Hüttertal

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Koordinaten: 51° 7′ 19″ N, 13° 56′ 21″ O

Karte: Sachsen
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Hüttertal
Landschaftsschutzgebiet Hüttertal

Das Hüttertal in Sachsen befindet sich zwischen Wallroda und Radeberg und ist seit 1954 ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet (LSG). Es gehörte zu den ersten Schutzgebieten der DDR und mit einer Fläche von 54 Hektar auch zu den kleinsten.[1] Es liegt im Übergangsbereich vom Westlausitzer Hügel- und Bergland zum Schönfelder Hochland. Durch das Hüttertal fließt die Große Röder in Richtung Radeberg.

Allgemeines

Das Hüttertal ist ein etwa drei Kilometer langes und im Durchschnitt 150 bis 200 Meter breites Kerbsohlental, das die Große Röder im Laufe von Millionen Jahren in die felsige Landschaft zwischen Wallroda und Radeberg erodiert hat. An vielen Stellen des Tals gibt es offene Felshänge aus Granodiorit und Sedimentgesteinen. Zwei ehemalige Steinbrüche sind erkennbar. Entlang des Flusslaufes entwickelten sich sowohl Waldflächen (teils als naturnahe Auwälder) als auch Wiesen und Hochstaudenfluren. Der Fernwanderweg Lausitzer Schlange verläuft durch das Hüttertal. Die höchste Erhebung ist der Hutberg (296 Meter). Nördlich des Hüttertals befand sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts das Strankholz.

Das Hüttertal ist seit 2006 Teil des Europäischen Schutzgebietes Natura 2000 (zugehörig zum FFH-Schutzgebiet Rödertal oberhalb Medingen[2]) und unterliegt damit strengen natur- und vogelschutzrechtlichen Bestimmungen.

Natur

Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Hüttertal vorrangig als Weidefläche für Schafe benutzt und war daher fast baumlos. Nur vereinzelt wurden Baumpflanzungen von einigen Mühlenbesitzern vorgenommen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Hüttertal zum Volkspark umgewandelt, und erste großflächige Pflanzungen von Eichen, Platanen und Robinien wurden durchgeführt.

Flora

Große Röder im Hüttertal

Das Hüttertal besteht zu großen Teilen aus naturnahem Eichen-Hainbuchenwald. Außer den namensgebenden Baumarten wachsen Ulmen, Birken, Eschen, Linden, Erlen und Ahorne sowie Kiefern, Fichten und Weymouthskiefern. Durch die intensive Beweidung des Tals bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gibt es nur sehr wenige ältere Bäume.

Zwischen den Waldflächen sind einige besondere Wiesen zu finden. Neben Märzenbecherwiesen gibt es eine Orchideenwiese, auf der das Breitblättrige Knabenkraut, eine einheimische Orchideenart, größere Vorkommen aufweist. Diese Wiese ist als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Im Frühling sind viele Lichtungen mit Buschwindröschen bedeckt. Weitere schützenswerte Pflanzen des Hüttertals sind die Akeleiblättrige Wiesenraute, verschiedene Arten der Pestwurzen, der Wald-Gelbstern und das Scharbockskraut.

Der als Rödertalblume bezeichnete Sonnenhut wurde erst durch den Menschen in das Hüttertal eingeschleppt und ist somit als Neophyt zu betrachten. Ebenfalls neobiotisch ist das Drüsige Springkraut, welches auf Wiesen und Lichtungen sowie in locker bewachsenen Waldstücken sehr häufig zu finden ist.

Fauna

Weißstorch im Hüttertal

Im Hüttertal sind Rotfuchs, Reh, Feldhase, Eichhörnchen, Dachs, verschiedene Mausarten, Fledermäuse und Mauswiesel heimisch. Der Flusslauf der Großen Röder bietet Lebensraum für Fischotter, Libellen und einige Kröten- und Froscharten. An einigen Stellen des Waldes kommen Nashornkäfer und wilde Hornissen vor.

Die sehr artenreiche Vogelwelt (Avifauna) des Hüttertals bewirkte die Einstufung als Vogelschutzgebiet. Über 60 verschiedene Arten wurden gezählt. Die wichtigsten Großvögel sind Graureiher, Rotmilan, Mäusebussard und Weißstorch. Außerdem brüten Grünspecht, Buntspecht, Kleiber, Finken, Amseln, Meisen, Grasmücken, Zaunkönig und Waldsänger im Hüttertal. Zu den exotischsten Bewohnern zählen Eisvogel und Wasseramsel.

