Vielseitigkeitsreiten

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Festes Hindernis im Gelände
Reiterin und Pferd in der Teilprüfung Springen einer CIC 3*-Vielseitigkeit

Die Vielseitigkeitsprüfung ist eine Disziplin des Pferdesports (Einzel- und Mannschaftswettkämpfe) und auch unter der früheren Bezeichnung Military-Reiten bekannt. Die technische internationale Sportnomenklatur bezeichnet die Vielseitigkeitsprüfung französisch als Concours Complet oder kurz CC.
Die Vielseitigkeit ist eine Kombinationssportart und besteht aus drei Teilprüfungen in den Disziplinen Dressur, Geländeritt und Springen.

Sicherheit, Kleidung und Ausrüstung

Alle Reiter sind verpflichtet, auf der Geländestrecke beim Springen einen Reithelm zu tragen. Für die Geländestrecke sind neben erleichterter Kleidung mit Stiefeln auch eine Sicherheitsweste/Sturzweste Pflicht. Diese muss die Normen der British Equestrian Trade Association (BETA-Norm) erfüllen. Inzwischen sind insbesondere im Spitzensport auch zusätzlich über den Standard-BETA-Westen zu tragende Sturzwesten üblich, die bei einem Sturz ein schützendes Luftpolster entfalten (sogenannte Airbag-Westen). Eine am Oberarm oder Stiefelschaft exponiert zu tragende Medical Card mit wichtigen Informationen für eine medizinische Notversorgung ist im Gelände ebenso vorgeschrieben.

Die Pferdebeine werden im Gelände und beim Springen mit Gamaschen geschützt. Stollen unter den Hufeisen, meist Schraubstollen, sorgen ebenso für Sicherheit: wie bei menschlichen Sportlern auf Rasenplätzen sorgen diese auch beim Pferd für besseren Halt, auch bei höherem Tempo und nicht perfekten Bodenbedingungen. Üblich ist es, die Beine und teilweise auch unteren Körperpartien des Pferdes mit einer Mischung aus Vaseline und Gleitgel einzuschmieren, um das Risiko oberflächlicher Verletzungen bei der Berührung von Hindernisteilen weiter zu verringern. Das Tragen einer Stoppuhr ist im beim Geländeritt üblich, um zusammen mit Wegmarken das Tempo exakter kontrollieren zu können.

In den Disziplinen Dressur und Springen sind jeweils die korrekten Anzüge zu tragen, Frack wird bei der Dressur auf internationalem Niveau und auf Championaten getragen. In allen Disziplinen dürfen nur Sporen mit einer Länge des Sporendorns von maximal 3,5 cm (d. h. auch ohne Dorn erlaubt) verwendet werden.

Aufgrund von wiederholten schweren Unfällen und sogar Todesfällen von Reitern und Pferden steht die Sportart, insbesondere die Geländestrecke, häufig in der Kritik. Insbesondere die sogenannten Rotationsstürze (meist englisch als „rotational falls“ bezeichnet) implizieren eine große Gefahr. Es gibt Überlegungen, abwerfbare Teile an Geländehindernissen zu installieren, um die Gefahr solcher Stütze zu minimieren.[1] Bei Geländehindernissen, die dafür aus Sicherheitsaspekten geeignet sind, werden bereits Sollbruchstellen eingebaut.[2] Die jeweiligen Sportverbände sind seit Jahren bemüht, die Sicherheit der Athleten und der Tiere zu erhöhen. Die FEI rief 2007 eine Arbeitsgruppe zur Sicherheit in der Vielseitigkeit ins Leben.[3] Zudem existiert ein Qualifikationsverfahren für Vielseitigkeitsprüfungen, das nur ausreichend erfahrenen Reitern den Start bei schweren Prüfungen ermöglichen soll.[4]

Zu den Olympischen Spielen 2004 wurde die Disziplin deutlich entschärft und wurden die Geländestrecken verkürzt, um eine Erhöhung der Sicherheit zu erreichen.

