Kreis Saatzig
Der Landkreis Saatzig, benannt nach der Burg Saatzig, war ein preußischer Landkreis in der Provinz Pommern, der von 1818 bis 1945 bestand. Sitz der Verwaltung war in Stargard in Pommern. Das Gebiet entspricht heute in etwa dem Nordteil des polnischen Powiat Stargardzki.
Der Landkreis Saatzig umfasste am 1. Januar 1945:
- die vier Städte Freienwalde in Pommern, Jacobshagen, Nörenberg und Zachan
- 92 weitere Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Januar 1818 der Kreis Saatzig im Regierungsbezirk Stettin in der Provinz Pommern. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Stadt Stargard in Pommern. Im Raum um Nörenberg wurde dabei Gebiet einbezogen, das bis 1816 nicht zu Pommern, sondern zur Neumark gehörte.
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Zum 1. April 1901 schied die Stadtgemeinde Stargard in Pommern aus dem Kreis Saatzig aus und wurde eine kreisfreie Stadt.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Saatzig entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Saatzig entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folge wurden die deutschen Ortsnamen durch polnische Ortsnamen ersetzt.
Landräte
- 1818–1841: Ludwig von der Marwitz
- 1841–1851: von Waldow
- 1851–1865: Wilhelm Palm (1811–1876)
- (..)
- 1874–1889: Adolf von Nickisch-Rosenegk (1836–1895)
- 1889–1899: von Glasow
- 1899–1919: Klaus von Loos (1862–1919)
- 1920–1945: Paul Windels (1883–1970)
Kommunalverfassung
Die Landkreis Saatzig gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Freienwalde in Pommern, Jacobshagen, Nörenberg, Stargard in Pommern und Zachan, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Bevölkerung
Im Jahr 1925 wurden im Kreis Saatzig 43.692 Einwohner gezählt, von denen 42.084 Evangelische, 573 Katholiken, 633 Angehörige von Freikirchen und 148 Juden waren.[1] Im Jahr 1933 wurden 44.492 Einwohner gezählt.[2]
Verkehr
Schon 1846 führte die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecke von Stettin bis zur Kreisstadt Stargard >111.0<. Im folgenden Jahr schloss sich in Richtung Arnswalde - Kreuz die Stargard-Posener Eisenbahn-Gesellschaft an >116.c<. In Richtung Köslin in Hinterpommern führte 1859 die Strecke der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft weiter >111.0<.
Nach einer längeren Pause wuchs das Netz wieder, als im Jahre 1882 die Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft ihren Betrieb aufnahm >116.a<.
Weitere Strecken schlossen ab 1895 die Lücken im Eisenbahnnetz des Kreises:
Die Preußische Staatsbahn verband Wulkow mit Kallies >115.a<.
Im selben Jahr durchzog die AG Saatziger Kleinbahnen mit ihrer ersten Meterspurstrecke den Kreis von Stargard über Trampke bis Zamzow, wo es 1897 in östlicher Richtung bis Janikow weiterging >113.j<. Eine zweite Linie zweigte 1895 in Alt Damerow nach Daber ab >113.j²<. Die dritte Linie von Kashagen nach Klein Spiegel Gut kam 1896 hinzu >113.j³<, sodass nun ein Kleinbahnnetz von über 100 km im Kreis vorhanden war.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
Amtsbezirke
Im Jahr 1932 gab es im Landkreis Saatzig 26 Amtsbezirke:
- Amt Alt Damerow
- Amt Alt Storkow
- Amt Ball
- Amt Falkenwalde
- Amt Groß Silber
- Amt Hansfelde
- Amt Kannenberg
- Amt Klein Lienichen
- Amt Kunow a./Straße
- Amt Marienfließ
- Amt Mulkenthin
- Amt Pansin
- Amt Pegelow
- Amt Pützerlin
- Amt Rahnwerder
- Amt Ravenstein
- Amt Saatzig
- Amt Schöneberg
- Amt Steinhöfel
- Amt Suckow a./Ihna
- Amt Temnick
- Amt Uchtenhagen
- Amt Vehlingsdorf
- Amt Voßberg
- Amt Zamzow
- Amt Zeinicke
Kommunale Verwaltungseinheiten 1932
Im Jahr 1932 gab es im Landkreis Saatzig vier Städte und 92 Landgemeinden:
- Städte
- Landgemeinden
- Albertinenhof
- Alt Damerow
- Alt Storkow
- Altenwedel
- Altheide
- Ball
- Barskewitz-Gollin
- Beweringen
- Braunsforth
- Bruchhausen
- Brüsewitz
- Buchholz
- Butow
- Büche
- Dahlow
- Dingelsberg
- Falkenwalde
- Friedrichsfelde
- Gabbert
- Goldbeck
- Grassee
- Groß Mellen (nicht mehr existent)
- Groß Schlatikow
- Groß Silber
- Gräbnitzfelde
- Güntersberg
- Hansfelde
- Jakobsdorf
- Kannenberg
- Karkow
- Karlsthal
- Kashagen
- Kempendorf
- Kietzig
- Kitzerow
- Klein Lienichen
- Klein Schlatikow
- Klein Spiegel
- Klempin
- Konstantinopel
- Kremmin
- Kunow a./Straße
- Langenhagen
- Lenz
- Lübow
- Marienfließ
- Marienhagen
- Moderow
- Mulkenthin
- Müggenhall
- Neu Damerow
- Pansin
- Pegelow
- Pützerlin
- Rahnwerder (nicht mehr existent)
- Ravenstein
- Rehwinkel
- Roggow
- Rossow
- Saarow
- Saatzig
- Sassenburg
- Sassenhagen
- Schwanenbeck
- Schwendt
- Schönebeck
- Schöneberg
- Seefeld
- Silbersdorf-Woltersdorf
- Steinhöfel-Nöblin (mit Krug und Vorwerk Glashagen)
- Stolzenhagen
- Storkow
- Sukow a./Ihna
- Temnick
- Tolz
- Tornow
- Trampke
- Treptow
- Uchtenhagen
- Vehlingsdorf
- Voßberg
- Wedellsdorf (nicht mehr existent)
- Wudarge
- Wulkow
- Zadelow
- Zamzow
- Zanthier-Sadelberg
- Zarnikow
- Zartzig
- Zehrten
- Zeinicke
- Ziegenhagen
Patenschaft
Der Kreis Oldenburg in Holstein hat 1959 die Patenschaft über den ehemaligen Landkreis Saatzig übernommen. Diese Patenschaft wird durch den heutigen Kreis Ostholstein fortgeführt. Im Rahmen der Patenschaft findet alle zwei Jahre das Saatziger Heimat- und Patenschaftstreffen in Ostholstein statt.[3]
Literatur
- Paul Schulz (Hrsg.): Der Kreis Saatzig und die kreisfreie Stadt Stargard – Ein pommersches Heimatbuch. Rautenberg, Leer 1984, ISBN 3-7921-0307-9.
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Pommern – Landkreis Saatzig (2006).
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Saatzig in der ehemaligen Provinz Pommern (2011)
Weblinks
- http://www.geschichte-on-demand.de/saatzig.html - Historische Daten
- http://www.saatzig.de - Historische Informationen zum ehemaligen Kreis Saatzig
- Landkreis Saatzig Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 11. Juli 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Provinz Pommern. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Oktober 1932. Berlin 1932, S. XXVIII.
- ↑ Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Achtzehnter Band, Leipzig 1934, S. 153.
- ↑ Die Pommersche Zeitung. Nr. 13/2009, S. 6.