Schlossmühle

Im Jahr 1445 wurde die Schlossmühle Radeberg das erste Mal urkundlich erwähnt und ist damit die älteste Mühle der Stadt.[3] Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Schlosses Klippenstein. In der Wassermühle wurde bis ins Jahr 1996 Getreide zu Mehl gemahlen. Die Mühle gehört seit 2009 den Söhnen des letzten Müllers Günter Sonntag und wurde als Museumsmühle restauriert.[4] Das Mühlengebäude, die dazugehörige Scheune und der Mühlgraben stehen unter Denkmalschutz.[5]

Langbeinscher Garten

Blick in den Langbeinschen Garten

Ludwig Langbein, Radeberger Amtsmann und Vater des Dichters und Romanschriftstellers August Friedrich Ernst Langbein, errichtete nach dem Siebenjährigen Krieg eine Gartenanlage mit Springbrunnen, Lusthäuschen und Statuen im Hüttertal. Bei der Erbauung der Anlage wurden die Reste alter Gebäude gefunden, die als Quartiere für Jäger und Hundeställe benutzt wurden. Daran erinnern der Wegname Großer Hundestallweg entlang des Gartens sowie die Hundestallbrücke, eine Steinbogenbrücke über die Große Röder. Die Anlage befindet sich in Privatbesitz und steht unter Denkmalschutz.[5]

Knochenstampe

Als Knochenstampe wird umgangssprachlich die ehemalige Knochenmühle in der Nähe der Felsklippe Tote Frau bezeichnet. In der Mühle wurden Knochen für die Herstellung von Leim und Düngemittel zermahlen. Das Gebäude wurde 1860 vom Besitzer der Hüttermühle erbaut. Nach dem Ende der DDR wurde das verfallene Haupthaus der Mühle aufwändig saniert und dient seitdem als Wohngebäude. Das Haus steht zusammen mit einer davor befindlichen einbogigen Sandstein-Granit-Brücke unter Denkmalschutz.[5]

Hüttermühle

Altrabig

Altrabig

In den Bereich der jetzigen Hüttermühle lokalisieren Historiker die Wüstung Altrabig (andere Namen: Aldenradeberg und Altradeberg). Eine Legende besagt, dass es sich dabei um die Stadt Radeberg selbst gehandelt haben soll, bevor sie am jetzigen Standort erbaut wurde.[6] Die Siedlung war bereits vor 1349/50 aufgegeben worden, denn im Lehnbuch Friedrichs des Strengen, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, wird bereits vom verschwundenen Aldenradeberg geschrieben. Der Heimatforscher Alfred Meiche schrieb 1927 in seinem Mühlenbuch, er vermute den Standort der Altradeberger Mühle etwa an der Stelle der heutigen Hüttermühle. Die Flurstücke und Felder in diesem Teil des Hüttertals hießen früher Altradeberger Stücke und deuten somit ebenso auf die ehemalige Siedlung hin.

Schleifwerk

Für die Zeit von 1445 bis 1535 ist in den Aufzeichnungen der Einnahmen des Amtes Radeberg ein Schleifwerk nachgewiesen. Dabei handelte es sich um einen mit Wasserkraft angetriebenen Eisenhammer, eine sogenannte Hüttenmühle. Da solche Hammermühlen sehr viel Holzkohle bei der Verhüttung von Eisenerz verbrauchten, wurden im Radeberger Land zahlreiche Kohlenmeiler angelegt und beträchtliche Waldstücken abgeholzt. Die dadurch entstandenen Freiflächen wurden als Schafweiden genutzt. Regionale Geschichtsforscher deuten die Hammermühle als eine Rüstungs- oder Waffenschmiede. Diese Nutzung des Tals ist der Ursprung des Namens Hüttertal.

Walk-, Brett- und Lohmühle

In den Jahren 1590/91 wurde an der Stelle des alten Schleifwerks durch Blasius Lorentz die Hüttermühle errichtet. Die Wassermühle diente zunächst als Walkmühle.[7] Christian Zschiedrich baute die Mühle im 17. Jahrhundert zu einer Brettmühle um. Bekannte Besitzer der Mühle waren zum Beispiel Ernst Friedrich von Döhlau, Johann Christoph von Naumann und Gottfried Arnhold. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fungierte die Hüttermühle sowohl als Säge- als auch als Lohmühle. Auf dem Gelände wurden Pferde- und Kuhställe sowie weitere Wirtschaftsgebäude errichtet. Der Mühlenbetrieb wurde bis 1870 aufrechterhalten.

