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Strauchkronwicke

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Strauchkronwicke

Strauchkronwicke (Hippocrepis emerus)

Systematik
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Loteae
Untertribus: Coronillinae
Gattung: Hippocrepis
Art: Strauchkronwicke
Wissenschaftlicher Name
Hippocrepis emerus
(L.) Lassen

Die Strauchkronwicke (Hippocrepis emerus), meist Strauchwicke genannt,[1][2] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Hippocrepis innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[2]

Trivialnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie wird auch als Strauchige Kronwicke oder Strauchiger Hufeisenklee bezeichnet. Weitere Trivialnamen sind Skorpionspeltschen und Skorpionswicke.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration
Unpaarig gefiederte Laubblätter
Zygomorphe Blüten
Zweige mit Früchten

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strauchkronwicke wächst je nach Standort als sommergrüner bis meist immergrüner, relativ kleiner Strauch und erreicht Wuchshöhen von 50 bis 200 Zentimetern.[4][2] Die kantigen Zweige sind grün.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die kahlen Blattspreiten sind unpaarig gefiedert[5] mit fünf bis neun Fiederblättern (zwei bis vier Fiederpaare plus Endfieder[2]). Die grünen bis mattgrasgrünen Fiederblätter sind bei einer Länge von 1 bis 2 Zentimetern verkehrt-eiförmig[4] oder oval[2]. Die freien Nebenblätter sind 1 bis 2 Millimeter lang, stachelspitzig und häutig.[4]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht je nach Standort von April, meist bis Juli.[1] Die nickenden Blüten befinden sich meist zu zweit (je nach Unterart einzeln bis zu acht) in einem Blütenstand.[2]

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen und der Kelch endet zweilippig mit verschieden langen Kelchzähnen.[4] Die Blütenkrone hat die typische Forme einer Schmetterlingsblüte und ist 14 bis 20 Millimeter lang.[4] Die fünf gelben Kronblätter sind „genagelt“, d. h., sie besitzen einen langen Stiel („Nagel“) und eine „Platte“. Der Nagel ist zwei- bis dreimal so lang wie der Kelch.[2] Zwischen dem Nagel der Fahne und dem Nagel der Flügel ist in der Seitenansicht eine große Lücke erkennbar. Der Nagel der Fahne umgibt den Nagel des Schiffchens.

Die hängenden Hülsenfrüchte sind bei einer Länge von 5 bis 11 Zentimetern[4] länglich-zylindrisch oder schmal-linealisch und kaum eingeschnürt = schwach gegliedert.[2] Bei der Reife zerfallen die Bruchfrüchte in drei bis zwölf 8 bis 11 Millimeter lange, einsamige Teilfrüchte.[4]

Chromosomensatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomengrundzahl beträgt x =7; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 14 vor.[5][1][2][6]

Strauchkronwicke

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Strauchwicke handelt sich um einen mesomorphen, skleromorphen Nanophanerophyten, bei denen liegen Überdauerungsknospen an verholzten Sprossachsen, die ein stammloses System aus Ästen mit starker basaler Verzweigung bilden.[5][1]

Die Vermehrung erfolgt selten vegetativ, sondern meist generativ.[5][1]

Blütenökologisch handelt es sich um Schmetterlingsblumen vom Fabaceentyp mit Bürsteneinrichtung. Die Blüten sind homogam, männliche und weibliche Blütenorgane sind gleichzeitig entwickelt. Bestäuber sind Hummeln.[5][1] Belohnung ist Nektar.[5] Es ist obligate Fremdbefruchtung erforderlich. Die Strauchwicke ist selbstinkompatibel, also wird Selbstbefruchtung und Samenansatz durch einen genetisch festgelegten Mechanismus verhindert. Dies ist hier gametophytische Selbst-Inkompatibilität, dabei keimen alle Pollen auf der Narbe, aber das Pollenschlauchwachstum stoppt im Griffel, wenn das im haploiden Pollen exprimierte Allel einem der Allele im Griffel entspricht.[1]

