Thamsbrück

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. August 2016 um 16:51 Uhr durch 195.191.14.91 (Diskussion) (Grammatik). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Thamsbrück
Wappen von Thamsbrück
Koordinaten: 51° 8′ N, 10° 38′ OKoordinaten: 51° 8′ 23″ N, 10° 38′ 11″ O
Höhe: 182 m
Fläche: 14,1 km²
Einwohner: 1041
Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner/km²
Eingemeindung: 8. März 1994
Postleitzahl: 99947
Vorwahl: 03603
Karte
Lage von Thamsbrück in Bad Langensalza
Kirche am Markt
Rathaus am Markt
Nikolausturm

Thamsbrück (auch Ablassstadt Thamsbrück) ist ein Ortsteil der Stadt Bad Langensalza im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen (Deutschland), etwa 35 Kilometer nordwestlich von Erfurt mit etwa 1.100 Einwohnern und besitzt seit 1206 das Stadtrecht. Die bis dahin selbständige Stadt wurde 1994 nach Bad Langensalza eingemeindet.

Thamsbrück ist mit mehr als 1270 Jahren die älteste Kleinstadt in Thüringen und verfügt mit dem Ablassfest über eine mehr als 500 Jahre währende Tradition.

Geographie

Thamsbrück liegt im Westen des Thüringer Beckens etwa vier Kilometer nördlich von Bad Langensalza auf einer Höhe von 175 Metern über NN. Die Umgebung ist landwirtschaftlich geprägt. Am Süd- und Westrand des Ortes fließt die Unstrut, mit zwei Flussläufen, in Richtung Osten zur Saale. Der von Norden kommende Welsbach mündet an der Nord-Westseite des Ortes in die Unstrut.

Geschichte

Thamsbrück wird 736 erstmals erwähnt. Darin wird beschrieben, dass die Kirche in Thamsbrück durch den englischen Mönch und reisenden Missionar Bonifatius gestiftet wurde. 1149 lässt Ludwig der Eiserne auf dem Hügel vor der Unstrut ein Schloss für seinen Bruder Ludwig den Jüngeren errichten. Im Jahre 1206 wird Thamsbrück in einer Schenkungsurkunde von Landgraf Hermann I. verbrieft und civitas (lateinisch für Stadt) benannt, als ein Mühlhauser Schiedsspruch bestätigt wird. Dies wird gemeinhin als erste Erwähnung des Stadtrechts angesehen. Bis 1490 bildete die Burg Thamsbrück das Zentrum eines landgräflichen Amts, dann ging es im Amt Langensalza auf. Am 20. Juni 1500 kehrten 30 Thamsbrücker von Feldzug gegen aufständische Friesen, die sich gegen den Gubernator von Friesland, den Wettiner Heinrich den Frommen, erhoben hatten, zurück.

Thamsbrück war 1660–1692 von Hexenverfolgung betroffen. Drei Frauen und ein Mann, der Thamsbrücker Bürgermeister Johann Kaufmann, gerieten in Hexenprozesse. [1]

Thamsbrück gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Langensalza und nach seiner Abtretung an Preußen von 1816 bis 1944 zum Landkreis Langensalza in der Provinz Sachsen. 1868 wurde das Schloss Thamsbrück abgerissen und die Fläche samt Wallgraben in einen Garten umgewandelt. Der Burgturm blieb jedoch verschont. Anno 1890 findet die Gründung der Malzfabrik „Schloss Thamsbrück“ statt.

Ein 1975 veröffentlichtes Stadtportrait erwähnt die mit einem Betriebsteil in Großwelsbach vereinigte LPG „Karl-Marx“ als landwirtschaftliches Hauptunternehmen, weiterhin die beiden im Ort ansässigen Malzfabriken, den VEB „Feuerteufel“ und die einzige in der DDR verbliebene Mühlenbaufirma „ORANO“, die auch die Herstellung von Mühlsteinen übernahm.[2]

Durch das Thüringer Neugliederungsgesetz (ThürNGG), das am 1. Juni 1994 in Kraft trat, wurde die bis dahin selbständige Stadt, zum juristischen Wirkungsdatum 8. März 1994, in die Stadt Bad Langensalza eingemeindet.[3]

In Thamsbrück befand sich einer von vier Dingstühlen des Thüringischen Landgerichts zu Mittelhausen.

