nach der Überdeckung mit Sedimenten und die anschließende Inkohlung die Braunkohle bildete.

Die Braunkohlereserven im Kolubara-Becken gehören zu den 10 größten in Europa (weltweit?).

Drei Flöze mit einer Mächtigkeit (Geologie) von 18 bis 45 m und einer durchschnittlichen Teufe von ca. 200 m. Die Kohle weist einen Heizwert von etwa 7000 kJ/kg auf. Das A:K-Verhältnis liegt bei etwa 2,7; der Abraum ist stark tonhaltig.[1]

Gesamtreserven der Lagerstätte ca. 3,4 Mrd. t bei einer Fläche von ca. 1200 km²; davon etwa 2,2 Mrd. t bei einer Fläche von 600 km² wirtschaftlich gewinnbar.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste, relativ kleine Tagebau „A“ (Liste siehe unten) wurden Anfang der 1950er Jahre, zu Zeiten der sozialistischen Föderativen Volksrepublik Jugoslawien unter Tito aufgeschlossen, um die Energieversorgung und den Wiederaufbau des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg voranzutreiben.[4] Kurz darauf (1956) folgte das wesentlich größere Tagebaufeld „B“. Gleichzeitig wurden Mitte der 1950er-Jahre das Kraftwerk Kolubara A in Betrieb genommen, welches die gewonnene Kohle abnahm und verstromte.

Nachdem das Feld „A“ bereits Mitte der 1960er-Jahre ausgekohlt war, wurden Ende der 1960er- und Ende der 1970er-Jahre die neuen, großen Felder „D“ und Tamnava erschlossen, um die neu errichteten Kraftwerke Morava (1969), Nikola Tesla A (1970) und Nikola Tesla B (1983) zu versorgen.

Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens ab Anfang der 1990er-Jahre wurde der Betrieb der Kraftwerke und Tagebau zeitweise erheblich gestört. Nach dem Eingreifen der NATO in den Bosnienkrieg und den Kosovokrieg bombardierten ab Mitte der 1990er-Jahre mehrfach NATO-Kampfflugzeuge die Kraftwerke, um die serbische Energieversorgung und damit die Volkswirtschaft lahmzulegen. Infolge des Kosovokrieges stieg aber die Bedeutung des Kolubara-Beckens für die nationale Energieversorgung Serbiens noch an, denn durch die Abspaltung des Kosovo gingen den Serben auch die dortigen Kohlevorkommen - zuvor die zweitgrößten in Jugoslavien - verloren. Das Kolubara-Becken wurde so die mit großem Abstand wichtigste Energiequelle des serbischen Staates. Um die Versorgung zu sichern, wurde bereits Mitte der 1990er-Jahre westlich des Feldes Tamnava (nun mit Zusatz „Ost“ bezeichnet) ein neues Feld Tamnava-West aufgeschlossen.

Nach Ende der Jugoslawienkriege wurde um die Jahrtausendwende herum vom staatlich-serbischen Energieversorger EPS ein großes Modernisierungsprogramm gestartet, um den wachsenden Energiebedarf der serbischen Wirtschaft zu decken und veraltete Anlagentechnik zu ersetzen.

...

Geplante Erweiterungen, neue Felder

Verlegung des Flusses Kolubara[5]

Absetzer im überfluteten Tagebau Tamnava West im Jahr 2014

Im Mai 2014 kam es, ausgelöst durch das Balkantief Yvette, zu starken Regenfälle und Überschwemmungen in der Region. Der Fluss Kolubara trat über die Ufer, und die Gruben der Tagebaue Tamnava Ost und West und Veliki Crljeni wurden teilweise überflutet. Nach Schätzungen des Betreibers drangen mehr als 200 Millionen Kubikmeter Wasser ein bevor der Wassereinbruch durch den Bau eines provisorischen Dammes gestoppt werden konnte.[6] Der finanzielle Schaden durch technische Beschädigungen an der Grube und den Maschinen sowie durch den Betriebsausfall wird auf mindestens 100 Millionen Euro geschätzt.[7][8] Durch mobile Hochleistungspumpen - auch von deutschen THW - konnten die vollgelaufenen (bergmännisch abgesoffenen) Gruben soweit abgepumpt (bergmännisch gesümpft) werden, dass mit der Instandsetzung der technischen Anlagen begonnen werden konnte.[9] Nach einigen Tagen Unterbrechung konnte die Kohleversorgung der angeschlossenen Kraftwerke wiederhergestellt werden.[10]

