Sturzkampfgeschwader 3

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Sturzkampfgeschwader 3
ab 18. Oktober 1943 Schlachtgeschwader 3


Eine Kette Ju 87 des Schlachtgeschwaders 3 im Oktober 1943
Aktiv Juni 1940 bis 8. Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Luftwaffe
Typ Geschwader
Gliederung Gliederung
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Das Sturzkampfgeschwader 3 (St.G. 3) war ein Geschwader der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Die Geschwaderkennung war H 7. Am 18. Oktober 1943 wurde es im Zuge einer Organisationsänderung in Schlachtgeschwader 3 (Geschwaderkennung S7) umbenannt und flog bis Kriegsende.

Kommodore

Zwischen 1940 und 1945 gab es sechs Kommodore:

Dienstgrad Name Datum
Oberst Karl Angerstein 10. Januar 1940 bis 3. Juli 1940
Oberstleutnant Georg Edert 3. Juli 1940 bis 1. April 1941
Oberstleutnant Karl Christ 1. April 1941 bis 28. Februar 1942
Oberstleutnant Walter Sigel 1. März 1942 bis 1. April 1943
Major Kurt Kuhlmey 1. April 1943 bis 15. Dezember 1944
Major Bernhard Hamester 15. Dezember 1944 bis 28. April 1945

Gliederung

I. Gruppe

Das bombardierte Wielun nach dem Angriff der Grazer Gruppe

Die Aufstellung der I. Gruppe des künftigen Sturzkampfgeschwaders 3 erfolgte am 1. April 1936 in Lübeck-Blankensee und trug zunächst die Bezeichnung II./162. Die II. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 162, welche nur aus einer einzigen Gruppe ohne Geschwaderstab bestand, wurde am 1. April 1937 in die I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 168 umbenannt und zugleich nach Graz verlegt. Im Zuge der Neuorganisation der Luftwaffe erhielt die Gruppe am 1. Mai 1939 nunmehr die Bezeichnung I. Gruppe des Sturzkampfgeschwader 76, bekannt auch als Grazer Gruppe, die als eigenständige Einheit dem Kampfgeschwader 28 unterstellt wurde. Im August 1939 erfolgte die Verlegung nach Cottbus.[1] Am 15. August 1939 verlor die Gruppe beim „Neuhammer Stuka-Unglück“ 13 Stukas Ju 87 mit ihren Besatzungen durch Absturz bei einer Flugvorführung. Im Polenfeldzug flog die Gruppe, neben dem Sturzkampfgeschwader 77, die ersten Luftangriffe auf polnisches Gebiet. Hier bombardierte sie die Kleinstadt Wieluń, die dadurch weitgehend zerstört wurde. 1200 Menschen wurden getötet.[2] Nach der Teilnahme der Gruppe im Westfeldzug wurde am 9. Juli 1940 das Sturzkampfgeschwader 3 aus dem Stab des Kampfgeschwaders 28 gebildet. Die Grazer Gruppe erhielt nunmehr ihre endgültige Bezeichnung als I. Gruppe im Sturzkampfgeschwader 3 (I./St.G. 3). Unter dieser Bezeichnung flog die Gruppe in der Luftschlacht um England (Stützpunkt war unter anderem Barly), im Balkanfeldzug sowie bei der Luftlandeschlacht um Kreta. Anschließend flog die Gruppe auf dem afrikanischen Kontinent bis Ende 1942 im Afrikafeldzug. Nach der Verlegung der Gruppe an die Ostfront flog diese dort von Februar bis Ende Juni 1943 am dortigen Südabschnitt.

Ab Anfang Juli 1943 nach Megara/Griechenland verlegt, erfolgten Einsätze gegen italienische Truppen auf Kefalonia und Korfu (15. bis 24. September 1943 vom Flugplatz Araxos aus). Ab Oktober 1943 Einsätze gegen die Royal Navy in der Ägäis und gegen britische Truppen auf dem Dodekanes. Am 7. Oktober 1943 Angriff auf den Kreuzer HMS Penelope westlich von Rhodos. Am 9. Oktober 1943 Angriff und Versenkung des Zerstörers "HMS Panther" westlich von Rhodos um 12.03 Uhr (C-Zeit), Beschädigung des Kreuzers HMS Carlisle. Am 18. Oktober 1943 wurde das Geschwader in Schlachtgeschwader 3 umbenannt. Die I. Gruppe erhielt die Bezeichnung I./SG 3. Vom 12.-16. November 1943 Einsätze bei der Schlacht von Leros, am 17. November 1943 Bombardierung von Samos. Danach Verlegung über Sarajewo und Mostar nach Markersdorf/Österreich zur Auffrischung und Ausrüstung mit Ju 87 D5. Verlegung über Deutschland nach Dorpat/Estland ab Februar 1944. Erster Einsatz durch Vorkommandos ab 3. Februar 1944. Volle Stärke ab Ende Februar/Anfang März 1944. Im März 1944 flog die I./SG 3 Einsätze im Raum Narwa, Kriwasoo, Omuti, Pleskau Nord und Süd, Ostrow, Chertova Gora und Pustoschka. Am 8. April 1944 führte die I./SG 3 ihren 2000. Feindflug seit Verlegung an die Ostfront durch. Im Mai 1944 flog die 1. Staffel /SG 3 unter Führung von Oberleutnant Töpfer ihren 1000. Einsatz seit Verlegung nach Dorpat.

Vom 16. Juni bis 20. July flog die I. Gruppe Schlachtgeschwader 3 Einsätze in Finnland als Teil des Gefechtsverband Kuhlmey. Vom 21. July bis August 1944 flog sie erneut Einsätze von Dorpat aus, ehe sie nach Pardubitz/ Böhmen verlegt wurde, wo sie mit Fw 190 ausgerüstet wurde. Danach flog sie wieder Einsätze zunächst in Kurland und dann in Ostpreußen von Gerdauen, Heiligenbeil und Brüsterort aus.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Hauptmann Walter Sigel 1. Mai 1939 bis 1. März 1942
Hauptmann Heinrich Eppen 1. März 1942 bis 4. Juni 1942
Hauptmann Martin Mossdorf[3] 5. Juni 1942 bis 11. November 1942
Hauptmann Horst Schiller 1. Dezember 1942 bis 2. Juni 1943
Hauptmann Helmut Naumann 18. Oktober 1943 bis 1944
Hauptmann Hans von Bargen Anfang 1944 - 6. Juli 1944 (+ KIA)
Hauptmann Hans Töpfer 7. Juli 1944 bis 19. Februar 1945
Hauptmann Heinrich Smikalla 4. März 1945 bis 8. Mai 1945

II. Gruppe

Am 1. November 1938 wurde die Schlachtfliegergruppe I./160 des Sturzkampfgeschwaders 160 aufgestellt. Nach Umrüstung von Henschel Hs 123 auf Ju 87 B nach Insterburg verlegt, wurde diese Gruppe dort am 1. Mai 1939 in die I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 1 umbenannt. Am 13. Januar 1942 wurde sie sodann als II. Gruppe in das Sturzkampfgeschwader 3 eingegliedert. Von September 1943 bis Ende November 1943 Einsatz im Mittelmeerraum bei der Schlacht von Kefalonia, Korfu, Ägäis, Kos, Leros und Samos. Am 9. Oktober 1943 um 12.14 Uhr C-Zeit als zweite Welle Anflug auf britische Kriegsschiffe bei Rhodos. Um 12.15 Uhr durch US-Abfangjäger der 37. US Fighter Squadron unter Major William Leverette abgefangen und mindestens 6 Ju 87 vernichtet. Am 18. Oktober 1943 wurde sie in auf Rhodos in die II. Gruppe des Schlachtgeschwaders 3 umbenannt und flog unter dieser Bezeichnung bis Kriegsende an der Ostfront. Im Juli 1944 begann die Umstellung auf Fw 190 F. Ihr Weg führte das Geschwader von Juli 1944 von Riga nach Libau, später Jesau-Sprottau und ab Januar 1945 sodann in Werneuchen und zuletzt in Finow.

Dienstgrad Name Datum
Major Werner Rentsch 1. November 1938 bis 31. August 1939
Oberleutnant Paul-Werner Hozzel 1. September bis 30. September 1939 (vertretungsweise)
Oberleutnant Paul-Werner Hozzel 1. Oktober 1939 bis 31. Mai 1941
Major Sorge 31. Mai 1941 bis 1. Januar 1942
Major Kurt Kuhlmey 1. Januar 1942 bis 31. März 1943
Hauptmann Theodor Nordmann 18. Oktober 1943 bis 18. Januar 1945
Hauptmann Adolf Heimlich 18. Januar 1945 bis 8. Mai 1945

III. Gruppe

Am 1. Juli 1938 als I. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 162 in Jever aufgestellt, wurde die Gruppe am 1. Mai 1939 in die II. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 2 (II./St.G. 2) umbenannt und am 13. Januar 1942 die III. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 3. In der Bezeichnung der II. Gruppe im Sturzkampfgeschwaders 2, flog diese Gruppe im Polen- und Frankreichfeldzug sowie gegen England. Im Januar 1941 flog sie Angriffe von Sizilien auf die britische Mittelmeerflotte und stand ab Februar 1941 auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz im Afrikafeldzug. Dort erfolgten zahlreiche Einsätze auf Rommels Vormarsch. Ferner nahm sie an der Luftlandeschlacht um Kreta teil. Im Juni 1943 verlegte sie an die Ostfront, wo sie am 5. Juli 1943 am Unternehmen Zitadelle teilnahm. Unter der Luftflotte 6 der 1. Fliegerdivision zugeteilt, unterstützte sie den nördlichen Angriffskeil beim letztendlich gescheiterten Angriff in Richtung Kursk.[4] Danach war sie am Südabschnitt, u.a. auf der Krim, eingesetzt. Am 18. Oktober 1943 ging sie nunmehr unter ihrer Bezeichnung III. Gruppe des Schlachtgeschwaders 3 auf. Im Juli 1944 erfolgte ihre Umrüstung auf Fw 190 F. Sie stand ab diesem Zeitpunkt bis Kriegsende in Einsätzen von Tilsit-Welonen und Frauenburg. Ab Dezember 1944 bis Kriegsende flog die Gruppe Einsätze im Großraum Zabeln.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum
Major Walter Rudolf Enneccerus 15. Oktober 1939 bis 1. März 1942
Major Bernhard Hamester 15. Oktober 1942 bis 1. Dezember 1943
Hauptmann Eberhard Jacob 1. Dezember 1943 bis April 1944
Hauptmann Siegfried Göbel Mai 1944 bis März 1945
Hauptmann Erich Bunge März 1945 bis 8. Mai 1945

Panzerjägerstaffel

Die Panzerjägerstaffel im Schlachtgeschwader 3 kam am 7. März 1944 zum Geschwader und trug dort die Bezeichnung 10.(Pz)/SG 3. Ihr Staffelführer war Oberleutnant Andreas Kuffner. Am 7. März 1945 schied die Staffel wieder aus dem Geschwader aus und trat wieder zum Ursprungsgeschwader, dem Schlachtgeschwader 3, zurück. Die „Kanonenvögel“ vom Typ Ju 87 D und Ju 87 G flogen über Sewastopol, später Riga und zuletzt im Raum Schippenbeil-Eggersdorf.

Bekannte Geschwaderangehörige

Literatur

  • Hans Peter Eisenbach: "Fronteinsätze eines Stuka-Fliegers Mittelmeer und Ostfront 1943-44" Helios Verlag Aachen 2009, ISBN 978-3-938208-96-0. Das Buch beschreibt präzise und minutiös die Einsätze der I./StG 3 bzw I./SG 3 zwischen September 1943 und Ende März 1944.
  • Georg Brütting: Das waren die deutschen Stuka-Asse 1939–1945, Motorbuch-Verlag Stuttgart, 4. Auflage 1984, ISBN 3-87943-433-6, S. 267–269

Weblinks

Commons: Sturzkampfgeschwader 3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Bundesarchiv Militärarchiv. Unter dem Stichwort Doege bzw. Droege derzeit ca. 80 Bilder der I./SG 3 vom März 1944 auf dem Flugplatz DORPAT in Estland.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Zapf: Flugplätze der Luftwaffe 1934–1945 – und was davon übrig blieb. Band 1: Berlin & Brandenburg. VDM Heinz Nickel, Zweibrücken 2001, ISBN 3-925480-52-8, S. 97.
  2. Joachim Trenkner: Ziel vernichtet. Die Zeit, Nr. 07/2003 - Angriff auf Wielun
  3. Martin Moßdorf (engl. WP)
  4. Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 92.