Der Stadtname und seine Entwicklung

Der Name der Stadt Thamsbrück hat sich über 1200 Jahre, seit nachweisbarem Bestehen des Ortes, immer wieder leicht verändert. In ersten Quellen aus den Jahren 780 und 802 erhielt das Kloster zu Fulda Einkünfte aus Tungesbrucgen. Ab 1174 werden die ansässigen landgräflichen Ministerialien de Tungeßbrucken (Thungisbrucken genannt) in mehreren Quellen erwähnt. Im Jahr 1206, dem Jahr in dem der Ort sein Stadtrecht erhielt, war es Tungesbrucken. Im Jahr 1315 war es Dungisbrukin. In den Jahren 1318 und 1319 war es wieder, wie im Jahr 1206, Tungesbrucken. 1328 Tungisbrucke. Neben Thungispruken und Tungesbrucke(n) werden auch Tumesbrucken, Thomasbrucken, Thomsbrucken im Lehnbuch Friedrichs des Strengen verzeichnet. In weiteren Quellen hieß es 1445 Thomesbrugken, 1526 Thommesbrugk und 1724 Thambsbrück.

Der Name Thamsbrück, hat sich gegebenenfalls im Erstglied Thams aus dem germanischen Personennamen Dung, bzw. Tung entwickelt, der eine Vokalvariante zu althochdeutsch thing (ding) darstellt. Ding bedeutet hierbei Volksversammlung, bzw. Gerichtsverhandlung. Zudem sind T(h)oms und T(h)ams Kurzformen für biblischen Thomas. Das Zweitglied brück gehört zum mittelhochdeutschen -brücke, bzw. mittelniederdeutschen -brügge.[4]

Das Thamsbrücker Wappen

Das Wappen der Stadt Thamsbrück (seit 1270), mit goldenem Hintergrund, zeigt einen Geharnischten mit Rüstung, Schild in der linken und Fahne in der rechten Hand, und mit einem weißen Pferde über eine dreibögige Brücke ruhend. Auf der Fahne und dem Schild wird jeweils derselbe Löwe, siebenmal rot und siebenmal silber geteilt, dargestellt. Bei dem Reiter soll es sich um den Landgrafen von Thüringen, Hermann I., handeln.

Politik

Ortsbürgermeister ist Björn Goldmann.

Kultur

Ablass 2006 - Tetzelrede auf dem Tetzelwagen.

In Thamsbrück wird das Ablassfest traditionsgemäß an dem Wochenende gefeiert, dessen Sonntag der Erste im Juli ist.

Vereine

In Thamsbrück gibt es ein ausgeprägtes Vereinsleben. Neben den für solche Orte üblichen Vereinen wie der Karnevals-, Fußball- und Kegelverein sowie der Freiwilligen Feuerwehr sind besonders der Heimat- und Ablaßburschenverein 1501 e.V. und das Tambour-Corps 1924 Thamsbrück e.V. erwähnenswert.

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

Literatur

  • Heinz Lange, Karl Siegfried Melzer, Helmut Goldmann, Fritz Görlach: Die Stadt Thamsbrück - Beiträge zur Heimatgeschichte, Eigenverlag, 2001

Einzelnachweise

  1. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 522-531; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum, Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Band 2, Hamburg 2003, S. 253.
  2. Waltraut Läschke: Vom Mühlstein bis zum „Feuerteufel“. Kleinstädte unseres Bezirkes. Wir stellen vor: Thamsbrück. In: Das Volk. Erfurt 1. Februar 1975.
  3. Thüringer Landesamt für Statistik
  4. Städtenamenbuch der DDR, Ernst Eichler und Hans Walther - 1. Aufl. 1986 - Bibliographisches Institut, S. 273f

Weblinks

Commons: Thamsbrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien