Kantyschewo

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Dorf
Kantyschewo
Кантышево (russisch)
ТӀой-Юрт (inguschisch)
Föderationskreis Nordkaukasus
Republik Inguschetien
Rajon Nasran
Gegründet 1858
Frühere Namen Nartowskoje (1944–1957)
Bevölkerung 15.706 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums 520 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 87322
Postleitzahl 386120–386121
Kfz-Kennzeichen 06
OKATO 26 220 830 001
Geographische Lage
Koordinaten 43° 14′ N, 44° 39′ OKoordinaten: 43° 13′ 45″ N, 44° 38′ 30″ O
Kantyschewo (Europäisches Russland)
Kantyschewo (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Kantyschewo (Republik Inguschetien)
Kantyschewo (Republik Inguschetien)
Lage in Inguschetien
Liste großer Siedlungen in Russland

Kantyschewo (russisch Кантышево, inguschisch ТӀой-Юрт/Thoj-Jurt) ist ein Dorf (selo) in der Republik Inguschetien (Russland) mit 15.706 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Geographie

Der Ort liegt am Nordrand des Großen Kaukasus am rechten Ufer der Kambilejewka, eines rechten Nebenflusses des Terek. Kantyschewo gehört zum Rajon Nasran und liegt gut 10 Kilometer westlich von dessen Verwaltungszentrum, der Großstadt Nasran, sowie 15 Kilometer nordwestlich der neuen inguschetischen Hauptstadt Magas. Von beiden Städten ist Kantyschewo durch einen schmalen, sich weiter nach Norden erstreckenden Streifen Territoriums der Nachbarrepublik Nordossetien-Alanien getrennt. In Nordossetien-Alanien liegt auch knapp 10 km südwestlich von Kantyschewo die Stadt Beslan.

Geschichte

Aus dem weiter östlich gelegenen Dorf Surchachi stammende inguschische Bauern siedelten sich in der Gegend des heutigen Kantyschewo im Jahre 1812, nach anderen Angaben bereits um 1770 an. Der Ort selbst entstand 1858, als die bestehenden Einzelgehöfte und Kleinsiedlungen von den russischen Behörden zu einem Dorf zusammengefasst wurden. Es wurde nach dem ersten Dorfoberhaupt Ghantysch Thoj (ГӀантыш ТӀой) benannt, im Inguschischen nach dem Vornamen, im Russischen nach dem Patronym der russifizierten Form des Namens, Toi Kantyschewitsch Dolgijew.[2]

Bis in die 1890er-Jahre stand unweit des Ortes ein zwei Meter hoher Grab- oder Gedenkstein mit griechischer Inschrift, die seine Datierung auf das Jahr 1581 ermöglicht und auf die damalige Verbreitung des Christentums in dem Gebiet hindeutet. In Folge galt der Stein als verschollen, bis er 2008 in einem Magazin des Historischen Museums in Moskau wiedergefunden wurde.[3]

Im Zusammenhang mit der Deportation der Inguschen und Liquidation der Tschetscheno-Inguschischen ASSR erhielt das Dorf 1944 den ossetisch-russischen Namen Nartowskoje und wurde mit Osseten besiedelt. Nach Rückkehr der Inguschen ab 1957 wurde der alte Ortsname wiederhergestellt.[2]

Am 16. Februar 2005 sprengte sich in Kantyschewo der aus Kuwait oder Saudi-Arabien stammende, seit 2002 für die tschetschenischen Rebellen kämpfende Abu Zaid selbst in die Luft, nachdem er dort in seinem Versteck von russischen Sicherheitskräften umstellt worden war. Er galt als direkter Abgesandter der Al-Qaida und wurde der Beteiligung an der Geiselnahme von Beslan im September 2004 beschuldigt.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1979 5.694
2002 15.737
2010 15.706

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Wirtschaft und Infrastruktur

Hauptwirtschaftszweig ist die Landwirtschaft, vorwiegend Anbau von Mais und anderen Getreidearten.

Sowohl die Fernstraße M29, die von Pawlowskaja in der Region Krasnodar entlang dem Kaukasusnordrand zur aserbaidschanischen Grenze verläuft, als auch die Eisenbahnstrecke Beslan – Grosny – Gudermes umgehen Kantyschewo auf ihrem Abschnitt Beslan – Nasran in einigen Kilometern Entfernung südlich, auf dem Territorium Nordossetien-Alaniens. Dort liegt links des Flüsschens Kambilejewka, zwischen Kantyschewo und Bahnstrecke sowie Fernstraße, auch der Flughafen Wladikawkas-Beslan (ICAO-Code URMO, früher Militärflugplatz). Straßenanbindung an die M29 besteht über die östlich des Dorfes vorbeiführende Regionalstraße R296 Wladikawkas – Mosdok.

Einzelnachweise

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. a b Geschichte der Ortschaften Inguschetiens auf der Webseite für inguschische Sprache und Literatur ГӀалгӀай мотт („Inguschische Sprache“; inguschisch; russische Übersetzung des Abschnitts über Kantyschewo)
  3. Meldung auf der offiziellen Webseite der Republik Inguschetien vom 23. Dezember 2008 (russisch)
  4. Abu Zaid auf lenta.ru (russisch)