Ruine Falkenburg (Detmold)

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Ruine Falkenburg
Bergfried der Ruine Falkenburg

Bergfried der Ruine Falkenburg

Staat Deutschland
Ort Detmold-Berlebeck
Entstehungszeit 1190
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 51° 53′ N, 8° 53′ OKoordinaten: 51° 52′ 33,3″ N, 8° 52′ 47,1″ O
Höhenlage 367,95 m ü. NHN
Ruine Falkenburg (Nordrhein-Westfalen)
Ruine Falkenburg (Nordrhein-Westfalen)
Südmauer der Ruine Falkenburg
Ruine Falkenburg aus der Luft

Die Ruine Falkenburg im Teutoburger Wald ist eine Burgruine in der Gemarkung Detmold im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe in Deutschland. Die einstige Höhenburg wurde ab etwa 1190 erbaut und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verlassen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ruine Falkenburg liegt im Südostteil des Teutoburger Waldes, hier „Lippischer Wald“ genannt, im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge, rund ein Kilometer südsüdöstlich von Johannaberg, einer südlichen Ortslage des südlichen Detmolder Stadtteils Berlebeck. Sie befindet sich etwa 1,7 Kilometer Luftlinie nordnordöstlich der Gauseköte (s. u.) auf einer 367,95 m ü. NHN[1] hohen Nachbarkuppe des 700 Meter (m) nordöstlich liegenden Stembergs (401,9 m), die über einen etwa 337 m hohen Bergsattel mit einem Waldwegabzweig auf 339,6 m[2] Höhe verbunden sind. Etwa fünfeinhalb Kilometer südöstlich der Ruine liegt im Silberbachtal die Nahtlinie zum nach Süden gerichteten Eggegebirge.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bau der Falkenburg, von der heute nur noch eine Ruine zu sehen ist, wurde zwischen 1190 und 1194 durch Bernhard II. und seinen Sohn Hermann II., Edelherren zur Lippe, veranlasst.

Im Jahr 1405 ging der Besitz auf Graf Simon III. zur Lippe über. In der Burg war aus Anlass der Eversteiner Fehde (1403–1407) der Herzog Heinrich I. von Braunschweig längere Zeit in Gefangenschaft. Mitte des 15. Jahrhunderts zerstörte ein Brand die bereits große Anlage, die aus einer Haupt-, einer Vorburg und einem Zwinger bestand. Unter der Fürstin Pauline zur Lippe wurden Teile der Burg zum Ausbau der Gauseköte verwendet, außerdem nutzten die Bewohner von Berlebeck viele Steine der Burg zur Errichtung der Fundamente ihrer Häuser.[3] Die Ruine ist heute im Besitz von Stephan Prinz zur Lippe, einem direkten Nachfahren der Erbauer. Ende 2004 gründete sich auf private Initiative hin der Förderverein Die Falkenburg e. V. zum Erhalt und zur Sanierung der Burg, seit 2005 finden archäologische Grabungen auf der Ruine statt. 2016 wurde Stephan zur Lippe für seinen Einsatz für das Bau- und Bodendenkmal vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz (Silberne Halbkugel) ausgezeichnet.[4]

Im Gegensatz zu anderen Burgen soll die Falkenburg nicht wieder aufgebaut werden. Es soll lediglich das vorhandene Mauerwerk für die kommenden Generationen erhalten und gesichert werden. Ergänzend sind nach Abschluss der Grabungen historische Veranstaltungen und Konzerte geplant, um die Wiege der lippischen Geschichte erlebbar zu machen.

Grundriss

Die Falkenburg, die als Bodendenkmal unter Denkmalschutz steht, wird seit April 2005 von einem archäologischen Grabungsteam untersucht. Schon im ersten halben Jahr der Grabungen, in denen der gesamte Bergkegel um zweieinhalb Meter abgetragen wurde, konnte im Erdreich aufragendes Mauerwerk von 2,50 bis 2,80 m ans Tageslicht gebracht werden. Auf der Hauptburg wurden Mauern des südlich gelegenen Palas (Haupthaus) und von fünf nördlich befindlichen weiteren Gebäuden freigelegt. Den Gebäuden der Nordseite können nur bedingt Nutzungen zugewiesen werden. Während das mittlere Gebäude eine Geschützkammer aus einer späten Bauphase aufweist, scheinen die anderen Gebäude vornehmlich Wohnzwecken gedient zu haben. Beide Baueinheiten werden im Westen durch einen Torturm verbunden, die Bebauungslücke im Osten wird von dem Bergfried eingenommen. Da das ausgegrabene Mauerwerk nach Jahrhunderten im Erdreich instabil war und einstürzen konnte, war der Besuch der Grabungsstätte bis 2018 nur unter Leitung durch das Grabungsteam oder den Förderverein erlaubt, der Führungen auf seiner Homepage anbietet.

