Kloster Vyšší Brod

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Oktober 2016 um 13:31 Uhr durch Divergent 2015 (Diskussion | Beiträge) (veraltetes raus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zisterzienserabtei Hohenfurth Cisterciácké opatství Výšší Brod
Abtei Hohenfurth/Vyšší Brod
Abtei Hohenfurth/Vyšší Brod
Lage Tschechien Tschechien
Böhmen
Liegt im Bistum Bistum Budweis
Koordinaten: 48° 37′ 14,3″ N, 14° 18′ 24,2″ OKoordinaten: 48° 37′ 14,3″ N, 14° 18′ 24,2″ O
Patrozinium Mariä Himmelfahrt
Gründungsjahr 1259
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1941
Jahr der Wiederbesiedlung 1991
Mutterkloster Wilhering
Primarabtei Morimond
Kongregation Österreichische
Zisterzienserkongregation

Die Kloster Vyšší Brod (lat. Abbatia B.M.V. de Altovado; [ˈvɪʃiː brot], tschechisch Vyšebrodský klášter, deutsch Abtei Hohenfurth, auch Hohenfurt) ist eine Zisterzienser-Abtei und befindet sich westlich der Einmündung der Větší Vltavice in die Moldau in der gleichnamigen Stadt Vyšší Brod (Hohenfurth) im Bezirk Krumau in Tschechien. Es wurde im 13. Jahrhundert gegründet und ist seit dem 13. Jahrhundert ein geistliches und kulturelles Zentrum Südböhmens.

Anfänge

Kloster Vyšší Brod

Das Zisterzienserkloster Hohenfurth wurde 1259 vom böhmischen Oberstmarschall Wok von Rosenberg gegründet und mit zwölf Mönchen aus dem Stift Wilhering bei Linz besiedelt. Der Überlieferung nach soll Wok das Kloster aus Dankbarkeit für seine Errettung aus den Fluten der Moldau errichtet haben. Als Gründungstag des Klosters gilt der 1. Juni 1259, an dem die Klosterkirche vom Prager Bischof Johann III. geweiht wurde. Während der Hussitenkriege wurde die Klosterkirche beschädigt, die Klostergüter verwüstet und mehrere Patronatskirchen zerstört.

Tafelgemälde aus dem Gemäldezyklus des Meisters von Hohenfurth

Um 1530 umfasste die Grundherrschaft der Abtei Hohenfurt die Märkte Hohenfurth und Höritz sowie 108 Dörfer. Im Dreißigjährigen Krieg musste das Kloster zahlreiche Einquartierungen und Plünderungen erdulden, und der Konvent war zeitweise in anderen Klöstern untergebracht. 1627 erhielt der Abt als infulierter Prälat Sitz und Stimme im böhmischen Landtag. Um 1650 gehörten zur Grundherrschaft entsprechend einer Steuerrolle drei Städtchen (Hohenfurth, Höritz und ein Teil von Priethal) sowie 103 Dörfer und 14 Weiler. Neben der eigentlichen Stiftsherrschaft Hohenfurth besaß das Kloster noch das Stiftsgut Komarzitz, das gesondert verwaltet wurde. Um diese Zeit übernahmen die Mönche zunehmend die Seelsorge in den Patronatspfarreien, da es an Diözesanpriestern mangelte. Am 17. Juni 1690 wurde das Kloster durch einen Brand stark beschädigt[1]. Im Josephinismus entging das Kloster nur knapp einer Aufhebung. 1786 wurde der Abt Hermann Kurz seines Amtes enthoben, die Aufnahme von Novizen verboten und der Großgrundbesitz teilweise aufgeteilt und verpachtet. 1789 wurden die Maßnahmen mit kaiserlicher Verfügung rückgängig gemacht und 1790 dem Kloster seine bisherigen Privilegien zuerkannt. Als Gegenleistung musste sich das Kloster verpflichten, vier bzw. später fünf Professoren für die Philosophische Lehranstalt und später an das deutsche Gymnasium in Budweis zu stellen. Diese Verpflichtung blieb bis 1921 bestehen.

