Grotefend-Gymnasium Münden

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Grotefend-Gymnasium Münden
Grotefend-Gymnasium Münden
Schulform Gymnasium
Gründung vor 1376
Adresse

Mitscherlichstraße 1,
34346 Hann. Münden

Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 24′ 59″ N, 9° 39′ 34″ OKoordinaten: 51° 24′ 59″ N, 9° 39′ 34″ O
Träger Landkreis Göttingen
Schüler 800 (2014/2015)[1]
Lehrkräfte 66[1]
Website Grotefend-Gymnasium
Logo des Grotefend-Gymnasium Münden
Grotefend-Gymnasium Münden
Haupteingang Mitscherlichstraße
Gedenktafel für Adam von Trott zu Solz am ehemaligen Gebäude des Mündener Gymnasiums, heute Schule am Botanischen Garten, Böttcherstraße 5, Hann. Münden.
Die Skulptur „Der Denker“ beim Eingang Mitscherlichstraße stammt vom Hann. Mündener Künstler Heinz Detlef Wüpper und ist durch „Den Denker“ von Auguste Rodin inspiriert.

Das Grotefend-Gymnasium Münden (GGM) ist das einzige Gymnasium in Hann. Münden, Landkreis Göttingen, Niedersachsen und hat eine über 600-jährige Geschichte. Die Schule ist nach dem Sprachwissenschaftler und Altertumsforscher Georg Friedrich Grotefend (1775–1853) benannt und hatte im Schuljahr 2014/15 800 Schüler. Schulträger ist der Landkreis. Zum Einzugsgebiet der Schule gehören nicht nur die südlichen Gemeinden des Landkreises Göttingen (der ehemalige Landkreis Münden), sondern auch die hessischen Gemeinden Reinhardshagen und Wesertal.

Lehrangebote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Pflichtfremdsprache ist Englisch in Klasse 5, ab Klasse 6 muss als zweite Pflichtfremdsprache Französisch oder Latein gewählt werden. In Klasse 10 besteht die Möglichkeit, Latein oder Spanisch neu zu erlernen.

Ab Klasse 6 wird außerdem ein „bilingualer“ Zweig angeboten. Sprachinteressierte Schülerinnen und Schüler werden in den Jahrgangsstufen 6–10 in Sachfächern auf Englisch unterrichtet, und zwar in Erdkunde (2. Halbjahr Kl. 6, Kl. 7 u. 8), Geschichte (Kl. 9 u. 10), Biologie (Kl. 9 u. 10), ggf. Sport (Kl. 7 u. 8). Der bilinguale Unterricht wird durch ein bis zwei Zusatzstunden gestützt.

Das GGM beteiligt sich aktiv am Projekt Digitale Schulbank, eine mediendidaktische Konzeption zur Integration digitaler Medien in den alltäglichen Schulunterricht.

Weitere Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim ersten niedersächsischen Zentralabitur 2005/2006 hat das GGM von 193 per Abiturschnitt verglichenen Gymnasien Platz 23 belegt.

Seit dem Schuljahr 2007/2008 bietet die Schule mit Unterstützung eines erfahrenen Caterers eine Mensa.

Im Förderverein der Freunde des Gymnasiums unterstützen viele Eltern, Ehemalige und andere Freunde die Schule mit Sachmitteln, die nützlich und sinnvoll sind, die der normale Etat des Schulträgers aber nicht hergeben.

Schulpartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Jahrzehnten sind Schulpartnerschaften ein wichtiger Bestandteil des Schullebens. Verbunden mit dem Spracherwerb ist die Intensivierung des Europagedankens. Jährlich finden Austauschfahrten nach

statt.

