Philipp Herder-Dorneich

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Philipp Herder-Dorneich (* 17. Juli 1928 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Ökonom und Sozialwissenschaftler. Er gilt als Wegbereiter der neuen politischen Ökonomie und war einer der ersten Vertreter der Gesundheitsökonomie in Deutschland. [1]

Leben

Philipp Herder-Dorneich, der Sohn von Theophil Herder-Dorneich, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Maschinenmechaniker und studierte anschließend Nationalökonomie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1957 wurde er in Freiburg zum Dr. rer. pol. promoviert. Er war anschließend im Verlagswesen tätig. 1962 gründete er die Arbeitsstelle für Sozialpolitische Forschung e.V., die ab 1964 unter „Forschungsinstitut für Einkommenspolitik und Soziale Sicherung“ firmierte. Von 1963 bis 1973 war er mit seinem Bruder Hermann Herder in der Geschäftsführung des Verlags Herder in Freiburg. 1966 habilitierte er sich an der Universität zu Köln mit der Schrift Sozialökonomischer Grundriss der gesetzlichen Krankenversicherung, die 1967 mit dem Hanns-Constantin-Paulsen-Preis ausgezeichnet wurde.

1967 wurde er Direktor des Forschungsinstituts für Einkommenspolitik und Soziale Sicherung an der Universität Köln. 1968 bis 1969 war er ordentlicher Professor für Sozialpolitik der Universität Innsbruck, 1970 ordentlicher Professor für Sozialpolitik und Sozialökonomik der Ruhr-Universität Bochum. 1973 erhielt er einen Ruf an die Universität Köln auf den Lehrstuhl für Sozialpolitik, zudem Direktor des Seminars für Sozialpolitik sowie des Seminars für Genossenschaftswesen der Kölner Universität. 1993 wurde Herder-Dorneich emeritiert.

Wirken

Von besonderer Bedeutung ist auch seine wissenschaftliche Koordination der Arbeitsgemeinschaft Soziale Ordnungspolitik, welche er seit 1981 übernommen hat und die 7 Veröffentlichungen hervorbringen konnte.

Philipp Herder Dorneich war seit 1968 Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik im Verein für Socialpolitik, Ausschussvorsitzender von 1977 bis 1981. Seit 1973 war er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) sowie Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Walter Raymond-Stiftung. Von 1978 bis 1987 war er wissenschaftlicher Koordinator der Bosch Kolloquien Gesundheitsökonomie. Er war 1983 bis 1985 Mitglied der Sachverständigenkommission für den Vierten Bericht der Bundesregierung über die Lage der Familie in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1988 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Zeitschrift „Arbeit und Sozialpolitik“ und wurde 1992 zum stv. Fachgutachter für Wirtschaft und Sozialpolitik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gewählt.

Er hat zahlreiche Arbeiten publiziert. Seit 1976 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Medizin Mensch Gesellschaft, zwischen 1976 und 1982 auch deren wissenschaftlicher Redaktor. Von 1981 an war er Mitherausgeber der „Jahrbücher für neue Politische Ökonomie“. Wichtige Publikationen sind die 12-bändige Reihe Gesundheitsökonomie (1978–1987), sieben Veröffentlichungen aus der „Arbeitsgemeinschaft Soziale Ordnungspolitik“ (1981–1993), 12 Bände Jahrbücher für neue Politische Ökonomie.[2]

Philipp Herder Dorneich war langjähriger Wissenschaftlicher Berater des Bund Katholischer Unternehmer (BKU). Er ist Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Bavaria Bonn im CV.

Da Herder-Dorneich einer der wichtigsten Vertreter der frühen Gesundheitsökonomie in Deutschland war, sind zahlreiche seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter später in Führungspositionen im deutschen Gesundheitswesen vorgerückt – so etwa Volker Leienbach (1987 bis 2002 Geschäftsführer der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V.; seit 2002 geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Verbandes der privaten Krankenversicherung), Werner Gerdelmann (2003 bis 2008 Vorstandsmitglied des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen; gest. 2011), Lothar Feige (bis 1993 Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, gegenwärtig Professor an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften), Karlheinz Schönbach (1988 bis 2007 Leiter des Geschäftsbereichs Verträge im Bundesverband der Betriebskrankenkassen, 2008 bis 2015 Leiter des Geschäftsbereichs Gesundheit beim AOK-Bundesverband), Jürgen Wasem (Professor an der Universität Duisburg-Essen, seit 2007: Vorsitzender des Erweiterten Bewertungsausschusses in der vertragsärztlichen Versorgung), Rüdiger Balthasar (gest. 2002, seit 1987 Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe), Christina Tophoven (seit 2004: Geschäftsführerin der Bundespsychotherapeutenkammer).

Schriften (Auswahl)

  • Analyse der gesetzlichen Krankenversicherung. Schmidt, 1965.
  • Soziale Kybernetik. Kohlhammer, 1965.
  • Soziale Ordnungspolitik. Mit neuen Strategien gegen Steuerungsdefizite. Bonn aktuell, 1979, ISBN 3879591172.
  • Gesundheitsökonomik. Enke, 1980, ISBN 3432906218.
  • Unternehmensphilosophie. 2. Auflage. Nomos, 1991, ISBN 3789023396.
  • mit Jürgen Zerche, Werner W. Engelhardt: Sozialpolitiklehre als Prozess. Nomos, 1992, ISBN 3789026255.
  • Ökonomische Systemtheorie: Eine kurzgefasste Hinführung. Nomos, 1993, ISBN 3789029491.
  • Sozialökonomik. Angewandte Ökonomik sozialer Systeme. Nomos, 1994, ISBN 3-7890-3241-7.
  • Gesundheitsökonomik. Systemsteuerung und Ordnungspolitik im Gesundheitswesen. Lucius + Lucius, 1999, ISBN 3828245358.

Literatur

  • Peter Weuthen: Schriftenverzeichnis Philipp Herder-Dorneich: 1957–1994. Vollständiges Verzeichnis aller Veröffentlichungen; Lebensdaten, Ideenentwicklung. Nomos 1994, ISBN 3-7890-3338-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Philipp Herder-Dorneich auf lexikon.meyers.de (Seite nicht mehr abrufbar)
  2. Prof. Dr. Philipp Herder Dorneich – Vita. Universität zu Köln, archiviert vom Original am 24. April 2009; abgerufen am 11. November 2014.