Es handelt sich um eine Bruchfrucht,[5] diese Trockenfrucht aus einem Fruchtblatt zerfällt durch Spaltung falscher Scheidewände quer in mehrere stets einsamige, geschlossen bleibende Teilfrüchte. Die Diasporen sind hier also die Teilfrüchte, die durch den Wind ausgebreitet werden (Anemochorie).[5][1]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom nordöstlichen Spanien über die südeuropäischen Länder bis nach Nordeuropa und bis nach Kleinasien sowie nach Nordafrika. Es gibt Fundortangaben für Spanien, Frankreich, die Schweiz, Italien, Österreich, Liechtenstein, Deutschland, Belgien, Norwegen, Schweden, Korsika, Sardinien, Sizilien, Malta, die Tschechoslowakei, das ehemalige Jugoslawien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Griechenland, ostägäische Inseln, Zypern, die Türkei, das Gebiet Libanon-Syrien, Libyen und Tunesien.[7] Sie in Luxemburg, Dänemark, Groß Britannien, Kalifornien und Mauritius ein Neophyt.[7]

Die Strauchkronwicke ist submediterranes Florenelement. Sie ist wärmeliebend und frostempfindlich. Die Strauchkronwicke wächst meist auf sonnigen, warmen Trockenhängen, in Gebüschen, lichten Wäldern und an Waldsäumen. Die Strauchkronwicke gedeiht meist auf sommerwarmen, trockenen oder mäßig trockenen, basenreichen, meist kalkhaltigen, neutral-milden, humosen, flach- oder mittelgründigen steinigen Lehm- oder tiefgründigen Lößböden. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Berberidion, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Ordnung Quercetalia pubescentis, des Unterverbands Cephalanthero-Fagenion oder des Verbands Erico-Pinion vor.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2w (mäßig trocken aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Coronilla emerus durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 742.[8] Die Neukombination zu Hippocrepis emerus (L.) Lassen wurde 1989 durch Per Lassen in Svensk Botanisk Tidskrift Utgifven af Svenska Botaniska Foreningen. Stockholm, Volume 83, S. 86 veröffentlicht.[7][8] Das Artepitheton emerus bedeutet „zahm“.

Je nach Autor gibt es von Hippocrepis emerus etwa zwei Unterarten:[7]

  • Hippocrepis emerus (L.) Lassen subsp. emerus:[7] Je Blütenstand gibt es meist zwei (ein bis sechs) Blüten pro, Blütenstandsschaft etwa so lang wie die Laubblätter.[4] Sie kommt von der Iberische Halbinsel bis zum Balkan. Sie kommt auch in Österreich vor und ist im Kalkwienerwald häufig, sonst zerstreut bis selten in allen Bundesländern. Sie ist in Deutschland in der Liste der gefährdeten Pflanzenarten als 3 = „Gefährdet“ eingestuft.[9][10]
  • Langstielige Strauchkronwicke (Hippocrepis emerus subsp. emeroides (Boiss. & Spruner) Greuter & Burdet):[7] Je Blütenstand gibt es bis zu acht Blüten und die Blütenstandsschäfte deutlich länger.[4] Sie kommt von Süditalien bis Südwestasien vor.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strauchkronwicke wird auch gelegentlich als Zierpflanze verwendet.[11][12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dankwart Seidel: Blumen am Mittelmeer. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. BLV, München 2002, ISBN 3-405-16294-7.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Hippocrepis emerus (L.) Lassen, Strauchwicke. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j Hippocrepis emerus (L.) Lassen In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 2. Mai 2021.
  3. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 113. (eingescannt).
  4. a b c d e f g h i Peter William Ball: Coronilla. In: Thomas Gaskell Tutin, Vernon Hilton Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge, 1968, ISBN 0-521-06662-X. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  5. a b c d e f g h Strauchkronwicke. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
  6. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 604.
  7. a b c d e f Datenblatt bei International Legume Database Information Service = ILDIS – LegumeWebWorld Database of Legumes, Version 10.38 vom 20. Juli 2010.
  8. a b Hippocrepis emerus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 2. Mai 2021.
  9. Datenblatt Hippocrepis emerus subsp. emerus In: Michael Hassler (2004–2021): Flora Germanica. Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Version 7.41, Stand Mai 2021. - flora-germanica.de.
  10. Hippocrepis emerus subsp. emerus, Strauchwicke (Unterart). auf FloraWeb.de
  11. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, Coronilla emerus, S. 253.
  12. Datenblatt bei RHS = The Royal Horticultural Society.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Strauchkronwicke (Hippocrepis emerus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien