Holtershausen

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Holtershausen
Stadt Einbeck
Wappen von Holtershausen
Koordinaten: 51° 52′ N, 9° 53′ OKoordinaten: 51° 51′ 41″ N, 9° 53′ 12″ O
Höhe: 228 m ü. NN
Einwohner: 67 (Okt. 2010)[1]
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 37574
Vorwahl: 05561

Holtershausen ist ein kleines Dorf und Ortschaft der Stadt Einbeck im Landkreis Northeim, besitzt die kleinste Feldmark im Einbecker Stadtgebiet und zählt heute nur etwa 70 Einwohner in 16 Wohnhäusern. Der Ortsname leitet sich vom Erstbeleg Haholdeshusen ab.[2]

Holtershausen (Blickrichtung Ost)

Geographie

Holtershausen liegt − zwischen Hannover und Göttingen − im Leinebergland zwischen den Höhenzügen Selter im Norden, Hube im Süden und Hils im Westen und hat Verbindung zu den Bundesstraßen B 3 und B 64. Das kleine Dorf befindet sich in einem kleinen Tal am Hang (Lietberg) des Höhenzuges Hube auf etwa 230 m ü. NN.

Geschichte

Holtershausen (Blickrichtung Nord-West)

Bereits im 8. Jahrhundert soll hier ein sächsischer Edelhof Haholdeshusen bestanden haben, welcher früher fälschlicherweise für den Ursprung von Bad Arolsen gehalten wurde.[3] Am 29. Juni 1148 taucht Haholdeshusen in einer Urkunde des Gandersheimer Stifts erneut auf, als Graf Hermann II. von Winzenburg 14 Hufen Land u.a. in Haholdeshusen und Brunessen (Brunsen) gegen die Burg Schildberg bei Seesen tauscht.[4] Als Zeugen werden in dieser Urkunde ein Hahold de Ruden und Hahold de Burnham aufgeführt.[5][6] Das Dorf wird somit früher eine Gründung oder im Besitz der Haholde gewesen sein (Behausung eines Hahold).[7]

Oberhalb von Holtershausen in dem Flurstück "In der Mönchelieth" befand sich einst ein Wirtschaftshof (Grangie) des Zisterzienser-Klosters Amelungsborn, welcher als der sog. Abtshof bekannt war. Der Ursprung dieses Abtshofes wird in dem Dorf bzw. der Wüstung Ratgodessen zu suchen sein, welches 1301 vollständig in den Besitz des Klosters kam.[8] Im Jahr 1385 erwarben Mönche des Augustiner-Klosters zu Einbeck zwei Hufe Land bei dem Sattelhof und Steinwerk in Holtershausen, von welchem heute nur noch Reste existieren. Am 24. August 1421 erhielten die Augustiner-Mönche von Hans von Minnigerode auch noch den Abtshof oberhalb von Holtershausen zu Lehen und bekamen ihn 1436 von ihm geschenkt.[9][10] Das Dorf Holtershausen wurde nachweislich in den folgenden Jahrzehnten Stück für Stück an das Einbecker Augustiner-Kloster verkauft und kam schließlich 1508 ebenfalls ganz in dessen Besitz.[5] Flurnamen wie Mönchelieth, Mönchsbreite und Möncheholz zeugen noch heute von dieser Vergangenheit.

Im Jahr 1543 kommt es zu einem aufwendigen Rechtsstreit zwischen Herzog Phillip I. und Burchard von Salder um das Dorf Holtershausen und den ehemaligen Abtshof nebst Zubehör.[11][12]

Die Entwicklung des Ortsnamens lässt sich von Haholdeshusen, Holdeshusen, Holdershusen bis Holtershausen (Schreibweise ab Anfang 18. Jahrhundert) urkundlich gut belegen.[13]

Der Ort bestand noch bis 1959 nur aus 7 Wohnhäusern und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten um weitere 9 Häuser und ein Dorfgemeinschaftshaus erweitert. Zu dem Dorf gehört ein Aussiedlerhof.

Holtershausen war die zweitkleinste selbständige Gemeinde im Herzogtum Braunschweig.

Bis 1974 behielt Holtershausen im Landkreis Gandersheim diese Selbständigkeit; erst anlässlich der Gemeindegebietsreform wurde der Ort am 1. März 1974 in die Stadt Einbeck eingemeindet und gehörte nun auch zum Landkreis Northeim[14].

Älteste bekannte Ortsansicht auf einer Postkarte von 1911
Erste farbige Ortsansicht auf einer kolorierten Postkarte um 1925

Politik

Ortsrat

Die Einbecker Ortschaften Bartshausen, Brunsen, Hallensen, Holtershausen, Naensen, Stroit, Voldagsen und Wenzen wählen einen gemeinsamen Ortsrat, den sogenannten Ortsrat Auf dem Berge.

Ortsbürgermeister ist Henning Bartelt (CDU). Ortsbeauftragter ist Marco Strohmeier. (Stand Mai 2013).

Wappen

Blasonierung: Im geteilten Schild oben in Blau drei silberne Mönche nebeneinander, unten in Gold ein fast bis zur Schildmitte hochgezogener blauer Dreiberg, belegt mit einem aus Feldsteinen gemauerten silbernen Ziehbrunnen einschließlich Eimer, der aus dem Schildfuß wächst.

