Dom zu Lund

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Doppelturmfassade im Westen im neuromanischen Stil

Der Dom zu Lund (schwedisch: Lunds domkyrka, dänisch: Lund Domkirke) in der südschwedischen Stadt Lund und der historischen Provinz Schonen im heutigen Südschweden, wurde ab 1104 im romanischen Baustil errichtet und ist damit der älteste Dom Skandinaviens. Asker, seit 1103 der erste Erzbischof von Lund, weihte 1123 die Krypta. Der fertige Dom wurde 1145 von Erzbischof Eskil dem Laurentius von Rom geweiht. Die Türme waren im Mittelalter eher schmucklos. Ihre jetzige Form erhielten sie ab 1863 nach einem Entwurf von Helgo Zettervall. Der Dom ist seit seiner Errichtung Bischofskirche.

Lage

Das Domkapitelhaus Liberiet

Der Dom liegt inmitten des mittelalterlichen Stadtkerns, südlich des Lundagård, im Stadtteil Centrala staden. Nennenswerte Gebäude in unmittelbarer Nähe sind das Kungshuset nördlich des Domes, das Hauptgebäude der Universität nordwestlich, das Gebäude der Akademischen Vereinigung nordöstlich, sowie das Domkapitelhaus Liberiet südöstlich.

Geschichte

Lund 1580

Bis 1658 gehörten Lund und die Landschaft Schonen zu Dänemark. Das Bistum von Lund ist im Jahre 1060 entstanden, als der dänische König Sven Estridsson das damalige Bistum von Roskilde teilen ließ. In Schonen wurden zunächst in zwei Missionsbistümer eingerichtet. Der Bischof von Lund war vom Erzbischof von Canterbury geweiht. Das andere Bistum hatte seinen Sitz in Dalby aus, nur zehn Kilometer von Lund entfernt, und wurde von einem deutschen Missionsbischof geleitet. Die enge Verbindung mit England brach nach 1066 ab, als das der dänischen Krone das Danelag verlorenging.

Im Jahr 1085 erbaute man eine Bischofskirche dort, wo heute der Dom steht. Die Initiative stammte von König Knut dem Heiligen – dem späteren Schutzheiligen Dänemarks –, der mit einer großen Schenkung die wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Domstift und eine zukünftige Erzkathedrale schuf. Zu dieser Zeit waren die beiden schonischen Bistümer schon unter einem deutschen Bischof vereinigt und dem Erzbistum Bremen unterstellt.

Bereits im Jahr 1103, als König Erich während einer Pilgerfahrt nach Jerusalem den Papst in Rom besuchte, war es dem König gelungen, Skandinaviens kirchliche Unabhängigkeit vom Erzbistum Bremen-Hamburg zu erreichen. Lund wurde zum kirchlichen Zentrum ganz Skandinaviens erhoben.

Doch als König Erich bald danach starb, folgte ihm König Niels. Mit dem Erzbischof Asker plante und begann König Niels den Bau einer würdevollen Bischofskirche. Bereits im Jahre 1123 wurde die Krypta und im Jahre 1145 der Hochaltar, d.h. die Kathedrale selbst geweiht.

Bis zur Reformation in Dänemark um 1530 war Lund mit seinem Dom eine Stadt von großer kultureller Bedeutung, nicht nur für Dänemark, sondern für ganzen Skandinavien, Grönland, Island und Finnland inbegriffen. So gab es zu dieser Zeit in der Stadt Lund 27 Kirchen, wovon acht zu verschiedenen Klöstern gehörten − eine im Vergleich zu reichen Bischofsstädten in Deutschland und Frankreich auffallend hohe Zahl. Die Reformation überdauerte hingegen nur der Dom mit der zugehörigen Kathedralschule. Die allgemeine wirtschaftliche und politische Vormachtstellung der Kirche war in Dänemark erloschen.

Das Bistum Lund kam nach dem Frieden von Roskilde von 1658 zu Schweden. Die Kirche und die zehn Jahre später gegründete Universität spielten eine wichtige Rolle bei der Eingliederung Schonens in das schwedische Königreich. Die Universität nutzte nun Teile der Kirche für Vorlesungen.

Lund und das bereits angesprochene Dalby liegen auf der Südseite des Horstes Romeleåsen, einen Großteil Südschonens überblickend. Der Dom zu Lund ist wie auch die ehemalige Bischofskirche in Dalby über einer Quelle gebaut, die deutlich auf vorchristliche Kultplätze hinweist und von fruchtbarer Erde auf einem für die Landwirtschaft sehr geeigneten Flachland umgeben.

Gebäude

Turmfront 1860 mit gotischer Fenstergruppe über romanischem Portal
Kirchenschiff vor 1860

Der Bau ist eine romanische Pfeilerbasilika nach lombardisch-rheinischen Vorbildern. Der Einfluss Norditaliens wird deutlich durch das Grundriss-Schema, die großräumige Krypta, den Hausteinschmuck und die Zwerggalerie, die die Chorapsis umläuft. Der oberitalienische Einfluss gelangte über Speyer und Mainz nach Nordeuropa und wirkte auch auf die Dombauten von Ribe und Viborg.

Nach einem schweren Brand erhielt das Mittelschiff im 13. Jahrhundert sechsteilige gotische Kreuzrippengewölben und eine bessere Beleuchtung durch eine frühgotische Fenstergruppe zwischen den Türmen.

Bei der spätgotischen Renovierung 1510–1527 durch Adam van Düren wurde die Statik des Schiffs durch Strebebögen verstärkt.

Im 18. Jahrhundert musste ein Teil der Sandsteinfassaden erneuert werden, und Mittel- und Querschiff erhielten barocke Mansardendächer.

Im 19. Jahrhundert erfolgte eine umfassende Renovierung. Sie begann 1845/46 an der Krypta und wurde dann von Carl Georg Brunius (EN/SV) fortgesetzt. Schließlich versuchte 1860–1880 Helgo Zettervall, dem Bauwerk ein möglichst romanisches Aussehen zu geben und ersetzte so manches bedeutende gotische Bauteil durch Neuromanik.

Plastiken

Es gibt in der mittelalterlichen Architektur Nordeuropas Kirchen Säulen, bei denen die Mannsgestalt scheinbar aus der Säule heraustritt. Sie ist eigentlich nicht mehr in den Tragevorgang des lastenden Architekturteiles einbezogen, somit können solche Säulen nicht mehr als Atlanten bezeichnet werden. Denn die Last wird über das Kapitell auf die gesamte Säule übertragen. Sie hat hier nur rein dekorative Bedeutung der Säule, aus der sie herausgearbeitet ist. Nur in dieser Eigenschaft besitzt sie eine raumgliedernde Funktion. Die Bekleidung der Frauenfiguren ist nordisch und nicht mediterran. Am Beispiel der Domkirche von Lund in Schweden ist an einer Säulenbasis eine hockende Frauengestalt zu sehen mit einem neugeborenen Kind im Arm, die sich um den Säulenschaft klammert. Als Kouros beziehungsweise Kore im Sinne der reinen griechischen Tradition lassen sich solche Darstellungen auch nicht bezeichnen.

Dass sie aus der Tradition der griechischen oder römischen Architektur dort Eingang fanden, ist zwar denkbar, jedoch unwahrscheinlich. Die Entstehung der Figurensäulen des Doms zu Lund wird mit folgender Legende erklärt: Im Jahr 1103/04 errichtete Papst Paschalis II. auf dänische Initiative das Erzbistum Lund, dessen Dom in der Folge erbaut wurde, der auch der älteste von Skandinavien ist. Es gibt eine sogenannte „Finn“-Skulptur in der Krypta. Es soll sich dabei um einen Riesen handeln, mit welchem St. Laurentius einen Pakt zum Bau der Kirche abgeschlossen haben soll, infolgedessen er seine Augen verlöre, wenn er des Riesen Namen nicht bis zur Fertigstellung erriete. Er belauschte die Frau im Gespräch mit ihrem Sohn und hörte den Namen „Finn“. Er rief den Riesen beim Namen, worauf er und seine Familie in die Krypta sprangen und dort zu Stein erstarrten.

Der Dom wurde im 19. Jahrhundert umfassend verändert, z.B. 1863 völlige Umgestaltung der Türme und der (West-)Fassade.

Chorgestühl

Der Dom zeichnet sich durch den großen Hochchor aus, in dem zu beiden Seiten die eichenen Chorstühle aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stehen.

Astronomische Uhr

Die astronomische Uhr Horologium mirabile Lundense

Besondere Beachtung verdienen die vom Haupteingang rechts stehende Uhr[1] mit Glockenspiel und das Mosaik in der Apsis. Die Astronomische Uhr Horologium mirabile Lundense wurde Ende des 14. Jahrhunderts installiert und ist möglicherweise ein Werk von Nikolaus Lilienfeld.[2] Diese Uhr gibt es immer noch in der Kirche, auch wenn sie in den folgenden Jahrhunderten mehrmals verbessert wurde. Ein Mondzeiger zeigt die Phase des Mondes und die Position am Himmel, ein Sonnenzeiger zeigt die Uhrzeit auf einer 24-Stunden-Uhr, und es gibt auch einen Tierkreiszeiger. Wenn die Uhr spielt, erheben hölzerne Hornbläser ihre Hörner. Zu den Tönen des Lobgesangs In dulci jubilo öffnet sich ein Pförtchen, wobei eine Prozession der drei Könige sich verbeugend an Maria mit dem Jesuskind vorbeischreitet. Die drei hölzernen Könige stellen gleichzeitig die Völker aus den drei damals bekannten Erdteilen Europa, Asien und Afrika dar.

Orgel

Hauptschiff mit Altartisch und Orgel

In der Kathedrale gibt es fünf Orgeln. Neben der Hauptorgel gibt es drei kleinere Instrumente in der Krypta, der Taufkapelle und im Chorraum. Außerdem ist in der astronomischen Uhr eine kleine Orgel installiert; sie spielt jeden Tag das Lied „In dulci jubilo“.

Die große Orgel auf der Westtribüne wurde in den Jahren 1932 bis 1934 von der dänischen Orgelbaufirma Marcussen & Søn erbaut. Das Instrument hat 102 Register (7.074 Pfeifen) auf vier Manualwerken und Pedal und wurde zuletzt im Jahr 1992 durch die Erbauerfirma umfassend restauriert. Die Orgel ist die größte Kirchenorgel Schwedens.[3]

I Hauptwerk C–a3
Principal 16’
Borduna 16’
Principal 8’
Octava 8’
Gemshorn 8’
Gamba 8’
Gedacktpommer 8’
Quinta 51/3
Oktava 4’
Spetsflöjt 4’
Quinta 22/3
Octava 2’
Cornett IV
Mixtur V-VIII
Quintcymbel III
Trumpet 16’
Trumpet 8’
II Schwellwerk C–a3
Principal 16’
Fugara 16’
Principal 8
Vox vinolata 8'
Spetsflöjt 8’
Gedackt 8’
Octava 4’
Quintadena 4’
Flûte octaviante 4’
Spetsquint 22/3
Gemshorn 2’
Quartian II 22/3
Terzian II 13/5
Scharf IV-VI
Dulcian 16’
Corno 8’
Clarino 4
III Schwellwerk C–a3
Quintadena 16’
Principal 8’
Flauto cuspido 8’
Viola da gamba 8’
Salicional 8’
Gadackt 8’
Oktava 4’
Gemshorn 4’
Gambetta 4’
Rörquint 22/3
Octava 2’
Rorflöjt 2’
Terz 13/5
Hålquint 11/3
Septima 11/7
Mixtur V
Terzcymbe III
Fagott 16’
Trumpet 8’
Krumhorn 8’
Skalmeja 4’
Tremulant
IV Schwellwerk C–a3
Spetsgedackt 16’
Principal 8’
Nachthom 8’
Flöjt 8’
Quintadena 8’
Viola 8’
Celeste 8’
Octava 4’
Rörtlöjt 4’
Octava 2’
Blockflöjt 2’
Quinta 11/3
Octava 1’
Sesquialtera II 22/3
Schart IV
Rankett 16’
Oboe 8
Vox humana 8’
Regal 4’
Tremulant
Pedalwerk C–g1
Principal 32’
Principal 16’
Violon 16’
Salicetbas 16’
Subbas 16’
Gedacktbas 16’
Quinta 102/3
Octava 8’
Violoncello 8’
Dubbelflöjt 8’
Gedackt 8’
Quinta 51/3
Octava 4’
Rörflöjt 4’
Nachthorn 2’
Flftteoctaviante 1’
Cornett IV
Mixtur VI-X
Contrabasun 32’
Basun 16’
Regal 16’
Trumpet 8’
Trumpet 4’
Cornett 2’
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, IV/I, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Manfred Schukowski: Wunderuhren: astronomische Uhren in Kirchen der Hansezeit. Thomas Helms Verlag Schwerin 2006, ISBN 3-935749-03-1, S. 80f.
  2. Lunds Domkyrka
  3. Informationen zur Orgel

Weblinks

Commons: Dom zu Lund – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 55° 42′ 14,6″ N, 13° 11′ 36,9″ O