Faschingskostüm
Ein Faschingskostüm, je nach Region auch Fastnachtskostüm oder Karnevalskostüm ist eine spezielle Kleidung, gegebenenfalls ergänzt um eine Maske und/oder Kopfbedeckung, Frisur, Perücke, Schminke,
- die zum Zweck der Durchführung von Brauchtum und Festlichkeiten, wie Festumzügen und Karnevalssitzungen, getragen wird
- oder einfach getragen wird als Verkleidung bei Veranstaltungen
im Fasching, der Fastnacht oder im Karneval.
Kinder oder Menschen in Karnevalshochburgen reicht manchmal schon die bloße Tatsache, dass Faschingszeit ist, um sich mit einem Faschingskostüm zu schmücken bzw. zu verkleiden, z. B. den Arbeitsplatz als Clown verkleidet aufzusuchen.
Faschingskostüme existieren sowohl
- als aufwändige Kombination von Masken (z. B. geschnitzte Holzmasken) und traditionellen Kostümen, z. B. in der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht,
- aufwändige Masken und teure Roben, z. B. im venezianischen Karneval,
- Faschingsuniformen, die früher das Soldatentum karikierten, z. B. in der rheinischen Fastnacht die Uniformen der Tanzmariechen oder Funken
- Phantasiekostüme, die bunt, schrill und/oder sexy sind, z. B. im Karneval von Rio,
- Verkleidungen in Varianten wie Berufsverkleidungen, exotische und historische Verkleidungen, Tierverkleidungen und Phantasiefiguren wie Krankenschwester, Clown, Astronaut, Jäger, Cowboy, Indianer, Haremsdame, Ritter, Prinzessin, Pirat, Wikinger, Katze, Maus, Fee. Die Verkleidung erfolgt zum Teil, z. B. bei Berufsverkleidungen mit Originalbekleidung, die einfach nur von Menschen getragen wird, die nicht diesen Beruf ausüben (der Müllmann geht als Arzt, der Arzt geht als Müllmann), zum Teil mit selbstgeschneiderten Kostümen (die Mama schneidert z. B. der Tochter ein Prinzessinenkleid oder ein Indianerkostüm), zum Teil mit oft billigen Kostümen samt Accessoires, die speziell in der Faschingszeit verkauft werden.
Ursprünglich wurden viele Kostüme oder spezielle Gegenstände wie Peitschen und Glocken benutzt, um die bösen Geister des Winters zu verjagen und den Frühling Willkommen zu heißen. Dieser Brauch wurde bereits im 13. Jahrhundert zelebriert. Auch heute noch ist dies mit ein Grund für die Verkleidung. Primär sorgen die Kostüme jedoch für eine große Beliebtheit bei Kindern.[1]
Wirtschaftsfaktor Faschingskostüm
In der Faschingszeit erreichen Faschingskostüme Millionenumsätze.
Deutschland
Umsätze und Verkaufsmengen
In Deutschland z. B. machten in der Karnevalssession 2008/2009 der Textil- und Spielwarenhandel mit Faschingskostümen und Accessoires einen Umsatz von 290 Mio. Euro. Es wurden 1,9 Millionen Erwachsenenkostüme und 1,6 Millionen Faschingskostüme für Kinder verkauft.[2]
Während der Session 11. November 2011 bis Aschermittwoch 2012 wurden in Deutschland etwa 300 Mio. Umsatz mit Faschingskostümen und Accessoires gemacht. Verkauft wurden etwa zweieinhalb Millionen Faschingskostüme für Erwachsene und ca. zwei Millionen Kinderkostüme, eine Million Perücken, über zwei Millionen Hüte und etwa sieben Millionen Schminksets.[3]
Das Gewerbe ist teilweise noch mittelständisch geprägt. In der Nähe von Köln z. B. setzte ein spezialisiertes Handelsunternehmen auf 20.000 m² Fläche mit einer Auswahl von 5.000 Kostümen pro Jahr ca. 300.000 Faschingskostüme ab. Das obere Ende der Preisskala stellen die handwerklich gefertigten Kostüme und maßgefertigte Gardeuniformen für Gruppen wie die Blauen Funken dar. Ein Kölner Unternehmen z. B. fertigt pro Session 600 Uniformen für Karnevalsvereine und Tanzgruppen mit Preisen zwischen 2.000 und 4.500 Euro.[4]
Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie
1981 organisierten sich Teile der einschlägigen Wirtschaft in der Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie. Grund war damals der erste Golfkrieg, der zu Absagen aller Festlichkeiten geführt hatte. Die daraus folgenden Umsatzeinbußen waren teilweise existenzbedrohend für die Betriebe. Die Fachgruppe sollte gemeinsam neue Strategien und Absatzmöglichkeiten finden, die eine zeitliche Unabhängigkeit von der Karnevalskampagne ermöglichen und weitere Absagen von Sessionen verhindern. Im Dezember 2004 war anfangs wegen eines großen Tsunami im Pazifik wieder eine Faschingsabsage im Gespräch. Die Fachgruppe wendete dies durch viele Gespräche mit den Medien, der Politik und den Kirchen ab. Die Fachgruppe argumentierte damals mit den Möglichkeiten, bei Veranstaltungen, bei denen viele Menschen zusammenkommen, um Spenden bitten zu können. Tatsächlich kamen damals auf vielen Faschingssitzungen erkleckliche Summen für die Tsunami-Opfer zusammen. Außerdem gelang es der Branche ab 1994 mit der Etablierung des Halloween-Festes ihre Saison vier Wochen vorzuverlegen.[5]
