Hiryū

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Hiryū
Die Hiryū
Die Hiryū
Schiffsdaten
Flagge Japan Japan
Schiffstyp Flugzeugträger
Klasse Sōryū-Klasse
Bauwerft Marinewerft Yokosuka
Kiellegung 8. Juli 1936
Stapellauf 16. November 1937
Indienststellung 5. Juli 1939
Verbleib am 5. Juni 1942 nach Luftangriffen gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 227,35 m (Lüa)
Breite 22,32 m
Tiefgang (max.) 7,74 m
Verdrängung Standard: 17.300 ts
maximal: 20.156 ts
 
Besatzung 1.103
Maschinenanlage
Maschine 8 Kampon-Dampfkessel
4 Dampfturbinen
Maschinen­leistung 153.000 PS (112.531 kW)
Höchst­geschwindigkeit 34,35 kn (64 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung

Flugabwehrartillerie

Panzerung
  • Gürtelpanzer: 46 mm
  • Panzerdeck: 25 mm
Ausstattung
Flugdeckabmessungen

216,9 m

Flugzeugkapazität

1942:
18 A6M
18 D3A
18 B5N
9 Reserve

Die Hiryū (jap. 飛龍, dt. fliegender Drache) war ein Flugzeugträger der Kaiserlich Japanischen Marine und das zweite Schiff der Sōryū-Klasse. Das Schiff wurde von 1939 bis 1942 eingesetzt; bis zu ihrem Untergang am 5. Juni 1942 wurde sie im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.

Konstruktion und Bau

Die Hiryū 1939 auf Reede liegend

Gebaut wurde die Hiryū in der Yokosuka Kaigun Kōshō (Marinewerft Yokosuka), wo sie am 16. November 1937 vom Stapel lief. Die Hiryū wurde am 5. Juli 1939 in Dienst gestellt. Sie war der erste japanische Flugzeugträger, der nicht mehr unter die Begrenzungen des Washingtoner Flottenvertrags fiel.

Der Entwurf des Flugzeugträgers Sōryū konnte daher um einen Meter verbreitert und die Brückenaufbauten in die Schiffsmitte gegenüber der Schornsteinabzüge auf die Backbordseite verlegt werden. Die Maßnahmen sollten die Leitung der Flugzeugoperationen erleichtern. Der Gesamtentwurf, mit Ausnahme der versetzten Brückenaufbauten, galt als erfolgreich und diente schließlich als Entwurfsbasis für die Träger der Unryū-Klasse.

Einsätze

Pazifikkrieg

Die Hiryū gehörte der Kidō Butai an und war am 7. Dezember 1941 am Angriff auf Pearl Harbor beteiligt.

Zwischen dem 21. und 23. Dezember flogen ihre Maschinen Luftangriffe auf Wake. Im Januar 1942 unterstützte sie die japanische Landung auf Palau. Mit ihrem Schwesterschiff, der Sōryū, startete sie Luftangriffe auf Darwin auf die australische Stadt Darwin im Northern Territory. Im März des gleichen Jahres war sie bei der Schlacht in der Javasee mit Angriffen auf alliierte Schiffe bei Tjilatjap und der Weihnachtsinsel beteiligt.

Danach nahm sie an weiteren Operationen in Südostasien und im Indischen Ozean teil, darunter die Attacke im Indischen Ozean, bei der unter anderem die Marinebasis der Royal Navy auf Ceylon am 5. April 1942 angegriffen sowie die britischen Kreuzer HMS Cornwall und HMS Dorsetshire südwestlich von Colombo und am 9. April der britische Flugzeugträger HMS Hermes und der australische Zerstörer HMAS Vampire bei Batticaloa versenkt wurden.

Schlacht um Midway

Die Hiryū fährt ein Ausweichmanöver nach Backbord, während zwei Reihen von Bomben, die ein B-17-Bomber am Morgen des 4. Juni abgeworfen hat, neben dem Schiff einschlagen.

Im Juni 1942 war die Hiryū Teil der japanischen Flugzeugträgerflotte, welche die Invasion japanischer Truppen auf die Midwayinseln unterstützen sollte. Kaigun-Chūjō [a 1] Nagumo führte mit seinem Stab das Kommando über die Flotte von der Akagi aus. Die Hiryū war das Flaggschiff der Zweiten Trägerdivision (Hiryū und Soryū), über die Kaigun-Shōshō[a 2]Yamaguchi von der Hiryū aus das Kommando führte. Kommandant der Hiryū war Kaigun-Taisa[a 3]Tomeo Kaku.

