Olympische Winterspiele 1988/Nordische Kombination

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Nordische Kombination bei den Olympischen Winterspielen 1988
Information
Austragungsort Kanada Calgary / Canmore
Wettkampfstätte Alberta Ski Jump Area
Canmore Nordic Centre
Nationen 13
Athleten 44 (44 Marssymbol (männlich))
Datum 23. bis 28. Februar 1988
Entscheidungen 2
Sarajevo 1984
Winterlandschaft von Canmore im Jahr 2017

Bei den XV. Olympischen Spielen 1988 in Calgary fanden zwei Wettbewerbe in der Nordischen Kombination statt. Austragungsorte waren die Alberta Ski Jump Area im Stadtzentrum sowie das Canmore Nordic Centre in Canmore.

Wettbewerbe und Austragungsmodus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Spielen von Calgary gab es zwei Neuerungen in der Nordischen Kombination.

  • Das Springen wurde ausgetragen wie bisher auch: es gab drei Durchgänge, wobei die jeweils beiden besten Sprünge für jeden Athleten gewertet wurden. Beim Langlauf am darauffolgenden Tag kam erstmals die Gundersen-Methode zur Anwendung. Die Teilnehmer nehmen dabei das Rennen mit ihren Abständen aus dem Springen auf, sodass die Reihenfolge zu jeder Zeit den Gesamtstand repräsentiert und am Ende auch den Endstand darstellt.[1]
  • Zum ersten Mal bei Olympischen Spielen gab es mit dem Teamwettbewerb eine zweite Disziplin, die bei Weltmeisterschaften bereits 1982 in das Programm aufgenommen worden war. Jedes Team bestand aus drei Athleten, die wie im Einzelwettkampf jeweils drei Sprünge absolvierten, von denen die besten beiden in die Wertung kamen. Am nächsten Tag kam es zur Entscheidung durch eine 3 × 10 km Langlaufstaffel, die wie im Einzelwettbewerb am Tag nach dem Springen per Gundersen-Methode durchgeführt wurde.[2]

Bilanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Land Gold Silber Bronze Gesamt
1 Schweiz Schweiz 1 1 2
2 Deutschland BR BR Deutschland 1 1
3 Osterreich Österreich 1 1 2
4 Sowjetunion Sowjetunion 1 1
Gesamt 2 2 2 6

Medaillengewinner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Gold Silber Bronze
Einzel Schweiz Hippolyt Kempf (SUI) OsterreichÖsterreich Klaus Sulzenbacher (AUT) Sowjetunion Allar Levandi (URS)
Mannschaft Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland
Thomas Müller
Hans-Peter Pohl
Hubert Schwarz
Schweiz Schweiz
Fredy Glanzmann
Hippolyt Kempf
Andreas Schaad
Osterreich Österreich
Hansjörg Aschenwald
Günter Csar
Klaus Sulzenbacher

Einzelwettbewerb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgangssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Weltcup 1986/87 hatte der Norweger Torbjørn Løkken gewonnen, der 1987 auch Weltmeister geworden war. In der laufenden olympischen Saison 1987/88 lieferten sich Løkken und der Österreicher Klaus Sulzenbacher einen engen Kampf um die Weltcup-Führung, wobei Sulzenbacher knapp vorne lag. Der Einzelwettbewerb hier in Calgary wurde durch schlechtes Wetter überschattet, wegen des Chinook-Sturmwinds war am ersten Wettkampftag kein Springen möglich. So mussten beide Teildisziplinen am Tag darauf ausgetragen werden – und dies, obwohl beide Wettkampfstätten 120 km voneinander entfernt lagen.[3]

