Lufterfrischer

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Als Lufterfrischer (auch Luftverbesserer) werden Produkte bezeichnet, die zur Beduftung von Räumen, in denen sich Menschen aufhalten, eingesetzt werden.[1] Die Duftstoffe können dabei mit verschiedenen Systemen, die sich in ihrer Art der Freisetzung der Duftstoffe, der Duftintensität und der Wirkungsdauer unterscheiden, in der Raumluft verteilt werden.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Toilettensteine basieren meistens auf Paradichlorbenzol.

Produkte zur Geruchsverbesserung wie Weihrauch und Myrrhe waren schon den alten Ägyptern und Römern bekannt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts fanden andere Chemikalien, z. B. Naphthalin, Campher und später auch Paradichlorbenzol Anwendung als Luftverbesserer. Diese Stoffe haben neben einer geruchsüberdeckenden auch eine leichte bakterizide und insektizide Wirkung. Aus Paradichlorbenzol und Parfümöl bestehende Toilettensteine sind auch heute noch zu finden, insbesondere in öffentlichen Toiletten. Mit zunehmender Entwicklung der Riechstoffindustrie sind derartige intensive Geruchsüberdecker weitestgehend aus privaten Haushalten verschwunden und werden meistens durch Parfümöl-Lösungsmittel-Gemische ersetzt.[3] Die ersten modernen Lufterfrischer wurden in den frühen 1950er Jahren eingeführt und waren aus etwa 1 % Wirkstoff, 24 % Lösungsmittel und 75 % Fluorchlorkohlenwasserstoffen als Treibgas zusammengesetzt. Aufgrund ihrer schädigenden Wirkung auf die Ozonschicht wurde die Nutzung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen in Lufterfrischern im Jahre 1987 verboten. An ihrer Stelle sind heute andere Arten von Lufterfrischern getreten, wie Duftkerzen, Duftsprays auf Basis alternativer Treibgase und Duftstecker.[4]

Abgrenzung zu Luftreinigern und Geruchsneutralisierern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftreiniger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während Lufterfrischer in erster Linie als Duftspender dienen, welche vorhandene Gerüche durch stärkere, als angenehm wahrgenommene Gerüche, überdecken, zielen Luftreiniger darauf, die Raumluft von anfallenden Luftschadstoffen zu befreien.[5] Im Handel werden solche Geräte beispielsweise als NTP-Luftreinigungsgeräte oder Luftionisatoren vertrieben. Dabei sollen energiereiche Teilchen, reaktive Sauerstoffspezies (ROS), mit Luftschadstoffen wie Verbindungen, die in Zigarettenrauch vorhanden sind, zu gesundheitlich unbedenklichen Produkten abreagieren.[6]

Kritik an Luftreinigern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Luftionisatoren kann die prozessbedingte Entstehung von Ozon (O3) nicht vermieden werden. Ozon ist jedoch instabil und deshalb extrem reaktiv. Beim Zerfall in ein Sauerstoffmolekül (O2) und ein O-Atom entstehen freie Radikale, die Reaktionen mit anderen Molekülen eingehen können. Es wird daher davon abgeraten, solche Produkte zur Geruchsbeseitigung oder zum Beispiel zur „Säuberung“ verrauchter Räume zu verwenden, da dadurch noch schädlichere Verbindungen entstehen können, als in Zigarettenrauch ohnehin vorhanden sind.[7][8]

Geruchsneutralisierer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebenfalls von den hier beschriebenen Lufterfrischern abzugrenzen sind Geruchsneutralisierer oder Geruchsabsorber, dessen Formulierungen auf Cyclodextrinen basieren. Diese können aufgrund ihrer Hohlraumstruktur Einschlussverbindungen mit Geruchsmolekülen bilden und sollen damit unangenehme Gerüche aus der Luft einfangen.[9][10]

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt ein breites Spektrum von Lufterfrischertypen, die auf verschiedene Art und Weise zusammengesetzt sind. Die Duftwirkung wird durch die Zusetzung von ätherischen Ölen oder synthetisch hergestellten Duftstoffen, sogenannten Riechstoffen, erzielt.[1] Beispiele hierfür sind Hydroxycitronellal und Lyral.[11][12]

Bei Sprays kommen Treibgase zum Einsatz, wobei es sich um flüchtige organische Verbindungen, z. B. Propan und Butan handelt. Als Lösungsmittel dienen beispielsweise Mineralöl, Glycolether und Phthalate.[5] Flüssige Lufterfrischer bestehen häufig zum großen Teil aus wässriger Chlorophyllösung. Daneben sind anionische und nichtionische Tenside enthalten, ebenso wie Desinfektionsmittel mit Calciumphosphat, Talk und Stearin.[1][13]

Im Folgenden sind einige Beispiele für in Lufterfrischern enthaltene ätherische Öle mit ihren INCI-Namen und enthaltenen Duftstoffen gelistet.

Ätherische Öle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Bezeichnung nach INCI Enthaltene Duftstoffe
Zitronen- und Orangenöl Citrus Limon Peel Oil, Citrus Aurantium Dulcis Oil Limonen, Pinene, Terpinene
Eucalyptusöl Eucalyptus Globulus Oil 1,8-Cineol
Lavendelöl Lavendula Angustifolia Oil Linalool, Ocimene, Terpinen-4-ol
Nelkenöl Eugenia Caryphyllus Leaf Oil Eugenol
Pfefferminzöl Menta Piperita Oil Menthol
Teebaumöl Melaleuca Alternifolia Oil Terpinene, Terpen-Alkohole, Pinene, Myrcen, Phellandren, Cymen, Limonen, 1,8-Cineol
Zimtöl Cinnamomum Cassia Oil Cinnamal

Anwendungssysteme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lufterfrischer lassen sich in Abhängigkeit von ihrem Gebrauch in drei Gruppen einteilen: Produkte mit Sofortwirkung, energieunterstützte Produkte und Produkte mit Dauerwirkung. Innerhalb dieser Gruppen kommen unterschiedliche Systeme zum Einsatz, die jedoch auf dem gleichen Wirkprinzip basieren.[2]

Produkte mit Sofortwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lufterfrischer in einer Sprühdose

Bei diesen Produkten wird eine parfümhaltige Formulierung durch Treibgas oder durch einen mechanischen Vorgang in sehr kleine Partikel zerstäubt. Dabei wird mit sofortiger Wirkung eine Freigabe der Stoffe mit hoher Duftintensität gewährleistet. Die Wirkungsdauer beschränkt sich normalerweise auf etwa 30 Minuten.[2]

Typische Ausführungsformen dieser Produkte sind:

Energieunterstützte Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Energieunterstützte Produkte zur Lufterfrischung sind mit einer inneren oder äußeren Energiequelle verknüpft. Dies ermöglicht z. B. eine höhere Duftintensität, eine kontrollierte Parfümfreigabe und eine kontinuierliche Wirkung der Produkte.[2]

Typische Ausführungsformen sind:

Produkte mit Dauerwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Lufterfrischern mit Dauerwirkung wird ein Parfüm oder eine parfümierte Mischung von einem aktiven Trägermaterial aufgenommen, sodass das Parfüm in einem bestimmten Maß kontinuierlich verdunstet. Die Intensität des Dufts ist als niedrig bis mittel einzustufen und wird als permanenter Dufthintergrund wahrgenommen. Die Wirkungsdauer beträgt im Allgemeinen ein bis drei Monate. Faktoren wie Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftaustausch haben einen Einfluss auf die Wirkung dieser Produkte.

Mögliche Trägermaterialien sind:

Eine weitere Möglichkeit ist die Versiegelung von Parfümöl in einem Polymerfilm, durch den die Duftstoffe kontrolliert diffundieren. Außerdem lässt sich Parfüm in ein auf Wasser oder Lösungsmitteln basierendes Gel einbringen, wobei Wasser und Parfüm kontrolliert verdunsten und durch das Schrumpfen der Gelmasse der Verbrauch angezeigt wird.[2]

Toxikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige der verwendeten ätherischen Öle sind allergisierend und wirken in hoher Dosis toxisch, was insbesondere für Eukalyptus- und Pfefferminzöl gilt.[14] Außerdem können die Inhaltsstoffe von Lufterfrischern mit dem Ozon aus der Luft zu sekundären Schadstoffen, wie Formaldehyd, Benzol und Ultrafeinstaub reagieren. Beispielsweise kann die Reaktion von d-Limonen und Ozon zur Bildung von Formaldehyd führen. Durch Ultrafeinstaub können das Atemwegssystem, das zentrale Nervensystem und das Immunsystem beeinträchtigt werden. Die ablaufenden Reaktionen können nur bedingt vorhergesagt werden, da sie von den jeweilig verwendeten Lufterfrischern und den individuellen Innenraumbedingungen abhängen.[5] Es konnte zudem eine signifikante Korrelation zwischen der regelmäßigen Nutzung von Lufterfrischern und damit zusammenhängender Aussetzung flüchtiger organischer Verbindungen mit physischen und psychischen Problemen bei Kindern und ihren Müttern festgestellt werden.[15]

Kritik an Lufterfrischern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei regelmäßigen Untersuchungen zahlreicher Proben verschiedener Lufterfrischer wurden fehlende Angaben der Inhaltsstoffe, vor allem die von sensibiliserenden Duftstoffen, kritisiert. Ebenso wurden das Fehlen von Gefahrenhinweisen/-symbolen beanstandet.[16][17][18] Aufgrund des möglichen Gesundheitsrisikos, welches aus den oben genannten toxikologischen Aspekten resultiert, wird häufig von der Nutzung von Lufterfrischern, insbesondere solchen, die flüchtige organische Verbindungen enthalten, abgeraten.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann G. Hauthal, Günter Wagner: Reinigungs- und Pflegemittel im Haushalt : Chemie, Anwendung, Ökologie und Verbrauchersicherheit. Verlag für chemische Industrie, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87846-265-1.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Eintrag zu Luftverbesserer. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 28. November 2018.
  2. a b c d e Hermann G. Hauthal, Günter Wagner: Reinigungs- und Pflegemittel im Haushalt : Chemie, Anwendung, Ökologie und Verbrauchersicherheit. Verlag für chemische Industrie, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87846-265-1, S. 238–239.
  3. Hermann G. Hauthal, Günter Wagner: Reinigungs- und Pflegemittel im Haushalt : Chemie, Anwendung, Ökologie und Verbrauchersicherheit. Verlag für chemische Industrie, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87846-265-1, S. 44–45.
  4. Charles J. Weschler: Changes in indoor pollutants since the 1950s. In: Atmospheric Environment. Band 43, Nr. 1, Januar 2009, ISSN 1352-2310, S. 153–169, doi:10.1016/j.atmosenv.2008.09.044 (elsevier.com).
  5. a b c d Sanghwa Kim, Seong-Ho Hong, Choon-Keun Bong, Myung-Haing Cho: Characterization of air freshener emission: the potential health effects. In: The Journal of Toxicological Sciences. Band 40, Nr. 5, 2015, ISSN 0388-1350, S. 535–550, doi:10.2131/jts.40.535 (jst.go.jp).
  6. H. Heberer, E. Nies, M. Dietschi, A. Möller, W. Pflaumenbaum, M. Steinhausen: Überlegungen zur Wirkung und toxikologischen Relevanz von NTP-Luftreinigungsgeräten. In: Gefahrstoffe–Reinhalt. Luft. Nr. 65, 2005, S. 419–424 (dguv.de [PDF]).
  7. Warnung vor Luftreinigern mit Ozon bzw. Ozon-Generatoren zur Geruchsbeseitigung: www.lungenaerzte-im-netz.de. Abgerufen am 28. November 2018.
  8. Mohamad Sleiman, Hugo Destaillats, Jared D. Smith, Chen-Lin Liu, Musahid Ahmed: Secondary organic aerosol formation from ozone-initiated reactions with nicotine and secondhand tobacco smoke. In: Atmospheric Environment. Band 44, Nr. 34, November 2010, ISSN 1352-2310, S. 4191–4198, doi:10.1016/j.atmosenv.2010.07.023 (elsevier.com).
  9. Hermann G. Hauthal: Reinigungs- und Pflegemittel im Haushalt : Chemie, Anwendung, Ökologie und Verbrauchersicherheit. Verlag für chemische Industrie, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87846-265-1, S. 236–237.
  10. Jack Millner: Does Febreze really banish bad odours? Air freshening molecules form a cage to trap smelly compounds, making them 'invisible' to your nose. In: Mail Online. 18. August 2015, abgerufen am 29. November 2018 (englisch).
  11. Informationen zum Thema Lufterfrischer. hepa luftreiniger, abgerufen am 22. März 2013.
  12. J. D. Johansen, P. J. Frosch, C. Svedman, K. E. Andersen, M. Bruze, C. Pirker, T. Menné: Hydroxyisohexyl 3-cyclohexene carboxaldehyde- known as Lyral®: quantitative aspects and risk assessment of an important fragrance allergen. In: Contact Dermatitis. Band 48, Nr. 6, Juni 2003, S. 310–316, doi:10.1034/j.1600-0536.2003.00126.x.
  13. Hans Peter Latscha, Uli Kazmaier, Helmut Alfons Klein: Chemie im Alltag. In: Organische Chemie. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-642-36592-8, S. 542–543, doi:10.1007/978-3-540-77107-4_39 (springer.com).
  14. Die Dosis macht das Gift – auch pflanzliche Duftstoffe sind nicht immer harmlos – BfR. Abgerufen am 29. November 2018.
  15. Alexandra Farrow, Hazel Taylor, Kate Northstone, Jean Golding: Symptoms of Mothers and Infants Related to Total Volatile Organic Compounds in Household Products. In: Archives of Environmental Health: An International Journal. Band 58, Nr. 10, Oktober 2003, ISSN 0003-9896, S. 633–641, doi:10.3200/aeoh.58.10.633-641 (tandfonline.com).
  16. Thomas Siegl: Raumluftverbesserer – Untersuchungsergebnisse 2007. In: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. 8. Mai 2008, abgerufen am 30. November 2018.
  17. Raumdüfte – Untersuchungsergebnisse 2009. In: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. 15. Februar 2010, abgerufen am 30. November 2018.
  18. Mareike Lechner: Raumluftverbesserer – Untersuchungsergebnisse 2012. In: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. 19. September 2013, abgerufen am 30. November 2018.