Rain Dogs

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Rain Dogs
Studioalbum von Tom Waits

Veröffent-
lichung(en)

30. September 1985

Aufnahme

Herbst 1984

Label(s) Island Records

Format(e)

CD, Vinyl

Genre(s)

Alternative Rock, Blues Rock, Experimenteller Rock

Titel (Anzahl)

19

Länge

53:46

Besetzung Rain Dogs#Besetzung

Produktion

Tom Waits

Chronologie
Swordfishtrombones Rain Dogs Frank's Wild Years

Rain Dogs ist ein 1985 veröffentlichtes Album von Tom Waits. Es gilt zusammen mit dem Vorgänger Swordfishtrombones (1983) als das Album, das seinen Wandel vom Kneipen-Jazz-Sänger zum experimentierfreudigen Rock-Musiker markiert. Der britische Musikjournalist und Waits-Biograph Barney Hoskyns nannte Rain Dogs einen „Meilenstein der Achtziger“.[1]

Entstehung

Rain Dogs war das zweite Album einer neuen Schaffensphase von Tom Waits (das erste war das 1983er Swordfishtrombones), in der seine Musik deutlich experimentfreudiger, perkussiver und unkonventioneller wurde als früher. Das Album entstand hauptsächlich in einem Kellerraum an der Ecke Washington und Horatio Street in New York im Herbst 1984. Es war die erste Zusammenarbeit mit zwei Musikern, die auf Waits’ späteren Alben noch häufig zu hören sein sollten – dem Tenorsaxophonisten Ralph Carney und dem Lounge-Lizards-Gitarristen Marc Ribot, den Waits über John Lurie kennengelernt hatte. Lurie hatte wie auch der Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards einen Gastauftritt.

Das Lied Hang Down Your Head ist die erste offizielle Zusammenarbeit von Waits und seiner Ehefrau Kathleen Brennan. Die meisten späteren Alben wurden gänzlich von beiden gemeinsam komponiert.

Das Cover-Foto ist ein Ausschnitt der Fotografie Lily and Rose des schwedischen Fotografen Anders Petersen aus dessen Buch Café Lehmitz.[2] [3] Es zeigt einen Mann (Rose) in den Armen einer Frau (Lily). Das Bild entstand Ende der sechziger Jahre im Café Lehmitz in der Nähe der Hamburger Reeperbahn.[4] Das Foto auf der Rückseite des Albums wurde vom Regisseur Robert Frank geschossen, der zu der Zeit noch als Fotograf tätig war.

Ursprünglich sollte das Album Evening Train Wrecks heißen.[5]

Stil und Thematik

Das Album ist laut Waits wesentlich rhythmischer als der Vorgänger.[6] So soll Michael Blair in dem eröffnenden Singapore auf einer Kommode getrommelt haben. Der Klang der Saxophone (auf Swordfishtrombones hatte Waits auf sie verzichtet) erinnere an den Post Bop von Albert Ayler und Rahsaan Roland Kirk.[7] Als prägend für den charakteristischen Klang des Albums gilt das Gitarrenspiel von Marc Ribot.[8] Die stilistische Spannweite reicht von Balladen (Hang Down Your Head) über Spoken Word-Stücke wie 9th & Hennepin, Free Jazz-nahe Instrumentalstücke (Midtown) bis hin zu den perkussiven, Marimba-dominierten Songs des ersten Album-Drittels, die für den späten Waits typisch werden sollten.

Über den Album-Titel sagte Waits, „rain dogs“ seien „…Hobos, Prostituierte, Menschen in Not, diese düstere Menagerie, die ich erschaffe, um mich zu motivieren.“[9] Laut Barney Hoskyns war „…[d]as große Thema des Albums […] die Betrogenen der Städte – die Verlierer des Lebens, die im Schatten des großen Mammons verkümmern.“[10] Das Lied Cemetery Polka behandelt die Eigenheiten von Waits’ Verwandten – er bereute im Nachhinein, in dem Song so persönlich geworden zu sein.[11]

Rezeption

Vom Musikexpress erhielt Rain Dogs 6 Sternchen (die Höchstnote). Der Autor der Rezension beschrieb die Musik des Albums als „Rhythmus-Vielfalt zwischen Captain Beefheart und Kurt Weill, melodisch harmonische Strukturen aus Blues, Jazz, Polka, Country und Rhythm & Blues, all das kann keiner so in die Form zwingen wie er.“[12]

Anthony Decurtis von der amerikanischen Ausgabe des Rolling Stone monierte die auch auf Rain Dogs auffällige Tendenz von Waits, „den Abgrund zu romantisieren“ (engl. „to romanticize the abyss“). Gleichzeitig lobte er einige Songs, sie gehörten zu den besten von Waits, insbesondere Time, Clap Hands, Union Square, Downtown Train und Blind Love.[13]

In der Rezension auf AllMusic schrieb William Ruhlmann über Waits’ Texte auf Rain Dogs:

„Waits’ Lyrics sind hier manchmal fantasievoll bis zur Grenze der Obskurität; es scheint als seien sie eher wegen ihres Rhythmus als wegen ihres Sinns gewählt worden.[14][8]

Er nannte das Album eines der besten in Waits’ Karriere und versah sie mit der höchstmöglichen Bewertung.

Der anerkannte Musikjournalist Robert Christgau bewertete Rain Dogs mit „B+“ (entspricht im deutschen Notensystem etwa einer „2+“). Er verglich den Klang des Albums mit der Musik der Fake-Jazz-Band Lounge Lizards und begrüßte die Wendung weg von „Suff, Trivialität, Beatnikismus“ (engl. „booze, bathos, beatnikism“), mit der man die vor-Swordfishtrombones-Periode in Waits’ Karriere assoziiere.[15]

NME nannte Downtown Train „den größten Song, den Bruce Springsteen nicht geschrieben hat.“[16]

Vom deutschen Musik-Portal laut.de wurde das Album in die Rubrik „Meilensteine“ aufgenommen, in der „Albumklassiker“ vorgestellt werden, „die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben.“[17] Laut dem Autor der Rezension ist es das beste Album der 1980er Jahre, obwohl es nichts mit den damals vorherrschenden Trends zu tun hatte.

Rain Dogs in der Popkultur

Zwei Lieder aus Rain Dogs wurden von Jim Jarmusch in dessen 1987er Film Down by Law verwendet, in dem Waits neben John Lurie und Roberto Benigni eine Hauptrolle spielt. Zu Beginn des Films erklingt Jockey Full of Bourbon, am Ende Tango till They’re Sore.

Downtown Train wurde u. a. 1987 von Mary Chapin Carpenter und 1990 von Rod Stewart gecovert. Stewarts Version wurde sehr erfolgreich und erreichte hohe Chart-Plätze.

Die Rockband The Silver Hearts coverte 2005 das komplette Album live.[18]

In den Albumcredits zu seinem Solo-Debüt Talk Is Cheap (1988) nannte Keith Richards die Zusammenarbeit mit Tom Waits eine wichtige Inspiration.

Titelliste

  1. Singapore - 2:46
  2. Clap Hands - 3:47
  3. Cemetery Polka - 1:51
  4. Jockey Full of Bourbon - 2:45
  5. Tango till They're Sore - 2:49
  6. Big Black Mariah - 2:44
  7. Diamonds & Gold - 2:31
  8. Hang Down Your Head - 2:32
  9. Time - 3:55
  10. Rain Dogs - 2:56
  11. Midtown - 1:00
  12. 9th & Hennepin - 1:58
  13. Gun Street Girl - 4:37
  14. Union Square - 2:24
  15. Blind Love - 4:18
  16. Walking Spanish - 3:08
  17. Downtown Train - 3:53
  18. Bride of Rain Dog - 1:07
  19. Anywhere I Lay My Head - 2:48

Besetzung

Einzelnachweise

  1. Hoskyns, S. 390.
  2. Peterson.
  3. Hoskyns, S. 380.
  4. Rain Dogs
  5. Hoskyns, S. 379.
  6. Hoskyns, S. 381.
  7. Hoskyns, S. 383
  8. a b Rezension von William Ruhlmann auf AllMusic
  9. In einem Interview mit Robert Sabbag für die Los Angeles Times, 22. Februar 1987.
  10. Hoskyns, S. 379.
  11. Interview für die CBC Stereo Ende 1985, zitiert in: Hoskyns, S. 382.
  12. Archiv-Review im Musikexpress
  13. Rezension im Rolling Stone, 21. November 1985
  14. engl. Waits’ lyrics here sometimes are imaginative to the point of obscurity, seemingly chosen to fit the rhythms rather than for sense.
  15. Kurzrezensionen von Waits' Alben auf der Seite von Christgau
  16. Zitiert in Siegfried Schmidt-Joos und Wolf Kampmann: Pop-Lexikon. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2002, ISBN 3-499-61114-7, S. 678.
  17. Rain Dogs von Tom Waits von Ulf Kubanke auf laut.de.
  18. http://www.thesilverhearts.ca/music/

Quellen