Trabantenstadt
Trabantenstädte (auch Trabantensiedlung) sind Vororte einer größeren Stadt, die aber, im Gegensatz zur Satellitenstadt, nicht eigenständig sind, sondern hauptsächlich aus Wohngebieten für Pendler bestehen und sich durch eine geringe Arbeitsplatzdichte auszeichnen. Sie besitzen wenig eigene Infrastruktur, die sich auf rudimentäre eigene Funktionen beschränkt, etwa auf Einzelhandelsgeschäfte des täglichen Bedarfs und Schulen. Trabantenstädte sind eine neuzeitliche Erscheinung. Sie werden gebaut, um den Wohnraumbedarf für die Kernstadt decken zu können. Gleiches gilt auch für die Schlafstadt, die aber im Gegensatz zu den beiden anderen Stadttypen nicht zwingend Resultat einer geplanten Entwicklung ist.
Die Definition der Begriffe Trabantenstadt und Satellitenstadt ist umstritten, wobei hier der weiter verbreiteten Einteilung gefolgt wird, der auch Burkhard Hofmeister, der Autor des Standardwerkes „Stadtgeographie“, folgt und die international üblicher ist. Rudolf Hillebrecht und Heineberg, der Autor des Werkes „Grundriß Allgemeine Geographie: Stadtgeographie“, benutzen die beiden Begriffe genau in der umgekehrten Weise.
Anschaulich betrachtet ist eine Satellitenstadt eine vollwertige eigene Kleinstadt im Umfeld einer großen Stadt. Währenddessen ist die Trabantenstadt eher eine Schlafstadt, die sehr viele Einwohner morgens in Richtung große Stadt verlassen und in die sie nach der Arbeit zurückkehren. Beide Stadtformen sind somit zwar im Umfeld einer größeren Stadt angesiedelt, stellen von der Grundidee her aber unterschiedliche Konzepte dar.
Trabantenstädte und -siedlungen entstehen oft auf der „grünen Wiese“, das heißt auf Flächen, die zuvor nicht zum Siedlungsbereich der Stadt oder der Gemeinde gehörten. Dazu sind in aller Regel baurechtliche Umwidmungen von zuvor meist landwirtschaftlich genutzten Bodenflächen in Bauland notwendig; solche Umwidmungsvorgänge und die dadurch meistens eintretende und teils enorme Wertsteigerung der betroffenen Bodenflächen bzw. Grundstücke werden oft mit der ironischen Redewendung „fünfte Fruchtfolge“ umschrieben.
Beispiele für Trabantenstädte
- der Wohnvorort Hässelby im Nordwesten Stockholms
- viele Orte der Pariser Banlieue wie etwa Sarcelles, Guyancourt, Chanteloup-les-Vignes oder Voisins-le-Bretonneux (siehe auch ville nouvelle)
- Ashford in der Nähe von London
- der Stadtteil Petržalka von Bratislava in der Slowakei, angeblich die größte Plattenbausiedlung Europas
- Jižní Město (Südstadt), die größte Plattenbausiedlung Prags mit etwa 80.000 Einwohnern
- ostdeutsche Plattenbausiedlungen wie
- Berlin-Hellersdorf
- Berlin-Marzahn
- Berlin-Neu-Hohenschönhausen
- Chemnitz-Markersdorf
- Gera-Lusan
- Halle-Neustadt
- Halle-Silberhöhe
- Halle-Heide-Nord
- Hoyerswerda-Neustadt
- Jena-Lobeda
- Leipzig-Grünau
- Magdeburg-Neu Olvenstedt
- Rostock-Toitenwinkel
- Schwerin-Großer Dreesch
- Westdeutsche Großwohnsiedlungen, deren Bau meist in der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er und 1960er Jahren begonnen wurde. Teilweise dauerte die Bebauungsphase, wie zum Beispiel in Nürnberg-Langwasser, mehrere Jahrzehnte.
- Berlin-Gropiusstadt
- Berlin-Märkisches Viertel
- Bonn-Tannenbusch
- Braunschweig-Weststadt
- Bremen-Vahr
- Darmstadt-Kranichstein
- Dortmund-Scharnhorst-Ost
- Düsseldorf-Garath
- Frankfurt-Frankfurter Berg
- Frankfurt-Nordweststadt
- Frankfurt-Sossenheim
- Hamburg-Mümmelmannsberg
- Hamburg-Steilshoop
- Hamburg-Neuwiedenthal
- Karlsruhe-Waldstadt
- Kiel-Mettenhof
- Köln-Chorweiler
- Ludwigshafen-Pfingstweide
- Mainz-Lerchenberg
- Mannheim-Vogelstang
- Marburg-Richtsberg
- München-Hasenbergl
- München-Neuperlach
- Nürnberg-Langwasser
- Ratingen-West
- Reutlingen-Orschel-Hagen
- Wiesbaden-Klarenthal
- Wolfsburg-Detmerode
- Wolfsburg-Westhagen
- Würzburg-Heuchelhof