Gastronomie/Erholung

Hüttermühle

Die Hüttermühle erhielt 1877 das Schankrecht. Neben der Ausflugsgaststätte war vor allem der Mühlenteich beliebt, der im Sommer zum Gondeln und im Winter zum Eislaufen benutzt wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zum wirtschaftlichen Ruin der Gaststätte. Im Jahr 1973 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten am Gebäude der Mühle, am Teich und am umliegenden Gelände. Von der Mühlentechnik blieb ein Wasserrad an der vorderen Fassade des Hauses erhalten. Die Hüttermühle wurde fortan als Konsumgaststätte bis zum Ende der DDR betrieben. Zurzeit (Stand: Juli 2012) wird die Gaststätte privat bewirtschaftet und ist zeitweilig wieder für Wanderer und Besucher geöffnet. Geplant ist außerdem die Einrichtung eines Mühlenmuseums. Teile der Hüttermühle sowie der Mühlgraben stehen unter Denkmalschutz.[5]

Grünes Klassenzimmer

Im Herbst 2006 wurde durch den Förderverein Hüttertal Radeberg das Grüne Klassenzimmer am Hüttermühlenteich eingeweiht. Die Anlage ist mit überdachten Sitzgruppen, verschiedenen Schautafeln zur Flora und Fauna des Hüttertals, einer Feuerstelle, einem Lehmbackofen und einem Insektenhotel ausgestattet. Schulklassen, Exkursionsgruppen und anderen Interessierten wird so natur- und umweltorientiertes Wissen vermittelt.

Bogenschießanlage

Bogenplatz im Hüttertal

Auf einer Wiese in der Nähe der Hüttermühle errichtete der Radeberger Sport-Club (RSC.07) 1924 gemeinsam mit dem Mühlenwirt einen Sportplatz. Der Sportpark Hüttermühle wurde als Fußballplatz genutzt, die Hüttermühle profitierte dabei vor allem von den Zuschauern, die ihr zusätzlichen Umsatz verschafften.[8] Seit 1974 betreibt die Abteilung Bogenschießen des Radeberger Sportvereins auf dem Platz eine Bogenschießanlage. Auf dem Bogenplatz sind verschiedene Scheiben in allen Wettkampfweiten zwischen 30 und 90 Metern vorhanden. Für Kinder und Jugendliche gibt es einen separaten Bereich mit Scheiben in 15 bis 30 Meter Entfernung. Auf dem Gelände wurden bereits Bundesligapartien und Deutsche Meisterschaften ausgetragen.[9] Außerdem wird regelmäßig ein Nachtpokal unter Flutlicht veranstaltet. Die Anlage kann, mit Kunststofftieren ausgestattet, von 3D- und Jagdschützen benutzt werden. Im Jahr 2005 wurde das neue Vereinsheim neben der Anlage eingeweiht, nachdem das alte Gebäude 2003 einer Brandstiftung zum Opfer gefallen war.

Felixturm

Der Felixturm ist ein etwa 16 Meter hoher Turm auf dem Schafberg. Er wurde aus verwittertem Granit erbaut und befindet sich auf der Gemarkung Wallroda. Im Jahr 1824 errichtet, diente er von 1839 bis 1965 als Gastwirtschaft sowie zeitweilig als Sternwarte. Der Turm befindet sich heute in Privatbesitz und wird zum Amateurfunk genutzt.

Gedenksteine und -tafeln

Tote Frau

Felsklippe Tote Frau

An einer besonders markanten Felsformation in der Nähe der Knochenstampe erinnert eine Gedenktafel an einen tragischen Unfall. Die Botenfrau Christiane Müller aus Pulsnitz verirrte sich am 5. März 1756 in einem nächtlichen Schneesturm, stürzte die Felswand herunter und kam ums Leben. Im Volksmund trägt diese Felsklippe seitdem den Namen Tote Frau. Die erste Gedenktafel wurde direkt am Felsen angebracht. Sie stammte vom damaligen Müller der Schlossmühle und trug folgende Inschrift:

Die finst’re Nacht
hat mich her bracht.
Ich kam in Noth,
und fiel zu todt.