Der Flugzeugträger trug 18 Jagdflugzeuge vom Typ Mitsubishi A6M2 Zero, 18 Aichi D3A1-Sturzkampfbomber und 18 Nakajima B5N2-Torpedobomber. Zusätzlich führte sie für jeden Typ zwei zerlegte Reservemaschinen mit und hatte drei zerlegte Flugzeuge der Gruppe 6 an Bord, die später auf der Insel Midway stationiert werden sollten.

Zur leichteren Identifikation durch eigene Piloten war auf dem vorderen Viertel des Flugdecks ein roter Kreis mit weißer Umrandung über die gesamte Breite des Decks aufgemalt. Unmittelbar an der hinteren Kante des Flugdecks war an Backbord das Katakana-Schriftzeichen für Hi auf das Deck gepinselt, um den Träger für Piloten im Landeanflug als Hiryū auszuweisen.[1]

Um 4:30 Uhr[a 4] starteten von der Hiryū 17 B5N-Torpedobomber, allerdings bewaffnet mit Nummer-80-Fliegerbomben (805 kg), zum Angriff auf amerikanische Verteidigungsanlagen auf dem Midway-Atoll. Begleitet wurden sie von neun A6M2-Jagdflugzeugen. Um 6:34 Uhr griffen sie das Ziel an und beschädigten ein Treibstofflager, eine Flugabwehrstellung und die Abflugplattform einer amerikanischen Flugbootbasis. Vier B5N wurden durch Flugabwehr und Jagdflugzeuge abgeschossen. Die neun Begleitjäger wurden sowohl über Midway als auch bei ihrer Rückkehr über der eigenen Flotte in Kämpfe mit amerikanischen Flugzeugen des US Marinecorps und der US Navy verwickelt, wobei alle A6M2 Jäger beschädigt wurden. 14 sichere Abschüsse und 4 wahrscheinliche Abschüsse amerikanischer Flugzeuge wurden gemeldet.[2]

Nachdem die anderen drei Träger der japanischen Flotte, beschädigt durch Bombentreffer zwischen 10:16 und 10:30 Uhr, nicht mehr in der Lage waren, Flugzeuge aufzunehmen, landeten einige auf der Hiryū. Darunter zwei Maschinen, die noch am Morgen als Aufklärer zur Suche nach amerikanischen Schiffen eingesetzt gewesen waren: ein B5N-Bomber der Akagi und ein Prototyp des Flugzeugmusters Yokosuka D4Y, der auf der Sōryū stationiert war.[3]

Da der Kommandeur der Flotte, Vizeadmiral Nagumo, nach den Schäden auf der Akagi zunächst keine Befehle mehr erteilen konnte, entschied Konteradmiral Yamaguchi auf der Hiryū, sofort alle seine einsatzbereiten Flugzeuge zum Angriff auf die amerikanische Flotte zu starten, allerdings ohne sie erneut für den Angriff auf Schiffe auszurüsten, was, infolge der damit verbundenen Verzögerungen, den anderen japanischen Flugzeugträgern kurz zuvor zum Verhängnis geworden war. Zwölf der 18 Bomber trugen so Bomben mit Verzögerungszünder (Nummer 25 Standardtyp - 251 kg) zum Angriff auf Schiffe, sechs trugen Bomben mit Aufschlagzünder (Nummer 25 – Landtyp 242 kg) zum Angriff auf Landziele.[4]

Um 10:58 Uhr waren alle 18 D3A-Sturzkampfbomber und sechs A6M2-Jagdflugzeuge der Hiryū unter dem Kommando von Leutnant Kobayashi zum Angriff auf die amerikanische Flotte um den Träger Yorktown gestartet. Sie erreichten ihr Ziel um 12:08 Uhr,[5] wurden aber von amerikanischen Jagdflugzeugen angegriffen, da der Flugzeugträger die japanischen Angreifer bereits frühzeitig mit seinem Radarsystem entdeckt hatte und seine Verteidigung entsprechend organisieren konnte. Die Piloten der D3A-Bomber erzielten drei Bombentreffer auf dem Flugzeugträger, von denen einer am Schornsteinansatz lag und die Abluftsysteme der Kesselanlagen beschädigte, was den Träger zu einem vorübergehenden Stopp zwang. Dreizehn D3A-Sturzkampfbomber und drei A6M2-Jagdflugzeuge gingen jedoch durch die Abwehr der amerikanischen Jagdflugzeuge verloren.

Um 13:31 Uhr[6] startete die zweite Welle zum Angriff auf den amerikanischen Träger. Diese Welle setzte sich aus neun B5N-Torpedobombern der Hiryū, einem B5N-Torpedobomber der Akagi, vier A6M2-Jagdflugzeugen der Hiryū und zwei A6M2 der Kaga zusammen. Sie erreichten die Yorktown um 14:38 Uhr[7] und warfen Typ-91-Mod.-3-Torpedos ab, von denen zwei das Ziel trafen. Vier Torpedobomber und zwei eigene Jagdflugzeuge gingen verloren.[8]

Untergang

Die brennende Hiryū mit aufgerissenem Hangardeck. Die Reste des vorderen Flugzeugaufzuges sind vor dem Brückenturm zu erkennen. Ein Aufklärungsflugzeug der Hōshō machte das Foto am Morgen nach der Evakuierung.

Um 17:01 Uhr wurde die Hiryū von Douglas SBD-Sturzkampfbombern des amerikanischen Flugzeugträgers Enterprise und den Resten der SBD-Staffel der Yorktown angegriffen. Die ersten drei abgeworfenen Bomben verfehlten das Schiff, die nächsten drei trafen die vordere Hälfte des Flugdecks etwa in Höhe des aufgemalten Sonnensymbols. Wenige Minuten später wurde ein weiterer Bombentreffer auf der vorderen Schiffshälfte erzielt. Die Explosionen zerstörten das Flugdeck, rissen einen Aufzug aus seiner Verankerung und schleuderten ihn gegen den Brückenturm. Des Weiteren lösten sie Brände unter den abgestellten Flugzeugen im Hangar aus, die sich, gespeist von Treibstoff und Munition in den Hangars, schnell ausbreiteten.

Da die Bombentreffer das Löschsystem beschädigt hatten, bildeten die Seeleute zunächst Eimerketten, um die sich ausbreitenden Feuer mit Seewasser zu löschen, was erfolglos blieb.[9] Die Brände lösten zahlreiche Explosionen von Fliegerbomben und Torpedos aus, die auf den Hangardecks für ihre Montage an Kampfflugzeugen bereitlagen. Die Hiryū hielt jedoch noch immer eine Geschwindigkeit von 30 Knoten.

Das Feuer breitete sich schließlich auch auf die Decks unterhalb der Hangars aus und schnitt die Maschinenräume vom Rest des Schiffs ab. Die Lage in den Räumen wurde bald unhaltbar, da sie sich immer weiter aufheizten. Um 21 Uhr meldete die Hiryū, dass sie noch 28 Knoten laufen könnte.[10] Die Sprechverbindungen zu den Maschinenräumen brachen schließlich zusammen und die Masse des technischen Personals in den Räumen kam ums Leben. Gegen 21:23 Uhr war die gesamte Maschinenanlage ausgefallen und die Hiryū blieb gestoppt liegen. Ohne die Energie aus den Maschinenräumen versagten auch alle Pumpen für die schweren Löschsysteme, sodass das Feuer von der Schiffssicherung mit Bordmitteln nicht mehr effektiv bekämpft werden konnte.[11]

Der anschließende Versuch, die Brandherde von den begleitenden Zerstörern aus zu löschen, erwies sich ebenfalls als undurchführbar.

Gegen 23:30 Uhr erging der Befehl, sich zum Verlassen des Schiffs bereit zu machen. Um 23:50 Uhr hielt der Admiral eine kurze Ansprache und die Flagge wurde niedergeholt. Die überlebenden Besatzungsglieder und das Portrait des Kaisers wurden in der nächsten Stunde von den Zerstörern Kazagumo und Makigumo aufgenommen. Konteradmiral Yamaguchi und Kapitän Kaku blieben auf dem Schiff.