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rang Land Athlet Springen Langlauf Endzeit [min]
Pkte. (Pl.) Nettozeit [min] (Pl.)
01 Schweiz SUI Hippolyt Kempf 217,9 0(3) 38:16,8 0(2) 39:27,5
02 Osterreich AUT Klaus Sulzenbacher 228,5 0(1) 39:46,5 (17) 39:46,5
03 Sowjetunion URS Allar Levandi 216,6 0(4) 39:12,4 (12) 40:31,8
04 Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR Uwe Prenzel 207,6 (13) 38:18,8 0(4) 40:38,2
05 Schweiz SUI Andreas Schaad 207,2 (14) 38:18,0 0(3) 40:40,0
06 Norwegen NOR Torbjørn Løkken 199,4 (19) 37:39,0 0(1) 40:53,0
07 Tschechoslowakei TCH Miroslav Kopal 208,7 (12) 38:48,0 0(8) 41:00,0
08 Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR Marko Frank 209,4 (10) 39:08,2 (11) 41:15,6
09 Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR Thomas Prenzel 215,5 0(5) 39:51,4 (20) 41:18,1
10 Sowjetunion URS Wassili Sawin 203,7 (17) 38:37,5 0(6) 41:22,9
13 Deutschland BR FRG Hubert Schwarz 219,2 0(2) 41:33,8 (33) 42:35,8
22 Osterreich AUT Klaus Ofner 208,9 (11) 41:15,6 (31) 43:26,3
24 Osterreich AUT Hansjörg Aschenwald 214,1 0(7) 42:19,5 (40) 43:55,5
25 Deutschland BR FRG Thomas Müller 190,4 (31) 39:48,7 (18) 44:02,7
28 Deutschland BR FRG Hans-Peter Pohl 204,3 (15) 41:42,5 (36) 44:23,9
29 Deutschland BR FRG Hermann Weinbuch 179,6 (39) 39:00,4 (10) 44:26,4
34 Osterreich AUT Günter Csar 196,2 (25) 41:50,8 (37) 45:26,2
35 Schweiz SUI Fredy Glanzmann 180,1 (37) 40:16,1 (25) 45:38,8
Hippolyt Kempf im Jahr 2011

Springen: 28. Februar 1988 / Normalschanze; K-Punkt: 89 m

15 km Langlauf: 28. Februar 1988, 15:00 Uhr

Höhenunterschied: 93 m / Maximalanstieg: 43 m / Totalanstieg: 520 m

43 Teilnehmer aus 13 Ländern, davon 41 in der Wertung.

Der Österreicher Klaus Sulzenbacher war vor allem im Springen sehr stark, doch diesmal konnte er nur im ersten Durchgang mit einer Weite von 88,5 m überzeugen. Sein Vorsprung auf die Konkurrenz war nicht groß. Er führte mit umgerechnet 1:02 min vor dem läuferisch eher schwächeren Bundesdeutschen Hubert Schwarz. Der Schweizer Hippolyt Kempf lag mit einem Rückstand von 1:10,7 min auf Rang drei vor dem für die Sowjetunion startenden Allar Levandi (1:09,4 min zurück). Dem norwegischen Mitfavoriten Torbjørn Løkken gelang auf der Schanze kaum etwas und er lag mit einem Rückstanf von 3:14,0 min auf Platz neunzehn aussichtslos zurück.

Im Langlauf, dem ersten bei Olympischen Winterspielen nach der Gundersen-Methode, erzielte Løkken in 37:39,0 min zwar die schnellste Nettozeit und lag damit 37 Sekunden vor Kempf. Aber nach seinem großen Rückstand vom Springen brachte ihm das nur den sechsten Platz ein. Der im Lauf zweitplatzierte Kempf zog 2,3 km vor dem Ziel an Sulzenbacher vorbei und setzte sich mit 19,0 Sekunden Vorsprung ab. Bei den Weltmeisterschaften 1987 war Kempf Dritter geworden und wurde 1989 erneut WM-Dritter. Sulzenbacher gewann den Weltcup der Saison 1987/88.

Damit errang mit Hippolyt Kempf erstmals ein Schweizer die olympische Goldmedaille im Einzelwettbewerb. Zuvor hatte lediglich Alois Kälin bei den Spielen 1968 in Grenoble als Zweiter olympisches Edelmetall für die Eidgenossen in dieser Disziplin errungen. Die bundesdeutsche Mannschaft, die vier Tage zuvor noch Olympiasieger im Teamwettbewerb geworden war, konnte keinen Sportler unter die besten zehn bringen. Als bester Westdeutscher wurde Hubert Schwarz Dreizehnter.[4][5][1]

Mannschaftswettbewerb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgangssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1982 war bei den Weltmeisterschaften ein Mannschaftswettbewerb ausgetragen worden. 1982 hatte die DDR, 1984 Norwegen gewonnen. Die Bundesrepublik Deutschland war 1985 und 1987 Weltmeister geworden. Alle weiteren Medaillen bei diesen ersten vier Weltmeisterschaften waren an die Sowjetunion und Finnland gegangen.[2]