Regeln in Kürze

Teilprüfung Dressur, hier bei den Europameisterschaften 2011

Eine Vielseitigkeitsprüfung setzt sich aus den drei Einzelprüfungen Dressur, Gelände und Springen zusammen. Hinzu kommt eine sogenannte Verfassungsprüfung, bei der geprüft wird, ob das Pferd nach dem Geländeritt unverletzt ist, der Ruhepuls innerhalb einer begrenzten Frist wieder erreicht wird und keine Dehydrierung eingetreten ist. Bei großen internationalen Prüfungen gibt es noch zusätzlich eine erste Verfassungsprüfung, die vor dem Teilbereich Dressur stattfindet. Besteht ein Pferd eine der beiden Verfassungsprüfungen nicht, ist es aus dem Wettbewerb ausgeschlossen. Nach neuerer Regelung kann eine Anordnung einer Verfassungsprüfung während der Prüfung jederzeit durch jedes Mitglied der Richtergruppe mit Ausschlussmöglichkeit vorgenommen werden. Scheint ein Pferd der Jury in der Geländestrecke überfordert oder in gefährlichem Maße erschöpft, wird der Reiter durch Zeigen einer gelben Flagge auf die Bedenken und die verschärfte Beobachtung hingewiesen. Verstärken sich die Risikoanzeichen in den Augen der Jury, kann das Starterpaar durch Zeigen einer roten Flagge mit sofortiger Wirkung aus der Prüfung genommen werden.

Es werden Veranstaltungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ausgeschrieben. Bei internationalen Prüfungen wird zwischen sogenannten Kurzprüfungen (Concours International Combiné, CIC) und Langprüfungen (Concours Complet International, CCI) unterschieden. Über eine Einteilung von einem bis vier Sternen wird die Schwierigkeit der gestellten Aufgaben bewertet. Weltweit gibt es sechs CCI 4*-Prüfungen, diese sind alle Teil der FEI Classics.

Der Unterschied zwischen Kurz- und Langprüfungen bei Turnieren liegt zum einen in der Gestaltung des Geländeritts und zum anderen in der Gesamtdauer der Prüfung. Bei Langprüfungen ist eine deutlich längere Geländestrecke zu bewältigen, die Springprüfung bildet immer den Abschluss der Vielseitigkeitsprüfung. Bei Kurzprüfungen kann sowohl die Geländeprüfung als auch die Springprüfung den Abschluss der Vielseitigkeit bilden. Kurzprüfungen finden meist als Prüfung über ein oder zwei Tage statt, bei Langprüfungen verteilt sich das Programm im Regelfall auf drei Tage (daher rührt die international geläufige Bezeichnung Three day event für Langprüfungen).

Die Dressuraufgabe bildet stets den Beginn einer Vielseitigkeitsprüfung. Das in der Dressur erzielte Ergebnis kann in den anderen Teilprüfungen nicht mehr verbessert, sondern nur durch Fehlerfreiheit gehalten werden.

Nach langen Diskussionen wurde Anfang der 2000er Jahre der Ablauf von Vielseitigkeitsprüfungen deutlich verändert: Bis dahin bestand der Geländeteil bei Kurzprüfungen zusätzlich aus einer Wegestrecke. Bei Langprüfungen musste bis dahin noch eine weitere Wegestrecke und eine Rennbahn mit Rennbahnhindernissen absolviert werden. Die Olympischen Spiele 2004 in Athen setzen mit ihrer Gestaltung der Vielseitigkeitsprüfung ein Zeichen für die zukünftige Richtung des Sports, um auf die Belastbarkeit der Pferde und Reiter mehr Rücksicht zu nehmen, was auch zu mehr Sicherheit führt.