Kostümgalerien
Kurzüberblick
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Kostüm eines Bartschuttig aus Elzach
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Strohbären in Walldürn
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Kostüme des Kölner Dreigestirns, v.l. Jungfrau, Prinz, Bauer
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Narrenkostüme barocker und italienischer Prägung: Wolfacher Schellen- und Röslehansel
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Tanzmariechen im Kostüm
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Mädchen kostümiert mit einer Perücke und einer Karnevalsuniform, Umzug in Meckenheim, 2012
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Kostüm im venezianischen Karneval
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Tänzerin im knappen Phantasiekostüm während des Karneval in Rio
kostümierte Zuschauer und Feiernde
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kostümierte Zuschauer des Kinderkarnevalszug Hamborn, 2011
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Schmetterling und Cowboy an Tanzpaar
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Mama orientalisch kostümiert mit Kind im Häschenanzug, Aachen 2009
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eine Vielzahl von kostümierten Besuchern des Gonsenheimer Carneval-Verein, 2008
Historische Faschingskostüme
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ein Schembartläufer, Nürnberg 1476
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Kurfürstenpaar Jan Wellem und Anna Maria Luisa im spanischen Kostüm beim Maskenball. Gemälde von Jan Frans van Douven, 1695
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venezianische Karnevalskostüme: vorne Paar in der baùtta, dahinter Dame mit moretta; Pietro Longhi, 1756
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Bamberger Maskerade, 1837
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Kostüme beim Rosenmontagsumzug in Beckum 1893
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Kostüme des Straßenkarneval 1932
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Prinzengarde in Haunzenbergersöll, 1952
Kurzüberblick Faschingskostüme international
Nord- und Mitteleuropa
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Kostümierte in Dünkirchen
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Sternenkrieger in Belfort
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Kostümierte in Litauen, teils traditionell, teils modern
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Kostüme in Slowenien
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Strohkostüm aus Tschechien
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Kostümierte bei der Berner Fastnacht mit kunstvoller Gesichtsbemalung
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Kostüme in Ungarn
Südeuropa
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Kostümierte in Bulgarien, Film und Fernsehen als Inspiration
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Langhüte in Surva
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Fellträger mit Glocken in Surva
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Kostümierte Gruppe im Baskenland
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Waldmänner in Kantabrien
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Kostümierte in Portugal
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Kostümierte in Spanien
Südamerika
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Kostümierte, Dominikanische Republik
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knappeste Kostüme sind typisch fürs westliche Südamerika, hier Desfile de Llamadas, Montevideo, Uruguay
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aufwendiges Feder-Kostüm, Artigas, Uruguay
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Jugendgruppe in Phantasie-Ritter-Kostümen in Artigas
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Warum verkleiden sich Menschen zur Fastnacht? Abgerufen . 9. Mai 16
- ↑ Kostüme gegen die Krise. Meldung des Instituts der Deutschen Wirtschaft; abgerufen am 8. Februar 2013.
- ↑ Gerlinde Ahrend: Wirtschaftsfaktor Karneval, Fasching und Fasnet. auf Suite101.de; abgerufen am 8. Februar 2013.
- ↑ Christine Scharrenbroch: Kassenschlager Karneval. Karnevalsorden für Millionen. auf faz.de vom 6. Februar 2013; abgerufen am 8. Februar 2013.
- ↑ Alles für die Party. auf: toy.de, 8. Februar 2006.