Der Förderverein Hüttertal Radeberg stellte 2007 eine neue Tafel auf.

Müller Gottfried Arnhold

Gedenkstein Müller Arnhold

Generalmajor Friedrich von Fröden ließ 1790 ein Denkmal für Johann Gottfried Arnhold (1721–1806), den Besitzer der Arnholdsmühle (der Hüttermühle, Mühlen wurden damals oft nach dem Besitzer benannt), errichten. Von Fröden war Besitzer des Vorwerks Friedrichstal bei Radeberg und würdigte auf diese Weise Arnholds bekannte gemeinnützige Gesinnung bezüglich der Stadt Radeberg und Umgebung. Das Denkmal aus Sandstein befindet sich gegenüber dem Hüttermühlenteich. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet:

„Dem Fleiße des guten Landwirtes und der Geschicklichkeit des Müllers Gottfried Arnhold zu seinem Andenken gewidmet von seinem Nachbarn H.L.B.v. Fröden, 1790“

Das Denkmal wurde im Laufe der Zeit mehrfach restauriert, zum Beispiel 1882 durch die Section Radeberg des Gebirgs-Vereins für die Sächsische Schweiz, in Zeiten der DDR durch die Heimatfreunde des Kulturbundes der DDR und im Jahr 2009 durch den Förderverein Hüttertal Radeberg.

Wegewart Helmut Müller

Eine Gedenktafel an der Brücke zur Hüttermühle erinnert an den Wegewart Helmut Müller (1925–2002). Der gelernte Uhrmachermeister war maßgeblich am Ausbau und an der Erhaltung des markierten Wanderwegnetzes im Radeberger Umland beteiligt.

Max Hinsche

Gedenktafel mit Sitzgruppe

Zum Andenken an den 1896 in Radeberg geborenen Naturforscher, Tierpräparator und Autor Max Hinsche wurde im Juli 2014 an der Zufahrt zur Hüttermühle eine Gedenktafel errichtet. Hinsche war zum Beispiel für das Museum für Tierkunde Dresden auf Expeditionen im Norden Kanadas und im Yukon, um Sammlungen von Säugetieren und Vögeln anzulegen. Die Tafel wurde vom Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm in Anwesenheit von Hinsches Tochter Annegret Borek eingeweiht. Daneben wurde durch den Radeberger Holzkünstler Dirk Hantschmann eine Sitzgruppe erbaut.[10][11]

Planetenwanderweg

Der Planetenwanderweg durch das Hüttertal hat zehn Stationen. Er wurde 1994 von einem Radeberger Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Freundeskreis der Sternwarte „Erich Bär“ eingerichtet und beginnt in Radeberg am Schloss Klippenstein mit der Station Sonne. In etwa maßstabsgetreuen Abständen folgen die Stationen der Planeten unseres Sonnensystems. Der Weg endet nach Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun mit dem Pluto. Da der Planetenweg vor 2006 angelegt wurde, ist Pluto als Station dabei, da er zu dieser Zeit noch als Planet klassifiziert war. Der Weg endet am Felixturm. Im Jahr 2006 wurden die Stationen des Weges restauriert.[12]

Veranstaltungen

Regelmäßige Veranstaltungen im Hüttertal sind neben geführten Wanderungen zum Beispiel das Backofenfest und das Kindersingen an der Hüttermühle. Außerdem wird regelmäßig die Aktion Sauberes Hüttertal durchgeführt, bei der Naturliebhaber und die Anwohner der umliegenden Orte aufgerufen sind, das Hüttertal von Müll und Unrat zu säubern.

