Bremskraftverstärker

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Üblicher, vakuumbetriebener Bremskraftverstärker für Pkw

Der Bremskraftverstärker (BKV) ermöglicht die Verringerung der Betätigungskraft an der Bremse eines Fahrzeugs, die zum Erreichen der gewünschten Bremswirkung benötigt wird.

Bei dem in Pkw und leichten Nutzfahrzeugen vorwiegend verbauten Unterdruck-Bremskraftverstärker wird die Hilfskraft mittels einer Druckdifferenz (Atmosphärendruck zu Unterdruck) erzeugt. Bei mittleren bis schweren Nutzfahrzeugen (in der Regel ab 7,49 t) wie z. B. LKW wird die Bremskraft mittels Druckluft (Pneumatik) erzeugt (Fremdkraftbremsanlage). Lediglich die Feststell- bzw. Handbremse wird dort mittels Federkraft betätigt und durch Druckluft geöffnet. Der Betriebsdruck liegt immer in einem festgelegtem, eingeregeltem Bereich, z.B. zwischen 7,2 und 8 bar.[1] Auch hydraulische oder elektrische Bremskraftverstärker sind möglich.

Geschichte

Zu den ersten PKW mit Bremskraftverstärker zählen Mercedes 300 SL und 300 b sowie der Borgward P 100. Damals wurde das System als Bremshelf oder Bremshilf bezeichnet. Es verbreitete sich im Laufe der 1960er Jahre zunächst bei höherwertigen PKW, später in allen Fahrzeugklassen. Bis weit in die 1980er Jahre hinein wurden kleinere Kraftfahrzeuge, wie beispielsweise der Fiat Panda, der VW Käfer, der VW Polo, der VW Golf oder der Renault Rapid, noch ohne Bremskraftverstärker hergestellt. Entweder waren die Bremsen selbst z. B. als selbstverstärkende Trommelbremse ausgeführt oder der Pedalweg war entsprechend groß, sodass die Pedalkraft auch ohne Bremskraftverstärker ausreichte. Einer der wenigen Vorteile der PKW ohne Bremskraftverstärker war, dass auch bei abgestelltem Motor die volle Bremsleistung zur Verfügung stand.

Unterdruckverstärker

Funktionsweise

Wie in konventionellen Bremssystemen ohne Verstärker wirkt das Bremspedal direkt auf den Hauptbremszylinder, der die Bremsflüssigkeit in das Leitungssystem zu den Bremsen drückt (vgl. Pascalsches Gesetz). Unterstützt wird dieser Druck durch eine Arbeitsmembran, deren beide Seiten (in Ruhestellung) unter Unterdruck stehen. Durch die Betätigung des Bremspedals wird über ein Ventil die pedalgerichtete Seite der Membran mit atmosphärischem Druck beaufschlagt, sodass aufgrund der dann herrschenden Druckdifferenz eine Kraft entsteht, die die am Pedal aufgebrachte Kraft in gleicher Richtung unterstützt. Aufgrund der verhältnismäßig kleinen Druckdifferenz muss die Fläche der Membran relativ groß sein, um eine genügend hohe Kraftwirkung zu erzielen (Kraft gleich Druckdifferenz mal Membranfläche). Entsprechend hat das Gehäuse des Bremskraftverstärkers einen Durchmesser von bis zu 11 Zoll (etwa 28 cm). Bei kleinem Bauraum (z.B. beim Smart) werden auch sog. Tandem-BKV eingesetzt, bei denen zwei „in Reihe geschaltete“ Bremskraftverstärker für die nötige Membranfläche sorgen.

Die Ventile im Bremskraftverstärker sind so ausgelegt, dass die Hilfskraft des Kolbens immer proportional zur Pedalkraft ist. Ohne Unterdruck, beispielsweise beim Abschleppen des Wagens ohne laufenden Motor, muss die Pedalkraft alleine die Bremskraft aufbringen. Um die gleiche Bremswirkung wie bei arbeitendem Bremskraftverstärker zu erreichen, ist dann ein wesentlich größerer Kraftaufwand nötig, der in der Regel jene Kraft erheblich übersteigt, die der Fahrer mit seiner Beinmuskulatur aufbringen kann.

Unterdruckerzeugung

Kraftfahrzeuge mit Ottomotoren erfordern bei Teillast den Einsatz einer Drosselklappe, um ein brennfähiges Kraftstoff-Luft-Gemisch zu erzeugen. Als Nebeneffekt entsteht hinter der Drosselklappe im Ansaugtrakt (Ansaugkrümmer) ein Unterdruck, der als pneumatischer Energielieferant für den Bremskraftverstärker dient. Bei Dieselmotoren und einigen aktuellen Ottomotoren mit Benzindirekteinspritzung, wie z. B. BMW-Fahrzeugen mit Valvetronic, wird durch den systembedingten Entfall der Drosselklappe eine separate Saugpumpe erforderlich. In der Verbindungsleitung zwischen Bremskraftverstärker und Unterdruckquelle ist ein Rückschlagventil eingebaut, das dazu dient, den Unterdruck bei Volllast und stehendem Motor aufrechtzuerhalten.

Funktionsprüfung

Die Funktion des Bremskraftverstärkers wird wie folgt geprüft: Motor abstellen, Bremspedal mehrmals betätigen, bis ein starker Widerstand spürbar wird, also der noch im System vorhandene Unterdruck "verbraucht" ist. Bremspedal getreten halten, Motor starten. Wenn das Bremspedal nun nachgibt, ist der Verstärker in Ordnung. Eine undichte Membran erkennt man, wenn man bei getretener Bremse den Motor abschaltet. Kommt das Pedal nach kurzer Zeit gegen die Beinkraft nach oben, ist die Membran undicht.

Literatur

  • Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braun
  1. Wolfgang Appel; Hermann Brähler; Ulrich Dahlhaus; Jochen Gräfenstein;: Nutzfahrzeugtechnik Grundlagen, Systeme, Komponenten. 2013. Auflage. Springer-Verlag, (Berlin Heidelberg New York), ISBN 978-3-322-96930-9, S. 121.

schweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4

Siehe auch

Weblinks

Commons: Vacuum servos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien