Fritz Steinhoff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. August 2016 um 13:42 Uhr durch 195.200.70.45 (Diskussion) (+ Lit). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fritz Steinhoff 1949

Fritz Steinhoff (* 23. November 1897 in Wickede (Landkreis Dortmund) ; † 22. Oktober 1969 in Hagen) war ein deutscher SPD-Politiker und der dritte Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen.

Leben

Fritz Steinhoff wurde 1897 in einer Bergarbeiterfamilie geboren und wuchs in Unna-Massen auf. Noch während der Volksschule musste er nebenher auf einem Bauernhof Geld verdienen. Mit siebzehn Jahren wurde er dann Bergmann. 1917 wurde er zur Marine eingezogen und diente bis 1919 auf einem Torpedoboot. Danach arbeitete er wieder als Bergmann und trat der SPD bei. Dort gehörte er zum national gesinnten Hofgeismarer Kreis von Jungsozialisten. 1922 durfte Steinhoff an der sozialdemokratisch organisierten Akademie der Arbeit an der Universität Frankfurt Vorlesungen bei Franz Oppenheimer und Erik Nölting über Wirtschaft und Politik hören. Da er bald darauf arbeitslos wurde, ging er nach Berlin, lebte von Gelegenheitsarbeiten und hörte Vorlesungen an der Hochschule für Politik, unter anderem bei Theodor Heuss.

1926 wurde Steinhoff Volontär bei dem SPD-Parteiblatt Westfälische Allgemeine Volkszeitung (WAVZ) in Dortmund. 1927 wurde er Geschäftsführer eines Zeitungsvertriebs, 1927 Parteisekretär in Hagen. Bei den Kommunalwahlen 1929 erreichte die SPD die Mehrheit in Hagen und Steinhoff wurde ehrenamtlicher Magistrat für Sportjugendpflege und Stadtgärtnerei.

Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung der NSDAP, die Steinhoff heftig bekämpft hatte, wurde er mehrfach verhaftet. Er arbeitete jetzt als Vertreter und eröffnete 1937 ein Herd- und Ofenreinigungsgeschäft.

1938 wurde er zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er 1934 Hefte der sozialdemokratischen Zeitung Vorwärts nach Deutschland geschmuggelt habe. Nach seiner Entlassung 1941 arbeitete er wieder als Hilfsarbeiter. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er erneut verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo auch Fritz Henßler gefangen war. 1945 wurde er auf einem Todesmarsch von amerikanischen Truppen in Mecklenburg befreit.

Politische Karriere nach 1945

Steinhoff (Dritter von rechts) beim Treffen der Aufbauminister der Länder der „Westzone“ in Hamburg am 11. Juni 1949

Nach dem Krieg wurde er als Stadtverordneter in Iserlohn eingesetzt. 1946 wurde er Oberbürgermeister von Hagen. Obwohl die CDU nach den Kommunalwahlen die stärkste Fraktion im Stadtrat stellte, behielt Steinhoff sein Amt bis 1956. Gleichzeitig war er Mitglied des Provinzialrates von Westfalen und des ersten Landtages von Nordrhein-Westfalen. Von 1949 bis 1950 war er zudem Wiederaufbauminister im Kabinett von Karl Arnold. 1950 wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, nach dem Tod Henßlers folgte er diesem als Fraktionsvorsitzender und führte seine Partei als Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf 1954. Zu einer Regierungsbeteiligung der SPD reichte es jedoch nicht, da die CDU mit der FDP koalierte.

Sozialliberale Koalition 1956–1958

Nachdem es auf Bundesebene zu einem Konflikt zwischen CDU/CSU und FDP gekommen war, wandte sich auch in Nordrhein-Westfalen die FDP von der CDU ab. Steinhoff konnte mit Hilfe der „Jungtürken“ in der FDP (dieses Wort bezeichnet, dass es ausgerechnet ein eher nationalistischer Landesverband der FDP war, der sich mit der SPD verbündete; so kam in Anlehnung an eine nationalistische Reformbewegung der Jungtürken im türkischen Militär das Wort von den „Jungtürken“ auf, die 1909 den Sultan gestürzt hatte) am 20. Februar 1956 ein erfolgreiches Konstruktives Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Arnold stellen und sein Nachfolger werden.

Die sozialliberale Koalition war allerdings auf Unterstützung des Zentrums angewiesen. Deshalb konnten einige als wichtig erachtete Reformen zum Beispiel im Schulwesen nicht durchgeführt werden. Die Reform des kommunalen Finanzausgleiches war jedoch erfolgreich. Auch wurde die Forschungsförderung ausgeweitet, insbesondere auf dem Gebiet der Kernenergie. So wurde auch der Grundstein zur Kernforschungsanlage Jülich gelegt.

Bei den Landtagswahlen 1958 konnte die SPD zwar Stimmen gewinnen, FDP und Zentrum erlitten aber Stimmenverluste und die CDU errang die absolute Mehrheit und Franz Meyers wurde Ministerpräsident.

Späte Jahre

Denkmal für Fritz Steinhoff am Friedrich-Ebert-Platz in Hagen

Steinhoff wurde noch 1958 Vorsitzender des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk. 1961 errang er das Direktmandat im Wahlkreis Hagen und zog in den Bundestag ein. Dieses Mandat verteidigte er 1965 und behielt es bis zu seinem Tod. Von 1963 bis 1964 war er wieder Oberbürgermeister von Hagen.

Die Grabstelle Fritz Steinhoffs befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Iserlohn.

Ehrungen

Die Stadt Hagen verlieh Steinhoff 1967 die Ehrenbürgerwürde. 1975 wurde die erste Hagener Gesamtschule nach Fritz Steinhoff benannt und 1989 ein Denkmal zu seinen Ehren eingeweiht.

Siehe auch

Kabinett Arnold IKabinett Steinhoff

Literatur

  • Sebastian Hösel: Fritz Steinhoff (1897-1969). Vom Bergmann zum Ministerpräsidenten - Skizze einer politischen Biografie. In: Geschichte im Westen 19 (2004), S. 117-126.
  • Jörg Engelbrecht: Fritz Steinhoff (1897-1969). In: Sven Gösmann (Hrsg.): Unsere Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 2008, S. 70-97.

Weblinks