Das Wappen, welches im Jahr 2000 eingeführt wurde, weist auf den ehemaligen Einfluss der Augustiner-Mönche hin, deren Wirken sich in Holtershausen von 1385 bis 1537 belegen lässt. Der Berg, hier aus grafischen Gründen als Dreiberg ausgebildet, ist das gemeinsame Zeichen der Dörfer „Auf dem Berge“. Die Tingierung wurde gewählt, um damit auf die ehemalige Zugehörigkeit zum Herzogtum Braunschweig hinzuweisen. Der Ziehbrunnen erinnert an einen 1991 bei Kanalbauarbeiten wiederentdeckten mittelalterlichen Brunnen mitten in der Dorfstraße, den man in völlig intaktem Zustand vorfand.[15]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehr in der Ortsmitte

Vereinsleben

Von etwa 1850 bis 2004 gab es eine Gastwirtschaft in Holtershausen. Die Freiwillige Feuerwehr, die 1955 gegründet wurde, und der „Kultur- und Heimatverein Holtershausen e.V.“ sind heute Hauptkulturträger im Dorf. Für die verschiedensten Veranstaltungen im Ort wird das Dorfgemeinschaftshaus und der Dorf- und Grillplatz in der Ortsmitte genutzt.

Die Mönchelieth

Mönchelieth

Oberhalb von Holtershausen befindet sich auf dem Lietberg (bis 287,7 m) die sogenannte Mönchelieth. Hier erinnert eine Schautafel an die Geschichte des Dorfes und die Bedeutung der Mönchelieth (siehe Abschnitt Geschichte) in früherer Zeit. Der Platz, den ein großes Holzkreuz ziert, wird regelmäßig für Gottesdienste genutzt. Vom Lietberg hat man einen schönen Überblick über die Umgebung.

Reste eines historischen Steinwerkes

In der Ortsmitte befinden sich Reste eines historischen Steinwerkes, welches sich urkundlich im Jahr 1385 nachweisen lässt.[16] Heute zeugen nur noch große Steinquader und Mauerreste von diesem einstigen steinernen Bauwerk, dass vor vielen Jahrhunderten das Ortsbild prägte. Eine dort angebrachte Infotafel erinnert an dieses Steinwerk und erklärt seine ehemalige Funktion.[17]

Infotafel an den Resten eines Steinwerkes

Hirschsprung

Zwischen Holtershausen und Greene, im Greener Wald, befindet sich der sog. Hirschsprung-Gedenkstein, der auf ein besonderes Ereignis bei einer herzöglichen Jagd im Jahr 1606 hinweist.

Sage

Holtershausen verbindet eine Sage mit der Kreisstadt Hameln im Weserbergland. In dem 1854 erschienenen Buch Niedersächsische Sagen und Märchen von Georg Schambach und Wilhelm Konrad Hermann Müller wird über einen Bauern aus Holtershausen berichtet, den ein Traum auf die Hamelner Brücke führt und so zu einem Schatz auf der Mönchelieth verhilft.[18][19] Das Interessante an dieser Sage ist, dass sich ein wahrer Kern im Jahr 1793 urkundlich belegen lässt.[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Einbeck: Einwohnerstatistik Oktober 2010 (PDF; 38 kB). Abgerufen am 22. März 2011.
  2. Casemir, Menzel, Ohainski: Die Ortsnamen des Landkreises Northeim. VRG, Bielefeld 2005 (S. 201) ISBN 3-89534-607-1
  3. Marianne Jedicke: Arolsen:...ein kleines Kunstwerk. 2. überarbeitete Ausgabe 2003 Hg. Waldeckischer Geschichtsverein e.V., Arolsen, 2003, (S. 7)
  4. Udo Strohmeier: Ortschronik von Holtershausen Einbeck-Holtershausen, 1998, Paperback (S. 4–5)
  5. a b Zeittafel der Ortsgeschichte Holtershausen
  6. Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 2, Münster 1839
  7. Siehe dazu: Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim. Zwissler, Wolfenbüttel 1910 (S. 456)
  8. Ortsgeschichte von Holtershausen
  9. Siehe dazu: Cal.Or 100 Einbeck, Augustiner Urkunde Nr.37 & Nr.56, 1421 und 1436 im Hauptstaatsarchiv Hannover
  10. Der Abtshof hinter der Hube in Einbecker Morgenpost vom 15.September 2012
  11. Urkunde NLA WO 26 Alt Nr.2051 von 1543
  12. Heimatforscher finden Belege für Abtshof bei Holtershausen in EINBECK CITY
  13. siehe oben :Casemir, Menzel, Ohainski: Die Ortsnamen des Landkreises Northeim (S. 201) & Ortshomepage Holtershausen
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 207.
  15. Klaus Gehmlich: Wappenbuch für den Landkreis Northeim. Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld 2001 (S. 93) ISBN 3-89720-496-7
  16. Cal.Or. 100 Augustiner Urkunde Nr.17 vom 12.März 1385 aus dem Staatsarchiv Hannover
  17. "Erinnerung an altes Steinwerk", in Einbecker Morgenpost vom 19.Juli 2014
  18. Niedersächsische Sagen und Märchen- Aus dem Munde des Volkes gesammelt, Schambach & Müller, Göttingen 1854 Seite 108
  19. /ref Weserbergland-Sagen, Der Schatzsucher auf der Weserbrücke, Podcast von Wolfhardt Schlaszus (MP3; 898 kB)
  20. Vergl. Staatsarchiv Wolfenbüttel Urkunde Nr. 28 Alt Nr.1711 Oberforstämter 1793/94