Bekannte Lehrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Schüler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schüler u. Lehrer-Zahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schuljahr 2014/2015, Schüler 800, Lehrer 66[1]
  • Schuljahr 2006/2007, Schüler 1157, Lehrer 85

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Grotefend-Gymnasiums Münden ist aus Stadtbüchern und Schularchiv-Dokumenten bis in das Jahr 1376 zurückverfolgbar. „Dass es sich bei der Mündener Schule von Anfang an um eine 'Höhere Schule' gehandelt haben muss, geht unter anderem daraus hervor, dass in den Matrikelnummern der Prager Universität (gegr. 1348)“ und weiteren Universitäten „bereits im 14. Jahrhundert etliche Mündener Schüler verzeichnet sind“. (Zitat aus „100 Jahre Abitur“ s. u.)

  • Mit 1376 und 1392 sind die ersten Erwähnungen einer „Höheren Schule“ im Stadtbuch von Münden datiert.
  • Für 1584/85 erlässt Herzog Julius Richtlinien für „Lateinische Schulen“ nach dem Muster der Schola Mundensis (= der Mündener Schule).
  • 1792 verlässt Georg Friedrich Grotefend die „Ratsschule“ genannte Mündener Lateinschule.
  • 1829 bezeichnet ein Ministerialerlass die Mündener Schule als „offiziell nicht mehr in die Klasse der Gymnasien gehörig“ und verzichtet auf die Benennung einer „Abiturienten-Prüfungs-Commission“.
  • 1897 wurde dem Antrag auf Wiederausbau zum Gymnasium vom Ministerium stattgegeben.
  • 1901 wurde das erste Abitur nach 1829 am damaligen Gymnasium Münden von 13 Abiturienten (Knaben) abgelegt. Unabhängig davon existierte die „Höhere Mädchenschule zu Münden“, das spätere LyzeumHerzogin-Elisabeth-Schule“.
  • Im August 1968 wurden das Gymnasium und das Lyzeum Münden als Koedukationsgymnasium in einem neuen Schulgebäude zusammengeführt. An gleicher Stelle stand zuvor ein Laborgebäude der forstlichen Fakultät, in dem zuerst der Chemiker Alexander Mitscherlich gewirkt hatte.
  • 1976 wurde das Gymnasium offiziell in Grotefend-Gymnasium Münden umbenannt.
  • 1978 wurde Schulleiter Karl-Heinz Kausch wegen rechts-extremistischer Äußerungen vom Schuldienst suspendiert. Lehrer am Grotefend-Gymnasium war bis 1978 auch der Studienrat Heiner Luthardt, beschäftigt als Deutsch- und Französischlehrer. Auch gegen ihn war parallel zu Kausch von Kultusminister Werner Remmers ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, nachdem seine schulischen und außerschulischen Aktivitäten im rechtsradikalen Bereich bekanntgeworden waren. Luthardt war Propagandist der Auschwitz-Lüge; an Schüler und andere Jugendliche verteilte der Pädagoge unter anderem Paul Rassiniers „Was ist Wahrheit?“, eine Art neonazistischer Bibel, und andere einschlägige Schriften, in denen Tatsache oder Umfang der Judenverfolgung im Dritten Reich geleugnet wird. Während die Tätigkeit des Direktors Kausch eher philosophisch-intellektueller Art war, betätigte sich Luthardt auch in rechtsradikalen Kreisen. Er war Gründer und Förderer der Pfadfinder-Jungenschaft „Zugvogel“ und galt als solcher in Hann. Münden als Förderer der rechten Szene, dessen Verbindungen bis hin zu dem damals noch als „harmlos“ oder „verrückt“ eingestuften Rechtsanwalt Manfred Roeder und zur Wehrsportgruppe Hoffmann reichten.[3][4]