Technische Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betreiber der Gruben, Bahnen und Kraftwerke des Reviers ist das staatlich-serbische Elektrizitätsversorgungsunternehmen Elektroprivreda Srbije (EPS) bzw. deren Tochterunternehmen PD RB Kolubara (voller Name: Privredno društvo za proizvodnju, preradu i transport uglja Rudarski basen Kolubara d.o.o. Lazarevac).

Tagebaue[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohle wird im Tagebauverfahren überwiegend mit leistungsfähigen Schaufelradbaggern gewonnen. Der Abraum wird innerhalb des Reviers mit Förderbandanlagen transportiert und mit Absetzern verkippt.

Die Jahresproduktion des Kolubara-Reviers beträgt bisher bis ca. 30 Mio t/a Rohkohle (zum Vergleich: Mitteldeutsches Braunkohlerevier ca. 20 Mio. t/a).

Das Revier besteht aus mehreren Tagebau-Feldern (serb. Polje / Поље): [2][11]

Feld
(serb. Polje)
Betriebszeit Lage
Auf-
schluss
Still-
legung
Ortschaft Geokoordinaten
A 1952 1966 östlich von Rudovci und Mali Crljeni, südlich von Prkosava 44° 22′ 50,8″ N, 20° 25′ 28,1″ O
B 1956 2014 nordwestlich von Feld A, nördlich von Rudovci, nordöstlich von Mali Crljeni, westlich von Prkosava, südlich von Strmovo 44° 23′ 51″ N, 20° 24′ 12,9″ O
D 1967 in Betrieb nordwestlich von Feld B, südlich von Junkovac, nördlich von Zeoke, nordwestlich von Baroševac, nordöstlich von Medoševac 44° 26′ 5,6″ N, 20° 20′ 2,6″ O
Tamnava Ost
(serb. Tamnava Istočno)
1979 2009 östlich von Vreoci und Veliki Crljeni 44° 27′ 45,8″ N, 20° 14′ 47,5″ O
Tamnava West
(serb. Tamnava Zapadnom)
1995 in Betrieb westlich des Feldes Tamnava Ost, südlich von Kalenić, nördlich von Skobalj 44° 28′ 17,5″ N, 20° 13′ 1,2″ O
Veliki Crljeni 2009 in Betrieb östlich des Feldes Tamnava Ost, westlich von Veliki Crljeni 44° 28′ 3,8″ N, 20° 16′ 3,5″ O
C in Planung westlich von Feld B, nördlich von Baroševac
E in Planung westlich von Feld C, nördlich von Zeoke und Burovc
F in Planung westlich von Feld E, nördlich von Šopić
G in Planung nördlich von Feld F, bei Vreoci
Radaljevo in Planung westlich von Feld Tamnava West, bei Radaljevo
Šopić-Lazarevac
(„Süd“)
in Planung südlich von Feld Tamnava Ost, nördlich von Šopić und Lazarevac
Zvizdar in Planung bei Ub, ganz im Westen
Ruklade/Ruklada Zvizdar in Planung bei Ub, ganz im Südwesten
Trlić in Planung

Aufbereitung und Transport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Kraftwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kraftwerk Kolubara A

Die Tagebaue des Kolubara-Beckens liefern etwa drei Viertel der insgesamt von EPS benötigten Kohle und damit mehr als die Hälfte der Primärenergie für die serbische Stromversorgung.[12]

Die Kohle wird überwiegend in den Kraftwerken der Kraftwerksgruppe „Nikola Tesla“ (serbisch Termoelektrane Nikola Tesla Термоелектране Никола Тесла, kurz TENT) verstromt, welche in Summe über eine elektrische Leistung von etwa 3 Gigawatt verfügt und aus den folgenden Kraftwerken besteht:

Name Inbetrieb-
nahme
Entfernung von den
Tagebaufeldern
Ortschaft Koordinaten Leistung Transport der Kohle
Nikola Tesla A 1970 ca. 35 km nördlich nahe Obrenovac 44° 40′ 17,7″ N, 20° 9′ 25,8″ O 1,5 GWel (6 Blöcke)[13] per Bahn
Nikola Tesla B 1983 ca. 40 km nordwestlich zw. Skela und Ushce 44° 39′ 16,2″ N, 20° 0′ 13,3″ O 1,16 GWel (2 Blöcke)[13]
Erweiterung geplant
per Bahn
Kolubara A 1956 in direkter Nähe nahe Veliki Crljeni 44° 28′ 50,8″ N, 20° 17′ 39,3″ O 245 MWel (5 Blöcke)[13] per Förderband
Morava 1969 ca. 50 km südöstlich nahe Svilajnac an der Morava 44° 13′ 29,1″ N, 21° 9′ 44,5″ O 108 MWel (1 Block)[13] per Bahn

EPS plant den Zubau eines dritten Blockes im Kraftwerk Nikola Tesla B.[11] Geplant war auch der Bau eines komplett neuen Kraftwerks Kolubara B[11] (bei Kalenić nördlich des Feldes Tamnava West) in Zusammenarbeit mit der italienischen Edison-Gesellschaft; dieser Plan wurde jedoch 2013 wegen Finanzierungsproblemen gestoppt.[14]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bergbau-Becken Kolubara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Rolf Dieter Stoll, Christian Niemann-Delius, Carsten Drebenstedt, Klaus Müllensiefen (Hrsg.): Der Braunkohlentagebau: Bedeutung, Planung, Betrieb, Technik, Umwelt. Springer, 2008, ISBN 978-3-540-78400-5, insbes. Kap. 1.2.4. Serbien und Kosovo, S. 23–25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Dragoljub Bajic, Dusan Polomcic: A conceptual hydrogeological model for the open pit mine „Polje E“ (Kolubara coal basin, Serbia). In: GIS Ostrava 2012. Surface models for geosciences. Ninth International Symposium, Ostrava, Czech Republic, January 2012. Proceedings. VŠB - Technical University of Ostrava, 2012, ISBN 978-80-248-2667-7, ISSN 1213-2454 (University of Belgrade, Faculty of mining and geology, Department of Hydrogeology).
  3. a b PE Elektroprivreda Srbije, RB Kolubara (Hrsg.): ENVIRONMENTAL IMPROVEMENT PROJECT AT KOLUBARA MINE BASIN. NON-TECHNICAL SUMMARY. (Volltext als PDF).
  4. G. J. Conrad: Die Wirtschaft Jugoslawiens (= Nachkriegsveröffentlichungen des Deutschen Insituts für Wirtschaftsforschung: Reihe A: Forschung: Sonderhefte, Neue Folge. Band 17). Duncker & Humblot, 1952.
  5. http://geosyntheticsmagazine.com/articles/0607_f5_displacement.html
  6. http://www.rbkolubara.rs/
  7. http://www.srf.ch/news/international/riesige-verwuestung-nach-der-flut-auf-dem-balkan
  8. http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article128134915/Dutzende-Tote-nach-Hochwasser-auf-dem-Balkan.html
  9. http://energy.seenews.com/news/serbias-eps-says-flooding-of-kolubara-coal-mining-basin-halted-421055
  10. http://www.tanjug.rs/news/130254/coal-transport-from-kolubara-to-tent-resumes.htm
  11. a b c Serbia. European Association for Coal and Lignite (EURACOAL), abgerufen am 21. Mai 2014 (englisch).
  12. http://serbia-energy.eu/serbia-miningthe-importance-of-kolubara-mine-basin-in-the-serbian-energy-system/
  13. a b c d Informationen des Betreibers EPS zu den Kraftwerken (Englisch)
  14. EBRD gives up Kolubara B lignite power plant project in Serbia. CEE Bankwatch Network, 9. September 2013, abgerufen am 21. Mai 2014.

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