La Bête (2023)

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Film
Titel La Bête
Produktionsland Frankreich, Kanada
Originalsprache Französisch, Englisch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 146 Minuten
Stab
Regie Bertrand Bonello
Drehbuch Bertrand Bonello,
Guillaume Bréaud,
Benjamin Charbit
Produktion Xavier Dolan,
Justin Taurand
Musik Bertrand Bonello,
Anna Bonello
Kamera Josée Deshaies
Schnitt Anita Roth
Besetzung

La Bête (internationaler englischsprachiger Titel The Beast) ist ein französisch-kanadischer Science-Fiction-Film von Bertrand Bonello, der lose auf einer Kurzgeschichte von Henry James basiert. Der Film mit Léa Seydoux in der Hauptrolle, die ihre DNA reinigen lassen will, um sich von der Last intensiver Gefühle zu befreien, feierte im September 2023 bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig seine Premiere, wurde im gleichen Monat beim Toronto International Film Festival gezeigt und soll Ende Februar 2024 in die französischen Kinos kommen.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2044. Die Menschen bewegen sich nur noch mit Gasmasken durch das leergefegte Paris. Es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, weil eine KI nicht nur alle gesellschaftlichen Fragen bestimmt, sondern viele Aufgaben auch direkt selbst erledigt und die Verteilung der übrigen Arbeit übernimmt.

Gabrielle, die für die Temperaturprüfung von Schaltkreisen zuständig ist, hätte lieber einen anspruchsvolleren Job. Dafür müsste sie jedoch zunächst ihre DNA „reinigen“ lassen, da in dieser Welt Emotionen zu einer Bedrohung geworden sind, hindern sie die Menschen doch daran, vollkommen rationale und damit KI-konforme Entscheidungen zu treffen. Bei dem Prozess versetzt sie eine Maschine in ihre früheren Leben zurück, um sie mögliche Traumata verarbeiten zu lassen.

Ihre Reinigung beginnt im Jahr 1910, kurz vor der großen Flut. Gabrielle lebt in Paris, ist mit einem wohlhabenden Puppenfabrikanten verheiratet, der Puppen aus Kunststoff fertigt, und verkehrt als brillante Pianistin mit einem Faible für Arnold Schönberg in den vornehmen Kreisen der Gesellschaft. Im Jahr 2014 ist Gabrielle Model und Schauspielerin und arbeitet in Los Angeles. Immer wieder begegnet sie dabei Louis Lewinsky.[1][2][3][4]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Vorlage und Filmstab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich bei dem Film um eine freie Adaption der Kurzgeschichte The Beast in the Jungle von Henry James.[5] Patric Chiha verfilmte im gleichen Jahr unter dem Titel Das Tier im Dschungel die gleiche Kurzgeschichte von James.

Regie führte Bertrand Bonello[6][7], der gemeinsam mit Guillaume Bréaud und Benjamin Charbit auch das an der Prämisse der Kurzgeschichte von James orientierte Drehbuch schrieb.[1] Bei La Bête handelt es sich um den neunten Spielfilm des französischen Regisseurs.[8] Charbit arbeite zuletzt an den Drehbüchern für das Filmdrama Gagarin – Einmal schwerelos und zurück von Fanny Liatard und Jérémy Trouilhund und die Filmkomödie Lieber Antoine als gar keinen Ärger von Pierre Salvadori, Bréaud für Eine fatale Entscheidung von Xavier Beauvois, Ein gefährliches Leben von Thierry de Peretti und Des Apaches von Nassim Amaouche.

Besetzung und Dreharbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Léa Seydoux spielt Gabrielle und war bereits in Bertrand Bonellos Saint Laurent in einer Hauptrolle zu sehen

Léa Seydoux spielt in der weiblichen Hauptrolle Gabrielle[9] und George MacKay in der männlichen Louis Lewinsky. Der Brite lernte für die Rolle eigens Französisch.[10] Seine Figur ist an Elliot Rodger angelehnt, der im Jahr 2014 als 22-Jähriger beim Amoklauf von Isla Vista in der Nähe des Campus der University of California in Santa Barbara sechs Menschen und später sich selbst tötete. Auch ein Gespräch zu Beginn des Films ist Rodgers 141 Seiten umfassendem „Manifest“ mit dem Titel My Twisted World: The Story of Elliot Rodger (engl. für „Meine verkehrte Welt: Die Geschichte des Elliot Rodger“) entlehnt.[11] In dem im Jahr 2044 spielenden Teil des Films ist Guslagie Malanda als „Poupée Kelly“ zu sehen, die sich mit Gabrielle anfreundet.[4] Elina Löwensohn spielt die Wahrsagerin, an die sich Gabrielle im Jahr 1910 wendet. In dem im Jahr 2014 spielenden Teil des Films hat die Schauspielerin und Moderatorin des US-amerikanischen Podcasts „Red Scare“ Dasha Nekrasova einen Cameo-Auftritt als Dakota.[12]

Die Dreharbeiten wurden im August 2022 in Paris begonnen.[1][13] Als Kamerafrau fungierte Josée Deshaies, mit der Bonello bereits für mehrere seiner Filme zusammenarbeitete, so für Der Pornograph, Haus der Sünde und Saint Laurent. Zuletzt war sie für Memory Box von Joana Hadjithomas und Khalil Joreige und Passages von Ira Sachs tätig.

Filmmusik und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Filmmusik schrieb der Regisseur gemeinsam mit seiner Tochter Anna Bonello.[14] Als ständige Hintergrundmusik verwendet der Film ein Lied von Roy Orbison, das in einem Karaoke-Kanal läuft, den Gabrielle hört.[12] Das Soundtrack-Album soll am 7. Februar 2024 von Love Theme Music als Download veröffentlicht werden.[15]

Die Weltpremiere fand am 3. September 2023 bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig statt, wo der Film in den Hauptwettbewerb eingeladen wurde. Zuvor war La Bête vom Filmfestival von Cannes abgelehnt worden.[16] Ebenfalls im September 2023 wurde er beim Toronto International Film Festival und beim Bucharest International Film Festival vorgestellt.[17][18] Anfang Oktober 2023 wurde der Film beim Filmfest Hamburg im Programmformat „Gegenwartskino im Fokus“ gezeigt.[19] Ebenfalls im Oktober 2023 wurde er beim London Film Festival, beim New York Film Festival und beim Busan International Film Festival gezeigt.[20][21][22] Am 28. Februar 2024 soll La Bête in die französischen Kinos kommen.[23] Im März 2024 wird der Film beim Glasgow Film Festival gezeigt.[24] Am 5. April 2024 kam er unter dem Titel The Beast in die US-Kinos.[15]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 86 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,2 von 10 möglichen Punkten.[25] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 84 von 100 möglichen Punkten.[26]

David Ehrlich schreibt in seiner Kritik bei IndieWire, Regisseur Bertrand Bonello habe erkannt, dass Léa Seydoux‘ Schönheit zu außergewöhnlich ist, um veränderlich zu sein, weshalb er sie zur einzigen Konstante in einem Film gemacht habe, der immer wieder die Distanz zwischen Menschen und ihren Ängsten zeigt. Gabrielle sei die einzige Figur im Film, deren Gefühlsleben linear ist, auch wenn sie mit jeder weiteren Inkarnation lernt, wie verletzlich sie ist. George MacKay Figur weise sich nicht durch deren Stasis, sondern durch seine Wandelbarkeit aus und entwickele sich von einem Opfer zu einem von Gabrielle erschaffenen Monster. Einmal trete Louis als schneidiger Gentleman auf, dann als furchterregender Soziopath und dann wieder als ein völliges Unschuldslamm.[11]

Regisseur Bertrand Bonello

Christoph Petersen von Filmstarts schreibt in seiner Kritik, The Beast sei ein durch und durch verkopfter Film, in dem die Gefühle konsequent auf Sparflamme köcheln und dem sich die Schauspieler mit ihren Performances anpassen. Der Film entwickele sich zunehmend fast zum Slasher-Horror, nur dass Bonello weiterhin mit surrealen Störeffekten wie sich plötzlich in Dauerschleife wiederholenden Einstellungen arbeitet, wodurch man einen Hauch von Funny Games spüre. Auch bemerkt Petersen das Integrieren von Szenen aus der Jackass-Parodie Trash Humpers von Spring-Breakers-Regisseur Harmony Korine. So würden die möglichen Interpretationsmöglichkeiten exponentiell immer weiter anwachsen, und letztlich sei The Beast ein zu gleichen Teilen faszinierendes und frustrierendes, aber dafür garantiert einmaliges Leinwanderlebnis.[3]

Peter Bradshaw schreibt im Guardian, der Film sei nur in einem sehr indirekten Sinne jamesianisch. Die Welt dieses Films ähnele vielmehr der schönen neuen von Huxley oder der ertrunkenen von Ballard, und habe etwas von dem von Douglas Coupland beschriebenen Niedergang menschlicher Gefühle in der Zukunft. Ein wenig orientiere sich Bonello bei seiner Arbeit an David Lynchs Mulholland Drive und Michael Hanekes Funny Games, und die aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bestehende, dreiteilige Struktur habe er womöglich von Jia Zhangkes futuristischer Parabel Mountains May Depart übernommen.[4]

Jordan Mintzer schreibt in The Hollywood Reporter, wie bei Saint Laurent und den anderen Filmen des Regisseurs beweise Bonello auch bei The Beast sein handwerkliches Können und hebt ebenso die stilvolle Innenausstattung der Szenenbildnerin Katia Wyszkop und die fließende, das Seitenverhältnis wechselnde Arbeit von Kamerafrau Josée Deshaies hervor.[12]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bordeaux International Independent Film Festival 2023

  • Nominierung im Contrebande Competition[27]

Festival international du film de La Roche-sur-Yon 2023

  • Special Jury Prize im Internationalen Wettbewerb[28]

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2023

Semana Internacional de Cine de Valladolid 2023

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henry James: The Beast in the Jungle. Veröffentlicht in The Better Sort, Methuen London / Scribners New York, 1903.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Fabien Lemercier: Bertrand Bonello is shooting 'The Beast'. In: cineuropa.org, 22. August 2022.
  2. Things to come. In: Filmdienst, 12. Januar 2023.
  3. a b Christoph Petersen: The Beast: „Lost Highway“ im KI-Zeitalter. In: filmstarts.de. Abgerufen am 4. September 2023.
  4. a b c Peter Bradshaw: The Beast review – Léa Seydoux’s audacious drama throbs with fear. In: The Guardian, 3. September 2023.
  5. "Beau is Afraid", "Killers of the Flower Moon", "Zone of interest"... Les grandes attentes chaos de 2023. In: chaosreign.fr, 3. Januar 2023. (französisch)
  6. Rose Baldous: On en sait plus sur les prochains films de Sophie Letourneur et Bertrand Bonello. In: lesinrocks.com, 20. Januar 2021. (französisch)
  7. Bertrand Bonello arbeitet an "La bête". In: Blickpunkt:Film, 22. Januar 2021.
  8. Fabien Lemercier: Bertrand Bonello is shooting 'The Beast'. In: cineuropa.org, 22. August 2022.
  9. Antoine Desrues: La Bête: Léa Seydoux dans un slasher futuriste pour Bertrand Bonello. In: ecranlarge.com, 1. Februar 2021. (französisch)
  10. https://www.moviebreak.de/film/la-bete
  11. a b David Ehrlich: 'The Beast' Review: Léa Seydoux and George MacKay Are Star-Crossed Lovers in Bertrand Bonello’s Magnificent Sci-Fi Epic. In: indiewire.com, 3. September 2023.
  12. a b c Jordan Mintzer: 'The Beast' Review: Lea Seydoux and George MacKay in Bertrand Bonello’s Creepy, Conceptual Time-Tripping Saga. In: The Hollywood Reporter, 3. September 2023.
  13. Foto (Memento vom 27. August 2022 im Webarchiv archive.today)
  14. Tim Caspar Boehme: Den Kampf gegen die KI verlieren. In: taz.de, 5. September 2023.
  15. a b 'The Beast' ('La Bête') Soundtrack Album Details. In: filmmusicreporter.com, 1. Februar 2024.
  16. Ryan Lattanzio: Cannes Rejected Bertrand Bonello’s ‘The Beast’ — It’s Now Venice’s Boldest Movie. In: indiewire.com (abgerufen am 6. September 2023).
  17. The Beast. In: tiff. net. Abgerufen am 16. August 2023.
  18. The Bucharest International Film Festival gears up for its 19th edition. In: cineuropa.org, 14. September 2023.
  19. Barbara Schuster: Alice Rohrwacher und Bertrand Bonello in Reihe „Gegenwartskino im Fokus“. In: Blickpunkt:Film, 30. August 2023.
  20. Full programme announced for 67th BFI London Film Festival. In: bfi.org.uk, 31. August 2023.
  21. Rebecca Rubin: New York Film Festival Unveils 2023 Lineup: ‘Zone of Interest,’ ‘Poor Things,’ ‘Anatomy of a Fall’ and More. In: Variety, 8. August 2023.
  22. Selection List 2023. In: biff.kr. Abgerufen am 6. September 2023.
  23. A Venise, Bertrand Bonello filme les vies antérieures de Léa Seydoux, dans «La Bête». In: Le Monde, 5. September 2023. (französisch)
  24. The Beast. In: glasgowfilm.org. Abgerufen am 24. Januar 2024.
  25. The Beast. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 24. Januar 2024.
  26. The Beast. In: Metacritic. Abgerufen am 5. April 2024.
  27. Fabien Lemercier: Independent cinema basks in the spotlight in Bordeaux. In: cineuropa.org, 17. Oktober 2023.
  28. https://cineuropa.org/en/newsdetail/451651
  29. Alfonso Rivera: Laura Ferrés wins Seminci's Golden Spike with 'The Permanent Picture'. In: cineuropa.org, 30. Oktober 2023.