2012 wurde ein winziges Schmuckstück, einer Art Brosche, gefunden. Die Archäologen und Historiker vermuten, dass durch dieses Fundstück nachgewiesen werden kann, dass „Hermann II. zur Lippe um das Jahr 1200 kurz davor stand, zum König von Livland (heute Estland und Lettland) zu werden, wo schon sein Vater – Bernhard II. – Bischof war.“[5]

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu erreichen ist die Ruine Falkenburg von der Landesstraße 937, die vom Detmolder Stadtteil Berlebeck im Norden vorbei an dessen Ortslage Johannaberg über den Gebirgspass Gauseköte nach Oesterholz, einem nördlichen Ortsteil von Schlangen im Südsüdwesten führt. Vom an dieser Straße in Johannaberg stehenden Landhaus Hirschsprung führen vorbei am Forsthaus Hirschsprung südostwärts – zunächst asphaltiert – Forst- und Wanderwege zur nach etwa anderthalb Kilometer erreichten Kuppe der Ruine.

Seit 2004 war der freie Zugang zum Gelände aufgrund der archäologischen Untersuchungen und der umfangreichen Sanierung und Rekonstruierung untersagt. Der Unterstützungsverein bietet Gruppenführungen an.

Seit Juli 2018 ist der Zugang zum Gelände wieder frei.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nahe der Ruine Falkenburg befinden sich folgende Sehenswürdigkeiten und geografischen Ziele:

  • Adlerwarte Berlebeck im Detmolder Stadtteil Berlebeck
  • Barnacken (446,4 m), höchster Berg im Teutoburger Wald in den Gemarkungen von Horn-Bad Meinberg und Schlangen
  • Externsteine, markante Sandstein-Felsformation bei Holzhausen-Externsteine
  • Fürstenallee, historischer Abschnitt der heutigen Landesstraße 937, südlich der Gauseköte
  • Hermannsdenkmal, 1838 bis 1875 erbautes Denkmal bei Detmold-Hiddesen
  • Velmerstot (ca. 464 m), höchster Berg im nahen Eggegebirge in den Gemarkungen von Horn-Bad Meinberg und Steinheim
  • Vogelpark Heiligenkirchen im Detmolder Stadtteil Heiligenkirchen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Susanne Bretzel-Scheel, Johannes Müller-Kissing: Die Restaurierung von Rüstungsteilen der Falkenburg bei Detmold-Berlebeck. In: LWL-Archäologie für Westfalen. Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2013. Langenweißbach 2014, S. 213 ff.
  • Johannes Müller-Kissing: Hier der Chef, da der Pöbel? Nutzung von Gebäuden der Falkenburg bei Detmold-Berlebeck. In: LWL-Archäologie für Westfalen. Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2014. Langenweißbach 2015, S. 144 ff.
  • Johannes Müller-Kissing: Rein und raus – Zuwegungen und Abfallentsorgung auf der Falkenburg bei Detmold. In: LWL-Archäologie für Westfalen. Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2013. Langenweißbach 2014, S. 133 ff.
  • Johannes Müller-Kissing: Die Falkenburg bei Detmold-Berlebeck, Kreis Lippe. In: Frühe Burgen in Westfalen. Band 41. Münster 2018 (Digitalisat [PDF; 2,4 MB]).
  • Johannes Müller-Kissing, Hans-Werner Peine, Elke Treude: Zeugnisse von Krieg und Frieden auf der Falkenburg bei Detmold. In: LWL-Archäologie für Westfalen. Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2012. Langenweißbach 2013, S. 117 ff.
  • Johannes Müller-Kissing, Hans-Werner Peine, Elke Treude: Vom Bergfried zum Minenstollen – die Falkenburg bei Detmold. In: Archäologie in Deutschland. Nr. 3, 2013, S. 68 ff.
  • Johannes Müller-Kissing: Die Falkenburg. Nünnerich-Asmus, Oppenheim am Rhein 2022, ISBN 978-3-96176-195-1.
  • Hans-Werner Peine: Raqqa-Ware und Wolfsangeln – Alltagsleben auf der Falkenburg im 13. Jahrhundert. In: LWL-Archäologie für Westfalen. Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2009. Langenweißbach 2010, ISBN 978-3-941171-42-8, S. 78 ff.
  • Hans-Werner Peine, Elke Treude: Der Erzbischof im Brandschutt: Eine Schachfigur von der Falkenburg. In: LWL-Archäologie für Westfalen. Altertumskommission für Westfalen (Hrsg.): Archäologie in Westfalen-Lippe 2011. Langenweißbach 2012, S. 106 ff.
  • Friedrich Emil Rittershaus: Falkenburg. In: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald. Meyer, Detmold 1875 (Volltext Wikisource).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ruine Falkenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die ursprünglich mit 372,6 m über NHN vermessene Spitze des Burgbergs wurde im Laufe der Ausgrabungen von 2005–2016 um mehrere Meter abgetragen. Siehe Müller-Kissing, Die Falkenburg, Nünnerich-Asmus, 2022, S. 30.
  2. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  3. Müller-Kissing 2015 (siehe Literatur)
  4. Bekanntgabe der Preisträger 2016, Pressemitteilung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, 19. Juli 2016, auf dnk.de
  5. Detmold: Fund an der Falkenburg elektrisiert Historiker. (Memento vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive) nw-news.de