Neuzeit bis 1848 und 19. Jahrhundert

Das Patronat über das Kloster und über die klösterlichen Besitzungen oblag bis 1611 den Herren von Rosenberg, danach für jeweils kurze Zeit Johann Zrínsky von Seryn, der ein Neffe des letzten Rosenberger Peter Wok von Rosenberg war, sowie den Kaisern Matthias und Ferdinand II. Ab 1622 lag das Patronat bei den neuen Besitzern der Herrschaft Krumau, den Herren von Eggenberg, und ab 1719 bei den Fürsten Schwarzenberg. Am 28. Februar 1822 gelang Abt Isidor Teutschmann die Loslösung von der Herrschaft Krumau. Damit übte das Kloster bis zur Aufhebung der Grundherrschaft im Revolutionsjahr 1848 die weltliche Herrschaft über das Klostergut und deren Einkünfte aus.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden unter Abt Leopold Wackarž, der 1891 zum Generalabt des Zisterzienserordens gewählt worden war, umfangreiche Baumaßnahmen vorgenommen, die sich auch auf die inkorporierten Pfarreien erstreckten. Sein Nachfolger Bruno Pammer († 1924) errichtete 1904 auf Klostergrund ein Elektrizitätswerk. Ab 1911 beteiligte sich das Kloster an Bau und Betrieb der elektrischen Eisenbahn, mit der die Gegend an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde.

Mit der nach der Gründung der Tschechoslowakei durchgeführten Bodenreform verlor das Kloster einen Teil seines Großgrundbesitzes zugunsten des neugegründeten Staates. Trotzdem konnte Abt Tecelin Jaksch die Renovierung der Klosterkirche und weiterer Kirchen und Pfarrhöfe veranlassen. Damit verschaffte er während der Inflation der Geldwährung des Jahres 1923 und der Massenarbeitslosigkeit der Jahre 1929 und 1930 vielen Menschen Arbeit und Brot.

Das Kloster während des Zweiten Weltkrieges

Eine größere Katastrophe für das Kloster folgte jedoch mit der Besetzung des Sudetenlandes nach dem Münchner Abkommen von 1938. Das Gebiet wurde politisch dem damaligen Gau Oberdonau und kirchlich der Diözese Linz angeschlossen. Bereits am 21. November 1939 wurde Abt Tecelin Jaksch wegen seiner loyalen Haltung zum tschechoslowakischen Staat verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe von einem halben Jahr verurteilt.[2] Im Januar 1939 übernahm ein vom Gau Oberdonau ernannter Regierungskommissar die Verwaltung des Klosters. Der für die Dauer der Abwesenheit des Abtes Jaksch vom Konvent zum Koadjutor gewählte Pater Dominik Kaindl verlor jeden Einfluss. Gerade um diese Zeit hatte das Kloster den höchsten Personalstand in seiner bis dahin fast 700-jährigen Geschichte und bestand aus 69 Mitgliedern. Am 17. April 1941 wurde das Kloster Hohenfurth schließlich von der Linzer Gestapo aufgehoben. Die wenigen noch anwesenden Mönche wurden auf die Stiftspfarreien verteilt. Bleiben durften P. Vinzenz Pils, der als Rentmeister für die Weiterführung der Buchführung zuständig war und P. Alois Martetschläger, der zunächst die Gottesdienste in der Klosterkirche weiterführen durfte. Die Klostergebäude dienten nun als Lager für deutsche Umsiedler aus Bessarabien und gegen Kriegsende als Reserve-Lazarett für die Wehrmacht. Von den 21 Ordensangehörigen, die zum Krieg eingezogen waren, fielen zehn. Bereits am 1. November 1942 starb Pater Engelbert Blochl, Pfarrer von Heuraffl, an Hunger und Misshandlungen im KZ Dachau.

Das Kloster in der Zeit des Kommunismus

Klosterkirche

Nach Kriegsende bemühte sich Abt Tecelin Jaksch intensiv um eine Rückkehr des Konvents und die rechtmäßige Rückgabe der Besitzungen. Der Bestand des Klosters schien gesichert zu sein, nachdem ihm die Rückkehr mit Unterstützung des ebenfalls zurückgekehrten Präsidenten Edvard Beneš gelang. Infolge der Beneš-Dekrete wurde aber die Mehrzahl der Klostergeistlichen zusammen mit der deutschen Bevölkerung vertrieben, so das nur ein kleiner Konvent übrig blieb, dessen Lage immer unhaltbarer wurde. Schon bald kam es zu Anfeindungen der kommunistisch beeinflussten Behörden, die den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten nicht nachstanden. Nach der Machtergreifung durch die Kommunisten im Februar 1948 verließ Abt Tecelin Jaksch am 26. Juli 1948 Vyšší Brod und fand Aufnahme im Stift Zwettl. Am 4. Mai 1950 folgte die Aufhebung des Klosters, in dem zuletzt nur noch zwei tschechische Mönche, drei Juniores, ein Novize und ein Laienbruder anwesend waren. Sie durften keine seelsorgliche Betätigung ausüben und wurden in das Internierungslager für Priester in das aufgehobene Kloster Osek verbracht. Im selben Jahr wurde der Hohenfurther Konventuale Matthäus Quatember zum Generalabt des Zisterzienserordens gewählt.