  • Im August 2004 wurde das Gebäude der ehemaligen Orientierungsstufe I dem Grotefend-Gymnasium angegliedert.
Entwicklung des Grotefend-Gymnasiums Münden
Jahr Ereignis Jungen Mädchen
Name Standort Name Standort
1376 Ersterwähnung
im Stadtbuch
Rathschule (unbekannt)
1392 Erwähnung
im Stadtbuch
Rathschule (unbekannt)
1542 neuer Name Höhere Schule (unbekannt)
1583 Umzug Höhere Schule Ziegelstraße
1584 Muster für
Richtlinien
Schola Mundensis Ziegelstraße
1734–60 hohe
Absolventenzahl
Ratsschule,
Gymnasium,
Lateinschule
Ziegelstraße
1829 Rückstufung
(Verlust der Abitur-
Prüfungskommission)
Realschule Ziegelstraße Bürgertöchterschule Marktstraße
1853 Umzug Realschule Am Plan Bürgertöchterschule Marktstraße
1866 neue
Richtlinien
(preußische)
Höhere Bürgerschule
Am Plan Höhere Töchterschulabteilung Marktstraße
1879 neuer Name Real-Progymnasium
und Progymnasium
Am Plan Höhere Töchterschule Marktstraße
13.11.1897 Aufwertung Gymnasium (im Aufbau) Am Plan Höhere Töchterschule Jahnstraße
1901 Wiedereinführung
Abitur
Gymnasium Am Plan Höhere Töchterschule Jahnstraße
15.10.1901 Umzug Gymnasium Böttcherstraße Höhere Töchterschule Jahnstraße
1908 Umzug Gymnasium Böttcherstraße Höhere Töchterschule Wilhelmstraße
1912 neuer Name Gymnasium Böttcherstraße Lyzeum Wilhelmstraße
1960 neuer Name Gymnasium für Jungen Böttcherstraße Herzogin-Elisabeth-Schule Wilhelmstraße
1968 Umzug,
Koedukation,
neuer Name
Gymnasium Münden, Mitscherlichstr.
1976 neuer Name Grotefend-Gymnasium Münden, Mitscherlichstr.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Programm, womit zu der … abzuhaltenden öffentlichen Prüfung aller Klassen ehrerbietigst einladet. Münden 1883–1892 (Digitalisat).
  • Jahresbericht des Realprogymnasiums und des Progymnasiums zu Münden. Münden 1893–1896 (Digitalisat).
  • Jahresbericht des Progymnasiums zu Münden. Münden 1897–1898 (Digitalisat).
  • Jahresbericht des in der Entwicklung zum Gymnasium begriffenen Progymnasiums zu Münden. Münden 1899–1901 (Digitalisat).
  • Jahresbericht des Gymnasiums zu Hann. Münden. Hann. Münden 1902–1915 (Digitalisat) (Jahrgänge 1902–1911, 1915).
  • Carl Friedrich Ernst Buchholz: Der Neubau des Gymnasiums und die Feier seiner Einweihung. Maron, Hann. Münden 1902 (Digitalisat).
  • Karl Brethauer: Münden – gesammelte Aufsätze. Erste Folge, Verlag der Weserbuchhandlung, Hann. Münden 1980, ISBN 3-921776-02-3.
  • Erwin May: Münden und Umgebung. Erwin May Hann. Münden, Hann. Münden 1980.
  • Grotefend-Gymnasium Münden: 100 Jahre Abitur in Hann. Münden. Grotefend-Gymnasium Münden, Hann. Münden 2001.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Axel Welch: Grotefend-Gymnasium jubelt. In: HNA Mündener Allgemeine. Nr. 132, 11. Juni 2015, S. 2.
  2. siehe Gymnase, Schülerzeitung des Gymnasiums Münden, Juni 1970.
  3. Klaus Leggewie: SS-Waffenbruder als Schulleiter?: Mit Charme und Bildung … In: Die Zeit. Nr. 19, 7. Mai 1982. (aufgerufen am 10. April 2010)
  4. Ekkehard Launer, Eckhart Pohl, Eckhard Stengel (Hrsg.): Rechtsum zum Abitur - oder: Wie braun dürfen Lehrer sein? Dokumentiert am Beispiel des Grotefend-Gymnasiums Hann. Münden. Göttingen 1979 (Steidl-Verlag)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]