Die Hiryū, von steuerbord gesehen. Rauch von Bränden unter Deck hüllt einen großen Teil des Schiffes ein.

Die Hiryū wurde um 2:10 Uhr am Morgen des 5. Juni von der Makigumo mit einem Torpedo angegriffen, um den Träger zu versenken. Das Schiff ging jedoch nicht sofort unter und wurde von einem Aufklärungsflugzeug des Trägers Hōshō noch am Morgen gesichtet. Mehrere Seeleute, welche die Zerstörer in der Nacht auf dem Schiff vergessen hatten, da sie zunächst in einem der Maschinenräume eingeschlossen waren, winkten dem Aufklärer zu und ein weiterer Zerstörer wurde entsandt, um sie zu retten. Die Tanikaze traf jedoch erst ein, als die Hiryū bereits untergegangen war. 35 der etwa 70 vergessenen Überlebenden wurden am 19. Juni von den Amerikanern gerettet.[12]

Verluste

Neben Kapitän Kaku und Konteradmiral Yamagushi kamen 414 weitere Besatzungsmitglieder der Hiryū während des Bombenangriffs und der anschließenden Versuche, das Schiff zu retten, ums Leben.

Wrack

Bisher wurden keine ernsthaften Versuche unternommen, das Wrack der Hiryū aufzuspüren. Der von der Makigumo gemeldete Ort, an dem sie die Hiryū torpedierte, lag bei 31° 27′ N, 179° 23′ WKoordinaten: 31° 27′ 5″ N, 179° 23′ 5″ W.[13] Das Wrack trieb jedoch noch für mehrere Stunden, bevor es endgültig unterging, so dass die tatsächliche Position unbekannt ist.[14]

Siehe auch

Belege und Verweise

Bemerkungen

  1. Der japanische Rang Chūjō entspricht dem deutschen Dienstgrad Vizeadmiral. Der Vorsatz Kaigun- zeigt an, dass es sich um einen Marineoffizier handelt.
  2. Der japanische Rang Shōshō entspricht dem deutschen Dienstgrad Konteradmiral. Der Vorsatz Kaigun- zeigt an, dass es sich um einen Marineoffizier handelt.
  3. Der japanische Rang Taisa entspricht dem deutschen Dienstgrad Kapitän zur See. Der Vorsatz Kaigun- zeigt an, dass es sich um einen Marineoffizier handelt.
  4. Alle Zeitangaben zur Schlacht um Midway sind in der Literatur entweder nach japanischer Zeit, also UTC + 9 Stunden oder nach der von den Amerikanern verwendeten Zeit, UTC −12 Stunden (wie auch in diesem Artikel), angegeben, so dass das zugehörige Datum um einen Tag abweichen kann. Siehe dazu den Artikel Zeitzone.

Einzelnachweise

  1. history.navy.mil, gesichtet am 2. August 2010
  2. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 43, 44.
  3. Midway inquest: why the Japanese lost the Battle of Midway. S. 234, 363.
  4. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 45.
  5. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 23.
  6. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 25.
  7. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 26.
  8. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 46, 47.
  9. Paul S. Dull: A battle history of the Imperial Japanese Navy 1941–1945. US Naval Institute Press, 2007, ISBN 1-59114-219-9, S. 158.
  10. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 35.
  11. Shattered Sword. Tully/Parshall, S. 341.
  12. John Prados: Combined fleet decoded: the secret history of American intelligence and the Japanese Navy in World War II. Random House, 1995, ISBN 0-679-43701-0, S. 328.
  13. The Japanese Story Of The Battle Of Midway. OPNAV P32-1002, S. 54.
  14. Shattered Sword. Tully/Parshall, S. 572.

Literatur

Literatur in japanischer Sprache:

Literatur in anderen Sprachen:

  • Jonathan Parshall/Anthony Tully: Shattered Sword. Potomac Books, 2005, ISBN 1-57488-924-9.
  • Dallas Woodbury Isom: Midway inquest: why the Japanese lost the Battle of Midway. Indiana University Press, 2007, ISBN 0-253-34904-4.
  • The Japanese Story Of The Battle Of Midway. Übersetzung, Office of Naval Intelligence, USN, 1947, OPNAV P32-1002.

Weblinks