Seit 2010 findet jedes Jahr der Hüttertallauf statt. Veranstalter ist der RC 1898 Radeberg. Dabei handelt es sich um einen Volkslauf über eine Distanz von 10 Kilometern. Der Start erfolgt auf dem Radeberger Marktplatz, die Strecke verläuft, vorbei am Schloss Klippenstein, durch das gesamte Hüttertal und endet im Stadtbad Radeberg. Die Streckenführung gibt der Veranstaltung die Charakteristik eines Crosslaufs. Seit 2011 können außerdem Teams mit je drei Personen, von denen mindestens ein Teilnehmer jünger als 14 Jahre alt sein muss, auf einer etwa zwei Kilometer langen Strecke um den Pokal der Großen Kreisstadt Radeberg laufen.[13] 2012 traten 160 Läufer beim Wettbewerb an.[14]

Förderverein Hüttertal Radeberg

Für den Schutz und die Pflege des Hüttertals wurde 2006 der Förderverein Hüttertal Radeberg e.V. gegründet. Hauptaufgabe des Vereins ist der Erhalt des Landschaftsschutzgebietes, zum Beispiel durch Säuberungs- und Instandhaltungseinsätze für das Wegenetz, die Denkmäler und die Talhänge. Außerdem organisiert der Verein die verschiedenen Veranstaltungen mit, betreibt das Grüne Klassenzimmer und erstellt Dokumentationen über das Hüttertal.

Anlässlich des Neujahrsempfangs des Radeberger Bürgermeisters 2011 wurde dem Förderverein Hüttertal Radeberg e.V. die Ehrenmedaille der Stadt Radeberg für Verdienste zum Wohle der Stadt verliehen. Hervorgehoben wurde unter anderem der Einsatz des Vereins bei der Beseitigung der Sturmschäden vom Mai 2010.[15][16]

Sonstiges

Eine Felsformation in der Nähe der Bogenschießanlage erinnert mit etwas Fantasie an die Form eines Elefantenkopfes und ist deshalb im Volksmund als Elefantenfelsen bekannt.

Am Abzweig des Wanderweges zum Felixturm befindet sich die sogenannte Mäuseburg. Es handelt sich dabei um einen großen alten Baumstamm, über den in der Bevölkerung zahlreiche Geschichten überliefert sind.

Brücke der S 177

Die im Dezember 2008 freigegebene Ortsumgehung Großerkmannsdorf/Radeberg der Staatsstraße 177[17] verläuft über eine Brücke durch das Hüttertal. Der Bau dieser Brücke war aufgrund der Einordnung des Hüttertals als europäisches Schutzgebiet an umfangreiche, den Naturschutz betreffende Auflagen gebunden und wurde besonders kritisch von der Öffentlichkeit verfolgt.[18]

In den 1920er Jahren suchte man in Radeberg nach einem Platz für einen neuen Friedhof, da die Bestattungskosten auf den vorhandenen für nicht kirchliche Einwohner deutlich höher waren als für Angehörige der Kirchen. Im Jahr 1929 legten der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, der Ausschuss für Friedhofskunst sowie der Bau-, der Finanz- und der Bestattungsausschuss dem Radeberger Stadtrat einen Vorschlag zur Einrichtung eines Urnenfriedhofs im Hüttertal vor. Der Friedhof sollte auf der Anhöhe zwischen der Schlossmühle und der Felsformation Tote Frau entstehen. Der Stadtrat stimmte dem Entwurf zu. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, welche vor allem die Glasindustrie in Radeberg zum Erliegen brachten und damit die finanziellen Mittel der Stadt aufbrauchten, verhinderten jedoch die Umsetzung des Vorhabens. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden die Pläne für den Urnenfriedhof verworfen.[19]

Unweit des jetzt von der Brücke überspannten Bereiches der Großen Röder befanden sich die ersten Badestellen Radebergs. Die Bereiche der Stauanlagen an den Mühlgräben wurden häufig von den Müllern und von den Anwohnern zu Badezwecken genutzt. Im Jahr 1868 wurden einfache Bretterverschläge als Umkleidekabinen erbaut und eine Badeanstalt für Männer und ältere Knaben eröffnet, 1883 wurde das erste Badehaus im Hüttertal eröffnet. Am Ende des 19. Jahrhunderts existierte ein Militärbadeplatz in der Nähe des Wehrs der Schlossmühle. Im Jahr 1913 eröffnete das Stadtbad Radeberg am heutigen Standort innerhalb der Stadt.

Skulptur Tornadomann

Der sogenannte Tornado am Pfingstmontag, dem 24. Mai 2010, richtete auch im Hüttertal schwere Schäden an. Viele Bäume wurden entwurzelt und ganze Waldabschnitte verwüstet. Die Hauptwanderwege konnten erst sechs Wochen nach dem Tornado wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden.[20] Der Holzkünstler Dirk Hantschmann aus Radeberg schuf zum Gedenken an dieses Naturereignis den Tornadomann. Dabei handelt es sich um eine Holzskulptur am Rand der Tornadoschneise, die aus dem verbliebenen Baumstumpf einer vom Sturm umgebrochenen Eiche gefertigt wurde. Außerdem erinnert eine massive Sitzgruppe aus Bruchholz auf einer Wiese zwischen Knochenstampe und Hüttermühle an das Unwetter.

Das Sächsische Altlastenkataster (SALKA) verzeichnet eine Fläche im Hüttertal in der Gemarkung Wallroda als Bodenbelastungsverdacht und weist auf einen ehemaligen Panzerübungsschießplatz hin.[21] Außerdem gab es in der Nähe der Hüttermühle einen Schießplatz für Kurzstreckenwaffen. Dieser wurde im Jahr 1894 aufgrund von Beschwerden über den Lärm und Gefahren durch Querschläger aufgegeben.

Literatur

  • Ingo Engemann: Willkommen in Hüttertal. „die Radeberger“ Heimatzeitung Verlags-GmbH, Radeberg 2009
  • Max Seurig: Geheimnisvolles Hüttertal: Ein besinnlicher Spaziergang durch die Röderaue. Druckerei & Verlag Hille, Dresden 2009, ISBN 978-3939025078.
  • Radeberger Kulturleben, Heimatschrift für Radeberg und Umgebung

Weblinks

Commons: Hüttertal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Übersicht über die LSG des Landes Sachsen. Abgerufen am 5. Juli 2012.
  2. Natura 2000. Abgerufen am 13. Juli 2012.
  3. Geschichte der Schlossmühle. Abgerufen am 16. Juli 2012.
  4. Internetseite der Schlossmühle mit Zeitungsartikeln über das Museum. Abgerufen am 16. Juli 2012.
  5. a b c d Denkmalliste der Stadt Radeberg. (PDF; 113 kB) Abgerufen am 5. August 2014.
  6. Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen. Arwed Strauch, Leipzig 1904, S. 16–18 (Digitaltext auf Wikisource).
  7. Die Hüttermühle auf der Internetseite der Stadt Radeberg. Abgerufen am 14. November 2013.
  8. Bertram Greve: Erinnerungen an 100 Jahre Radeberger Fußball. In: Große Kreisstadt Radeberg in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte (Hrsg.): Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte. Band 5, Radeberg, 2006.
  9. Internetseite der Abteilung Bogenschießen des Radeberger SV. Abgerufen am 15. Juli 2012.
  10. Bernd Lichtenberger: Hinsche-Gedenktafel im Hüttertal: Erinnerung an den in Radeberg geborenen Trapper. In: Dresdner Neueste Nachrichten, Ausg. 14. Juli 2014 (online).
  11. Karin Rodig: Im Hüttertal erinnert jetzt eine Gedenktafel an Max Hinsche. In: Wochenkurier, Ausg. 18. Juli 2014 (online).
  12. Planetenwanderweg, Sternwarte "Erich Bär" Radeberg. Abgerufen am 13. Juli 2012.
  13. Bericht über den Hüttertallauf bei Laufszene Sachsen. Archiviert vom Original am 12. April 2013; abgerufen am 24. Februar 2016.
  14. 3. Hüttertallauf war Knüller. sz-online.de, 11. Januar 2013, abgerufen am 5. März 2013 (kostenpflichtig).
  15. Ehrenurkunde und Ehrenplakette beim Radeberger Neujahrsempfang. In: die Radeberger, Ausg. vom 3. Februar 2011 (online).
  16. Ehrenurkunde und -medaille der Stadt Radeberg. Förderverein Hüttertal Radeberg e.V., abgerufen am 2. Juli 2014.
  17. Daten zur S177, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Abgerufen am 13. Juli 2012.
  18. Umweltbaubericht der Brückenbaufirma. Abgerufen am 24. Februar 2016.
  19. Bernd Rieprich: Radeberger Friedhöfe. In: Große Kreisstadt Radeberg in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte (Hrsg.): Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte. Band 6, Radeberg, 2008.
  20. Nach dem Tornado: Hauptwege im Hüttertal ab Sonnabend wieder freigegeben. In: Sächsische Zeitung. 7. Juli 2010, abgerufen am 13. Juli 2012.
  21. Sächsisches Altlastenkataster. Abgerufen am 13. Juli 2012.