Willi Forst

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Willi Forst am 15. September 1947

Willi Forst, eigentlich Wilhelm Anton Frohs, (* 7. April 1903 in Wien; † 11. August 1980 ebenda) war ein österreichischer Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Sänger. Als Schauspieler war er ein Publikumsliebling, als Regisseur einer der bedeutendsten Vertreter der musikalisch-komödiantischen Wiener Filme der 1930er-Jahre. Zahlreiche Schallplattenaufnahmen, unter anderem charmante Wiener-Chansons, für die Marke Odeon der Carl Lindström AG seit Mitte der 1930er Jahre.

Leben

Willi Forst wurde als Sohn eines Porzellanmalers in Wien geboren. Seine ersten Erfahrungen auf der Bühne sammelte er als Laienspieler. 1919 erhielt er, obwohl er keine professionelle Schauspielausbildung besaß, ein Engagement in Teschen. Seine erste Filmrolle erhielt er 1922 als Statist im österreichischen Monumentalfilm Sodom und Gomorrha. Nach und nach stieg er über mehrere Provinzbühnen die Karriereleiter empor und bekam 1925 als lyrischer Tenor einen Vertrag für Operetten und Revuen am Metropoltheater in Berlin. Dazwischen spielte er auch in Wien am Carltheater und am Apollotheater. Durch Max Reinhardt gelangte er 1928 an das Deutsche Theater.

Seine erste größere Rolle erhielt er 1927 neben Marlene Dietrich in Café Elektric. Wie auch Marlene Dietrich verdankte er diese Hauptrolle dem Filmproduzenten Sascha Kolowrat-Krakowsky, der den beiden somit zum Durchbruch als Schauspielstars verhalf. Willi Forst wurde rasch ein Star des Wiener Films, dessen Merkmal die Ähnlichkeit zur komischen Operette war. Er spielte, häufig mit Gesangseinlagen, viele unterschiedliche Charaktere vom Zuhälter und Mörder über Komponisten und Artisten bis zu galanten Offizieren.

Willi Forst singt Bel Ami, 1939
Grabmal von Willi Forst auf dem Neustifter Friedhof

Die 1930er- und 1940er-Jahre bildeten den Höhepunkt seiner Filmkarriere, die er ab 1933 auch als Regisseur bestritt. In jenem Jahr inszenierte er mit der Schubert-Biographie Leise flehen meine Lieder (1933) seinen ersten Film. Danach folgten in loser Folge seine bekanntesten und beliebtesten Spielfilme: Maskerade (1934), Allotria (1936), Burgtheater (1936), Bel Ami (1939), Operette (1940), Wiener Blut (1942) und Wiener Mädeln (1945). Mit seinen stimmungsvollen musikalischen Komödien, die häufig die Stadt Wien zur Jahrhundertwende als Hintergrund verwendeten, wurde er zum Liebling des Publikums.

Seit 1936 leitete Forst eine eigene Filmgesellschaft, die Wiener Willi Forst-Film, die in Berlin eine Zweitniederlassung hatte. 1937 wurde Forst, der von den Nationalsozialisten sehr geschätzt wurde, in den Aufsichtsrat der verstaatlichten Tobis AG und 1938 auch in den Aufsichtsrat der neu gegründeten Wien-Film berufen. Gemäß dem für die Wiener Filme vorgegebenen Motto „Kraft durch Freude“ konnte Willi Forst weiterhin unbeschwerte Komödien inszenieren. Er versuchte jedoch politische Themen aus seinen Filmen weitgehend herauszuhalten, weshalb er während der sieben Jahre nationalsozialistischer Herrschaft nur vier Filme inszenierte. Dem Filmkollegen Curd Jürgens soll er einmal gesagt haben: „Curd, mach nur keinen Film, in dem eine politische Situation zu zeigen ist. Du wirst eines Tages eine Antwort geben müssen“.[1]

Nach dem Krieg erklärte Forst seine zu dieser Zeit inszenierten und produzierten, von der NS-Filmprüfstelle mit Filmprädikaten ausgezeichneten Filme wie Wiener Blut (1942) zum subtilen Protest: „Meine Heimat wurde von den Nationalsozialisten besetzt, und meine Arbeit wurde zu einem stillen Protest; es klingt grotesk, aber es entspricht der Wahrheit: meine österreichischsten Filme machte ich in der Zeit, als Österreich zu existieren aufgehört hatte.“

In der Nachkriegszeit blieben die großen Erfolge aus. Eine Ausnahme bildete lediglich der Film „Die Sünderin“ (1950) mit Hildegard Knef in der Hauptrolle, der durch Proteste der katholischen Kirche zum Skandal avancierte, aber sieben Millionen Menschen ins Kino zog. „Wien, du Stadt meiner Träume“ (1957) war sein letzter Film. Danach zog Forst sich aus dem Filmgeschäft zurück, da sein Stil, wie er resignierend meinte, nicht mehr gefragt sei.

Nach dem Tod seiner Frau 1973 lebte er gänzlich zurückgezogen von der Öffentlichkeit, litt an Krebs und verbrachte die letzten Lebensjahre im schweizerischen Tessin. Er verstarb 1980 in Wien und wurde auf dem Neustifter Friedhof (Gruppe L, Reihe 10, Nummer 24) in einem ehrenhalber gewidmeten Grab beerdigt.

Im Jahr 1993 wurde in Wien Döbling (19. Bezirk) der Willi-Forst-Weg nach ihm benannt.

Filmografie

Schauspieler

Regie

Auszeichnungen

Literatur

  • Francesco Bono: Willi Forst. Ein filmkritisches Porträt. Edition Text + Kritik, München 2010, ISBN 978-3-86916-054-2.
  • Kirsten Burghardt: Werk, Skandal, Exempel. Tabudurchbrechung durch fiktionale Modelle: Willi Forsts „Die Sünderin“ (BR Deutschland, 1951) (= Diskurs Film. Bd. 11). Diskurs-Film-Verlag Schaudig & Ledig, München 1996, ISBN 3-926372-61-3 (Zugleich: München, Universität, Dissertation, 1995).
  • Robert Dachs: Willi Forst. Eine Biographie. Kremayr und Scheriau, Wien 1986, ISBN 3-218-00437-3.
  • Armin Loacker (Hrsg.): Willi Forst. Ein Filmstil aus Wien. Film-Archiv Austria, Wien 2003, ISBN 3-901932-24-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Curd Jürgens in Österreichische Filmgeschichte(n). 10-teilige Fernsehreihe, ORF, 1970–1972