Nach 1950 dienten die Klostergebäude als Kaserne der Tschechoslowakischen Armee. Später wurden Grenzschutztruppen einquartiert, die für die Bewachung der nahen österreichischen Grenze, den sogenannten Eisernen Vorhang, benötigt wurden. Schließlich standen die Klostergebäude leer und wurden teilweise dem Verfall preisgegeben.

Stift Rein-Hohenfurth

Der letzte Hohenfurther Abt Tecelin Jaksch wurde 1949 zum Apostolischen Administrator von Stift Rein ernannt. Nach dessen Tod am 23. Mai 1954 versuchte der letzte Pfarrer und Dekan von Hohenfurth, P. Nikolaus Lonsing, als „Prior regens“ eine Neugründung des Hohenfurther Konvents im ehemaligen Kapuzinerkloster in Schillingsfürst in Mittelfranken. Da sich der Konvent dort nicht entwickeln konnte und das Generalkapitel des Zisterzienserordens schon 1958 eine Vereinigung der Konvente von Rein und Hohenfurth vorgeschlagen hatte, wurde die Neugründung 1959 wieder aufgehoben. Die Ordensangehörigen kehrten nach Rein zurück, wo am 7. Oktober 1959 die Vereinigung unter der Bezeichnung „Stift Rein-Hohenfurth“ zustande kam. Damit übernahm das Stift die Verpflichtung, die Abtei Hohenfurth wieder zu besiedeln, sobald sich dazu eine Möglichkeit ergab.

Neuanfang nach 1989

Nach der politischen Wende von 1989 konnten zwei Patres nach Vyšší Brod zurückkehren, wo sie sich um eine Erneuerung des klösterlichen Lebens bemühen. Dabei wurden sie mit materieller Hilfe aus Österreich, vor allem aus dem Stift Heiligenkreuz unterstützt. 1991 wurde die Bibliothek restituiert.

Die Besucher des Stiftes können an Gottesdiensten teilnehmen und die gotische Kirche, den Kreuzgang, den Kapitelsaal, die Barockbibliothek und eine Reihe von Kunstgegenständen in Ausstellungen der Stiftssammlungen besichtigen.

Im Jahr 2011 nutzten die Mönche von Vyšší Brod die im Motu Proprio „Summorum Pontificum“ von 2007 vorgesehene Möglichkeit und kehrten zur außerordentlichen Form der Heiligen Messe sowie zu den alten Gebräuchen, die bis 1962 Geltung hatten, zurück. [3]

Der Prior-Administrator des Stiftes ist seit 2007 Justinus Berka. Im Jahr 2013 wohnten in Hohenfurth sieben Mönche.[4]

Klosterkirche

Grundriss der Klosterkirche
Hauptorgel, Leop. Breinbauer, 1892, linker Teil

Die ursprünglich hölzerne Klosterkirche Mariä Himmelfahrt wurde 1259 geweiht und zwischen 1270 und 1280 aus Stein errichtet. Erst zwischen 1360 und 1370 konnte das Gewölbe der dreischiffigen Kirche vollendet werden.

Vor 1347 stiftete Peter I. von Rosenberg für den Hauptaltar einen Gemäldezyklus mit neun Bildern aus dem Leben Christi. Er wurde vom Meister von Hohenfurth geschaffen und befindet sich seit 1938 in der Nationalgalerie Prag. Dort wird auch das bekannte gotische Tafelbild der Madonna von Hohenfurth ausgestellt, das 1384 erstmals erwähnt wurde.[5]

Die spätgotischen, geschnitzten Flügelaltäre des hl. Rochus und der hl. Barbara entstanden 1524–1525. Der architektonische Hauptaltar im Stil des Frühbarock wurde 1644–1646 errichtet. In den Jahren 1830–1862 und 1878–1882 sowie Ende der 1920er Jahre und wieder nach 1989 erfolgten Umbauten und Renovierungen der Klosterkirche, die Orgeln stammen von Orgelbau Breinbauer, Ottensheim.

Die Klosterkirche diente 1262–1611 als Grablege der Herren von Rosenberg. Das Epitaph wurde im Auftrag des Stiftkapitels 1622–1629 geschaffen.

Weitere Klostergebäude

  • Der Kapitelsaal entstand 1285–1300,
  • der Kreuzgang wurde 1360–1380 geschaffen und
  • das Refektorium sowie das Dormitorium 1385.
  • Die 1757 erbaute Klosterbibliothek wurde Anfang des 19. Jahrhunderts mit Deckenmalereien ausgeschmückt.

Wissenschaftliche Bedeutung

Im 19. Jahrhundert erlebte das Kloster eine wissenschaftliche Blütezeit. P. Maximilian Millauer verfasste zahlreiche theologische und historische Werke und wirkte als Dozent an der Karlsuniversität, wo er 1834 das Amt des Rektors bekleidete. P. Siegfried Kühweg verfasste den „Codes diplomaticus monasterii Altovadensis 1259–1844“, auf dem das später von Matthias Pangerl herausgegebene „Urkundenbuch des Zisterzienserstiftes B. Mariae Virginis zu Hohenfurth in Böhmen“ basierte, das 1865 als Band XXIII. der „Fontes rerum austriacarum“ veröffentlicht wurde. Das vom späteren Direktor des Stiftsgymnasiums Valentin Schmidt um 1900 veröffentlichte „Urbar des Klosters Hohenfurth von 1524“ ist eine wichtige Quelle für Heimat- und Familienforscher.

Klosterbibliothek

Die Klosterbibliothek hat einen reichen Altbestand, der bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht.[6] Sie war ab 1950 der Staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek in Budweis (České Budějovice) zugeschlagen und wurde 1991 dem Stift zurückgegeben.

Von besonderer Bedeutung sind das Hohenfurter Liederbuch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (Ms. 8b), die Liederhandschrift Ms. 42 von 1410 und die Handschrift Ms. 28 mit der ältesten Fassung des Quempas.

Äbte

Siehe: Liste der Äbte von Hohenfurth

Literatur

  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 329). Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 195–196.
  • Václav Bok: Literaturpflege im Kloster Vyšší Brod/Hohenfurt vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. In: Anton Schwob, Karin Kranich-Hofbauer (Hrsg.): Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter. Das Skriptorium der Reiner Mönche (= Jahrbuch für internationale Germanistik. Reihe A: Kongressberichte. Bd. 71). Beiträge der Internationalen Tagung im Zisterzienserstift Rein, Mai 2003. Lang, Bern u. a. 2005, ISBN 3-03-910416-0, S. 179–191.
  • Burgen,Stifte und Schlösser Regionen Waldviertel, Donauraum, Südböhmen, Vysočina, Südmähren ISBN 978-3-9502262-2-5, S. 114 f

Weblinks

Commons: Vyšší Brod Monastery – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.komarice.cz/index.php?nid=713&lid=cs&oid=1272870
  2. Jiří Kohout: Tecelin Jaksch (1885–1954). Abt von Hohenfurt in bewegten Zeiten. In: Analecta Cisterciensia. Bd. 57, 2007, S. 99–194.
  3. (http://www.summorum-pontificum.de/meldungen/europa/135-zisterzienser-kehren-zum-alten-ritus-zurueck.html)
  4. Kirchenzeitung, 15.01.2013
  5. Abt Etezelin – Leben. klaster.vyssibrod.cz (deutsch)
  6. Raphael Pavel: Beschreibung der im Stifte Hohenfurt befindlichen Handschriften. In: Die Handschriften-Verzeichnisse der Cistercienser-Stifte Reun in Steiermark, Heiligenkreuz-Neukloster, Zwettl, Lilienfeld in Nieder-Wilhering und Schlierbach in Ober-Österreich, Ossegg und Hohenfurt in Boehmen, Stams in Tirol. Band 2: Wilhering, Schlierbach, Ossegg, Hohenfurt Stams (= Xenia Bernardina 2, 2). Hölder, Wien 1891, S. 165–461 Digitalisat.