Claus Roxin

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Claus Roxin (* 15. Mai 1931 in Hamburg) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler. Er gilt als einer der einflussreichsten Dogmatiker des deutschen Strafrechts und genießt national und international[1] hohes Ansehen. Insgesamt achtundzwanzig Universitäten haben ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claus Roxin wurde am 15. Mai 1931 als Sohn von Hans und Charlotte Roxin in Hamburg geboren und verbrachte dort die Schulzeit.

Nach dem Studium (1950 bis 1954) an der Universität Hamburg arbeitete Roxin als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl von Heinrich Henkel, wo er sich 1962 mit der Studie Täterschaft und Tatherrschaft habilitierte. 1957 war er mit der Dissertation Offene Tatbestände und Rechtspflichtmerkmale an der Hamburger Universität promoviert worden.[2]

Schon 1963, im Alter von nur 32 Jahren, wurde Roxin Professor an der Georg-August-Universität Göttingen. Er zählt zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises Alternativ-Entwurf, der 1966 unter seiner maßgeblichen Mitarbeit den „Alternativ-Entwurf eines Strafgesetzbuches Allgemeiner Teil“ vorlegte.[3] Dieser im Rahmen der großen Strafrechtsreform beratene – für damalige Verhältnisse liberale und innovative – Alternativentwurf für den Allgemeinen Teil des deutschen Strafgesetzbuchs prägt das bundesdeutsche Strafrecht bis heute maßgeblich. Auch an allen folgenden Alternativ-Entwürfen dieses Arbeitskreises wirkte Roxin maßgeblich mit.[4]

Bereits 1971 war Roxin von Göttingen an die Ludwig-Maximilians-Universität München gewechselt. Dort forschte und lehrte er 28 Jahre als Ordinarius für Strafrecht, Strafprozessrecht und allgemeine Rechtslehre. Seit 1974 war er Geschäftsführender Direktor des Instituts für die gesamten Strafrechtswissenschaften. Roxin wurde 1999 emeritiert.

Durch Gastauftritte in der Fernsehreihe Wie würden Sie entscheiden? wurde Roxin in den 1970er Jahren einem größeren Publikum bekannt.

Roxin ist Mitherausgeber der Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft und der Neuen Zeitschrift für Strafrecht. Seit 1994 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Privat engagiert sich Roxin in der von ihm mitbegründeten Karl-May-Gesellschaft. 28 Jahre, von 1971 bis 1999, war er Vorsitzender der Gesellschaft. 1999 wurde er zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt.

Roxin ist mit der Rechtsanwältin Imme Roxin verheiratet. Ihre drei Kinder leben in München und Berlin.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roxins Werk umfasst etliche Monografien und eine Vielzahl von Aufsätzen, Urteilsanmerkungen und Essays. Bezeichnend für Roxins Einfluss auf das deutsche Strafrecht ist das ungebrochene Interesse an seinen Schriften, die zu den Standardwerken der deutschen Strafrechtslehre zählen. Seine Habilitationsschrift Täterschaft und Tatherrschaft erschien als Klassiker der Allgemeinen Strafrechtslehre siebenundvierzig Jahre nach ihrer Abfassung im Jahr 2019 in der 10. Auflage.[5] Das von ihm 1967 übernommene Studienbuch zum Strafverfahrensrecht erschien zuletzt 2022 in 30. Auflage (seit der 26. Auflage 2009 bearbeitet von Bernd Schünemann).

Zu seinen wichtigsten Werken zählen:

  • Offene Tatbestände und Rechtspflichtmerkmale. 2. Auflage. Verlag Cram, de Gruyter & Co., Hamburg 1970.
  • Täterschaft und Tatherrschaft. 10. Auflage. Verlag de Gruyter, Hamburg 2019, ISBN 978-3-11-062390-1.
  • Strafrecht, Allgemeiner Teil, Band I: Grundlagen. Der Aufbau der Verbrechenslehre. 4. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2006.
  • Strafrecht, Allgemeiner Teil, Band II: Besondere Erscheinungsformen der Straftat. Verlag C. H. Beck, München 2003.
  • Karl May, das Strafrecht und die Literatur. u. a. in: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1978, S. 9–36. Für weitere Veröffentlichungen dieses Artikels siehe hier (PDF, 585 kB).

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrendoktorwürden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claus Roxin bekam von 28 Universitäten die Ehrendoktorwürde verliehen:

Weitere Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claus Roxin ist seit 1994 Träger des Ehrenkreuzes des Orden San Raimundo de Penafort und seit 2000 des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse[9].

Hinzu kamen am 19. Mai 2000 weiter eine Ernennung zum Honorarprofessor an der Universidad de Lima, Peru, im Jahre 2002 die Verleihung Beccaria-Medaille in Gold und der Max-Friedlaender-Preis 2007 des Bayerischen Anwaltverbandes.

Honorarprofessor ist Roxin ferner seit dem 27. November 2012 an der Universidad Católica de Cuenca, Cuenca, Ecuador, seit dem 6. März 2013 an der Universidad Iberoamericana, Santo Domingo, Dominikanische Republik, seit dem 12. März 2013 an der Universidad Autónoma de Santo Domingo, Dominikanische Republik, und seit dem 30. Oktober 2013 an der Universidad Nacional del Nordeste, Corrientes, Argentinien.

2023 wurde ihm der Bayerische Verfassungsorden verliehen.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Interview with Claus Roxin for the greek journal "The Art of Crime". 8. März 2021, abgerufen am 8. März 2021.
  2. Datensatz der Dissertation auf d-nb.info (zuletzt abgerufen am 5. November 2020).
  3. Arbeitskreis Alternativ-Entwurf: Alternativ-Entwurf eines Strafgesetzbuches – Allgemeiner Teil. Mohr Siebeck, Tübingen 1966 (der Entwurf wurde zunächst in über 40 Einzelpublikationen vorgelegt).
  4. S. a. die Würdigung bei Heike Jung: Auf den Spuren des Strafprozesskonzepts der Alternativ-Entwürfe, in: GA 2016, S. 266.
  5. Einordnung bspw. bei Bernd Schünemann: Claus Roxin zum 70. Geburtstag, NJW 2001, 1476 oder Hans Achenbach: Claus Roxin zum 75. Geburtstag, NJW 2006, 1405.
  6. Vita. Abgerufen am 14. Januar 2022.
  7. Universidad Nacional del Altiplano Puno. Abgerufen am 14. Januar 2022.
  8. Derecho - Facultad de Ciencias Jurídicas y Políticas de la Universidad Nacional del Altiplano de Puno - UNAP. Abgerufen am 14. Januar 2022.
  9. Jürgen Seul: Ein Grenzgänger zwischen Strafrecht und Literatur. In: Legal Tribune Online. 23. April 2010, abgerufen am 28. November 2020.
  10. Verleihung der Verfassungsorden 2023. In: bayern.landtag.de. 29. Februar 2024, abgerufen am 6. März 2024.