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rang Land Athleten Springen Langlauf Endzeit [h]
Pkte. (Pl.) Nettozeit [h] (Pl.)
01 Deutschland BR BR Deutschland Thomas Müller
Hans-Peter Pohl
Hubert Schwarz
629,8 0(1) 1:20:46,0 0(8) 1:20:46,0
02 Schweiz Schweiz Fredy Glanzmann
Hippolyt Kempf
Andreas Schaad
571,4 0(6) 1:15:57,4 0(1) 1:20:49,4
03 Osterreich Österreich Hansjörg Aschenwald
Günter Csar
Klaus Sulzenbacher
626,6 0(2) 1:21:00,9 0(9) 1:21:16,9
04 Norwegen Norwegen Torbjørn Løkken
Hallstein Bøgseth
Trond Arne Bredesen
596,6 (3) 1:18:48,4 0(3) 1:21:34,4
05 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR Thomas Prenzel
Marko Frank
Uwe Prenzel
571,6 0(5) 1:18:13,5 0(2) 1:23:04,5
06 Tschechoslowakei Tschechoslowakei Ladislav Patras
Jan Klimko
Miroslav Kopal
573,5 0(4) 1:19:02,1 0(4) 1:23:44,1
07 Finnland Finnland Pasi Saapunki
Jouko Parviainen
Jukka Ylipulli
561,3 0(7) 1:19:56,3 0(7) 1:25:39,3
08 Frankreich Frankreich Jean Bohard
Xavier Girard
Fabrice Guy
541,0 0(8) 1:19:45,4 0(5) 1:27:09,4
09 Japan Japan Hideki Miyazaki
Masashi Abe
Kazuoki Kodama
515,3 (10) 1:19:54,3 0(6) 1:29:27,3
10 Vereinigte Staaten USA Joe Holland
Todd Wilson
Hans Johnstone
516,9 0(9) 1:23:42,9 (10) 1:33:07,9
DNF Sowjetunion Sowjetunion Andrei Dundukow
Wassili Sawin
Allar Levandi
282,5 (11) DNS DNF

Springen: 23. Februar 1988, 13:30 Uhr / Normalschanze; K-Punkt: 89 m

3 × 10 km Staffel: 24. Februar 1988, 10:00 Uhr

Höhenunterschied: 93 m / Maximalanstieg: 43 m / Totalanstieg: 520 m

11 Teams am Start, 10 in der Wertung

Nach dem Springen führte die Bundesrepublik Deutschland mit umgerechnet sechzehn Sekunden Vorsprung vor Österreich. Norwegen lag als Dritter schon 2:46 min zurück. Die Schweiz hatte als sechstplatzierte Mannschaft einen Rückstand von 4:52 min. Die Sowjetunion zog sich nach zwei Sprüngen von Andrei Dundukow und einem durch Wassili Sawin von der Teilnahme zurück, da Allar Levandi ausgefallen war und ein Ersatzmann nicht nachnominiert werden konnte.

Im Laufen ging Österreich kurzfristig durch Günter Csar in Führung. Doch am Ende konnte sich die bundesdeutsche Mannschaft, die bereits im Jahr zuvor bei der Heim-WM in Oberstdorf gewonnen hatte – damals noch mit Hermann Weinbuch anstelle von Hubert Schwarz – bei dieser olympischen Premiere des Wettbewerbs knapp vor den Schweizern Olympiagold sichern. Mit seiner reinen Laufzeit platzierte sich das Team zwar nur auf Rang acht, aber der Vorsprung aus dem Springen reichte aus für den Olympiasieg. Mit der schnellsten Nettozeit im Langlauf sicherten sich die Schweizer die Silbermedaille. Fredy Glanzmann kam dem bundesdeutschen Schlussläufer zwar immer näher, aber am Ende blieb ein knapper Rückstand von gut drei Sekunden bestehen. Die Bronzemedaille ging an Österreich. Mitfavorit Norwegen blieb mit der drittbesten Laufzeit am Ende als Vierter ganz überraschend ohne Medaille.[6][2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Olympic Winter Games 1988, Nordic Combined Individual, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 15. August 2023
  2. a b c Olympic Winter Games 1988, Nordic Combined Team, olympedia.org (englisch). Abgerufen am 15. August 2023
  3. «Sulzenbacher vergab größeren Vorsprung.» In: Arbeiter-Zeitung. Wien 29. Februar 1988, S. 15
  4. «Sulzenbacher machtlos gegen Sprinter Kempf.» In: Arbeiter-Zeitung. Wien 29. Februar 1988, S. 22
  5. «Wir können auf Klaus stolz sein». In: Kleine Zeitung, 1. März 1988, S. 32/33
  6. «Sulzenbacher rettete Bronze» In: Arbeiter-Zeitung. Wien 25. Februar 1988, S. 19