Überwinden des Grabens inmitten eines Coffin
Ein kleinerer Trakehnergraben in einer einfachen Prüfung

Die in der Vielseitigkeit gestellten Anforderungen in Dressur und Springen liegen unter denen der Spezialisten vergleichbarer Leistungsklassen. Dies berücksichtigt das andere Leistungsprofil, das an Vielseitigkeitspferde gestellt wird. So sind beispielsweise die Springparcours weniger technisch, die enthaltenen Hindernisse nicht höher als 1,25 m und die Distanzen zwischen den Sprüngen weiter, da die Pferde für den Geländeritt auf einen größeren Galoppsprung trainiert werden müssen. Zudem ist bei festen Hindernissen die Berührung desselben kein Problem, während dies im Parcourspringen zu Abwürfen führt. Bei Prüfungen der höchsten Schwierigkeit in der Vielseitigkeit liegen sie auf dem Niveau mittlerer Dressur- und Springaufgaben der Spezialisten (Klasse M).

Bei den Geländehindernissen sind die zu überwindenden Höhen und Weiten in ihren reinen Abmessungen und Flugkurven im Vergleich zum spezialisierten Springreiten eher gering, die Schwierigkeit ergibt sich aus der Optik (z. B. mächtige Baumstämme, Holzstapel und feste Holzwände, teilweise fast freischwebend) und der Einbindung in Geländeunebenheiten (z. B. eine Wand von 1,20 m, die sich unmittelbar hinter einem 1 m tiefen Graben scheinbar über 2 m hoch erhebt, Landung im oder Absprung aus dem Wasser, Graben in einer Senke mit Sprüngen im unmittelbaren Umfeld (coffin) oder Landepunkt auf anderer Höhe als der Absprung). Teilweise werden auch besondere Anforderungen an den Gehorsam gestellt, wenn das Pferd über einen sehr schmalen Sprung muss, an dem es an einer oder beiden Seiten bequem vorbeilaufen könnte, ohne die Strecke zu verlassen. Manche Hindernisse weisen eine reizüberflutende Optik auf, wie etwa Marktstände mit Obst und Blumen. In den letzten Jahren wird mit dem Einsatz von Hindernissen begonnen, deren Verbindungen bei einer bestimmten Belastung nachgeben oder manuell leicht demontierbar sind, um die Folgen schwerer Stürze zu begrenzen und gegebenenfalls die Rettung von gestürzten Reitern und Pferden erleichtern sollen. Üblich ist es bei schweren Strecken, den Reitern bei den besonders schwierigen Passagen zwei alternative Wege anzubieten, bei denen oft einer, der chicken way, technisch etwas geringere Anforderungen stellt, jedoch mehr Zeit zum Überwinden kostet, die an anderer Stelle wieder herausgeritten werden muss oder zu Strafpunkten führt. Dadurch kann der verantwortungsvolle Reiter seinen Weg an die individuellen Eigenschaften und die Tagesform seines Pferdes anpassen und Schwächen möglicherweise mit besonderen Stärken an anderer Stelle kompensieren.

Die Gesamtwertung einer Vielseitigkeit erfolgt nach Fehlerpunkten. Das Dressurergebnis wird in einen Fehlerwert umgerechnet, wobei niedrigere Werte ein besseres Ergebnis bedeuten. Es wird in 15er-Schritten gerechnet: 0 Fehlerpunkte entsprechen einer Dressurprüfung von 100 %, 15 Fehlerpunkte 90 %, 30 Fehlerpunkte 75 % usw. Die Weltbesten des Sports liegen oft mit ihren Dressurergebnissen bei unter 30 Fehlerpunkten. Hinzu kommen jeweils Hindernis- und Zeitfehler aus Gelände und Springen, wobei Hindernisfehler im Gelände mit 20 Fehlerpunkten und mehr (z. B. für gefährliches Reiten) angerechnet werden, im Springen jedoch nur mit 4. Ein Überschreiten der vorgegebenen Zeit beim Absolvieren der Geländestrecke führt zu Strafpunkten, ein Unterbieten jedoch nicht zu Pluspunkten, sondern lediglich zu erhöhter Ermüdung von Reiter und Pferd. Fehler oder auch Stürze zählten früher für die Wertung innerhalb ausgewiesener Zonen um Hindernispassagen der Geländestrecke, nicht jedoch außerhalb dieser. Nach neuerem Reglement zählen solche Fehler und Stürze, die im Zusammenhang mit dem Hindernis erfolgen. Ein Sturz des Pferdes im Zusammenhang mit einem Hindernis führt bei internationalen Prüfungen zu dessen Schutz zum sofortigen Ausschluss.

Gewonnen hat das Paar, das nach Absolvieren aller drei Teildisziplinen die geringste Fehlerpunktzahl erreicht hat. In der Verfassungsprüfung werden keine Fehlerpunkte vergeben, jedoch führt die Beanstandung der körperlichen Verfassung des Pferdes durch Verletzung oder Überforderung zum Ausschluss aus dem Wettbewerb.

Bei Championaten (Europameisterschaften, Weltreiterspiele sowie Olympische Spiele) dürfen pro Land beziehungsweise NOK vier oder fünf Paare starten. Die jeweils drei besten Einzelergebnisse werden wie in anderen Disziplinen als Mannschaftsergebnis gewertet.

Hindernisse

Die Anforderungen in internationalen Prüfungen.

Geländestrecke

Klasse Höhe fester Teil (mit Bürste) Weite an der Oberseite (Basis) Weitsprünge Tiefsprünge
CIC/CCI1* 1,10 m (1,30 m) 1,40 m (2,10 m) 2,80 m 1,60 m
CIC/CCI2* 1,15 m (1,35 m) 1,60 m (2,40 m) 3,20 m 1,80 m
CIC/CCI3* 1,20 m (1,40 m) 1,80 m (2,70 m) 3,60 m 2,00 m
CIC/CCI4* 1,20 m (1,40 m) 2,00 m (3,00 m) 4,00 m 2,00 m

Geschwindigkeit (in Metern pro Minute), Länge der Geländestrecke und Anzahl der Hindernisse in CCI-Prüfungen:

Klasse Geschwindigkeit Länge Anzahl der Hindernisse
1* 520 mpm 3.640–4.160 m max. 30
2* 550 mpm 4.400–4.950 m max. 34
3* 570 mpm 5.700–6.840 m max. 40
4* 570 mpm 6.270–7.410 m max. 45

Geschwindigkeit (in Metern pro Minute), Länge der Geländestrecke und Anzahl der Hindernisse in CIC-Prüfungen:

Klasse Geschwindigkeit Länge Anzahl der Hindernis
1* 520 mpm 2.400–3.200 m 24–32
2* 550 mpm 2.800–3.600 m 28–36
3* 570 mpm 3.200–4.000 m 32–40

Springen

Klasse Höhe Weite an der Oberseite Weite an der Basis
CIC/CCI1* 1,15 m 1,40 m 1,90 m
CIC/CCI2* 1,20 m 1,50 m 2,10 m
CIC/CCI3* 1,25 m 1,60 m 2,30 m
CIC/CCI4* 1,25 m 1,60 m 2,30 m

Pferde für Vielseitigkeit

Für eine Teilnahme an Prüfungen in den unteren Klassen sind Pferde der meisten Rassen und Zuchtlinien geeignet, sofern sie individuell einen adäquaten Ausbildungs- und Konditionsstand aufweisen. In den höheren Klassen dominieren Warmblüter mit höherem Vollblutanteil und reine Vollblüter. Ein gutes Vielseitigkeitspferd muss rittig und verlässlich sein. Es muss sich bei der Dressurprüfung konzentrieren können und darf sich nicht ablenken lassen. Für die Geländestrecke muss es entsprechend athletisch sein und über den nötigen Mut und hohe Leistungsbereitschaft verfügen. Eine raumgreifende Galoppade und Stehvermögen sollten ebenso vorhanden sein wie ein belastbares Pferd und ein gutes Sehvermögen für Entfernungen. Trotz aller Härte darf es über Sprüngen nicht unvorsichtig sein, da dies schnell zu unnötigen Abwürfen in der Springprüfung führen kann.

Geschichte der Sportart

Die Military ist, wie ihr alter Name sagt, eine „Erfindung“ des Militärs und seiner damaligen Bedürfnisse. Sie entstand aus dem Ausbildungsprogramm der Kavallerie und stellte eine Art Abschlussprüfung für Reiter und Pferd nach erfolgter Ausbildung dar. Von besonderer Bedeutung war diese Leistungsprüfung auch für die Zuchtauswahl hinsichtlich der Zucht von Pferden für den militärischen Bedarf.

Internationale Meisterschaften

Höhepunkt der Vielseitigkeitsreiter sind wie in vielen anderen Sportdisziplinen die Olympischen Sommerspiele. Seit 1912 werden die Olympiasieger im Vielseitigkeitsreiten ermittelt.

Jeweils zwei Jahre nach den Olympischen Sommerspielen werden seit 1990 die Weltreiterspiele ausgetragen, die auch die Weltmeisterschaften im Vielseitigkeitsreiten umfassen. Zuvor wurden die Weltmeister bei einer eigenständigen Veranstaltung ermittelt.

In Europa werden seit 1953 die Europameisterschaften im Vielseitigkeitsreiten durchgeführt. Diese werden seit 1965 alle zwei Jahre, jeweils in den ungeraden Jahren, ausgetragen. Vergleichbare Wettbewerbe sind für Nord- und Südamerika die Panamerikanischen Spiele sowie für Asien die Panasiatischen Spiele.

Olympische Geschichte

Olympische Spiele bis 2000: Military

Bei der olympischen Premiere in Stockholm 1912 (auch mit Mannschaftswettbewerb) durften nur Offiziere teilnehmen, ab Antwerpen 1920 auch so genannte Herrenreiter. Frauen sind in die Mannschaften integriert und nahmen erstmals in Tokio 1964 teil.

Nach dem Reglement der Spiele von 1912 erfolgte die Prüfung über mehrere Tage:

  • Tag 1: Ausdauerprüfung 55 km auf Weg- und Rennstrecken (erlaubte Zeit 4 Stunden; vorgegebenes Tempo: 230 m/min), gefolgt von einer cross-country von 5 km mit einem vorgegebenen Tempo von 333 m/min. Zeitüberschreitung führte zu Strafpunkten, schnelleres Reiten hatte keine Auswirkung auf das gezählte Ergebnis.
  • Tag 2: Ruhetag
  • Tag 3: Hindernisrennen (Steeplechase) über 3,5 km mit 10 Sprüngen, vorgegebenes Tempo: 600 m/min, Zeitüberschreitung führte zu Strafpunkten, schnelleres Reiten hatte keine Auswirkung auf das gezählte Ergebnis.
  • Tag 4: eher einfache Springprüfung
  • Tag 5: Dressurprüfung

In Antwerpen gab es keine Dressur, dafür zwei Geländeritte über 20 Kilometer am ersten und 50 Kilometer am zweiten Tag.

Das für die Spiele in Paris 1924 eingeführte Reglement ähnelte bereits mehr der bis heute stattfindenden 3-tägigen Prüfung:

  • Tag 1: Dressurprüfung
  • Tag 2: Ausdauerprüfung
  • Tag 3: Springprüfung

Die Ausdauerprüfung setzte sich dabei wie folgt zusammen:

  • Phase A: kurze Wegstrecke mit 5 Strafpunkten pro 5 s Zeitüberschreitung
  • Phase B: Hindernisrennen (Steeplechase), vorgegebenes Tempo wurde von 600 m/min auf 550 m/min abgesenkt, 10 Strafpunkte für je 5 s Zeitüberschreitung, 3 Punkte wurden je 5 s Zeitunterschreitung gutgeschrieben
  • Phase C: lange Wegstrecke mit 5 Strafpunkten pro 5 s Zeitüberschreitung
  • Erholungspause
  • Phase D: Cross-Country-Strecke, 10 Strafpunkte je 5 s Zeitüberschreitung, 3 Punkte wurden je 10 s Zeitunterschreitung gutgeschrieben
  • Phase E: Viertelmeile (402,34 m) auf Flachstrecke mit 5 Strafpunkten pro 5 s Zeitüberschreitung

Die letzte Phase E wurde 1967 abgeschafft, die Möglichkeit, durch schnelleres, fehlerfreies Reiten auf der Hindernisstrecke und dem Geländekurs Punkte zu gewinnen, um Defizite in anderen Bereichen auszugleichen, entfiel 1971.

1963 wurde ein Halt zu einer 10-minütigen Pause nach absolvieren der Phasen A, B, und C eingeführt. Er war in einem abgegrenzten Gebiet (in der 10-minute box) abzuwarten, wo der Zustand des Pferdes durch 2 Richter und einen Turnierveterinär überprüft wurde. Damit sollte sichergestellt werden, dass das Pferd noch über eine ausreichende Kondition verfügt, um die verbleibenden Phasen zu absolvieren. Ein Nichtbestehen dieser Fitnessprüfung führte zum Ausschluss des Starterpaares aus der Prüfung.

Olympische Spiele seit 2004: Wandel der Sportdisziplin

Sandra Auffarth mit Opgun Louvo auf der Geländestrecke der Olympischen Sommerspiele 2012

Nachdem es beim Geländeritt in den 1990er-Jahren zu einigen Todesfällen und schweren Verletzungen von Reitern und Pferden gekommen war, war der Verbleib der Vielseitigkeit im olympischen Programm gefährdet. Besonders bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney häuften sich schwere Unfälle, da die Cross-Country-Strecke in ihrer Schwierigkeit so dimensioniert war, dass sie eine ernsthafte Herausforderung an die Weltspitze mit sichtbaren Ergebnisabständen zum Rest des Feldes war. Gleichzeitig starteten jedoch zahlreiche nicht zur Weltspitze gehörende Paare, die für Fremdländer starteten und den Anforderungen verschiedentlich nicht gewachsen waren. Um dem entgegenzuwirken, hat man das Format bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 geändert, der Geländeteil war dort auf die reine Geländestrecke mit festen Hindernissen beschränkt und etwa fünf Kilometer lang. Es waren weder die Wegestrecken noch eine Rennbahn zu absolvieren. Dadurch soll die Gefahr von schweren Unfällen durch das Aufeinandertreffen technisch schwieriger Passagen mit stark ermüdeten Pferden verringert werden.

Dieser Modus verbreitete sich seitdem zunehmend auch bei nichtolympischen Spitzenwettbewerben und hat sich angesichts sinkender Unfallzahlen offenbar bewährt. An der olympischen Prüfung 2008 in Hongkong durften aufgrund des aktuellen Reglements nur Starterpaare teilnehmen, die bis spätestens Mai 2008 erfolgreich an einer CCI/CIC***-Prüfung teilgenommen hatten.

Weblinks

Commons: Eventing – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sicherheitsdiskussion: Manche Reiter meiden Turniere mit Sicherheitselementen, Interview (undatiert) von Wolf-Dietrich Nahr mit Christian Zehe auf buschreiter.de
  2. spiegel.de 15. Juni 2014: Todessturz im Vielseitigkeitsreiten: "Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben", Interview von Olaf Stampf mit Martin Plewa
  3. New FEI Eventing Safety Group Holds First Meeting, Pressemitteilung der FEI, 26. Juni 2007 (englisch)
  4. Pressemitteilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, 3. Mai 2013: Vielseitigkeit: Neues FEI-Qualifikationsverfahren Reiter werden nach Erfolgen in Kategorien eingeteilt